Hallo ihr Lieben,
nachdem die Angstzustände im Alltag mittlerweile nachlassen und oft - Gott sei Dank! - kaum noch zu spüren sind, macht mir jetzt Lethargie und innere Leere zu schaffen. Ich hoffe auf eure Antworten und regen Austausch mit euch.
Zum Hintergrund: Vor zwölf Jahren hatte ich eine schwere Depression, die mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Ich war fast ein Jahr lang arbeits- bzw. studiumsunfähig, null belastbar und wirklich am Boden, m Alltag ging gar nichts mehr. Therapie und medikamentöse Behandlung haben mir sehr geholfen, und heute bin ich VIEL VIEL weiter als ich jemals gedacht hätte.
Was aber geblieben ist, ist, dass ich seitdem anfällig für depressive Verstimmungen bin. Ohne Medikamente ist eine depressive Stimmung latent immer da, und sie äußert sich u.a. so: Ich empfinde alles als anstrengend, jede Aufgabe scheint riesig. Abends stellen sich Ängste ein und ich bin unfähig, über anderes nachzudenken - Tunnelblick eben. Am Wochenende bin ich oft erst mal erschöpft und mache nicht viel, zumindest am Samstag tagsüber nicht. Alltägliche Dinge, die zu erledigen sind, fallen mir dann schwer, und in meinem Kopf sieht es dann so aus: Du musst das und das tun, du musst noch dieses erledigen, und eigentlich solltest du.... Bisher habe ich manches aus Angst nicht geschafft. Ich muss dazu sagen, dass ich ein körperliches Handicap habe, wewegen mich vielleicht eine volle Arbeitswoche mehr anstrengt als andere - das allein ist es aber nicht, sondern es hat ganz sicher und wahrscheinlich v.a. psychische Ursachen.
Seit einiger Zeit nehme ich wieder Medis und habe auch noch einmal eine Therapie begonnen. Wie gesagt, ich bin inzwischen fast angstfrei. Nun sollte man erwarten, dass die Lust am Leben wiederkehrt und man den Alltag wieder mit Schwung meistern kann.
Statt dessen macht sich in meinem Kopf eine Leere und Lethargie breit, die ich irgendwie nicht überwinden kann. Ich glaube, dass diese Lethargie seit der Depression damals mehr oder weniger oft da war und ist und sich irgendwie in meinem Kopf eingebrannt hat - als ob sich Nervenstrukturen gebildet haben, die mein Denken in diese Richtung steuern, und jetzt muss man sie wieder umpolen (bei depressivem Denken funktionieren neuronale Strukturen ja genauso).
Ein paar Beispiele: Ich habe tausend Ideen, was ich am Wochenende einmal machen will. Dann kommt das Wochenende - und mein Kopf ist leer. Mir fehlen die Ideen, kein Antrieb, nichts. Und ich frage mich: Was mache ich heute? Hmmm ... große Fragezeichen in meinem Kopf!
Ich wollte zwei Päckchen fertig machen um sie heute zur Post zu bringen - ich habe sie vergessen am Wochenende! Weil mein Kopf wie leer war! Das gibts doch nicht!
Ich sollte regelmäßig Sport machen, auch aus gesundheitlichen Gründen. Das Fitnessstudio ist auf der Arbeit praktisch vor meiner Nase, bequemer gehts gar nicht! Auch von zu Hause ist es nicht weit, so dass ich auch problemlos am Wochenende hingehen könnte - aber ich schaffe es nicht! Der Schweinehund ist zu groß! Ich gehe mal, vielleicht auch drei, vier Wochen lang (das ist aber schon gut!), aber ich schaffe es gar nicht, lange an etwas dran zu bleiben.
Anderes Beispiel: Vor zwei Jahren hab ich mir ne E-Gitarre gekauft und mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Nach wenigen Monaten stand das Ding in der Ecke, und da steht es heute noch. Das ist nicht nur Antriebslosigkeit, aber auch.
