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Hallo,

Mein Partner hat wohl eine depressive Episode.

Er ist jetzt auch in Psychologischer Behandlung. Angefangen hat alles das er Probleme im Magen bekommen hat. Und dann hat er mir gesagt das er sich trennen möchte vielleicht. Er trifft jetzt keine Entscheidung. Das möchte ich auch gar nicht.

Aber er ist so kalt zu mir. Ich kann das irgendwie nicht verstehen. Alles richtet sich gegen mich. Zu allen ist er relativ normal. Er geht super viel schwimmen. Er ist zu den Freunden normal. Wir sind erst vor kurzem in unser Haus gezogen. Wir haben dies erst im September gekauft. Er ist auch zu unserem Kind normal. Er macht zwar nicht wirklich was im Haushalt, kümmert sich nicht ums einkaufen. Und mit unserem Kind spielt er höchstens zuhause. Aber alles andere bleibt an mir hängen.

Er meinte das er schon lange überlegt, dass er sich trennen möchte. Das die Partnerschaft schon lange schlecht ist.

Ich verstehe es irgendwie nicht. Wieso ist er so kalt zu mir. So distanziert. Redet kaum mit mir. Kann es wirklich sein das er mich so wegstößt? Kann das an der Depression liegen? Er sagt er hat keine Gefühle mehr für mich. Gar keine. Da ist einfach eine Leere.

liebe Grüße

28.02.2023 11:26 • 12.04.2023 #1


15 Antworten ↓


Geht mir genauso in meinen depressiven Phasen.
Auch ich habe das zu meinem Partner genau so gesagt, gerade das mit dem gar keine Gefühle kann ich so gut nachempfinden. Ich bekomme jetzt neue Medikamente, seitdem ist es wieder besser geworden.
Aber wie gesagt, mir geht es in meinen Depressionen genauso.

A


Mann mit Depressionen stößt mich von sich weg

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@Narima vielen Dank für deine Antwort. Ich hoffe es ist okay das ich nochmal nachfrage.

Mein Partner meinte er will sich deswegen eben eventuell trennen?

Bist du dann auch so kalt und abweisend zu deinem Partner? Und hast du denn Gefühle bei anderen Menschen?

Ich bin auch so abweisend und will mich auch trennen, ja.
Es ist einfach kein Gefühl von Liebe mehr da, im Gegenteil, mich setzt dann diese Beziehung so wahnsinnig unter Druck, dass ich nur noch fliehen möchte.
Und kommt drauf an, was du mit Gefühlen bei anderen Menschen meinst. Also generell hab ich natürlich meine Eltern etc. trotzdem lieb und kann meistens auch besser mit denen umgehen als mit meinem Partner. Aber für andere Menschen Gefühle entwickeln oder Freundschaften aufbauen funktioniert dann auch nicht.

@Narima ah okay. Wahnsinn. Ich kann das irgendwie gar nicht verstehen. Wie er so kalt und distanziert sein kann. Ich hoffe einfach mal, dass wenn er in Behandlung ist da wieder was kommt.

Kamen bei dir die Gefühle dann direkt wieder? Oder schleichend? Und nur durch die Medikamente oder allgemein durch Gespräche auch?

Wie das bei Freunden ist weiß ich nicht aber bei seiner Familie ist er so wie immer.

Nein, schleichend. Und auch immer noch nicht da, wo sie mal waren.
Allerdings habe ich auch kein Kind und kein Haus, also wir sind bedeutend kürzer zusammen, das ist noch mal ein anderer Faktor, denn ich habe auch vorher schon mal an der Beziehung gezweifelt und durch die Depressionen wurde es extrem. Und ne, Gespräche haben mir persönlich gar nichts gebracht, im Gegenteil, ich wollte ja meine Ruhe.

@Narima ah okay. Vielen Dank

Mit Gesprächen meinte ich eher beim Psychologen.

Ich hoffe halt das er sich irgendwann entscheidet. Dieses warten ob er sich jetzt für oder gegen uns entscheidet ist die Hölle.


Aber ich denke er muss erst gesund werden.

