Tja, leider ist es so.
Ich gehörte früher ebenfalls zu den Leuten, Energie für 10, gearbeitet wie ein Pferd, für Jeden dagewesen, für Alle alles Mögliche gemacht und getan, mich konnte Nichts aus der Bahn werfen, die SOETWAS nicht verstanden hätten. Wie denn auch? Und dann kam irgendwann vor ein paar Jahren, es gab einen Auslöser, der Zusammenbruch. Depressionen in einer Art und Weise, dass ich von einer Ärztin, die mich nicht kannte (wollte nur ein Medikament für eine kurze Zeit und dann ist wieder alles easy ), SOFORT in die Klinik geschickt wurde. Hatte mich nicht einmal mehr dagegen sträuben können. Und dort habe ich viele Menschen kennengelernt, auch sehr junge, denen es ganz, ganz mies ging. Mir wurden viele Leidensgeschichten erzählt. Ich war oft tief erschüttert. Da habe ich umdenken müssen. Und das habe ich gründlich getan. Nie und nimmer hätte ich vorher gedacht, dass es auch mir einmal so ergehen könnte. Ich war stets der Meinung, die Sonne scheint, stellt Euch nicht so an, das wird schon.... aus der Ferne betrachtet, denn ich kannte zu diesem Zeitpunkt niemanden mit psychischen Erkrankungen. Hätte ich evtl. jemanden persönlich gekannt, hätte meine Meinung wohl anders ausgesehen.
Aus meiner eigenen Familie kam u.a. eine, wohl nett gemeinte SMS (war noch in der Klinik), die da lautete: Ich hoffe, dass Du bald wieder normal ( NORMAL nicht in ) wirst, damit wir wieder zusammen lachen können. Von Lachen war ich zu diesem Zeitpunkt noch weit entfernt. Leider hat diese Person nichts verstanden, gar nichts, obwohl ich mehrfach versucht habe, es ihr zu erklären. Und das, obwohl sie - wahrscheinlich unbewusst und evtl. auch ungewollt - mit zu den Auslösern meiner Depressionen gehört hat. Irgendwie habe ich auch noch ein gewisses Verständnis. Wer diese Erfahrung nicht gemacht hat KANN nicht ermessen, was es bedeutet, Ängste, Depressionen oder was auch immer, zu haben.
Die Aufklärungsarbeit steckt ja immer noch in den Kinderschuhen. Ein gebrochenes Bein ist greifbar für die Menschen, aber unsere Krankheiten leider nicht.
Irgendwann musste ich leider die Verbindung abbrechen, denn es ging nicht mehr weiter so (immer noch völliges Unverständnis auf der anderen Seite). Dadurch hätte ich mich ewig weiterhin am Rande der Depressionen bewegt. Ich habe viel gelernt in dieser Zeit; NEIN-Sagen z.B., auf mein Bauchgefühl zu hören.... Ganz viele Dinge. Habe sogar aus Selbstschutz die Verbindung zu einigen Familienmitgliedern abbrechen müssen und seitdem bin ich - wie vor dieser Zeit - diesbezüglich wieder beschwerdefrei.
Heute käme ich nie und nimmer auf die Idee, jemandem irgendwas zu unterstellen oder nicht sichtbare bzw. für mich nicht greifbare Erkrankungen nicht erst zu nehmen. Wahrscheinlich bräuchten viele Mitmenschen einmal eine solche Erfahrung. Denn erst dann, so meine Vermutung, könnte ein Umdenken stattfinden.
Ich bin jedoch damals, wie heute, stets offen mit diesem Thema umgegangen. Komischerweise habe ich diesbezüglich in letzter Zeit meist positive Resonanzen gehabt. Viele Leute meinten, wenn ich offen zu dem Thema gestanden bin, weil es sich so ergeben hat...- Ja, ich kenne da auch jemanden oder Ich war selber auch schon in einer Klinik deshalb....
Wir können nur hoffen, dass es mit dem Verstehen einmal besser wird, damit die Betroffenen sich nicht auch noch diesbezüglich kämpfen müssen, denn jeder einzelne hat es ohnehin schon schwer genug.
14.10.2018 13:59 •
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