Letztes Beispiel: Ich kann stundenlang die Zeit totschlagen mit nutzlosen Dingen - nicht aus Angst, sondern weil ich mich nicht aufraffen kann.
Wenn ich am Wochenende oder abends überlege: Was steht an, was mache ich heute? Was muss ich erledigen? (z.B. Post). Bisher habe ich die Sachen aus Angst oft verdrängt. Aber jetzt ist es, als ob ein Loch in meinem Kopf ist - ich vergesse sie einfach, sie sind weg! Wenn ich aber aktiver bin, sind alle Gedanken und Ideen und auch Vordreude darauf wieder da, und dann ärgere ich mich, dass ich mich nicht gekümmert habe.
Es kommt mir vor, als ob ich mir dieses Verhalten während der Depression antrainiert habe, und weil solche Zustände in den letzten 10 Jahren immer wieder kamen, hat sich das Verhalten automatisiert. Jetzt komme ich nicht mehr raus.
Kennt ihr so etwas? Habt ihr Tipps, wie man aus einer solchen Spirale langfristig wieder rauskommt?
Ich habe vor kurzem einen Satz gelesen - es ging darum, wie man sich Verhaltensweisen antrainiert und sie sich zu eigen macht. Ich kriege ihn nicht mehr zusammen, aber der Sinn war der:
Zuerst gibt es eine Idee. Man realisiert die Idee, z.B. eine Sportart anfangen. Man wiederholt es, geht wieder hin, und wieder und wieder. Die Idee wird zur Gewohnheit. Dann wird sie zu einem festen Bestandteil des Alltags. Dann zu einem festen Bestandteil des Lebens. Und zum Schluss habe ich sie so verinnerlicht, dass sie fest zu mir gehört und meine Identät mit ausmacht.
Ich finde das eine tolle Überlegung und würde sie mir gern zur Philosophiie machen, um mein Leben wieder in die Hand zu nehmen und aktiver zu gestalten. Aber wie kann ich das praktisch?
Ich danke euch schon mal für eure Antworten!
Liebe Grüße vom
Grashüpfer
nachdem die Angstzustände im Alltag mittlerweile nachlassen und oft - Gott sei Dank! - kaum noch zu spüren sind, macht mir jetzt Lethargie und innere Leere zu schaffen. Ich hoffe auf eure Antworten und regen Austausch mit euch.
Zum Hintergrund: Vor zwölf Jahren hatte ich eine schwere Depression, die mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Ich war fast ein Jahr lang arbeits- bzw. studiumsunfähig, null belastbar und wirklich am Boden, m Alltag ging gar nichts mehr. Therapie und medikamentöse Behandlung haben mir sehr geholfen, und heute bin ich VIEL VIEL weiter als ich jemals gedacht hätte.
Was aber geblieben ist, ist, dass ich seitdem anfällig für depressive Verstimmungen bin. Ohne Medikamente ist eine depressive Stimmung latent immer da, und sie äußert sich u.a. so: Ich empfinde alles als anstrengend, jede Aufgabe scheint riesig. Abends stellen sich Ängste ein und ich bin unfähig, über anderes nachzudenken - Tunnelblick eben. Am Wochenende bin ich oft erst mal erschöpft und mache nicht viel, zumindest am Samstag tagsüber nicht. Alltägliche Dinge, die zu erledigen sind, fallen mir dann schwer, und in meinem Kopf sieht es dann so aus: Du musst das und das tun, du musst noch dieses erledigen, und eigentlich solltest du.... Bisher habe ich manches aus Angst nicht geschafft. Ich muss dazu sagen, dass ich ein körperliches Handicap habe, wewegen mich vielleicht eine volle Arbeitswoche mehr anstrengt als andere - das allein ist es aber nicht, sondern es hat ganz sicher und wahrscheinlich v.a. psychische Ursachen.
Seit einiger Zeit nehme ich wieder Medis und habe auch noch einmal eine Therapie begonnen. Wie gesagt, ich bin inzwischen fast angstfrei. Nun sollte man erwarten, dass die Lust am Leben wiederkehrt und man den Alltag wieder mit Schwung meistern kann.
