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Hallo zusammen,

ich habe einige interessante und auf mich zutreffende Inhalte in diesem Forum zum Thema Depression gelesen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Ich würde nun gerne eure Erfahrungen zum Thema Minderwertigkeitgefühle hören; insbesondere wie man dagegen ankämpfen kann. Kann mir jemand hilfreiche Tools an die Hand geben? Das wäre lieb. Thx!

Herzliche Grüße
K.

23.08.2017 20:40 • 24.08.2017 #1


23 Antworten ↓


Hallo Stubentigerin..Ich kann Dir sehr gerne meine Erfahrungen zum Thema Minderwertigkeitsgefühle weiter geben,wie ich damit zu kämpfen habe am besten an der Isar bei unserem persönlichen Treffen....Viele Grüsse Joschi

A


Minderwertigkeitsgefühle

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Um dagegen anzukämpfen, sollte man das Übel bei der Wurzel packen. Im Klartext: Hast Du Dir bereits Gedanken gemacht, woher diese Gefühle kommen bzw. was sie ausgelöst hat?

Ja, der Grund liegt sowohl im Fehlen eines Vaters und als auch in einer lieb- und interessenlosen Mutter. Ich habe im Elternhaus keine Liebe, Geborgenheit, Sicherheit erfahren.

Was kann ich tun?

Oh je, das kommt mir ein wenig bekannt vor…
Mein alter Herr ist ein Holzklotz, der sich selbst nicht einmal respektiert – meiner Mutter war immer nur die „Außenwirkung“ wichtig. Liebe, Geborgenheit, Sicherheit: Fremdwörter.

Ich würde da mal aus eigener Erfahrung sagen, dass das in solch einem Fall wohl auch ziemlich tief in Dir drinsitzt. Ich behaupte: ad hoc wirst Du da erst einmal gar nix machen können. Das ist ja schließlich was Anderes, als wenn Du vielleicht vor Kurzem irgendwo nen kleinen Knacks ins Selbstbewusstsein bekommen hättest und den bearbeiten müsstest, Du verstehst?

Persönlich hat mir ein wenig die Erkenntnis geholfen, dass meine alten Herrschaften seelisch eigentlich ziemlich arme Schlucker sind. Die Erkenntnis, was denen in ihrer Persönlichkeit – vielleicht auch auf für sie schmerzliche Weise – fehlt, um solch elementare Dinge ihrem Kind nicht zeigen zu können. Sicherlich ist auch die Feststellung (die man evtl. aus dem letzten Satz ableiten kann) hilfreich, dass es nicht die eigene Schuld ist, keine Liebe usw. von den Eltern bekommen zu haben. Ein Kind ist niemals schuld, sollte wohl klar sein.

Vielleicht überlegst Du Dir, was Du anderen Menschen entgegenbringen kannst. Kannst Du die Gefühle geben, die man Dir im Elternhaus nicht entgegenbringen konnte? Dann ist das schon sehr viel wert.

Mir hat die Erkenntnis, dass meine Mutter es nicht besser wusste, überhaupt nicht geholfen. Objektiv begreift dies der gesunde Teil meines Verstandes. Wäre da nur nicht diese subjektive Wut. In Situationen, in denen ich das Glück anderer sehe, zerfließe ich in Selbstmitleid. Mir ist wohl bewusst, dass es mich nicht weiterbringt, aber ich kann es nicht abstellen.

Wie definierst Du das Glück Anderer?
Beziehungen? Da kenne ich sehr „nette“ Stories über gaaanz tolle Beziehungen und das, was hinter der Fassade los ist und im völligen Gegensatz zu „ganz toll“ steht.

Beruflicher Erfolg? Kann ich Dir gerne erzählen, wie man sich dafür den Hintern aufreißen muss und dennoch oft Fußtritte in denselben hinnehmen darf.

Freundschaften? Nun, manchmal zeigen einem auch die allerbesten Freunde ganz spontan und unverhofft ihr wahres, bislang unbekanntes Gesicht.

Klar, das war jetzt ein wenig überzogen, aber glaube bitte nicht dass alle Welt so glücklich ist, wie es vielleicht aus Deiner Sicht den Anschein hat.

Dass Du das Problem mit Deiner Mutter objektiv betrachtet begriffen hast, finde ich schon mal einen sehr guten Ansatz. Dafür hatte ich sehr lange gebraucht. Dass ich wirklich meinen Frieden damit schließe, das wird noch lange dauern.

Magst Du mal etwas versuchen? Welche positiven Eigenschaften fallen Dir zu Deiner Person ein, und welche besonderen Fähigkeiten?

Mein Neid zielt in erster Linie auf die glückliche Kindheit anderer ab, denn in der Kindheit werden die Weichen für das GESAMTE LEBEN gestellt! Die in der Kindheit erlebten Traumata und (seelischen / körperlichen) Misshandlungen sind tiefsitzender als diejenigen, die man als biologisch fertiger Mensch erlebt. In der Kindheit, besonders in der frühkindlichen Phase, wird bekanntlich das Gehirn ausgebildet. Das Gehirn - Sitz unserer Psyche. So gesehen hat meine Mutter mich geboren, um mich dann als psychisch kranken Menschen aufzuziehen.

Meine positiven Eigenschaften: Stärke, Unabhängigkeit, Mitgefühl, Attraktivität - das ändert jedoch nichts daran, dass ich in der biologisch entscheidenden Phase meines Lebens keine Wertschätzung erfahren habe und dies nie vollständig nachgeholt werden kann. Ich kann nur Schadensbegrenzung versuchen, richtig?

