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Mein Partner und ich sind seit Sommer 2018 ein Paar. Die ersten beiden Jahre haben wir eine Wochenendbeziehung geführt, bis ich dann zu ihm gezogen bin. Bis Frühjahr 2023 war unsere Beziehung harmonisch, entspannt und wunderschön. An seiner Seite habe ich mich glücklich und geborgen gefühlt.

Inzwischen sieht es leider nicht mehr so rosig aus. Einerseits mache ich mir Sorgen, weil mein Partner sich morgens nach dem Aufwachen häufig platt und niedergeschlagen fühlt (sagt er selbst immer wieder) und ewig braucht, bis er aus dem Bett kommt. Auf der anderen Seite geschieht es immer mal wieder, dass er wegen Kleinigkeiten ausrastet und mich anschreit. Ich habe bereits versucht, ihm Grenzen zu setzen, indem ich zwischendurch bei Freundinnen übernachtet habe oder übers Wochenende zu meiner Familie gefahren bin. Leider ändert sich nichts, er sieht die Schuld in erster Linie bei mir und lässt immer wieder seine Wut an mir aus.

Außerdem ärgert es mich sehr, dass er versucht, mir seinen Willen aufzuzwingen. Das gilt insbesondere für unsere Wochenendplanung und die Urlaubsreisen. Ich bin durchaus kompromissbereit und möchte sicher nicht nur mein Ding durchziehen, aber er wirft mir das immer wieder vor, wenn er auch mal einen Kompromiss eingehen soll.

Den ersten 4,5 Jahre unserer Beziehung war er nicht so. Ich frage mich ob es daran lag, dass ich nach meinem Umzug zu ihm noch ein knappes Jahr meine eigene Wohnung hatte und eine Trennung deshalb für mich leichter gewesen wäre. Für mich sind Umzüge der reinste Stress, weil ich körperlich nicht sehr belastbar bin. Mein erster Partner in jungen Jahren war auch ein Choleriker. Aber der hat schon von Anfang an seine Wutausbrüche gehabt, sodass ich ihn bereits nach 3 Monaten verlassen habe.

Jetzt frage ich mich, ob in diesem Fall eine Depression im Spiel sein könnte oder ob etwas anderes dahinter steckt. Was meint ihr?

29.10.2024 10:11 • 29.10.2024 x 1 #1


8 Antworten ↓


Das könnte durchaus eine maskierte Depression sein. Gerade bei Männern äußert sich das häufiger so, so dass es nicht gleich als Depression erkannt wird.

Es kann aber sein, dass dein Partner cholerisch oder narzistisch veranlagt ist. Solche Personen sind sehr gut darin, diese Eigenschaften auc über längere Zeiträume zu verbergen. Kommt es dann durch, glaubt man, derjenige hat sich verändert. Aber in Wirkliochkeit war er immer so, hat es aber nicht gezeigt.

So ist es durchaus möglich, dass er glaubt, er hat dich jetzt im Sack und braucht sich nicht mehr verstellen.

A


Partner depressiv oder steckt was anderes dahinter?

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Ja das kenne ich gut.
Ich hatte solche Phasen auch wo auf alles und jeden losgegangen bin.
Das Leben wächst einem über den Kopf und dann sind unbeteiligte oft das Ziel.
In den letzten Jahren vor dem Tod meiner Mutter bin ich auch oft wegen Kleinigkeiten ausgerastet und wenn man so etwas dann nicht aus der Welt schafft verfolgt einen das noch lange Zeit und man macht sich große Vorwürfe.
Ein Burnout oder eine Depression kann man sicher nicht ausschließen gerade wegen dem *Morgentief*
Die Frage ist halt wie man seinem Partner da helfen kann...Wenn du zu forsch an das Thema gehst und z.b sagst *geh bitte einmal zum Arzt wegen deiner Stimmungsschwankungen* kann es erst richtig nach hinten losgehen.
Solange er seinen Alltag noch bewältigen kann wird er auch nicht selber zu einem Psychiater/Psychotherapeuten gehen.
Mit der Wohnung hat das eher nix zu tun.
Vielleicht hockt ihr sprichwörtlich aber auch zu sehr aufeinander und braucht etwas Abstand.
Das wäre die einfachste Erklärung.
Aufgrund deiner Schilderung vermute ich aber auch eher eine psychische Ursache.

