Vor zehn Jahren hatte er geheiratet, einen Sohn bekommen. Nach fünf Jahren zog sie aus, nahm das Kind mit, fand einen neuen Liebhaber, ließ sich scheiden und wollte von dem Kind nichts mehr wissen, und verzichtete auf das Sorgerecht. Er kam zu seinem Vater (mein Bruder), der aber nicht mehr in der Lage war, sich richtig um ihn zu kümmern, vor allem ihn richtig zu ernähren. Da kam was kommen musste: Das Jugendamt nahm ihm das Kind weg und es landete im Heim.
Er zieht sich immer weiter runter, will nochmal operiert werden, was riskant ist, und hat sich schon mal einen Betreuer geholt, der sich um seine Sachen kümmert, wenn er die OP nicht übersteht. In seinen letzten Nachrichten klang es so, als wäre es am liebsten, wenn irgendwas schiefgeht, und sie seine chronische Infektion nicht mehr in den Griff kriegen.
Da er noch nie meine Nähe gesucht hat, jetzt aber unbedingt meine Hilfe braucht, weil das Jobcenter ihm sein H4 kürzen will, habe ich ihm gesagt, dass wir das zusammen ausfüllen können, aber dass er dafür zu mir kommen soll. Das hat er vehement abgelehnt, weil ich 50 km weg wohne, und er dafür kein Geld ausgeben will. Ist das nicht erbärmlich? Wieso soll ich ihm jetzt noch helfen, wo ich ihn immer anbetteln musste, mir mal was mit der Elektrik zu helfen, was mal sein Beruf war? Meine Freundin sagt, ich soll ihn nicht verstoßen, sondern für ihn beten. Aber ich kann es nicht. Denn er verhält sich genauso wie meine Eltern: Maximales Ignorieren und sich nur melden, wenn man was vom Bruder will. Das sehe ich nicht mehr ein. Wer so viele Jahre derart asozial lebt, vor allem nicht mehr richtig arbeiten will, die Nächte mit Kumpels durchsäuft und illegal eine Kneipe betreibt, der lässt sich sowieso nicht mehr helfen. Irgendwann rächt sich eben alles, was man im Leben falsch macht.
09.08.2018 21:11 • • 12.08.2018 #1