Zitat von StubenTigerin:
in der Kindheit werden die Weichen für das GESAMTE LEBEN gestellt!

Kann man natürlich so sehen und damit alles entschuldigen. Wenn man will, kann man aber auch fast alles noch verändern - es ist zwar mit etwas Arbeit verbunden und dauert länger als in der frühen Kindheit, aber es geht.

Zitat von StubenTigerin:
So gesehen hat meine Mutter mich geboren, um mich dann als psychisch kranken Menschen aufzuziehen.

Gab es denn echte Misshandlungen, an die du dich noch bewusst erinnerst und die dich heute noch sehr belasten oder schiebst du allgemein auf die Kindheit, dass du heute so bist, wie du bist?

Ich kann mich nur noch an sehr wenige Situationen in meiner Kindheit erinnern, was m.E. auf ein Trauma hinweist (neben anderen Eigenschaften an mir).

An was leidest du und wie lange hat dein Heilungsprozess gedauert?

Ich kann diese verdammte Verbitterung darüber, wie unfair das Leben ist, nicht aus eigener Kraft bewältigen.

Ok, wenn Dein Neid so geartet ist kann ich das schon ganz gut verstehen – auch wenn ich diesen persönlich so nicht empfinde (und vielleicht niemals empfand) aber vielleicht durchaus empfinden sollte. Warum: weil unsere Kindheit unabänderlich ist und wir mit den Fakten leben müssen. Du hast es in der Hand, Dein Leben in Zukunft zu lenken, aber nicht mehr in der Vergangenheit.

Du hast eine Eigenschaft vergessen – Du scheinst mir auch selbstreflektiert zu sein. Das mag Dir für Dein subjektives Empfinden momentan nichts bringen, ist aber so ziemlich das Hilfreichste, damit Du an Deinem Problem arbeiten kannst. Das ist dann die Schadensbegrenzung, denn Du möchtest Dich sicherlich nicht immer so fühlen wie jetzt.

Nachzuholen gibt es nichts. Wenig selbstreflektierte Menschen versuchen da zuweilen die nicht erhaltene Liebe aus der Kindheit im Erwachsenenalter mit diversen Eskapaden zu kompensieren – sei also froh wenn Du das nicht nötig hast.

Hast Du es eigentlich schon mit einer Therapie versucht?

@la2la2: Es gibt einen Spruch – was man hat, das hat man. Mit der verkorksten Kindheit muss man klarkommen – man kann es drehen und wenden aber es sitzt eben in einem drin. Die Frage ist nur, was man daraus macht. Ein Teil von einem ist dann auch in der Gegenwart genau aus diesem Grund so, wie er ist. Auch wenn man es verarbeitet hat, man legt die Vergangenheit nie ganz ab.

Eskapaden habe ich in Form von Promiskuität schon hinter mir. Dies aber nur phasenweise, nicht durchgehend.

Welche sind deine Leiden?

Zitat von StubenTigerin:
Welche sind deine Leiden?


Du meinst die (tw. kompensatorischen) Leiden resultierend aus meiner Kindheit?

Nachdem ich in meinen Zwanzigern sehr wenig über mich nachgedacht habe, müßte ich da wohl meine halbe Lebensgeschichte erzählen. Das möchte ich dann nicht unbedingt in einem Forum stehen haben, nachdem ich nicht nur ein mieses Elternhaus zu bieten habe, sondern auch noch ne ganz nette Jugend und die symptomatischen Folgen des einen teilweise nicht 100% von den Folgen des anderen trennen kann.

Zum Glück wird man aber mit dem Alter ruhig und gelassen - heute darf ich mich lediglich mit ner Sozialphobie befassen...

Wie äußert sich deine Sozialphobie?

Jetzt hast Du den Spieß umgedreht – eigentlich wollte ich Dich noch fragen wie sich Deine Minderwertigkeitsgefühle im Alltag auswirken.

Nun ja, da kann ich ja fast die klassische Definition heranziehen. Ich habe Angst vor kritischer Betrachtung und kann dann ziemlich nervös und schweigsam werden. Und letzteres führt dann zu meiner selbsterfüllenden Prophezeiung, da man jemanden, der sich recht schüchtern gibt, durchaus mal blöd finden kann
Das gilt aber nur im privaten Umfeld, wenn ich jemanden kennenlerne... wenn mir mein Umfeld vertraut ist, oder auch im Beruf, nehm ich kein Blatt vor´n Mund...

Machst du eine Therapie?

Les mal in meinem Profil im Bereich Therapieerfahrungen

Ergo: Never! Erst, wenn die Welt über meiner Seele einstürzt, werde ich nochmal darüber nachdenken. Vielleicht.
Und ganz ehrlich - es gibt Menschen die brauchen das nötiger, mit meinem Pillepalle-Problemchen muss ich halt klarkommen.
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Das klingt sehr vernünftig, sofern du gut damit leben kannst.

Ich beginne nächste Woche mit meiner Psychoanalyse.

Zitat von la2la2:
Gab es denn echte Misshandlungen, an die du dich noch bewusst erinnerst und die dich heute noch sehr belasten oder schiebst du allgemein auf die Kindheit, dass du heute so bist, wie du bist?


Hier ein interessanter Artikel zu Entwicklungstraumata:

https://www.traumaheilung.de/entwicklungstrauma/

Hallo Stubentigerin,
ich denke, eine Therapie wird das einzige sein, was dir helfen KANN. Nicht mit Sicherheit WIRD. Zum Thema Trauma hatte ich in einem anderen Thread mal ein Video von einer Professorin gepostet. Falls es dich interessiert, kann ich das hier auch noch mal machen.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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