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Ich habe seit mehreren Jahren leicht depressive Symptome, Antriebslosigkeit und Müdigkeit, eine häufige Mulmigkeit oder Benommenheit (fühlt sich an wie wenn man einen ansonsten folgenlosen Crash mit einem LKW hatte oder wie weggedrückte Trauer), mitsamt Selbstabwertung und schlechtem Selbstvertrauen/ Unsicherheit vor allem bei Entscheidungen.

--- Besonders am WE (HEUTE) kann ich mich zu (fast) nichts aufraffen, kann nur selten etwas länger als einen Tag im Voraus planen, und Überforderung ist in vielen Situationen mein Normalzustand. Ausnahme: Wichtige Termine, die schaffe ich fast immer, um danach dann sehr durchzuhängen.

--- (Sorry, ich schreibe sehr lang. Absätze, die man evtl. überspringen kann, habe ich mit --- gekennzeichnet!)

--- Außerdem ist es mir mittlerweile fast egal geworden, dass ich keine Freunde, keine gute soziale Situation habe. Bevor ich mich unwohl fühle mit Leuten, bin ich lieber allein. Neulich habe ich 15 Minuten mit zwei Nachbarn geredet, war eine Ausnahme für mich, fühlte sich eher gut an.

--- Eigentlich ist meine Libido (früher sehr aktiv) auch gemindert, wobei das nicht weiter wild ist und hier kein gutes Thema. Ich sehne mich total nach Zärtlichkeit, mal unbekümmert zu kuscheln. Ich bin in einer Beziehung mit einer Frau, doch sie hat keinerlei Interesse an egal welcher körperlichen Nähe.

Das als Vorrede. Eigentlich bin ich Medikamenten gegenüber skeptisch, außer dass ich ab und zu eine Aspirin nehme bei starken Schmerzen. Meine Ärztin hat mir jedoch jetzt Sertralin aufgeredet. Meine Frage ist, ob das Folgende sein kann oder ob es wohl eher eine Einbildung oder ein Placebo-Effekt ist?

Ich habe gestern die erste (einzige) Tablette genommen (50 mg), und meine, schon nach anderthalb Stunden eine Wirkung verspürt zu haben. Natürlich bin ich etwas überempfindlich, was die Selbstbeobachtung anbelangt, vor allem wenn es um Medikamente geht.

--- (Den irrsinnig langen Beipackzettel habe ich übrigens mit einer Mischung aus Achselzucken und leichtem Sarkasmus überflogen, die sind ja immer reichlich Panik-beschwörend; mich interessiert daran hauptsächlich nur, wie man die Sache einnimmt und welche Wirkungsweise sie hat.)

Ich weiß, dass die Wirkung normal frühestens nach 1-2 Wochen einsetzt. Doch gestern fühlte ich mich deutlich weniger skeptisch gegenüber den eigenen Gedanken und Gefühlen. Üblicherweise habe ich da einen starken Fokus drauf. Ich bin häufig in trüber Stimmung und mache mir Vorwürfe deswegen. Die Tendenz habe ich jedenfalls. Und gestern war dieser Fokus in angenehmer Weise ein bisschen abgemildert oder in die richtige Richtung verschoben, nämlich dass ich einfach fühle, denke, bin, ohne das groß abzuurteilen. Ich fühlte mich (ein wenig) unbelasteter.

Und auch heute morgen: Seit Ewigkeiten hatte ich beim Aufwachen fast kein pessimistisches Gefühl dabei. Ich bin nicht gerade im hellen Sonnenschein aufgewacht, gefühlsmäßig, aber es war deutlich weniger trüb und zäh als die letzten Tage, Wochen, Monate. Ich hatte Bock auf das Frühstück. Fast ein bisschen Lust, den Sonntag auf mich zukommen zu lassen. Und jetzt nehme ich gleich meine zweite Tablette, die von gestern mitgezählt. Wenn das jetzt schon - wenn auch wohl eher auf Placebo-Methode basierend? - eine Wirkung hat, bin ich gespannt, wie das in ein paar Wochen sein wird.

Hat jemand Ähnliches oder Gegenteiliges mit diesem Medikament erlebt? Würde mich interessieren.

--- Achso. Nebenher habe ich die letzte Woche regelmäßig Sport gemacht, etwas Diät gehalten, mich gesund ernährt und zwei, drei Kilo abgenommen. Das ist bei mir dringend nötig, ich wiege deutlich dreistellig bei 1,89 m, aber ich mache es eigentlich auch deswegen, um das etwas zu reduzieren, dass mein Körper-Zustand (zu dick fühle ich mich noch schlechter) negativ auf meine Verfassung abfärbt.

01.05.2022 09:03 • 09.05.2022 x 1 #1


12 Antworten ↓


Eine Sache hatte ich noch vergessen. Ich hatte ein paar Stunden nach der Einnahme Durchfall. Nicht weiter wild, beunruhigt mich auch nicht im Geringsten, aber da ich fast nichts gegessen hatte, was das hätte verursachen können - na, vielleicht waren es die drei kleinen Tomaten und ein Apfel, das passt bei mir nicht gut zusammen, dürfte aber nicht allein auslösend gewesen sein, es muss mit dem Medikament zusammenhängen.

