Maha
Der Schmerzkörper
Auch beim Schmerzkörper, der Teil des Ego-gesteuerten Denkapparates ist - nicht nur, aber ursächlich - gilt: Das Denken ist ja nun einmal ständig aktiv in unserem Geist/Kopf. Es zu identfizieren und damit durch Training zu beobachten/stoppen/akzeptieren/umzulenken, ist der erste wichtige Schritt. Auch dann, wenn es um unseren Schmerzkörper geht.
Unter painbody/Schmerzkörper versteht man laut ET: alle unsere alten/meist sehr frühen, unbearbeiteten und somit noch nicht aufgelösten Emotionen. (Hinzudenken und integrieren kann noch, wer mag, was ich oben zum Thema Trauma-Vererbung früherer Generationen geschrieben habe. Für mich ergibt es viel Sinn, das immer mitzudenken; zumindest als Frage - wessen Ungelöstes schleppe ich hier vielleicht noch zusätzlich zu meinem eigenen Ballast mit mir durch mein Leben?) Oprah erzählt, dass sie in ihrer Kindheit
Trigger
nicht nur von der Großmutter heftigst geprügelt wurde, sondern auch nicht weinen durfte. Die Großmutter zwang sie, zu lächeln.
Eine Anruferin erzählt, dass sie von Kindheit an von ihrer eigenen Familie als fette Kuh und ähnlich entwertend betitelt wurde. Beides speichert die Seele im Schmerzkörper als sich ewig wiederholende, negative Denkmuster-Gedankenschleife, wenn/weil es sich nicht einfach von selbst und ohne das bewusste Wahrnehmen auflösen kann.
Tolle beschreibt den Schmerzkörper wie ein Wesen, das in uns lebt. Es ist natürlich nur eine Energie-Form, die sich von Unglücklichsein, Drama, Negativität auch der Gedanken und Worte ernährt. Besonders in Beziehungen - auch den nahesten - zeigt sich diese Energie, die dann dort ihr UnWesen treibt. Wenn beiden Menschen in diesen Momenten das gegenwärtige Bewusstsein fehlt, eskaliert es.
ET erzählt aus seiner Kindheit in einem durchweg kriegerischen Haushalt durch die Streits seiner Eltern, dass er bereits mit 9 oder 10 Jahren
Trigger
sehr konkrete Pläne geschmiedet hatte, sich das Leben zu nehmen. Als Kind hatte ihm der Mut gefehlt. Die nächste suizidale Phase kam in seinen 20ern. Letztere führte dann zu seinem Erwachen, wie er es nennt. Er ist aus seinem schlafwandlerischem Leben, dem Alptraum der Depressionen und des Leidens aufgewacht.
Der Schmerzkörper ernährt sich, wie gesagt, von negativen Emotionen, Drama und kennt alle Knöpfe, die - schön mit Absicht gedrückt - beim Gegenüber dazu führen, dass es sich ins Drama verstricken lässt. (Lässt sich hier im Forum auch manchmal sehr gut beobachten. Habe schon öfter gelesen, dass das eine Schmerzkörper-Wesen dem anderen dann vor den Latz knallt, dass dessen Leben ja nicht so toll sein könne, wie behauptet, wenn man sich täglich so viele Stunden hier aufhalte. BÄMM Ups. Ich selbst habe mich kürzlich auch wieder ein wenig in so ein Fahrwasser ziehen lassen, als an einer Aussage von mir an eine andere Person von einer Dritten wieder herumgekrittelt wurde. Aktuell habe ich beschlossen, in einem Tagebuch nicht mehr weiter zu lesen, weil ich jetzt diesem Krittelwesen wieder bewusster aus dem Weg gehen mag.
Jetzt - nur bezogen auf den aktuellen Moment - ist für mich noch nicht die Zeit, das Thema Überkritiker*innen in mir und außerhalb von mir aufzulösen. Ja, da hat mein Ego die Hand im Spiel. Ganz klar. Egofrei wäre ich voller Mitgefühl, Verständnis, Großzügigkeit, ohne Resonanz... So weit bin ich noch nicht. Jetzt freue ich mich erst einmal über die Babyhand, die mein Ego im Spiel hat, weil ich mich schon nicht mehr in die 8/9/10er Skala-Höhen treibe(n lasse). Ein Grund zum Feiern und einer für eine Runde Selbstmitgefühl (--- beides ich quasi).