Statt dessen macht sich in meinem Kopf eine Leere und Lethargie breit, die ich irgendwie nicht überwinden kann. Ich glaube, dass diese Lethargie seit der Depression damals mehr oder weniger oft da war und ist und sich irgendwie in meinem Kopf eingebrannt hat - als ob sich Nervenstrukturen gebildet haben, die mein Denken in diese Richtung steuern, und jetzt muss man sie wieder umpolen (bei depressivem Denken funktionieren neuronale Strukturen ja genauso).
Ein paar Beispiele: Ich habe tausend Ideen, was ich am Wochenende einmal machen will. Dann kommt das Wochenende - und mein Kopf ist leer. Mir fehlen die Ideen, kein Antrieb, nichts. Und ich frage mich: Was mache ich heute? Hmmm ... große Fragezeichen in meinem Kopf!
Ich wollte zwei Päckchen fertig machen um sie heute zur Post zu bringen - ich habe sie vergessen am Wochenende! Weil mein Kopf wie leer war! Das gibts doch nicht!
Ich sollte regelmäßig Sport machen, auch aus gesundheitlichen Gründen. Das Fitnessstudio ist auf der Arbeit praktisch vor meiner Nase, bequemer gehts gar nicht! Auch von zu Hause ist es nicht weit, so dass ich auch problemlos am Wochenende hingehen könnte - aber ich schaffe es nicht! Der Schweinehund ist zu groß! Ich gehe mal, vielleicht auch drei, vier Wochen lang (das ist aber schon gut!), aber ich schaffe es gar nicht, lange an etwas dran zu bleiben.
Anderes Beispiel: Vor zwei Jahren hab ich mir ne E-Gitarre gekauft und mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Nach wenigen Monaten stand das Ding in der Ecke, und da steht es heute noch. Das ist nicht nur Antriebslosigkeit, aber auch.
Letztes Beispiel: Ich kann stundenlang die Zeit totschlagen mit nutzlosen Dingen - nicht aus Angst, sondern weil ich mich nicht aufraffen kann.
Wenn ich am Wochenende oder abends überlege: Was steht an, was mache ich heute? Was muss ich erledigen? (z.B. Post). Bisher habe ich die Sachen aus Angst oft verdrängt. Aber jetzt ist es, als ob ein Loch in meinem Kopf ist - ich vergesse sie einfach, sie sind weg! Wenn ich aber aktiver bin, sind alle Gedanken und Ideen und auch Vordreude darauf wieder da, und dann ärgere ich mich, dass ich mich nicht gekümmert habe.
Es kommt mir vor, als ob ich mir dieses Verhalten während der Depression antrainiert habe, und weil solche Zustände in den letzten 10 Jahren immer wieder kamen, hat sich das Verhalten automatisiert. Jetzt komme ich nicht mehr raus.
Kennt ihr so etwas? Habt ihr Tipps, wie man aus einer solchen Spirale langfristig wieder rauskommt?
Ich habe vor kurzem einen Satz gelesen - es ging darum, wie man sich Verhaltensweisen antrainiert und sie sich zu eigen macht. Ich kriege ihn nicht mehr zusammen, aber der Sinn war der:
Zuerst gibt es eine Idee. Man realisiert die Idee, z.B. eine Sportart anfangen. Man wiederholt es, geht wieder hin, und wieder und wieder. Die Idee wird zur Gewohnheit. Dann wird sie zu einem festen Bestandteil des Alltags. Dann zu einem festen Bestandteil des Lebens. Und zum Schluss habe ich sie so verinnerlicht, dass sie fest zu mir gehört und meine Identät mit ausmacht.
Ich finde das eine tolle Überlegung und würde sie mir gern zur Philosophiie machen, um mein Leben wieder in die Hand zu nehmen und aktiver zu gestalten. Aber wie kann ich das praktisch?
Ich danke euch schon mal für eure Antworten!
Liebe Grüße vom
Grashüpfer
11.01.2016 18:47 • • 12.01.2016 #1
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