@Drkingschultz: Bevor mein Partner und ich ein Paar wurden, waren wir 2 Jahre gut befreundet. Mir gefiel damals insbesondere sein Umgang mit Menschen. Im Freundeskreis ist er nämlich sehr höflich, hilfsbereit und unkompliziert.

Wenige Monate nachdem wir zusammenkamen, bekam ich eines Tages einen Wutausbruch von ihm mit. Ich weiß noch zu gut, wie mich das erschreckt hat. Sowas hatte ich ihm absolut nicht zugetraut. Er hat seine Mutter zusammengefaltet, die mit uns im gleichen Haus wohnt. Natürlich habe ich ihn darauf angesprochen, worauf er meinte, dass seine Mutter ein ganz spezieller Fall sei und er sich manchmal nicht anders zu helfen wisse. Aber weil ich ihm wichtig sei, wolle er an sich arbeiten und nicht mehr so ausrasten.

Das hat dann auch gut geklappt. Wobei ich jetzt eher vermute, dass er sich zusammengerissen hat, wenn ich bei ihm war und dafür öfters mal in meiner Abwesenheit die Beherrschung verloren hat. Inzwischen kenne ich seine Mutter auch ganz gut und weiß, dass sie ein sehr schwieriger Mensch ist. Ich habe mich schon oft genug über sie geärgert. Trotzdem raste ich nicht aus, ich habe sie noch nie angebrüllt.

Narzisstische Charakterzüge sehe ich bei ihm nicht. Im Gegenteil, er hat in vielen Punkten sehr vernünftige Ansichten.


@Faultier: Was das Morgentief angeht, lässt er sich leider nicht helfen. Ich habe es ihm schon mehrmals angeboten, er hat es immer abgeblockt.

Mein Partner ist übrigens schon seit Jahren nicht mehr berufstätig bzw. macht er nur ganz sporadisch mal stundenweise irgendwelche Hilfstätigkeiten. Er hat von seinem Vater viel Geld geerbt und hat außerdem diverse Stücke Land verpachtet, wovon er leben kann. Ich habe eine Vollzeitstelle in einer Behörde. Weil er öfter zu Hause ist als ich, macht er auch mehr im Haushalt. Das klappt ganz gut. Was den Haushalt angeht, kommen wir ohne Probleme auf einen Nenner.

Dass wir zu sehr aufeinander hocken, glaube ich nicht. Ich arbeite wie gesagt in Vollzeit, während er Hausmann ist. Wir unternehmen in unserer Freizeit nicht alles gemeinsam. Ich habe kein Problem damit, wenn er ohne mich unterwegs ist. Er sieht das aber nicht so gerne, wenn ich ohne ihn ausgehe. Wenn er selbst verabredet ist und ich zum gleichen Zeitpunkt mit anderen Leuten was machen will, nimmt er es hin. Aber wenn ich mich verabrede und er nichts vor hat, kommt er mit.


Mir tut das alles so weh, ich vermisse die guten alten Zeiten wirklich sehr.

Liebe @Lebensfroh, auch ich kann mir vorstellen, dass Dein Partner an einer Depression und/oder psychische Störung leidet.
Du grenzt Dich ab, verlässt ihn sogar (Eltern , Freundin) doch das scheint ihn nicht zu beeindrucken. Er hat stark dominante Züge und ist unfähig eine Beziehung mit Gleichberechtigung zu führen. Wenn Du ihn darauf aufmerksam machst, scheint er das wenig ernst zu nehmen...macht auch weiter.

