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Eines der grundlegenden Probleme meines Lebens ist Passivität. Ich habe unglaubliches Talent darin, unangenehme Ereignisse und Entwicklungen einfach passiv zu ertragen, ohne zu handeln. Einige werden an den Spruch den Ar. nicht hoch kriegen denken, aber es ist komplizierter.

Fast mein ganzes Leben lang ist das schon so. Ich ertrage apathisch und phlegmatisch, was das Leben mir an Schwierigkeiten in den Weg legt. Ich leide still, ohne zu klagen, aber auch ohne jemanden um Hilfe zu bitten. Oft fühle ich mich wie ein kleines Ruderboot in stürmische See. Die Wellen werfen mich mal hier hin, mal dort hin und ich habe nichts, womit ich die Richtung beeinflussen könnte.

Wie ich in meinen Einstiegsbeitrag schrieb, ich will und muss mein Leben jetzt in den Griff kriegen, will und muss mich aus diesem ganzen Schlamassel herauskämpfen. Deshalb arbeite ich gerade daran, meine irrsinnige Angst vor Ärzten und Psychiatern zu überwinden und zu ihnen zu gehen.

Im Moment habe ich gerade mal wieder eine Phase, in der es nicht geht, in der ich nichts zustande kriege. Ich vermute, Ihr alle kennt solche Phasen auch. Daher meine Frage:

Was macht Ihr in, wenn Ihr nichts hinbekommt? Wenn Ihr Dinge zu erledigen habt, aber keinen Antrieb, keine Kraft, keinen Mut habt? Welche Tricks kennt Ihr, welche psychologischen Mechanismen ruft Ihr auf?

Vielen Dank für Eure Zeit und Eure Hilfe.

17.07.2021 20:36 • 21.07.2021 x 3 #1


14 Antworten ↓


Zitat von Spaceman:
Ich leide still, ohne zu klagen, aber auch ohne jemanden um Hilfe zu bitten.


Bedeutet, 1. hast du eine immense Kraft in dir und 2. nur die falsche Sicht darauf, was unter Hilfe annehmen von dir verstanden wird.

Ich war auch so, was das Thema Hilfe annehmen anbelangt.

Vielleicht dröselst du bissle auf, warum du der Meinung bist, alles selbst aushalten zu müssen.

A


Umgang mit Passivität, Apathie und Handlungsunfähigkeit

x 3


Hallo @Icefalki

Da musste ich erst einmal länger drüber nachdenken.

Ich habe das hier jetzt schon ein paar Mal gelesen. Dieses Gefühl wie ein Kind zu sein, das hilf- und ratlos dasteht und nicht weiter weiß. Würde jemand kommen, mir die Hand reichen und sagen Komm, ich helfe dir, ich würde die Hand sofort nehmen. Aber aus eigenem Antrieb hinzugehen und um Hilfe zu bitten, fällt mir unendlich schwer.

Manchmal habe ich das Gefühl, völlig darauf konditioniert zu sein, es alleine durchstehen zu müssen. So ist das nämlich bis auf wenige Ausnahmen seit der Kindheit. Rational weiß ich, dass das Unsinn ist. Aber emotional gibt es diese kleine Stimme, die sagt Du hast dich in den Schlamassel gebracht, jetzt sieh zu, wie du hier wieder herauskommst.

Dann sind da natürlich die üblichen sozialen Ängste. Aber es ist mehr. Was passiert, wenn das nicht klappt. Wenn alle Medikamente, Therapien und Maßnahmen nichts ändern. Wenn ich nicht erst genommen werde. Wenn ich an überarbeitete, gestresste, ungeduldige, wenig einfühlsame Fachleute gerate und einmal mehr die Erfahrung machen, dass ich mit Menschen nicht zurechtkomme. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal ertrage.

Zitat von Spaceman:
konditioniert zu sein, es alleine durchstehen zu müssen


Bist du auch, war ich auch. Das sitzt ganz tief, denn deine ganze Gedankenmuster sind das Resultat einer Kindheit, die sagen wir mal salopp, wenig herzlich war.

