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Guten Abend,

ich würde mich gerne nochmal über das Symptom,,leerer Kopf austauschen. Wer kennt es? Ich habe wiederkehrende Depressionen und eine generalisierte Angststörung. 9 Monate ging es mir jetzt wirklich super! Nach einer harmlosen Erkältung mit stark verstopfter Nase u parallel noch stark emotionalen Stress partnerschaftlich merkte ich, wie ich plötzlich in die DP/ und DR rutsche. Seit 5 Wochen ist mein Kopf nun leer. Komplett leer. Keine Gedanken, keine Gefühle. Nur Angst, dass ich so weiterleben muss. Ich stelle mir sogar die Frage, ob man sein ,,Ich verlieren kann? So furchtbar. Ohne Gefühle, die einen Menschen ausmachen ist das ,,Ich sein weg. Ich fühle nicht nur mich nicht mehr, sondern auch meinen Körper nicht mehr. Alles leer. Warte auf einen Platz in der Tagesklinik. Gibt es bis dahin jemanden, der mir Mut machen kann und diese furchtbaren Symptome kennt? Leerer Kopf ist mit Abstand für mich das furchtbarste Symptom. Und dann checke ich jeden Tag 1000- fach meine Wahrnehmung. Es ist so grausam .

Lg

18.05.2024 20:13 • 03.08.2024 x 1 #1


36 Antworten ↓


...und das ,,Sehen ist unwirklich. Gruselig.

A


Leerer Kopf

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Zitat von Laura79:
Ich stelle mir sogar die Frage, ob man sein ,,Ich verlieren kann?

Das kenne ich von der depersonalisation. Du kannst aber dein Ich nicht verlieren ,das ist nicht möglich. Du fühlst dich nicht wie du selbst, ein klassisches Symptom. Aber das bleibt nicht. Sobald der Stress sinkt ,geht auch die dp wieder weg.
Zitat von Laura79:
Und dann checke ich jeden Tag 1000- fach meine Wahrnehmung. Es ist so grausam .

Leider hält das die dpdr aufrecht. Es ist ein Teufelskreis. Du hast Stress/Angst - bekommst dpdr, die dpdr macht Angst und erhält sich dadurch aufrecht. Es ist ja ein Schutzmechanismus des Gehirns bei zuviel Angst/Stress. Du musst da aussteigen, wo du Angst vor der dpdr bekommst. Dann wird sie schneller vorübergehen. Ich habe das auch durch und 5 Jahre gebraucht um wirklich zu verstehen, wie ich da rauskomme. Und es funktioniert so.
Zitat von Laura79:
und das ,,Sehen ist unwirklich. Gruselig.

Jaaa , eins der Dinge die mich an der dpdr am meisten ankotzt. Dein Gehirn wittert Gefahr (durch die Angst) und scannt deine Umgebung, weil es nichts konkretes gibt ,wo vor es Angst haben kann und dementsprechend die Umgebung abscannt. Das erklärt diese komische Sicht.

Liebe Frau Pübbels, Danke für Deine Antwort! Ich hätte mich schon viel viel früher mit der DP/DR befassen müssen. Habe es schon seit Kindheit. Immer mal wieder. Als Kind konnte ich niemandem erklären, was ich hatte...Erst mit Beginn meiner ersten Depression vor 12 Jahren habe ich es erklärt bekommen, weil ich da zur Psychiaterin ging. Hatte es immer im Zusammenhang mit Angst oder einfach, wenn mir alles zu viel wurde. Und dann wartet man so unendlich lange auf einen Platz in der Klinik

Gut zu wissen, dass man sein ,,Ich nicht verlieren kann . Von mir ist gerade nämlich gefühlsmäßig nichts mehr da.

@Laura79 du hast es als Schutzmechanismus entwickelt als kind, wenn dir was zuviel wird. Dafür ist es ja auch da ,fühlt sich aber halt nicht an wie ein Schutz.
Aber egal wie eklig sich das anfühlt, es ist nichts schlimmes. Dein Kopf will dich nur beschützen.

Bei Amazon habe ich ein Buch zu dem Thema gekauft ,das hat eine Therapeutin geschrieben, die sich in der Schweiz mit dem Thema dpdr beschäftigt. Das könnte dir vielleicht was helfen ,während du auf den Platz warten musst. Es kostet ca 20 Euro .

Zitat von Laura79:
Gut zu wissen, dass man sein ,,Ich nicht verlieren kann . Von mir ist gerade nämlich gefühlsmäßig nichts mehr da.