Das erste mal hat er es mir gesagt vor ca 5-6 Wochen. Weiß nicht mehr genau wann. Aber seitdem wird es immer schlimmer irgendwie. Er wird immer kühler etc. war das bei dir auch so? Wird das immer weniger bzw. Wird die Depression dann schlimmer oder wie kann man das verstehen?

Naja, solange die depressive Phase andauert, wird es nicht besser.
Ich war jetzt von Weihnachten bis Mitte Februar drin und wäre auch immer noch drin, wären die Medikamente nicht. Am Anfang wollte ich nur Ruhe, später war ich förmlich schon von einer WhatsApp genervt. Seit 2 Tagen geht es mir wieder schlechter und ich merke sofort, wie die Genervtheit wieder zu nimmt.
Manchmal reichen leider Gespräche alleine nicht aus.

@Narima dann hoffe ich mal das bei ihm es hilft wenn er in ne Klinik geht und dort hoffentlich Medikamente bekommt.

Echt? Oh je du arme. Ich hoffe sehr, dass es bei dir bald besser wird.

Schwankt das dann so tageweise? Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Wenn er mir schreibt schönen tag dir bin in der Arbeit angekommen will er wahrscheinlich keinen Kontakt haben.

Naja, letztendlich ist ja jeder Mensch anders. Ich kann dir nur berichten, wie es bei mir ist. Die Depression kann aber bei jedem anders sein.
Also kann ich dir nicht sagen, ob er Kontakt möchte oder nicht. Wichtig ist erstmal, sich Hilfe zu suchen, das tut er ja.

Willkommen Marlene,

die Partnerschaft spielt bei Depressionen oft eine sehr wesentliche Rolle. Damit ist nicht gemeint, dass unbedingt der Partner schuld an der Depression des Betroffenen ist.

Depression lässt den Betroffenen quasi verrückt bzw. partiell erleben, d. h. er nimmt anders wahr. Verrückt im dem Sinne, dass er anders bewertet. Partiell hinsichtlich seines nun anders gelagerten Fokusses.

Zitat von Marlene1983:
Und dann hat er mir gesagt das er sich vielleicht trennen möchte.

Kam das aus heiterem Himmel oder könnte es sein, dass er das eher Dir zuliebe tun würde, weil Du seine Kälte nicht mehr aushältst?

Zitat von Marlene1983:
Er meinte das er schon lange überlegt, dass er sich trennen möchte. Das die Partnerschaft schon lange schlecht ist.

Obwohl sich das nach einer klaren und wohlüberlegten Aussage anhört, kann es tatsächlich lediglich eine vorgeschobene Behauptung sein. Diese Aussage entbindet ihn von akuten Diskussionen.

Zitat von Marlene1983:
Er ist zu den Freunden normal.

Zitat von Marlene1983:
Er ist auch zu unserem Kind normal.

Je nach Charaktertyp müssen weder Freunde noch Kinder wirklich mitbekommen, wie es ihm geht. Man kann sich ihnen gegenüber sehr gut verstellen. Freunde sind auch oft rücksichtsvoll, wenn sie merken, dass jemand nicht über etwas reden möchte, was ihn bedrückt. Kinder halten sich oft zurück, weil sie ihn nicht belasten wollen usw.

Zitat von Marlene1983:
Er macht zwar nicht wirklich was im Haushalt, kümmert sich nicht ums einkaufen. Und mit unserem Kind spielt er höchstens zuhause. Aber alles andere bleibt an mir hängen.

War das bisher anders?

Zitat von Marlene1983:
Wir sind erst vor kurzem in unser Haus gezogen. Wir haben dies erst im September gekauft.

Sowas tut man eigentlich nicht, wenn man (schon länger) der Ansicht ist, dass die Beziehung nichts taugt.

Zitat von Marlene1983:
Wieso ist er so kalt zu mir. So distanziert. Redet kaum mit mir. Kann es wirklich sein das er mich so wegstößt? Kann das an der Depression liegen? Er sagt er hat keine Gefühle mehr für mich. Gar keine. Da ist einfach eine Leere.

Ja, absolut nachvollziehbar. Jeder Mensch erlebt Depression anders. Oft spielt auch Scham mit rein und da gibt man lieber den Unnahbaren gegenüber dem Partner, weil sich somit Diskussionen verhindern lassen, die ihm aktuell unangenehm wären.