Gelernt haben wir, dass niemand wirklich in emotionaler Hinsicht für uns da ist. Eher das Gegenteil. Als Endprodukt bleibt tiefe Unsicherheit, Misstrauen und das Wissen: Mir hilft eh keiner. Also muss ich da selber durch.

Und das ist unsere Wahrheit, dieses gnadenlose: Selber schuld, guck, wie du das alleine hinbekommst. Und das glauben wir tatsächlich..

Da die Dressur perfekt gelungen ist, wir nur noch leiden und glauben, dass alles in Stein gemeißelt ist, wird es Zeit, hier mal anders denken zu lernen.

Ist bissle schwierig, da man niemanden wirklich traut. Allerdings, was hat man zu verlieren? Könnte doch auch mal gut werden, denn noch viel SCHLECHTER?

1. Egal aus welchem Grund man diese Erziehung durchlaufen musste, Tatsache bleibt, sie war definitiv Mist.

2. Es liegt nun an mir, diesen Mist zu verändern, und hier liegt an es mir, mal andere Wege ausprobieren zu wollen.

3. Wir bekommen nimmer diese Elternliebe, die ist futsch. Jetzt müssen wir sie in uns selber suchen und da dürfen andere helfen und sogar dabei versagen.

Ich kam definitiv weiter, als ich diesen Weg eingeschlagen habe und extremst an mir gearbeitet habe. Das ist natürlich der Vorteil, wenn man Zeit seines Lebens alleine gekämpft hat. Das meinte ich mit der immensen Kraft.

Und rein medizinisch gedacht, wer nur am Kämpfen ist, wer glaubt, alles irgendwie alleine hinzubekommen, der erschöpft sich früher oder später, da irgendwann die guten Botenstoffe mehr als verbraucht sind. Und dann wird es sehr dunkel und nix mehr geht.

Deshalb darf man auch mal an Medis denken. Man darf nämlich alles mal ausprobieren, selbst das mit der Hilfe annehmen.

Zitat von Spaceman:
Welche Tricks kennt Ihr, welche psychologischen Mechanismen ruft Ihr auf?


An die Konsequenzen denken. Die Angst vor Konsequenzen treibt mich immer dazu, Dinge rechtzeitig zu erledigen, egal wie schlecht es mir geht.

Ach, Icefalki, es tut echt gut, das mal gesagt zu bekommen. Vielen Dank dafür!

Zitat von Icefalki:
Ich kam definitiv weiter, als ich diesen Weg eingeschlagen habe und extremst an mir gearbeitet habe.


Wie genau bist Du da ran gegangen? Hattest Du irgendwelche speziellen Methoden? Ich habe zwar selbst einiges an Techniken zusammengetragen, aber ich bin sehr interessiert, was andere erfolgreich ausprobiert haben.

Zitat von Spaceman:
Hattest Du irgendwelche speziellen Methoden?


Nicht wirklich. Was ich aber kann, wenn ich ruhig bin, hihi, das ist Analysieren.

Dazu musst du aber vor dir selbst die Hosen runterlassen und dich ins Gebet nehmen.

Bedeutet, ich musste den echten Grund meiner Angst erkennen. Der war nix anderes, als der ständige Schrei nach Liebe. Deswegen war ich perfektionistisch unterwegs, konnte mit Kritik nicht umgehen, und war ständig auf der Hut, ja gemocht zu werden und und und.
Oder wir sagen totale Unsicherheit dazu. Nach aussen hin, die Überfliegerin, aber drinnen ..... oh weh.

Und so ne taffe Frau kriegt Panikattacken vom Feinsten. Und dumm bin ich auch nicht. Aber perfekt im Selbstbetrug.

Wenn man dann mal vor seinem Seelenmüll steht, dahin zu kommen war nicht ganz einfach, dann ist das schon traurig , ne Loserin war ich ja sowieso.

Und ab hier kann man mal loslassen. Kann die Energie, die man als so tun als ob, dazu verwenden, um nach Veränderungen zu suchen.

