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Hallo liebe Community,

danke für eure Hilfe!
Ich bin 24 Jahre alt und mein Sohn ist 8. Ich arbeite als Erzieherin und bin aktuell maßlos überfordert mit meiner mittelgradigen/schweren Depression (rezidivierende und kindliche Depression, wahrscheinlich schon seit 15 Jahren+). Schonmal so viel zu mir.

Aktuell bin ich an einem Punkt, wo ich einsehen muss, dass mein Leben so absolut nicht passt.
Ich möchte keine Mutter mehr sein.
Ich möchte keine Erzieherin mehr sein.
Die beiden Dinge überfordern mich...
Davon abgesehen, dass ich am liebsten gar nicht leben möchte, würde ich am liebsten meinen Beruf ändern und auch meinen Status in meiner Familie (sprich kein Kind).

Mein Sohn möchte momentan auch gerne zu seinem Papa. Ich hoffe, dass er ihn nimmt. So hart es klingt, es ist mein größter Wunsch im Moment, weil ich einfach mehr und mehr versage.
Auch mit der Arbeit. Meine Leistung nimmt stetig ab und ich bin einfach nur noch genervt, wie doof und unsozial manche Eltern sich verhalten. Dauernd bin ich krank, weil sie ihre Kinder nicht Zuhause lassen, was ich auf verstehen kann in manchen Fällen. Der Druck seitens der Arbeit ist enorm geworden....

Ich weiß nicht was ich tun soll und wohin mit diesen Gefühlen. Alle sagen, ich soll mich zusammenreißen, selbst dran Schuld ein Kind zu bekommen usw... Es passierte und ich hab das Beste versucht, aber das Beste ist jetzt eben das schlechte geworden... Für mich selbst.

27.02.2023 08:49 • 27.02.2023 #1


3 Antworten ↓


Zunächst einmal wünsche ich dir jeden Tag aufs neue viel Kraft um über Wasser zu bleiben. Ich erlebe täglich, aus Sicht eines Vaters, mit wieviel Mist die Kindergärtnerinnen täglich konfrontiert werden: Anspruchsvolle Eltern, sehr knappes Kollegium, kranke Kinder und Kollegen (ich stehe persönlich oft als Vater vor dem Dillema: frei nehmen oder doch noch bringen... und entscheide mich je nach Situation mal in die eine oder andere Richtung. Meine Frau ist da noch eine Spur schmerzfreier als ich, also hier auch interne Reibereien bei uns.)

Zu deiner aktuellen Situation kann und will ich dir momentan noch keine konkreten Ratschläge geben, biete dir aber an, dass ich den Thread verfolge und ggf. meinen Senf dazu gebe, um bei Möglichkeit den einen oder anderen Gedankenanstoss zu geben.

Tatsächlich interessiert es mich auch, die aktuelle Stresssituation (Lokalmedien sind voll davon) aus Sicht von den Erzieherinnen zu sehen.

Ich wünsche dir viel Kraft.

A


Mein Leben passt so nicht - Wie soll ich das schaffen?

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Guten Morgen ratxbat.

Hier im Forum begrüße ich Dich. Was Du schreibst, kann ich gut verstehen.
Du hast bestimmt nicht versagt. Als junge Frau, die berufstätig ist und auch ein Kind ernährt und erzieht,
trägst Du seit Jahren große Verantwortung. Da darfst Du Dich schon mal schwach fühlen und
überlegen, wo es in Deinem Leben weiter hingehen wird.
Wie ist das Verhältnis zu Deinem Sohn? Mit 8 Jahren kann man Kindern auch schon mal beginnen
zu erklären, das es die Mutter nicht immer leicht hat.

Zitat von ratxbat:
Ich weiß nicht was ich tun soll und wohin mit diesen Gefühlen.

Wenn ich Dich richtig verstehe, kann es Dir schon helfen, wenn Du mal jemanden hast, mit dem Du über
Deine Gedanken und Sorgen sprechen kannst. Hast Du eine gute Freundin oder einen guten Freund?
Falls nein, solltest Du einmal mit Deinem Hausarzt darüber sprechen, dass Du Dich zur Zeit sehr
überlastet fühlst. Möglicherweise wird der Dir nicht direkt helfen können. Bestimmt hat sie/er aber einen
Rat, an welche Stellen Du Dich wenden kannst, um in Deiner Situation Hilfsangebote zu bekommen.
Deine Situation brauchst Du bestimmt nicht alleine durchstehen.

Viele Grüße

Bernhard

@ratxbat Erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum Ich kann gut nachvollziehen, dass Du auf dem Zahnfleisch gehst, Du hast sicherlich ein schweres Päckchen zu tragen. Ich stelle es mir sehr schwer vor, so früh ein Kind großziehen zu müssen. Du hast ja quasi nie die Möglichkeit gehabt, Dein eigenes Leben zu Leben, sondern warst immer fremdbestimmt.

Mein Rat wäre, Dein Problem sozusagen zu splitten und eins nach dem anderen anzugehen. Das Kind ist da und braucht seine Mutter, von daher würde ich an der leichteren Front ansetzen - das ist der Job.

Vielleicht machst Du Dir erst einmal grundsätzlich darüber Gedanken, was Du Dir beruflich noch vorstellen könntest und was Dir Spaß machen würde. Du bist noch jung, da ist es mit Sicherheit durchaus machbar, auch noch einen anderen Beruf zu lernen. Vielleicht könntest Du Dich da mal bei der Agentur für Arbeit beraten lassen - als ich damals nach der Elternzeit zurück in den Job wollte habe ich das mal gemacht, das war gar nicht schlecht. Wenn Du in Deiner Überlegung da weiter bist, würde ich versuchen, mal im Urlaub in diesen Berufen ein Kurzpraktikum zu machen, um einen realen Einblick zu bekommen und überprüfen zu können, ob die Vorstellung der Realität stand hält. Und dann in die Planung gehen - welche Möglichkeiten gibt es, diesen Beruf zu erlernen, wie kann ich das finanzieren, wie bekomme ich das mit der Kinderbetreuung unter einen Hut etc.

Und erst wenn das in trockenen Tüchern ist, würde ich mich um die zweite Baustelle mit Deinem Kind kümmern. Vielleicht kommst Du dann schon viel besser zurecht, wenn das berufliche Problem geklärt ist. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, dass das Kind 50% der Zeit bei Dir ist und 50% beim Vater. Vielleicht stellt sich auch raus, dass es beim Vater glücklicher ist - wer weiß.

Auf jeden Fall möchte ich an Dich appellieren, Deine aktuelle Frustration nicht auf Dein Kind zu projizieren oder es an ihm auszulassen. Das Kind kann nix dafür und hat ein Recht auf eine schöne Kindheit. Das soll jetzt keiner Unterstellung Dir gegenüber sein - Du tust bestimmt Dein Bestes! Aber vielleicht legst Du hier auch mal ein Augenmerk drauf.

Und wenn Du sagst, dass das Problem mit Deinem Kind nicht so lange warten kann, bist Du beruflich mit Dir im Reinen bist, könntest Du Dich mal eine Beratungsstelle von ProFamilia, Caritas Co. wenden. Vielleicht gibt es eine gute Lösung, die man selber vor lauter Problemen selbst nicht sieht. Einen Versuch wäre es wert.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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