Zitat von GoodFriend:Wie lange machst du diese Therapie schon? Was hat sich verändert? Wie sieht eine Sitzung in etwa aus? Würde mich freuen, etwas mehr darüber zu erfahren
Ich mache die Therapie jetzt seit September 2020.
Was hat sich verändert?
Ich habe meine somatoforme Störung im Griff und wieder Vertrauen zu meinem Körper (ich habe gelernt, dass er wesentlich weiser ist wie ich ). Der Schwindel ist weg, der ständige Blasendruck, sobald ich das Haus verlasse ist weg, der Durchfall, der sonst sofort bei der kleinsten Aufregung kam, ist weg. Meine Hitzewallungen sind weg. Die Energie ist wieder da, ich muss nach der Arbeit nicht sofort aufs Sofa sondern kann anschließend noch Sport, Haushalt etc. machen. Ich habe wieder Selbst-Vertrauen in mich - also das Vertrauen, dass ich kein Opfer meines Körpers bin, sondern er mein Verbündeter ist, der mir wie ein Leitstern sagt, wenn ich mal wieder kürzer treten muss. Ich konnte dringend notwendige Verhaltensänderungen umsetzen, durch die jetzt der Druck bei mir aus dem System ist.
Wie sieht eine Sitzung aus?
Das kann man so allgemein nicht sagen, da war schon alles dabei. Da die Kasse die Therapie nicht zahlt, hat der Therapeut Wahlfreiheit und wendet daher an, was gerade passt. Am Anfang haben wir uns erst einmal nur auf die Körperarbeit konzentriert. Nach dem Ankommen und dem Wrap up wie es gerade geht und was mir gerade so durch den Kopf schwirrt sind wir in Wahrnehmungs- und Atemübungen gegangen, je nachdem, was gerade passte. Er leitet mich dabei an. Fokus ist immer die Wahrnehmung, also erst einmal spüren, wie z.B. gerade der Atem geht. Ist er holprig, fliesst er, stockt er irgendwo? Dann wird z.B. die Hand auf den Bauch gelegt und gespürt, wie sie sich mit dem Atem hebt und senkt. Dann wird die Wärme der Hand gespürt und den Weg der Wärme in den Bauch gespürt. Dann wird z.B. geschaut, ob sich der Atem verändert hat. Ist er ruhiger geworden? Fliest er besser? Was ist jetzt z.B. mit der Blase? Hat sie sich entspannt? Dann wird die Übung beendet, indem man sich streckt, räkelt, das was der Körper jetzt gerade braucht. Zum Abschluss wird die Übung nochmal besprochen und er erklärt mir dann noch die Theorie dahinter, was dabei im Körper passiert etc.
Nachdem wir ewas Ruhe ins System gebracht hatten, waren dann auch immer mehr ganz normale Therapiestunden dabei - Gesprächstherapie, Ausflüge in die Kindheit, verhaltenstherapeutische Anteile etc.
Wir hatten die ganze Zeit keinen festen Fahrplan (also er schon, aber ich nicht ), sondern er hat mich die Führung übernehmen lassen. Irgendwie passt das immer.
Im Grunde ist das jetzt nix besonderes oder anderes - die Körpertherapeuten schauen lediglich durch eine andere Brille und zäumen das Pferd anders auf als die kassenzugelassenen Therapeuten.
Verhaltenstherapeuten sagen bei Angst z.B. dass Du Dich der Angst stellen musst, sie aushalten musst.
Körpertherapeuten sagen, dass das nicht funktioniert, weil der Körper bei einer Angststörung dauerhaft im Krisenmodus ist (Angriff des Säbelzahntigers). In diesem Zustand ist der Verstand abgeschaltet, alles was sich da abspielt, passiert im ältesten Teil des Gehirns (Reptiliengehirn). Das ist für kognitive Intervention nicht zugänglich. Über den Körper schon.
Was ich aber auch noch sagen muss - unabhängig von der Therapieform ist bei mir ein großes Plus, dass ich einfach einen guten Draht zu meinem Therapeuten habe und umgekehrt. Wir ticken einfach gleich und ich habe im Laufe der Zeit ein starkes Vertrauen entwickeln können, dass er weiß was er tut. Das hat es mir ermöglicht, einige Probleme anzusprechen, die ich bisher bei anderen Therapeuten nicht angesprochen habe. Von passt es einfach doppelt.