Guten Morgen ihr Lieben,
ich würde gerne zuerst von gestern erzählen, bevor ich alle neuen Beiträge lese. Ich bin schon seit drei Stunden wach, bin aber nicht wach. Ich trinke jetzt meinen pushenden Schafgarbentee
Gestern fuhr mich mein Bruder zu meiner neuen Psychiaterin (mein vorheriger ging leider im August in Rente). Es war der erste Termin mit ihr und trotzdem hatte ich fast überhaupt keine Angst. Das verdanke ich der Online-Angst-Therapie. Sie ist echt super gut.
Normalerweise hätte mich mein Freund begleitet, weil ich mich nie getraut habe, alleine fremde Menschen kennen zu lernen. Aber meinem Freund seine Kopfschmerzen sind schlimmer geworden und die Anti-Angst-Online-Therapie sagt sowieso, man soll möglichst versuchen Aufgaben alleine zu bewältigen. Denn Freund oder Bruder sind sogenannte Abstandshalter, um die Angst fern zu halten. Aber auf Dauer verschlimmern Abstandshalter die Ängste. Also bin ich ganz alleine in die Praxis.
Die neue Psychiaterin ist total nett! Sie hat sogar einen kleinen Scherz gemacht, den ich sehr lustig fand. Kann man schlecht erzählen, war Situationskomik. Und ich finde sie (bis jetzt) sogar besser als meinen vorherigen Psychiater, weil sie RUHE ausstrahlt. DAS lieeeebe ich an Menschen. Menschen, die Ruhe ausstrahlen. Das tut einfach gut, wenn ich selbst ein aufgeregtes Wiesel bin. Aber die Aufregung war echt im Rahmen und ich bin sehr stolz auf mich!
Was leider gar nicht gut war, war die Fahrt mit meinem Bruder. Es war die etwa dritte Begegnung, in der er mich des Öfteren unterbrach, bewertete und belehrte. So war er vorher gar nicht und ich habe jetzt Angst, meinen vorherigen Bruder zu verlieren Ich werde ihm heute eine Voice bei Telegram machen oder ihm schreiben, aber ich glaube, eine Voice wäre geeigneter. Ich werde es ansprechen, weiß aber noch nicht genau wie, weil wir nach der letzten Begegnung schon das selbe Thema hatten. Diesmal muss ich mir irgendwas anderes einfallen lassen. Ich will irgendwie sein HERZ erreichen. Anstatt diese komische Bewertungsmauer, die er jetzt hat.
Lieber Klaus,
nach unserem Treffen war ich irgendwie sehr traurig. Seit den letzten ca. drei Begegnungen wirkst du auf mich ganz anders, als vorher. Es ist als würde ich nicht meinen echten Bruder treffen. Sondern eine neue Version von dir. Ist in deinem Leben irgendetwas gewesen, im letzten halben Jahr, das dich verändert hat?
Was ich neu an dir finde, ist, dass du mich des Öfteren unterbrichst, bewertest und belehrst. Woher kommt diese neue kritische Einstellung?
Ich hoffe, du kannst verstehen, dass mir dieses neue Verhalten nicht gefällt. Wer will schon gerne unterbrochen, bewertet und belehrt werden. Ehrlich gesagt erinnert mich dieses Verhalten sogar an Papa und ist mir extrem unangenehm.
Ich sage schon seit Jahrzehnten Oh je, das tut mir leid, wenn jemand mir erzählt, dass er krank ist oder Probleme hat. Dich hat das gestern gestört. Aber ich glaube nicht, dass ich es schaffe, das abzustellen. Es kommt einfach aus mir raus, aus meinem Herzen.
Das zweite war, als ich sagte, dass ich wütend auf Papa war. Da hast du mich unterbrochen und gesagt, ich dürfte meine Wut auf Papa nicht bei ihm abladen, ihm nicht sagen. Das sehe ich aber ganz anders.
Die einzig wichtige Frage ist eigentlich: Wieso willst du mich verändern? Wieso akzeptierst du mich nicht so wie ich bin? Wieso willst du mich belehren?
Denn ganz offen gesagt, stört mich das sehr. Ich bin 43, da kann man nicht mehr viel an mir umerziehen. Und ich habe auch nicht darum gebeten. Es erinnert mich alles zu sehr an Papa, der mich auch ständig unterbrach, bewerte und belehrte.
Was ich mir wünsche, ist DEIN HERZ zu erreichen. Meinen kleinen Bruder zu treffen, zu sehen, zu spüren, zu erkennen. Keinen Lehrer.
Ich meine das alles nicht böse. Ich suche nur nach einer Lösung.
Weil ich dich vermisse Dein Herz-Ich.
Liebe Grüße, Sista
14.10.2022 13:54 •
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