Alles sehr belastend für Dich und ich fühle mit Dir! Trotzdem würde ich aus dem, was Du bislang geschrieben hast, folgenden Rat geben:

Sag ihm, dass Du sein aktuelles Verhalten akzeptierst und ihn bis auf weiteres diesbezüglich nicht belasten willst. Gib ihm zu verstehen, dass Du das für ihn tust, obwohl Du selber schon darunter leidest. Du wirst hierfür sicher die für Euch beide passenden Worte finden. Es geht einfach um Zeit. Das erscheint mir hier der gerade wesentliche Faktor zu sein. Zeit für ihn, an sich zu arbeiten. Und auch Zeit für Dich, Eure Beziehung tatsächlich mal in Ruhe zu überdenken und evtl. auch Freundinnen zu konsultieren, wie die Eure Lage einschätzen.

@moo Hallo:)

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort

Und wie er alles bewertet wird wahrscheinlich wieder bei allen anders oder?

Aber wieso spielt die Beziehung da so eine große Rolle?

Das kam aus heiterem Himmel. Erst kam er kann das so nicht mehr weil wir nen mini Streit hatten und dann das er keine Gefühle mehr hat und die Trennung will wahrscheinlich.

Ja das kann gut sein. Es hört sich aber tatsächlich nach lange überlegt an.
Aber ob wir dann das Haus hätten kaufen müssen

Ja also einkaufen, putzen hat er schon unterstützt.

och habe mit zwei Freundinnen geredet und die wären alle fast vom Glauben abgefallen. Das hat keiner gesehen.
aber Zeit ist gut ja. Obwohl es schwierig ist, wenn er so distanziert ist zu mir. Und so kühl. Ich hoffe die Behandlung bringt etwas.

Danke für die Rückmeldung!

Zitat von Marlene1983:
Aber wieso spielt die Beziehung da so eine große Rolle?

Ist sie nicht quasi der Rahmen unseres (Er-)Lebens?

Stell Dir Dich selbst mal als Gemälde oder Foto vor. Dann lege unterschiedlichste Rahmen außen rum. Wie verändert sich der Gesamteindruck?

Du bist sein Rahmen und er ist Deiner. Ihr rahmt Euch gegenseitig. Besonders wenn man schon sehr lange zusammenlebt, realisiert man das mitunter nicht mehr so richtig.

Zitat von Marlene1983:
Erst kam er kann das so nicht mehr weil wir nen mini Streit hatten und dann dass er keine Gefühle mehr hat und die Trennung will wahrscheinlich.

Jeder Streit, so klein er auch scheinen mag, hat, je nach beteiligten Charaktertypen ein gewisses Potenzial - u. U. in alle Richtungen. Er kann Beginn (einer Krise) sein oder Ende (einer Krise), je nachdem, wie man damit umgeht.

Ein Depressiver kann u. U. dieses Potenzial erstmals anders nutzen, als er es früher tat. Depression kann (!) uns aufgrund der gefühlten Rücken-zur-Wand-Situation dazu führen, etwas auszusprechen, was wir früher nicht gewagt hätten zu sagen. Wir können aber auch genau das Gegenteil tun - nämlich irgendeinen Spruch abzusondern, der schlicht und ergreifend alles auf Abstand hält. Und genau hier setzt idR die Arbeit des Psychotherapeuten an - zumindest sollte sie das mMn.

Zitat von Marlene1983:
Ja das kann gut sein. Es hört sich aber tatsächlich nach lange überlegt an. Aber ob wir dann das Haus hätten kaufen müssen.

Wie gesagt - der Hauskauf ist kein verlässliches Indiz für keine ernste Krise. Es erklärt erstmal nur, weshalb seine Aussage zusätzlich abwegig klingt. Aber - s. o. - in ausweglosen Situationen redet und handelt man mitunter - für Andere - nicht normal.

Ah okay. Daher produziert er gerade alles schlechte auf uns. Quasi?

Also meinst du es kann sein das er wirklich schon lange sich trennen wollte, aber es nicht gesagt hat und durch die Depression konnte er es jetzt endlich aussprechen? Oder er sagt es einfach weil ihm gerade alles zu viel ist?