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Sertralin - positive Wirkung schon nach erster Einnahme?

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Ich hatte am ersten Tag der Einnahme von Escitalopram (SSRI wie Serthralin) eine ähnliche Erfahrung. Vielleicht ein Placeboeffekt. So richtig wirken tat es aber am Ende erst nach einigen Wochen.

@Escitalopram Danke für den Kommentar; wie war denn die Wirkung bei dir nach den ersten Wochen?

@PQhope Zuerst gings abwärts, dann normalisierte sich alles ein wenig. So richtig der Alte bin ich noch nicht aber man spürt dass es aufwärts geht.

Die Hauptwirkung ist wohl die Unterbindung des schwarzen Hundes. Ich spürte, dass ich nicht mehr ständig unter Spannung stand.

Nebenwirkungen:
- Das Wattegefühl / Überdämpfung
- Ängste

Es wird immer behauptet so schnelle verbesserungen könnten gar nicht sein.
Bei meinem kurzausflug mit sertralin letzten sommer war es nach ein/zwei stunden still in meinem kopf und die ständigen panik gedanken und das grübeln war endlich aus.
Angeblich nicht möglich, wäre nur Einbildung, placebo blablabla.
War mir egal was arzt und Therapeuten gesagt haben. Es war so und es war gut so.

Genieße es und dann schau einfach wie es weiter geht

@Escitalopram Ja, das wäre vielleicht auch bei mir die Frage oder die Sorge, wenn das Nebenwirkungen zeitigt, die eine Überdämpfung auslösen. Ein bisschen die Sorge davor, ich könnte mir selbst fremd werden. Wenn ich mehr Ängste als sonst verspüren sollte, würde ich das lieber ziemlich bald absetzen. Okay, es ist alles vielleicht ein bisschen zu Placebo-mäßig, im Moment noch. Danke für die aufmerksame Reaktion von dir!

@Sydaemeni Ah, gute Haltung! Ich gucke mal, wie es mir weiter damit geht. Grundsätzlich bin ich auch sehr dafür: Wenn es sich gut anfühlt, wenn es einem gut tut, dann darauf einlassen.

@PQhope Ich neige schon immer zur extremen Selbstbeobachtung. Denke immer, dass ich früher besser dran war. So ne Depression ist ne echte Prüfung für mich. Ich Sensibelchen. Ich schnecke mich auch dank der Tabletten langsam aus dem Mist heraus. Ich habe mein Leben geändert. Merke letztlich immer wieder, dass es nötig ist abseits der Tabletten auch den Ar. hochzukriegen. Geh raus! Treffe Menschen! Rede viel! Mach Sport! Versuche zu arbeiten! Putz das Fahrrad!

Ich hatte es bei Sertralin auch. Ging ganz fix.

@Escitalopram Danke! Ich bin jetzt eine Woche jeden Tag joggen gegangen, außer Sonntag. Hat einen kleinen Effekt, gewichtsmäßig und vom Fitness-Gefühl, nicht verkehrt, aber jetzt gerade, in der Müdigkeit danach denke ich: Na, so hilfreich ist es auch nicht. Es sei denn, ich gewöhne mir wirklich an, beim Sport sanft und sachte zu bleiben, es nicht zu übertreiben. Grundsätzlich stimme ich dir zu: Alles, was einem ein bisschen Luft und Lebendigkeit gibt, alles, wo man eine positive Selbstwirksamkeit spürt ... - - - Ich schreibe hier mal nach einer Woche, was ich mit den Tabletten spüre. (Falls es wen interessiert.)

Bin jetzt in der 6. Woche und heute war ein Arbeitstag, da wars stellenweise fast wie früher. Später bin ich spazieren gegangen und die Gedanken waren wieder halbwegs frei. Ich fühlte mich nicht schlecht. Ich übertreibs aber weder bei der Arbeit noch bei der Bewegung. Maximal eine Stunde Radfahren oder Spazieren. Arbeit 4h-6h.

Ich wollte hier erwähnen, dass ich nach 1,5 Wochen Sertralin-Einnahme eigentlich keinen Unterschied merke. Ein ganz bisschen ist meine Grübelei vielleicht weniger geworden. Aber abgeschlagen und müde fühle ich mich trotzdem. Mein Eindruck ist, dass das (bisher) nichts bringt, vielleicht ist die Dosis auch gering oder ich urteile noch zu früh. Außerdem bin ich auf dem Abnehm-Trip, was zusätzlich meine Laune eher verschlechtert. Ich esse deutlich weniger und spätestens ab 17 Uhr nichts mehr, stattdessen viel Wasser trinken, abends ein bisschen Sport, Joggen, ohne Druck, Hauptsache, die Strecke bewältigen, also ruhig mit Anhalten/Gehen zwischendurch. Funktioniert, habe 5 Kilo abgenommen in knapp 2 Wochen, aber stärkt nicht gerade mein Wohlbefinden, erfordert eher Disziplin und Aufmerksamkeit. - Ach ja, und die Libido ist noch weniger geworden, was mir aber nicht missfällt und was auch mit der Diät zusammenhängen kann.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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