1. Veränderung war, Suche nach Elternliebe ist durch. Thema erledigt.

2. Veränderung: Mund öffnen und für mich einstehen. Egal wo, egal wann, egal wie.

3. Dabei auf der sachlichen Schiene bleiben, und

4. Keine Erwartungen mehr .

5. Ich bin gaga, und mir gefällt das.

Ich nenne das meine Authenzitität und wenn ich auf mich achte, funktioniert alles.

Ach noch etwas: Bin sehr freiheitsliebend, d.h. wenn es Fesseln gibt, dann bestimme ich, ob ich sie tragen möchte.

Und rumjammern ist nicht, denn, ich entscheide und trage dann auch die Verantwortung und die Konsequenzen aus allem.

Dieser letzte Satz hilft mir immer, wenn es mal blöd wird.

Servus Spaceman,

Zitat von Spaceman:
Manchmal habe ich das Gefühl, völlig darauf konditioniert zu sein, es alleine durchstehen zu müssen.

Zitat von Spaceman:
Du hast dich in den Schlamassel gebracht, jetzt sieh zu, wie du hier wieder herauskommst.


Das Kausalitätsprinzip sollte einen eigentlich folgendes lehren: Feuer kann man nicht mit Feuer bekämpfen. In Deiner Lage bedeutet das: Wenn meine Überzeugung, alles alleine schaffen zu müssen, mich in diese Lage gebracht hat, muss ich Hilfe von außen holen.
Dieses Hilfe von außen holen ist übrigens ebenfalls Deine autonome Leistung. Es ist ein weit verbreiteter Denkfehler, dass einem von außen geholfen wird. In Wahrheit helfen wir uns aktiv mit der Hilfe von anderen. Dies gilt von Anfang an bis zum Ende der Therapie.

Zitat von Spaceman:
Und jetzt stehe ich hier, vor 25 Jahren sozial abgestürzt und nie wieder richtig hoch gekommen. Seit 10 Jahren keine Freunde mehr, seit ewigen Zeiten keine Freundin. Praktisch keine sozialen Kontakte, außer seltenen Besuchen bei meinen Eltern, denen ich aber auch immer mehr aus dem Weg gehe. Wohne als völlig zurückgezogener Einzelgänger in einem Dorf wo man sich kennt. Ich bin 20 Kilo zu dick geworden, habe eine heftige Hyperhidrose vor allem am Kopf entwickelt und bin in einem Alter, wo ich merke, dass dann so langsam mal die Zeit eng wird.


In diesem kleinen Absatz finde ich mindestens 10 Bewertungen, die völlig subjektiv sind. Auch wenn sie objektiv als zutreffend gehandelt werden, stellen Deine persönlichen Bewertungen ein u. U. schwerwiegendes Hinderniss dar, um ins Handeln zu kommen.

Zitat von Spaceman:
Ich hab's geschafft: völlig isoliert und fast vollständig vereinsamt. Mit einem Herzen, das zum Bersten gefüllt ist mit Sehnsucht, einer Seele voller Angst, Zweifel, Scham, Traurigkeit und Enttäuschung und einer Psyche, die 'nen heftigen Knacks hat.


Auch hier siehst Du (!) m. E. nur die dunklen Seiten. Sowohl Icefalki als auch ich hingegen erkennen hier ein Riesenpotenzial: Fähigkeit zur Eigenanalyse, Visionen (wenn auch hübsch gedeckelt...), Ehrlichkeit und vor allem - Empathie! Sämtlich Aspekte, die eine äußerst vielversprechende Basis für psychotherapatische Arbeit bilden.

Zitat von Spaceman:
Irgendwann im Winter ging es dann los, dass das alles durchbrach. Seit dem vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht von hoffnungsvollen oder romantischen Fantasien und anschließenden Abstürzen in tiefe Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit geplagt werde.


Das beweist, dass Deine emotionale Vitalität zum Glück noch vollumfänglich vorhanden ist. Auch dies ein wichtiger und hilfreicher Baustein für das weitere Vorgehen.

Zitat von Spaceman:
Das richtig fiese aber ist, dass ich ebenso furchtbare Angst vor genau den Menschen habe, die mir helfen könnten: Ärzte, Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter, Selbsthilfegruppen, etc.


