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Hallo liebe Forumsmitglieder!

Vielleicht habt ihr ja den ein oder anderen Ratschlag für mich.
Ich versuche Mal, meine Situation kurz zu erklären. Ich hatte in meinem Leben schon so gut wie immer Ängste und depressive Phasen. Und auch, wenn ich nie wirklich einen Sinn in meinem Leben gesehen habe, hatte ich immer irgendwie die Hoffnung, diesen Sinn zu finden, wo und wie auch immer. Seit ca. Anfang dieses Jahres merke ich, wie mir diese Hoffnung immer mehr entgleitet. Was ich fühle, während ich dieses Entgleiten beobachte, ist gemischt: Einerseits die dumpfe Erleichterung, endlich aufgeben zu können, andererseits die Sorge, dass alles den Bach runtergeht und mir nur bleibt, mich umzubringen. Was ich für mich selbst noch nichtmal schlimm finde, aber es würde mir sehr für meine Familie und Freunde leidtun.
Ich habe schon so vieles versucht: Ich habe einige Berufe ausprobiert, um vielleicht eine sinnvolle Arbeit zu finden. Ich habe versucht, tiefe Freundschaften und eine Beziehung zu finden. Ich habe mich aber auch ausgelebt und war sehr abenteuerlich unterwegs, was Reisen und Feiern und Männergeschichten angeht. Doch nirgends habe ich etwas bedeutungsvolles gefunden. Noch nichtmal das Zeichnen, für das ich zumindest so etwas ähnliches wie Leidenschaft empfinde, reicht aus, um mir genug Halt zu geben. Ich habe auch viel Zeit mit der Arbeit an mir selbst verbracht: Da ich den Sinn nicht im Außen gefunden habe, dachte ich, ich finde ihn in mir. Viele Bücher gelesen, von Meditation über Übungen fürs Selbstwertgefühl bis zu Meridianklopfen so ziemlich alles ausprobiert. Manches hat sogar ein bisschen geholfen, aber jedes Mal, wenn ich in einem Bereich weiterkomme, tauchen in einem anderen Probleme auf. Und in mir selbst finde ich nur Leere. Zweimal habe ich versucht, eine Therapie zu machen, aber wurde beide Male wieder weggeschickt. (Nicht genug Leidensdruck.)
Tja, und jetzt kommt die Standardfloskel: Ich weiß nicht mehr weiter.
Was kann ich denn noch tun? Wieso komme ich einfach nicht klar?
Ist das Problem, dass ich keinen Sinn habe? Oder dass ich ihn überhaut suche? Aber jeder braucht doch einen Sinn, sonst hätte man doch keine Motivation, überhaupt irgendwas zu tun, geschweige denn, einen Grund, am Leben zu sein.
Geht es jemandem ähnlich? Und hat vielleicht sogar jemand eine Möglichkeit gefunden, damit umzugehen? Die Sache anders zu betrachten?

Vielen Dank fürs Lesen!

13.09.2020 10:40 • 14.09.2020 x 2 #1


22 Antworten ↓


Eine innere Leere kann man meiner Erfahrung nach nur mit sich selbst ausfüllen. Äussere Dinge können gut tun und eine innere Leere kompensieren aber nicht beheben.

A


Sorge, nie einen Sinn im Leben zu finden

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Zitat von cube_melon:
Eine innere Leere kann man meiner Erfahrung nach nur mit sich selbst ausfüllen. Äussere Dinge können gut tun und eine innere Leere kompensieren aber nicht beheben.


Das sehe ich mittlerweile auch so. Habe auch seit Ende letzten Jahres keine Dates oder ähnliches gehabt und mich generell viel alleine zurückgezogen (was ganz gut in die Corona-Zeit passt ). Leider hat es mir aber kaum geholfen. Ich habe zwar mehr meditiert, aber auch angefangen, mich zu schneiden.

Ist dein Schmerzempfinden vermindert bei dem SVV?

Faktoren für eine innere Leere können so Dinge sein wie:

- ein fehlender Kontakt zu seinem inneren bzw. seinen inneren Anteilen, deren Wünschen, Sehnsüchten, den Dingen die wir zu wenig oder gar nicht erhalten haben.
- eine schwache Wahrnehmung des inneren und äusseren Mikrokosmos.
- Ein schwaches Gefühl der Intigrität des Bewusstseins in den eigenen Körper.
- Trauma(a)
- Introjekte
- Erlernte, destrktive Verhaltensmuster

Zitat von MuddaNatur:
Aber jeder braucht doch einen Sinn

Jeder HAT einen Sinn, denn in der Natur liegt der Sinn jeder Existenz in der Existenz selbst.