Eine Anruferin namens Linda fragt nach dem Umgang mit ihrer familiär isolierten Schwester, einer Drama-Queen (wie Lindas bewertendes Ego und sie diese nennen). ET empfiehlt wie schon in den Webcasts vorher: Sei so lange und ausdauernd wie möglich der Raum für die Schwester und ihren Schmerzkörper, ohne dich selbst hineinziehen zu lassen. Gegenwärtiges Gewahrsein des Schmerzkörpers der Schwester ist der Weg. ET sagt auch dazu, dass es dem Schmerzkörper immer wieder gelingt, einen doch hineinzuverstricken, weil er einfach so verdammt gut darin ist. Das sei nicht weiter tragisch. Es braucht viel Geduld und Training.
Besonders die großen Familienfeste wie Weihnachten oder Thanksgiving (in den USA) seien wahre Festessen für die Schmerzkörper der Familienmitglieder. Dann - Weihnachten - geschehen ja auch in Deutschland die meisten Eskalationen. Ich selbst denke mit Grausen an die vielen eskalierten Weihnachtsfeste meiner Kindheit zurück... War zu Hause immer ein Minenfeld - und zwar von Wanderminen, die mitnichten am selben Ort blieben - steigerte sich die Gefahr noch einmal an diesen Tagen. Doch auch hier: Es braucht nur eine Person, die nicht darauf einsteigt und das Ganze fällt in sich zusammen.
Auch das Thema Sucht spielt im Zusammenhang mit dem Schmerzkörper eine Rolle bei einer Anruferin. Ja, bei manchen Menschen ist der Schmerzkörper so dauerhaft aktiviert und nicht nur trigger-/pahsenweise, dass diese Menschen in einer wahren Hölle leben, der sie so zu entkommen suchen: durch A lkoh ol oder D ro gen... Solches Leiden erhöht jedoch auch die Chance, dass der Mensch an einem Punkt aus diesem Alptraum aufwachen will. Sucht ist ja der (meist unbewusste) Versuch der Selbstheilung - in einer toxischen Form. Das bewusste Leben im gegenwärtigen Moment hat nach Entzug potenziell dieselbe Wirkung: Heilen.
Auch Sorgen - die ganz wertfrei gemeint hier im Forum sehr viel Raum haben/einnehmen - sind Teil des Schmerzkörpers. Unser Körper weiß nicht, dass dies nur Gedanken/negative Phantasien sind. Er reagiert, als seien sie real. Damit wächst natürlich die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich zu erkranken. Wieder erinnert ET an das jederzeit mögliche Aussteigen aus solchen Gedankenschleifen und Einsteigen in den gegenwärtigen Moment. Bewusstes Atmen. Fühlen des Lebendigseins in den Händen oder Füßen, Armen, Beinen... Volle Aufmerksamkeit auf eine Pflanze oder ähnliches richten und sich mit deren Lebendigkeit verbinden. Oder wenn Schwelgen in Ängsten oder negativen Gedanken, dann möglichst zeitlich begrenzt und mit wachsendem Bewusstsein... Er weiß ja, dass dies nicht über Nacht gelingt. Er kennt all das aus eigenem Erleben.
Tolle beschreibt eine eindrucksvolle Szene, die er auf einem See beobachtet hat. Zwei Enten schwimmen aufeinander zu. Plötzlich aus dem Nichts ein Angriff und Kampf. Nach 30 Sekunden trennen sich ihre Schwimmbahnen und sie streben von einander weg. Dann richten sich beide Enten unabhängig von einander zu voller Grüße über der Wasseroberfläche auf und schlagen wie verrückt mit den Flügeln. Danach: Friedliches Weiterschwimmer, als wenn nichts gewesen wäre...
In Momenten, in denen unsere (negativen) Gedanken und/oder alltäglichen Dramen nicht zu wild und machtvoll sind, können wir das Gegenwärtigsein üben. Je mehr wir es trocken üben, umso mehr sind wir trainiert, wenn es dann wieder losgeht. Das gefällt mir besonders, dieser Ansatz.
Stand still and allow it to be.
Halte inne und erlaube das, was sich zeigt, zu sein.
Bei dir selbst. Bei einem anderen.
Morgen kommen die Links zu Teil 6.
Allen einen schönen Tag
14.05.2022 08:49 • #41