Wie alle Emotionen darfst Du nun als Erwachsener auch jedwede Angst auf ihre Stichhaltigkeit hin prüfen. Ich rate hier zum Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas als erste Anlaufstelle. a) Ist die Einstiegsschwelle extrem niedrig und b) aus meiner Erfahrung arbeiten da idR sehr gute Leute, die über viel Erfahrung verfügen ohne den ganzen Krankenversicherungsklimbim im Nacken zu haben. Schildere dort Deine aktuelle Lage und lasse Dich auf das Abenteuer einfach mal ein. Denke gar nicht viel weiter - tue einfach mal diesen einen Schritt, ohne jegliche denkbaren Szenarien heraufzubeschwören - denn sie sind einfach nicht zutreffend. Das wirst Du nach dem Termin sofort feststellen.

Es ist so wie in einem Haus. Um die Küche zu finden, musst Du erstmal die Haustüre öffnen...usw

Zitat von Spaceman:
Fast mein ganzes Leben lang ist das schon so. Ich ertrage apathisch und phlegmatisch, was das Leben mir an Schwierigkeiten in den Weg legt. Ich leide still, ohne zu klagen, aber auch ohne jemanden um Hilfe zu bitten.

Zitat von Spaceman:
Manchmal habe ich das Gefühl, völlig darauf konditioniert zu sein, es alleine durchstehen zu müssen. So ist das nämlich bis auf wenige Ausnahmen seit der Kindheit. Rational weiß ich, dass das Unsinn ist. Aber emotional gibt es diese kleine Stimme, die sagt Du hast dich in den Schlamassel gebracht, jetzt sieh zu, wie du hier wieder herauskommst.

Zitat von Spaceman:
Würde jemand kommen, mir die Hand reichen und sagen Komm, ich helfe dir, ich würde die Hand sofort nehmen. Aber aus eigenem Antrieb hinzugehen und um Hilfe zu bitten, fällt mir unendlich schwer.


Hierzu hat Icefalki schon wertvolle Anmerkungen gegeben. Hinzu noch:

Leidensfähigkeit bedarf immer einer gewissen Leidensbereitschaft. Wie diese entstand, lernst Du in Büchern, SH-Gruppen (sehr empfehlenswert!), Gruppentherapie (noch empfehlenswerter!), Foren, Einzelgesprächen etc.

Es ist im Grunde ein Vermeidungsverhalten, erscheint jedoch eleganter formuliert vor unserem innerem Auge als stilles Leiden oder Handlungsstarre etc. Es ist weder Feigheit noch Faulheit. Vermeidungsverhalten bzw. Kompensationshandlung (hier: Nicht-Handeln! und Leiden) bringen subjektiv erlebt (und deshalb stets wiederholt) einen kurzfristigen (!) Vorteil, oft in Form einer Entlastung. Leiden als Entlastung - krass oder? Aber leider zutreffend, wenn man es zu Ende denkt.

Selbst wenn wir intellektuell unser Verhalten als leidfördernd erkennen, gelingt nicht die innere Transferleistung ins Herz: Unser unbewusstes Handeln folgt selten der Vernunft sondern dem Gemüt. Als PC-Geek dürftest Du mit Online- und/oder Spielsucht schon mal Erfahrungen gemacht haben und kannst erkennen, wovon ich spreche. Jekyll Hyde, Engerl Teuferl sind andere Metaphern für dieses Phänomen und die zwei Herzen, die ach in meiner Brust schlagen, meinen dasselbe....

Zitat von Spaceman:
Was passiert, wenn das nicht klappt. Wenn alle Medikamente, Therapien und Maßnahmen nichts ändern. Wenn ich nicht erst genommen werde. Wenn ich an überarbeitete, gestresste, ungeduldige, wenig einfühlsame Fachleute gerate und einmal mehr die Erfahrung machen, dass ich mit Menschen nicht zurechtkomme.


Dies sind alles Argumente des Gemüts. Vermeidungsverhalten kannst Du wie einen eigenen (erhaltungswilligen!) Organismus betrachten, der nichts (!) anderes will, als weiter zu bestehen! Er kümmert sich einen Dreck um seinen Wirt.