Und in der Therapie will der Psychotherapeut dann herausfinden welches der beiden Dinge ist und ihn auf dieses Weg bringen?

Aber als er die Aussage getätigt hat war er wahrscheinlich schon in der Depression oder? Oder kann man irgendwie herausfinden oder an was wann diese begonnen hat?

Zitat von Marlene1983:
Ah okay. Daher produziert er gerade alles schlechte auf uns. Quasi?

Ich dachte, nur auf Dich?

Zitat von Marlene1983:
Also meinst du es kann sein dass er sich wirklich schon lange trennen wollte, aber es nicht gesagt hat und durch die Depression konnte er es jetzt endlich aussprechen? Oder er sagt es einfach weil ihm gerade alles zu viel ist?

Ja, eins von beiden hatte ich im Sinn. Muss aber nicht stimmen - ich sage das nur aus meiner Perspektive, der ich selber erst im Zuge einer Depression fähig wurde, Notwendiges a) zu sagen und b) auch dann entsprechend zu handeln. Mich hat die Depression gelehrt, dass ich weitgehend falsch gelebt habe. In meinem Fall hat die Depression dazu geführt, dass ich mir erstmals ernsthaft eine - letztlich insgeheim ersehnte - Partnerin suchte. Später schmiss ich dann auch noch meine Firma hin...

Zitat von Marlene1983:
Und in der Therapie will der Psychotherapeut dann herausfinden welches der beiden Dinge es ist und ihn auf diesen Weg bringen?

Naja, erstmal muss geprüft werden, ob eine der beiden Varianten überhaupt zutrifft. Und es muss noch nicht bedeuten, dass eine Trennung der richtige Weg ist, nur weil er die Beziehung als unpassend empfindet. Der Therapeut eruiert unter anderem, ob die Beziehung nicht doch überhaupt nichts mit der Depri zu tun hat.

Wenn er an einen schlechten Therapeuten gelangt, kann der ihm (vorschnell) raten, sich zu trennen, aber idR werden solch schwerwiegende Tipps nicht so leicht aus der Hüfte gegeben. Oft dramatisiert sich eine Depression ja erst, wenn eine Partnerschaft endet... Normalerweise wird die Partnerin dann sowieso zu mindestens einem Therapiegespräch mitgeladen.

Ich habe nur Möglichkeiten aufgezeigt, die denkbar wären. Deshalb der Zeitfaktor, um allen Beteiligten nach und nach verlässliche Orientierung zu ermöglichen.

Zitat von Marlene1983:
Aber als er die Aussage getätigt hat war er wahrscheinlich schon in der Depression oder? Oder kann man irgendwie herausfinden oder an was wann diese begonnen hat?

Vielleicht kannst Du ihn das einfach - ohne Vorwürfe - einfach mal fragen? Eigentlich sind das einleitende Fragen bei einem Therapeuten-Erstgespräch.

Grundsätzlich meine ich, dass eine lange Beziehung niemals einfach so ohne weiteres aufgrund einer psychischen Erkrankung aufgelöst werden sollte, denn beendet ist sie schnell und wenn es das nicht war, ist ein Neubeginn oft eher schwierig. Aber auch hier gilt: Keine Regel ohne Ausnahme.

Evtl. ist z. B. eine zeitweilige Trennung für ein paar Wochen zielführend (z. B. im Rahmen einer stationären Therapie). Wird sich alles im Zuge seiner Therapie hoffentlich weisen. Aktuell würde ich an Deiner Stelle vorsichtig auf Stand by gehen und ihm einfach vorab signalisieren, dass er aktuell keinen Harmonie-Druck Deinerseits erhält und er sich den auch nicht zu machen braucht.

Ich weiß, das ist für Dich alles sehr anstrengend, aber letztlich bleibt eh keine andere Wahl, als das nun gemeinsam anzugehen. Du hilfst ihm vielleicht gerade damit, dass Du ihn in Ruhe machen lässt. Viel wichtiger für Dich ist, dass Du mit der aktuellen Lage klar kommst. Achte also mehr auf Dich und weniger auf ihn.

Er hat gesagt er will sich jetzt trennen. Er weiß zwar nicht ob es richtig ist aber die Entscheidung hat er trotzdem getroffen…

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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