Deshalb denke ich, wäre es besser wenn Du für Dich sorgst. Wenn auch bei dem ersten Freund diese Charakter- oder Krankheitszüge schon nach kurzer Zeit sichtbar wurden ( so dass Du nach drei Monaten flüchten konntest), dauerte es bei diesem Freund länger. Bzw er konnte ( nicht zuletzt durch die Wochenendbeziehung) sich verstellen, was natürlich bei einem längeren Zusammenleben nicht mehr zu verbergen ist. Ich schlage vor, Du konzentrierst Dich auf Dich.

Zitat von Lebensfroh:
geschieht es immer mal wieder, dass er wegen Kleinigkeiten ausrastet und mich anschreit.



Zitat von Lebensfroh:
ärgert es mich sehr, dass er versucht, mir seinen Willen aufzuzwingen.


Zitat von Faultier:
und braucht etwas Abstand.


Vielleicht ist er unzufrieden, vielleicht bist Du unzufrieden, das spürt man ja als Partner.

Selbst wenn er eine Depression hätte, würde das ja nicht sein Verhalten entschuldigen, das Anschreien und das Ausrasten.

Ich würde eher mich selbst fragen, ob Du noch zufrieden bist und Du das so weitermachen kannst …

Oder ob Ihr Hilfe in Anspruch nehmt, um an der Beziehung zu arbeiten.

Möchte er an der Beziehung arbeiten? Ist er sich bewusst, dass Du unzufrieden bist?

@Lina60 : Als ich die ersten Male woanders übernachtet hatte, hat ihn das ganz und gar nicht kalt gelassen. Im Gegenteil, er hatte Angst, mich zu verlieren und hat einiges dafür getan, um die Sache wieder ins Lot zu bringen. Wir haben zwischendurch auch immer wieder harmonische Phasen, die mir das Gefühl vermitteln, dass wir es geschafft haben - bis es dann irgendwann wieder eskaliert.

Was das Thema Dominanz und Unterwerfung angeht, habe ich eine sehr interessante Beobachtung gemacht. Mein Partner ist größtenteils bei seiner Mutter, aber auch einige Jahre bei seinem Vater und seiner Tante (Schwester des Vaters) aufgewachsen. Er hat mir schon oft von der dominanten Art der Tante erzählt, die ihm sehr zu schaffen gemacht hat. Das haben mir auch diverse andere Menschen bestätigt, dass die Frau sehr dominant war. In seiner Kindheit und Jugend hat er sich nie getraut, ihr mal Paroli zu bieten.
Im Freundeskreis verhält er sich auch sehr unterwürfig und traut sich nicht, den Mund aufzumachen, wenn jemand seine Grenzen überschreitet. Er lässt sich von den meisten Leuten so einiges gefallen.

Deshalb überrascht es mich, dass er im Umgang mit mir immer wieder versucht, seinen Willen durchzusetzen. Wie gesagt, war das in den ersten 4,5 Jahren unserer Beziehung nicht der Fall. Mein Partner hat einige Male behauptet, dass ich diejenige bin, die versucht, ihn zu dominieren und ihm meinen Willen aufzuzwingen. Das sehe ich anders. Im Freundeskreis und am Arbeitsplatz bezeichnen mich meine Mitmenschen als eine sehr umgängliche Person. Ich mache mir auch immer wieder Gedanken, wie ich ihm eine Freude bereiten kann und schlage ihm auch mal Aktivitäten vor, die eher seinem Geschmack entsprechen als meinem.

Nun lasse ich mich aber nicht unterbuttern und bleibe bei meiner Meinung, wenn ich davon überzeugt bin. Das bringt ihn manchmal richtig auf die Palme. Ich finde es albern, dass wir manchmal wegen Kleinigkeiten streiten. Z. B. nervt es ihn, dass ich jeden Tag 2 Tassen Kaffee trinke und er versucht mich ständig davon zu überzeugen, dass ich nur eine Tasse trinken soll, so wie er. Und mich nervt es, dass er mit seinen Überredungsversuchen nicht aufhört und meine Meinung nicht akzeptiert.