Zitat von Icefalki:
Da die Dressur perfekt gelungen ist, wir nur noch leiden und glauben, dass alles in Stein gemeißelt ist, wird es Zeit, hier mal anders denken zu lernen.

Zitat von Icefalki:
Wir bekommen nimmer diese Elternliebe, die ist futsch. Jetzt müssen wir sie in uns selber suchen und da dürfen andere helfen und sogar dabei versagen.


Es gibt Gasthäuser und Wirtshäuser - Gasthäuser legen mehr Wert auf die Gäste (und der Wirt geht irgendwann pleite...), Wirtshäuser dienen dem Wirt! Stelle mit den o. g. beiden Einsichten die Weichen für eine positive Entwicklung Deiner Unternehmensstruktur. Lang lebe der Wirt sagen die in letzter Zeit gegründeten IGs für die Wiederbelebung der Dorfgaststätten! Die Gäste, die einen gesunden Wirt zu schätzen wissen, werden von alleine kommen. Die anderen sind verzichtbar.

Zitat von Icefalki:
Und rein medizinisch gedacht, wer nur am Kämpfen ist, wer glaubt, alles irgendwie alleine hinzubekommen, der erschöpft sich früher oder später, da irgendwann die guten Botenstoffe mehr als verbraucht sind. Und dann wird es sehr dunkel und nix mehr geht.


Oh ja - sehr, sehr wahr!

Zitat von Schlaflose:
An die Konsequenzen denken. Die Angst vor Konsequenzen treibt mich immer dazu, Dinge rechtzeitig zu erledigen, egal wie schlecht es mir geht.


Richtig! Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass auch gute Konsequenzen zu bedenken sind. Mir persönlich hat es in jeglicher Therapieform schon immer am meisten geholfen, die positiven Konsequenzen zu erleben statt mir die negativen als Damoklesschwert oder nachträgliche Reue vor Augen zu führen...

Get down, get up - that´s life.
And more...

Hallo Ihr beiden

Echt schade, dass es hier nur die Danke-Links gibt. Ich würde Euch beiden gerne fünf Sterne geben. Eure Einblicke, Erklärungen und Sichtweisen sind unglaublich erhellend und hilfreich! Nicht nur hier in meinen Threads sondern auch in vielen anderen. Ihr schafft es, dass diese Vorstellung von Hilfe suchen, Veränderung, Selbstoffenbarung aber auch Konfrontation mit meinem Seelenmüll immer mehr ihren Schrecken verliert. Ganz bin ich noch nicht da, aber ich merke, dass in mir immer mehr Stärke und Zuversicht heranwächst.

Zitat von Icefalki:
2. Veränderung: Mund öffnen und für mich einstehen. Egal wo, egal wann, egal wie.

Zitat von moo:
Schildere dort Deine aktuelle Lage und lasse Dich auf das Abenteuer einfach mal ein. Denke gar nicht viel weiter - tue einfach mal diesen einen Schritt, ohne jegliche denkbaren Szenarien heraufzubeschwören - denn sie sind einfach nicht zutreffend. Das wirst Du nach dem Termin sofort feststellen.


Ok, Planänderung. Ich habe hier mittlerweile einen Haufen Aufzeichnungen, z.B. in denen ich alle möglichen Ängste widerlege. Alles total rational aber nur wenig besagte Transferleistung. Darunter sind viele Probleme, die jetzt gar nicht passieren können. Ich bin nicht in Therapie, also macht es auch keinen Sinn, mir über ein Scheitern derselben Gedanken zu machen. Und weg mit diesem unsinnigen Zeitplan, der auch nur zum weiteren Vermeiden und Hinauszögern dient.

Ab sofort geht es nur noch um diesen einen Schritt!

Bis Monatsende muss ich noch arbeiten, die Aufträge kann ich jetzt nicht abbrechen. Aber dann nehme ich mir zwei Wochen frei und dann wird das durchgezogen!

Zitat von moo:
Als PC-Geek dürftest Du mit Online- und/oder Spielsucht schon mal Erfahrungen gemacht haben und kannst erkennen, wovon ich spreche.