Mir scheint, du jagst einer diffusen Erwartung von Sinnhaftigkeit hinter her, ohne dir darüber im Klaren zu sein, was genau du eigentlich suchst. Blöderweise ist es völlig unmöglich, ein Ziel zu erreichen, das man nicht kennt.

Auch ist es ziemlich vermessen zu glauben, die Lösung der großen philosophischen Frage nach dem Sinn des Lebens mal eben einfach so für sich finden zu können. Das Leben ändert sich in jeder Sekunde, Dinge, die eben noch von größter Wichtigkeit waren, verlieren mit einem Wimpernschlag an Bedeutung, während scheinbar Unwichtiges plötzlich die größte Erfüllung zu gewähren scheint. Letzteres gern dann, wenn wir etwas, was uns selbstverständlich war, verlieren.

Die Suche nach dem eigenen Lebenssinn ist eine Lebensaufgabe. Ein Puzzle, das sich aus vielen kleinen Teilchen zusammenfügt und mit etwas Glück zu einem Bild wird. Ob naive Malerei oder abstrakte Kunst auf unserer inneren Leinwand entsteht, liegt an unserer ganz persönlichen Art, den Pinsel zu führen. Und nicht selten fehlt an manchen Stellen der eine oder andere Puzzlestein, und das Werk bleibt ein Unvollendetes.

Ist es deswegen weniger kostbar? Ist das, was wir auf unserer Suche erfahren und entdecken weniger wert, weil es den Anspruch an Perfektion nicht erfüllt?

Wir gestalten und verändern jeden Augenblick dadurch, dass wir ihn leben. In den seltensten Fällen wissen wir um die Wirkungen, die unser Sein und Tun mit sich bringen.

Deshalb bleibt uns, einfach das zu tun, was wir tun können und wollen, um das zu gestalten, worauf wir Einfluss nehmen können.

Zitat von Calima:
Mir scheint, du jagst einer diffusen Erwartung von Sinnhaftigkeit hinter her, ohne dir darüber im Klaren zu sein, was genau du eigentlich suchst. Blöderweise ist es völlig unmöglich, ein Ziel zu erreichen, das man nicht kennt.

abolut

Persönlich hat unsere Existenz nur den Sinn der Reproduktion, sprich den Erhalt unserer Spezies.

Mir stellen sich nur zwei Fragen im Leben Was will ich und was will ich nicht?

Zitat von cube_melon:
Ist dein Schmerzempfinden vermindert bei dem SVV?


Meinst du Schmerzempfinden emotional oder körperlich? Es hat mich auf jeden Fall aus der Antriebslosigkeit rausgekickt und ich hatte sogar mehrere Tage danach die Motivation, Dinge zu tun.
Es ist aber zum Glück bei ein paar Mal geblieben und hat aufgehört, nachdem ich die sozialen Kontakte ein bisschen hochgefahren habe und mir wieder erlaubt habe, mich abzulenken.
Da muss ich noch rausfinden, wie man die Balance findet zwischen dem Befassen mit sich selbst und der Ablenkung.

Den Begriff Introjektion kannte ich noch garnicht. Habe es aber schon das ein oder andere Mal festgestellt, dass ich Ansichten anderer Menschen einfach unbewusst übernommen habe, vor allem in der Kindheit von meinen Eltern. Es kann gut sein, dass sich da noch mehr finden lässt.

Das destruktive Verhaltensmuster die Leere auslösen, ist ein interessanter Punkt. Ich wäre davon ausgegangen, dass es umgekehrt ist und die Leere diese Verhaltensmuster auslöst. Aber es macht Sinn. Man könnte es wohl auch als Teufelskreis sehen. Das ist also eine Stelle, an der man ansetzen kann.

Meine Traumata liegen größtenteils in meinen ersten Lebenswochen, darum kann man da leider nicht bewusst dran arbeiten.

Vielen Dank für deine Antwort auf jeden Fall!

Zitat von Calima:
Jeder HAT einen Sinn, denn in der Natur liegt der Sinn jeder Existenz in der Existenz selbst.


Das klingt schön und macht rational auch Sinn. Aber wenn der Sinn die bloße Existenz ist, woher kommt dann die Motivation, irgendetwas zu tun? Dann könnte man auch den ganzen Tag im Bett bleiben. Oder sich eben umbringen. Man hat ja schon existiert und somit seine Aufgabe erfüllt. Ist es denn wichtig, wie lange das Existieren anhält? Woher kommt der Wille, dies oder das zu tun? Ich hoffe es klingt nicht zynisch. Ich würde es gerne verstehen und glauben.

