Ich suche auf diesem Wege etwas Trost und Zuspruch. Vielleicht auch ein wenig Bestätigung.
Die Vorgeschichte: Ich bin 2021 wegen Reizdarm und einer mittelschweren depressiven Episode (Burnout) in die Akutklinik gegangen. Dort hat man dann soziale Phobien diagnostiziert, die den Reizdarm verstärken.
Nach 8 Wochen bin ich mit viel Hoffnung und Energie ausgekommen und habe dann stetig an mir gearbeitet und mich immer wieder mit sozialen Situationen konfrontiert. Etwa halbjährlich habe ich immer wieder versucht, einen ambulanten Therapieplatz zu bekommen. Keine Chance. Also Psychologiebücher gekauft und es selbst in die Hand nehmen. Das lief erstmal ganz gut.
Kurz vor der Klinik nahm ich Mirtazapin 15 mg, was in der Klinik auf 30 mg erhöht wurde.
2022 habe ich Mirtazapin ohne Probleme auf 15 mg reduziert und anschließend mal escitalopram bis 15 mg über ein halbes Jahr probiert.
Hat nicht viel geholfen, also Escitalopram nach 6 Monaten erfolgreich ausgeschlichen.
Bis dieses Jahr habe ich dann weiter mit Mirtazapin durchgehalten. Jeden Tag immer weiter ein Kampf, aber es ging irgendwie.
Mit Absprache mit dem Arzt wollte ich das Mirtazapin ausschleichen, da ich so einige Entscheidungen für meine langfristige Gesundheit getroffen habe. Ich ziemlich davon überzeugt, dass das Mirtazapin zwar eine gute Stütze sein kann, aber langfristig dem Körper schaden kann. Abgesehen von der Appetitsteigerung und den gelegentlichen Tinnitus spüre ich keine großen beeinträchtigenden Nebenwirkungen. Ich habe auch nicht mehr als 5kg zu genommen, was mich aber gar nicht stört.
Jetzt zu meiner Krise.
Ich habe Mitte Januar angefangen, für zwei Wochen die Dosis von Mirtazapin auf 7.5 mg zu reduzieren. Ich konnte weiterhin meinen Arbeitsalltag bestreiten und spürte mehr Energie und wurde früher wach. Nach diesen zwei Wochen fühlte ich mich sicher genug, das Mirtazapin zu vierteln, auf 3.75 mg Dosis. Das war vor etwa zwei Wochen.
Ich wurde immer gereizter und schneller von Menschen genervt. Aber es ging gut, bis auf letzte Woche. Montag einen guten Tag gehabt und soziale Herausforderungen gut gemeistert. Dienstag war ich morgens schon extrem erschöpft. Früher wach, aber Albträume und sehr kaputt. Ich habe mich trotzdem zur Arbeit überwunden. Dabei war ich immer mehr vom Kollegium genervt (was aber normaler Büroalltag war). Mittwoch Homeoffice und für viel Ruhe und Entspannung gesorgt. Trotzdem noch ziemlich angeschlagen. Donnerstag wieder Büro, wie Dienstag. Ich fange allmählich an zu realisieren, ich welchem Zustand ich mich befinde. Freitag: Burnout. Es fühlt sich exakt genauso an, wie vor meinem Klinik-Aufenthalt. Kriege kann mich nicht konzentrieren und bin schnell gereizt und mein Reizdarm macht auch schon die ganze Woche einen Strich durch die Rechnung. Dabei hatte ich schon vergessen, dass ich das Mirtazapin ausschleiche. Ab nachmittags ging es auch einigermaßen besser, außer Freitag.
Ich bin jetzt an einem Punkt gelandet, wo ich viel reflektiere und erkenne, dass ich voll gegen die Wand renne. Aber gleichzeitig erkenne ich klarer die Ursachen.
Kann es sein, dass es die Ausschleichsymptome sind? Ich hatte die Tage in einem Sammelthread dazu geäußert, aber das ist wohl untergangen.
Ich selbst vermute, dass das Mirtazapin mich die letzten Jahre über Wasser gehalten haben, wobei ich noch lange nicht therapeutisch geheilt war. Durch das Absetzen werden die Gefühle wieder intensiver (siehe Gereiztheit) das führte jetzt zum somatischen Burnout. Das schlechte daran ist: Ich befinde mich jetzt in der Hölle und leide. Das gute daran: ich hatte die Erleuchtung wie nie zuvor. Ich erkenne jetzt noch klarer, wo die Ursachen meiner sozialen Phobien liegen. Ich habe endlich die Quelle gefunden. Nur wie komme ich da raus? Wie kann ich meine Hypervigilanz bedingt durch traumatische Mobbingerfahrungen und dazu den unpassenden Erziehubgsstil meiner Eltern vom heutigen Leben entkoppeln?
Ich habe heute gerade so noch die Kraft aufwenden können, meinen Chef zu informieren. Jeder sozialer Kontakt kostet mich zurzeit extrem viel Überwindung.
Morgen versuche ich den Kontakt zu meinem Arzt aufzunehmen. Ich werde mich für wohl für die Woche krankschreiben lassen und in Absprache mit dem Arzt wieder. Mit dem Mirtazapin hochfahren. Seit 2 Tagen nehme ich übrigens wieder 7.5 mg. Aber wenn ich mich erstmal wieder stabilisieren kann, würde ich wieder auf 30 mg hochfahren. Ist das eine gute Idee? Wie lange dauert es wohl, bis die antidepressive Wirkung eintritt?
Ich versuche die Tage noch einmal, zeitnahe eine ambulante Psychotherapie zu bekommen, wo ich aber weniger Hoffnung finde. Ehrlich gesagt finde ich mich in wenigen Wochen/Monaten wieder in der Klinik. Um endlich mit meinen neuesten Erkenntnissen die Therapie zu vertiefen und den richtigen Heilungsweg zu finden.
Andererseits habe ich mich so auf ein Projekt bei meiner Arbeit gefreut, das ich ungern verpassen will. Das schaffe ich wohl jetzt nicht mehr. Dazu wachsen die Sorgen um meine Arbeitsstelle.
18.02.2024 15:44 • • 22.02.2024 #1