Glücklicherweise hatte ich da nie Probleme mit. Meine Computernutzung ist sehr technisch und weniger auf Unterhaltung und Social Media ausgelegt. Programmierung, Linux-Systemtechnik und Netzwerk-Basteleien sind für unsereins zwar überaus erfüllend, aber ohne echten Suchtfaktor. Liegt wahrscheinlich daran, dass es dabei keine schnelle und einfache Befriedigung gibt. Dennoch verstehe ich sehr gut, was Du meinst.

Zitat von moo:
Dies sind alles Argumente des Gemüts. Vermeidungsverhalten kannst Du wie einen eigenen (erhaltungswilligen!) Organismus betrachten, der nichts (!) anderes will, als weiter zu bestehen! Er kümmert sich einen Dreck um seinen Wirt.


Das ist eine hoch-interessante Sichtweise! Unfunktionale, gar schädliche psychische Mechanismen und Verhaltensweisen als Krankheitserreger oder Schadprogramme. Den Blickwinkel werde ich mir genauer ansehen.

Zitat von Icefalki:
5. Ich bin gaga, und mir gefällt das.

Klasse! Dann habe ich den Punkt auch schon mal abgehackt!

Zitat von Spaceman:
unglaublich erhellend und hilfreich!


Mich freut das auch, wenn man bissle ähnlich denkt, oder die Richtung erahnt.

Ich arbeite mit meiner Chefin an deren Problematiken, soweit kommt man mit ne Macke, toll gelle?

Wir sind beim Selbstbewusstsein, mein Lieblingsthema. Ich hab es ihr rauf und runter erklärt, und ganz nett ab und an mal den Spiegel vorgehalten.

Sie ist vom Typ her ziemlich Wischiwaschi, aus falschen Gründen auch misstrauisch, gleichzeitig aber auch hilfreich. Also kompliziert. Ich liebe kompliziert.

Jetzt hat sie eine Jugendliche über das Jugendamt aufgenommen - also siehe hilfreich.

Ich habe ihr gesagt, Liebe Chefin, Du weisst ganz genau, dass das echt schief gehen kann, wenn zuviel Erwartungen deinerseits im Raum stehen. Also, bitte ganz genau überlegen, warum du das tust. Und wenn du das weisst, dann mache es nur für dich.
Heute wurde ich belohnt: Sie hat sich bedankt, natürlich kam es zu Problemen, und sagte: danke, dass du das mit mir besprochen hast, meine echter, wirklicher Grund ist der, dass ich, wenn ich mal sterbe, viele Pluspunkte beim Schöpfer gesammelt habe.

Hammer ! Sowas nenne ich mal Selbsterkenntnis.

Ich schreibe dir das nur als Beispiel, wie wichtig es ist, wenn man sich mit seinen Innersten auseinandersetzt und dann zu einem Ergebnis kommt, das nur für einen selbst zählt.

Mir sind natürlich 100 Gründe eingefallen, um als Nichtgläubige diese Erkenntnis zerpflücken zu können, ABER , darum geht es überhaupt nicht. Es geht nur darum, was jeder einzelne von uns als Richtig für sich selbst ansieht. Und durch sein Tun, mit Wissen der wahren Gründe, zufrieden ist, egal, ob es einem nun gedankt wird, oder nicht.

Früher hätte ich mir anhören müssen, wie undankbar sich Menschen zeigen, wie enttäuschend alles ist, und wie gefrustet und zornig man wird.

Und heute, das..... Ich habe mich total gefreut. Sie war ausgeglichen und zufrieden.

Siehst du, es lohnt sich wirklich, sich mit allem mal auseinanderzusetzen, ehrlich zu sich werden und sich zu hinterfragen.

Zitat von Icefalki:
Jetzt hat sie eine Jugendliche über das Jugendamt aufgenommen - also siehe hilfreich.


Interessant, Zufälle gibts... Das ist in der Tat eine sehr gute Sache, aber, falls sie eigene Kinder hat, dann müssen die gut miteinbezogen werden. Das haben meine Eltern nämlich vergessen. Aber es ist schon spät und ich weiß nicht, ob ich diesen Teil meiner Geschichte im Moment rauslassen möchte.

