Ich bin neu hier und hoffe, hier kann mir jemand mit ähnlichen Erfahrungen ein paar Tipps geben. Ich finde momentan keine Lösung, mein Problem zu meistern und bin schon am Rande der Verzweiflung :-/
Ich bin mit Depressionen sozusagen schon aufgewachsen und habe schon sehr sehr viele depressive Phasen durchgemacht. Ich bin ein Stehaufmännchen und schaffe es immer wieder, mich selbst nach oben zu ziehen. Nun habe ich nach langer Pause wieder eine schlimme Phase und die Symptome sind ganz anders als sonst. Ich fühle mich nicht bedrückt, nicht leer, habe auch keine Langeweile. Deswegen brauchte es auch lange, bis mir klar wurde, dass es wieder Depressionen sind. Mein Hauptsymptom ist diesmal Antriebsmangel und das so extrem, dass ich im Alltag gar nicht mehr funktionieren kann.
Die Menschen um mich herum nehmen das alles, glaube ich, gar nicht mal wirklich wahr. Ich glaube, dass ich dieses Problem auch teilweise verstecke. Ich gebe nicht gerne zu, dass ich nicht gut funktioniere und deute dieses Problem immer nur ein wenig an. Ich leide unter starken Zwängen, brauche meine eigenen Strukturen und möchte meinen Alltag so meistern, wie ich es mir auch vorgenommen habe. Mittlerweile habe ich meine eigenen Erwartungen an mich schon stark heruntergeschraubt, aber so gar nichts will funktionieren. Es ist nicht so, dass ich den ganzen Tag einfach NICHTS tue. Jeden Tag versuche ich aufs Neue, den Tag zu meistern und scheitere. Ich räume in jedem Zimmer ein bisschen auf, fege mal grob durch die Wohnung, wische groben Dreck weg. Dann überkommt mich die Müdigkeit und ich brauche meinen Mittagsschlaf. Wenn ich einen guten Tag habe, schaffe ich noch eine weitere Kleinigkeit. Wenn nicht, folgt noch ein zweiter oder dritter Mittagsschlaf. Und das ganz gleich, ob ich in der Nacht 8 oder 4 Stunden geschlafen habe. Müll rausbringen, Wäsche waschen, bügeln... Das sind alles große Hürden für mich geworden.
Ich kann mich noch gut um meine Tiere kümmern, denn diese stehen bei mir an erster Stelle und dafür nehme ich es auch in Kauf, alles andere wieder einmal nicht zu schaffen. Jedes Wochenende ist mein Patenkind bei mir und dann fällt es mir auch ein wenig leichter, meine Aufgaben zu erledigen. Ansonsten ist halt bei mir gar nichts los.
Zu den Ursachen:
Ich leide gleichzeitig an einer sozialen Phobie und vermeide seit Jahren das Leben außerhalb meiner Wohnung. Zwar habe ich noch Freunde, die mich besuchen, jedoch kann ich nicht einfach mal rausgehen, Spaß haben und mich vom Alltag ablenken. Ich vermeide Menschen.
Zudem habe ich noch körperliche Probleme. Schilddrüse, Rücken und Füße. Viel Bewegung ist kaum möglich und das mit der Schilddrüse hat mich im letzten Jahr komplett umgehauen und dafür gesorgt, dass ich einen Gang herunterschalten musste.
Und eine große Rolle spielt wahrscheinlich auch der Verlust meines Lebensinhaltes. Vor knapp einem Jahr ist mein Ehemann gestorben. Das hat mich auch sehr aus der Bahn geworfen und ich bin in den ersten Monaten durch die Hölle gegangen. Ich trauere nicht mehr um meinen Mann, weil er nun an einem besseren Ort ist und gleichzeitig ist er mir näher als zuvor. Jedoch trauere ich um meinen Lebensinhalt. Mein Mann, mein Garten, der Haushalt und meine Haustiere. Ein perfektes Leben für mich. Ich konnte mich rund um die Uhr um alles kümmern und brauchte mich nicht auf mich selbst konzentrieren. Mein Mann und ich waren Tag für Tag 24 Stunden in unserer Wohnung und haben das Leben draußen ausgeblendet. Ich habe zwar noch die Tiere und meinen Garten, aber da fehlt eben etwas.
Ich habe bisher jede Hilfe angenommen und selbst viel unternommen, damit ich nicht komplett abstürze.
Ich bin in psychologischer und psychiatrischer Behandlung, nehme natürlich auch Antidepressiva. Außerdem nehme ich für mein Leben außer Haus ambulant betreutes Wohnen in Anspruch.
Meine Eltern haben mir einen Hund geschenkt, damit ich aus der Wohnung komme und Menschen kennenlerne. Ja, gerade das möchte ich nicht. Wenn mir nicht ständig andere Hundebesitzer über den Weg laufen würden, wäre das Spazieren gehen wahrscheinlich ein Spaß für mich. Trotzdem hilft der Hund mir, da er mir Sicherheit gibt und perfekt in meinen kleinen Zoo passt. Er ist mein Sonnenschein und als er ein Welpe war, bin ich richtig aufgegangen. Da konnte ich wieder jemanden bemuttern. Ein Tierbaby nach dem anderen anschaffen ist allerdings auch keine Lösung.
Na ja, das war jetzt sehr viel Text, aber ich wollte meine Situation schon so genau wie möglich schildern, damit ihr mich verstehen könnt. Ich hoffe, jemand kann mir noch Tipps geben, wie man aus dieser Antriebslosigkeit wieder herauskommt.
25.01.2016 02:41 • • 26.01.2016 #1