Zitat von MuddaNatur:
Meinst du Schmerzempfinden emotional oder körperlich?

Ich meinte das körperliche Schmerzempfinden. Das es dir den inneren Stresspegel senkt, denke ich mir.

Das mit den destruktiven Verhaltensmuster kann, bzw,geht in der Regel beide Richtungen. Es kann eine Spirale darstellen.
Chronische innrere Leere ist ein Symtom.

Wenn destruktive Verhaltensmuster gegen uns selbst gerichtet sind, entwerten wir uns selbst in dem Moment. In Folge wird das was uns als Ego als werlos definiert und emotional entsorgt.

Irgendwann ist dann eben nichts mehr in uns was für unsere definition wertig ist. Ergo, wir fühlen eine innere Leere.
Es gibt einen Punkt der heißt innerer Kritiker. Der ist auch daran beteiligt.

Chronische innere Leere ist ein Symtom was bei Diagnosen im ICD aufgeführt wird.

Zitat von MuddaNatur:
Dann könnte man auch den ganzen Tag im Bett bleiben. Oder sich eben umbringen. Man hat ja schon existiert und somit seine Aufgabe erfüllt.

So was gibt es als Studienfach und nennt sich Philosophie.

Nein ernsthaft.

Es fängt wie alles mit einer Entscheidung an.
Wenn Du dich für das Leben entscheidest und das hast Du bereits, dann solltest Du das Leben an sich, in seiner Gesamtheit wie in seinem Macrocosmos erforschen.
Für mich persönlich ist es das was meinen Sinn im Leben ausmacht. Das Leben an sich wahrnehmen, sich selbst warhnehmen.

Man kann auch alles so kompliziert machen, dass man Leiden als erstrebenswert erachtet.

Wenn du schwer depressiv bist, wie sieht es mit Medis aus?

Zitat von MuddaNatur:
Dann könnte man auch den ganzen Tag im Bett bleiben. Oder sich eben umbringen.

Stimmt. Beides bedarf einer Entscheidung.

Es ist eine Eigenschaft des Lebens, ständige Entscheidungen zu fordern. Selbst, wenn man sich scheinbar treiben lässt, folgt man letztlich der Entscheidung, die Dinge laufen zu lassen. Viele Menschen halten sich für handlungsunfähig, weil sie sich mit Entscheidungen überfordert glauben. In Wahrheit haben sie längst entschieden. Das Problem ist, dass sie mit dieser Entscheidung nicht leben wollen.

Wenn das so ist, braucht es eine neue Entscheidung. Für dich gilt das ganz genauso. Du kannst das Leben sinnlos und leer finden und die Entscheidung treffen, dich in der immerwährenden Frage nach dem Warum zu verlieren. Es gäbe aber auch noch andere Optionen.

Vielleicht solltest du über diese mal nachdenken, wenn dich die aktuelle nicht voran bringt?

Gute Fragen, die Du dir stellst. Darüber grübele Ich auch seit Ich 17 bin, in letzter Zeit auch wieder öfters... Man müsste wohl mit sich, seiner Familie im Reinen sein, gute, konstante soziale Kontakt haben, dazu noch (viel) Geld, die große Liebe und v.a. auch sinnvolle Arbeit. Da die Zeit abläuft, versuche Ich auch tw. hedonistischer zu sein, das ist auch nicht verkehrt.

Zitat von Icefalki:
Man kann auch alles so kompliziert machen, dass man Leiden als erstrebenswert erachtet.

Wenn du schwer depressiv bist, wie sieht es mit Medis aus?


Hm, keine Ahnung, ob das in die Kategorie schwer depressiv fällt. Auf Medikamente würde ich erst zurückgreifen, wenn die Pläne konkret werden. Bis jetzt ist es zwar ein Gedanke, der ständig wieder kommt, aber trotzdem immer vage bleibt.

Zitat:
Wenn das so ist, braucht es eine neue Entscheidung. Für dich gilt das ganz genauso. Du kannst das Leben sinnlos und leer finden und die Entscheidung treffen, dich in der immerwährenden Frage nach dem Warum zu verlieren. Es gäbe aber auch noch andere Optionen.