Zitat von Icefalki:
Ich schreibe dir das nur als Beispiel, wie wichtig es ist, wenn man sich mit seinen Innersten auseinandersetzt und dann zu einem Ergebnis kommt, das nur für einen selbst zählt.

Zitat von Icefalki:
Siehst du, es lohnt sich wirklich, sich mit allem mal auseinanderzusetzen, ehrlich zu sich werden und sich zu hinterfragen.


Und ich verstehe, was Du mir sagen willst. Es gibt da diesen schönen Aphorismus, ich weiß nicht, von wem er ist:

Durch den Spiegel gehen und sich selbst erkennen.

Zitat von Spaceman:
die gut miteinbezogen werden


Nee, das ist nur für 2 Wochen, die Jugendliche geht wieder zu den Eltern.

Mein Chef ist Arzt und seine Frau arbeitet mit. Aber sie sind der Idee verfallen, dass Gutes tun auch erwidert werden muss. Und verstehen die Welt nimmer, wenn das nicht so funktioniert. Tja, immer diese Erwartungen und die grossen Enttäuschungen anschliessend.

So verwurschtelt man sich, wenn man, so wie bei uns, immer auf etwas hofft, es sich wünscht und diese Erwartung nicht erfüllt werden kann oder wird.

Ist bitter und je nach Ausgangslage hat man echt lange mit zu kämpfen. Deshalb den Fokus auf sich selbst richten lernen. Aber mit Liebe, Verzeihen Geduld und eben Ausprobieren.

Guten Morgen Spaceman,

BTW: Linux rules!

Zitat von Spaceman:
Ok, Planänderung. Ich habe hier mittlerweile einen Haufen Aufzeichnungen, z.B. in denen ich alle möglichen Ängste widerlege. Alles total rational aber nur wenig besagte Transferleistung. Darunter sind viele Probleme, die jetzt gar nicht passieren können. Ich bin nicht in Therapie, also macht es auch keinen Sinn, mir über ein Scheitern derselben Gedanken zu machen. Und weg mit diesem unsinnigen Zeitplan, der auch nur zum weiteren Vermeiden und Hinauszögern dient.


Da lacht das Herz! Du bist mit Sicherheit eine Bereicherung für jede Therapiegruppe - und übrigens jetzt schon für das Forum. Selten, dass jemand sich durch so wenige Forumsbeiträge zur Aktion durchringen kann aber Du hast ja laut Deiner Aussage eh schon seit Anfang des Jahres die Startböcke befestigt...trotzdem - bemerkenswert, Deine intuitive Auffassungsgabe!

Letztere ist immens wertvoll und kann sogar richtig Freude bereiten. Das Integrieren dieser Einsichten in den Alltagsgeist jedoch dauert und kann mitunter a bisserl holprig und unstet anmuten. Lass Dir hier die Geduld als zuvorderstes Paramita immer wieder vor Augen führen....

Zitat von moo:
Richtig! Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass auch gute Konsequenzen zu bedenken sind.


Das sowieso
Und die negativen Konsequenzen werden zu positiven, wenn man sie durch rechtzeitiges Handeln verhindert hat

Zitat von moo:

BTW: Linux rules!


Ah! Da weiß einer, was gut ist.

Zitat von moo:
Da lacht das Herz! Du bist mit Sicherheit eine Bereicherung für jede Therapiegruppe - und übrigens jetzt schon für das Forum. Selten, dass jemand sich durch so wenige Forumsbeiträge zur Aktion durchringen kann aber Du hast ja laut Deiner Aussage eh schon seit Anfang des Jahres die Startböcke befestigt...trotzdem - bemerkenswert, Deine intuitive Auffassungsgabe!


Noch bin ich ja nicht da. Aber ich nehme die Vorschusslorbeeren dankend an und werde mich ihrer würdig erweisen.

Zitat von Schlaflose:
Und die negativen Konsequenzen werden zu positiven, wenn man sie durch rechtzeitiges Handeln verhindert hat


Heute kann ich diesen Ratschlag befolgen, zumindest meistens. Es hat eine Zeit gegeben, in der ich innerlich völlig gelähmt war.

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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