Glaub' mir, ich tue wirklich so einiges für mich selbst. Das bin ich mir nämlich wert. Anfang des Jahres bin ich 2 Wochen durch Thailand gereist. Ganz alleine, ohne meinen Partner. Er wollte nicht mitkommen. Ich habe seine Entscheidung akzeptiert, aber ich lasse mir meine Interessen nicht von ihm verbieten. Er pflegt schließlich auch seine Interessen, und das sehr intensiv.


@Luce1 : Natürlich habe ich mich auch schon gefragt, ob seine Tobsuchtsanfälle aus einer Unzufriedenheit heraus resultieren. Und klar habe ich ihm auch schon diese Frage gestellt. Reaktion: Nein, auf keinen Fall... nur meine dumme Fragerei würde ihn so nerven... natürlich wieder im aggressiven Tonfall geantwortet.

Mir geht es natürlich nicht gut mit der aktuellen Situation. Auf der anderen Seite schaffe ich es auch nicht, zu gehen. Einerseits ist ein Umzug ein Riesenstress, den ich ohne fremde Hilfe nicht bewältigen kann. Körperliche Arbeit ist nicht meine Welt, das kostet mich sehr viel Kraft. Auf der anderen Seite habe ich auch Angst vor seiner Reaktion. Ich habe schon mal vorgeschlagen, mir eine eigene Wohnung zu nehmen und weiterhin mit ihm zusammen zu bleiben. Dann ist er auch ausgetickt.

Cholerisches Verhalten ist mir nicht fremd. Mein Vater war nämlich auch jähzornig. Er hat mich nicht nur angeschrien, sondern auch immer wieder geschlagen. Ich hatte auch schon mal einen cholerischen Chef, und meine beiden Ex-Vermieter waren auch Choleriker. Wenn Menschen mir gegenüber sehr laut und aggressiv auftreten, bekomme ich große Angst. So schätzen mich die meisten Leute gar nicht ein, wenn sie mich nur flüchtig kennen. Meine Vergangenheit hat mich geprägt.

Was auch ganz wichtig ist: Es gibt immer noch viele wunderschöne Dinge, die ich mit diesem Mann erlebe. An manchen Tagen denke ich mir: Ich bin so glücklich. Wie konnte ich mir nur Gedanken über eine mögliche Trennung machen?

Auf jeden Fall wäre ich dazu bereit, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Er will das aber nicht, weil er denkt, dass er keine Hilfe braucht. Seiner Ansicht nach ist bei uns im Großen und Ganzen alles gut. Und wenn es mal kracht, liegt es seiner Meinung nach nur an mir.

Zitat von Lina60:
Du grenzt Dich ab, verlässt ihn sogar (Eltern , Freundin) doch das scheint ihn nicht zu beeindrucken. Er hat stark dominante Züge

Das hat mich auch aufhorchen lassen.
Zitat von Lebensfroh:
Glaub' mir, ich tue wirklich so einiges für mich selbst. Das bin ich mir nämlich wert. Anfang des Jahres bin ich 2 Wochen durch Thailand gereist.

Das nächste Mal komm ich mit. Ich war dort 4 Wochen u einmal 8 Wochen auch allein. Hi hi.


Zitat von Lebensfroh:
Auf jeden Fall wäre ich dazu bereit, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen.


Kenn ich auch. Hatte ich auch vorgeschlagen.

Mein damaliger Partner wollte es auch nicht. Wäre ihm unsere Beziehung wichtig gewesen, dann …

Wenn sich jemand aufregt, weil der Partner zwei statt eine Tasse Kaffee trinkt, dann regt er sich auf, weil er sich aufregen will.

Mit dem Kaffeekonsum hat das gar nichts zu tun.

Ob es an dir liegt (und der Kaffee nur ein vorgeschobener Grund ist) oder ob er allgemein unzufrieden ist, ist schwer zu sagen. Aber wenn sowas schon stört, traut man sich ja zuhause keinen Furz mehr zu lassen.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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