Ich bewundere es, wenn Menschen einfach so in den Tag hineinleben, ohne groß nachzudenken. Das ist wirklich eine Kunst in meinen Augen. Es wäre auf jeden Fall schön, wenn ich es schaffen würde, mich dafür zu entscheiden

Zitat:
Gute Fragen, die Du dir stellst. Darüber grübele Ich auch seit Ich 17 bin, in letzter Zeit auch wieder öfters... Man müsste wohl mit sich, seiner Familie im Reinen sein, gute, konstante soziale Kontakt haben, dazu noch (viel) Geld, die große Liebe und v.a. auch sinnvolle Arbeit. Da die Zeit abläuft, versuche Ich auch tw. hedonistischer zu sein, das ist auch nicht verkehrt.


Eigentlich würde es schon reichen, mit sich selbst im Reinen zu sein, dann braucht man weder viel Geld noch eine Beziehung und so weiter. Aber daran scheitert es ja schon, bei mir zumindest.

Zitat von MuddaNatur:
, mit sich selbst im Reinen zu sein


Gebe ich dir voll und ganz Recht. Aber um dort hinzukommen, sollte man mal den ganzen Mist anschauen, den man so mitschleppt. Manchmal muss auch medikamentös nachgeholfen werden, um überhaupt mal klare Gedanken fassen zu können.

Natürlich entscheidet das jeder für sich alleine, aber darauf zu warten, dass ein Wunder geschieht, wird ein Warten auf die Ewigkeit. Psychische Probleme haben ihren Grund und da sie deswegen entstanden sind, sollte man angehen, sie zu lösen. Die Lösung mag unterschiedlich ausfallen, aber wer nicht ran geht, wird keine Besserung erzielen.

Und hier hapert es meistens gewaltig. Auch bei mir, ich war auch nicht anders. Man hat das Leiden quasi verinnerlicht und kommt gar nicht auf die Idee, da mal richtig ranzugehen. Man mag sich deswegen schämen, oder nicht in der Lage sein, Hilfe anzunehmen, ..... es gibt viele Gründe.

Aber eines bleibt und das ist das Leiden. Ist doch Mist, nach dem Sinn des Lebens zu philosophieren, wenn man nimmer aus dem Bett will und mit dem Tod liebäugelt. Das ist Vermeidung pur, und natürlich Ausdruck einer Depression, die behandelt werden kann.
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Zitat:
Aber eines bleibt und das ist das Leiden. Ist doch Mist, nach dem Sinn des Lebens zu philosophieren, wenn man nimmer aus dem Bett will und mit dem Tod liebäugelt. Das ist Vermeidung pur, und natürlich Ausdruck einer Depression, die behandelt werden kann.


Ich bin ehrlichgesagt garnicht auf die Idee gekommen, statt einer Therapie einfach nur Medikamente zu nehmen. Das kommt mir so passiv vor. Kann man so wirklich langfristig eine Besserung erreichen? Oder wird durch die Medikamente der Leidensdruck ausgelöst, der für eine Therapie nötig ist?

Ich habe noch nie einen Sinn im Leben gesehen und auch noch nie das Bedürfnis gehabt, einen Sinn zu suchen und zu finden. Ich habe noch nicht einmal den biologischen Sinn erfüllt, die Art zu erhalten, denn ich habe keine Kinder.
Aber ich habe in meinem Leben trotzdem immer Dinge gefunden, die mir Spaß gemacht und mir das Leben lebenswert gemacht habe, wie z.B früher die Schule, später das Studium, die Auslandsreisen, die ich früher gemacht habe, aber auch so kleine Dinge wie leckere Sachen essen, neue Kleidung kaufen, in mein geliebtes Freibad zu gehen, Joggen gehen u.ä. Bei genauer Betrachtung erfüllt das nicht den Sinn des Lebens aus philosophischer Sicht, aber wir sind nun mal ungefragt in die Welt gesetzt worden und man muss das Beste daraus machen, auch wenn die Sinnfrage dadurch nicht gelöst wird.

Zitat von Schlaflose:
Ich habe noch nie einen Sinn im Leben gesehen und auch noch nie das Bedürfnis gehabt, einen Sinn zu suchen und zu finden.


Das ist toll, dass du so leben kannst! Ich denke, das ist auch natürlich. Tiere brauchen so einen Quatsch wie Sinn des Lebens ja auch nicht

Zitat von Schlaflose:
Bei genauer Betrachtung erfüllt das nicht den Sinn des Lebens aus philosophischer Sicht, aber wir sind nun mal ungefragt in die Welt gesetzt worden und man muss das Beste daraus machen, auch wenn die Sinnfrage dadurch nicht gelöst wird.


Das ist ein guter Punkt. Keiner kann was dafür, geboren worden zu sein. Das heißt, man schuldet der Welt nichts.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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