Das hatte ich in den ganz bösen Phasen auch. Aber es ist technisch schlichtweg unmöglich, dass du dein Selbst verlierst. Du bist aufgrund des stresses was von dir selbst gekoppelt. Wärst du in der Steinzeit und dich will ein Säbelzahntiger fressen, würde dir die dp helfen ,dass irgendwie zu verkraften. Aber da ist kein Tiger, nur das Gehirn reagiert immer noch wie in der Steinzeit. Ich finde das Konzept zwar nicht gut durchdacht vom Kopf ,aber was solls ^^

Du bist damit nicht alleine, ich hatte es ganz oft und lange. Es ist nichts schlimmes ,auch wenn es sich anders anfühlt.

Zitat von Laura79:
...und das ,,Sehen ist unwirklich. Gruselig.

Irgendwie besonders scharf und trotzdem (oder grade deswegen) gleichzeitig besonders unwirklich?

Zitat von Laura79:
Gibt es bis dahin jemanden, der mir Mut machen kann und diese furchtbaren Symptome kennt?

Ja, kenne ich gut. Hatte ich mein leben lang immer wieder mal, auch als Kind, Ich weiss noch, dass ich meine Mutter gefragt habe was das ist, weil alles so komisch ist - als ob ich grade erst aufgewacht oder zur Welt gekommen wäre.

Später als meine Angststörung so richtig ausgebrochen ist, hatte ich es über Tage und Wochen mal mehr - mal weniger. Depersonalisation nur wenig und wenn dann nur kurz, aber Derealisation ohne Ende.

Zitat von Frau_Pübbels:
Jaaa , eins der Dinge die mich an der dpdr am meisten ankotzt. Dein Gehirn wittert Gefahr (durch die Angst) und scannt deine Umgebung, weil es nichts konkretes gibt ,wo vor es Angst haben kann und dementsprechend die Umgebung abscannt. Das erklärt diese komische Sicht.

Wie empfindest Du das Sehen dann? Wie oben geschrieben ist es bei mir dann immer so, als würde ich alles ganz extrem übertrieben scharf und klar wahrnehmen. So als könnte ich über hunderte von Metern die Blätter an einem Baum einzeln erkennen. Das ist umso blöder, weil ich mit der Beschwerde ich könnte ganz besonders gut sehen nicht zum Augenarzt oder Optiker gehen kann.

Ich habe mir das immer so erklärt, dass bei einer Derealisation ja das Gefühl / die Beziehung zur Umwelt verloren geht. Wenn ich dann an einen Baum denke, weiss ich zwar was ein Baum ist, wie er aussieht usw. Aber ich habe kein Gefühl mehr dafür, kann nicht nachvollziehen wie er sich anfühlt und der Gedanke erzeugt keine Gefühle, keine Stimmung.
Man fühlt ja normalerweise das, wo man dran denkt hört die Blätter rauschen, spürt die Rinde, hat allein durch das Wort schon ein ... ja ein Gefühl eben.
Bei einer DR ist ein Baum nur ein weiterer Gegenstand, von dem man zwar irgendwelche Daten weiss, der einem aber ansonsten nichts bedeutet.

Daher erfinde ich das Sehen so, wie der Unterschied zwischen einem normalerweise nicht ganz scharfen Gemälde, das aber ein Gefühl, eine Stimmung vermittelt und bei einer DR einem extrem überscharfen aber gefühllosen Digitalfoto.

@Laura79
Ich hab's auch lange gehabt, aber es geht auch wieder weg. Tagesklinik ist gut, und wird wie auch die Ängste und der leere Kopf wieder verschwinden.

@Angstmaschine ich empfinde dann das sehen als zuviel. Mein Gehirn kriegt quasi nonstop Reize gesendet ,alles ist greller und wie du auch beschrieben hast, schärfer. Aber auch unecht .
Dein Beispiel mit dem Baum trifft das ganz gut. Man sieht den Baum, man kennt den Baum aber begreift nicht, dass es ein Baum ist. Also auf der emotionalen Ebene. Und dann denkt man über den blöden Baum nach, wie er so existieren kann und dann gehen die Gedanken aufs Universum los. Bei der dp kommen diese philosophischen sch. Gedanken über das sein ,das selbst und was ein Ich überhaupt ist. Das finde ich auch extrem anstrengend und beängstigend. Ist aber auch ein normaler Vorgang bei dpdr. Das Gehirn versucht halt zu begreifen was los ist und fängt an ,eine Möglichkeit zu finden (ist es überhaupt real ? Sind wir in einer Matrix ?)

Wenn es zu hell ist ,hilft eine Sonnenbrille ganz gut. Das nimmt was die Reize.

Man sollte unterscheiden.. Wann das auftritt..Bei einer PTBS ist das eine ganz andere Geschichte wie bei einer Angststörung..

Ich finde den Austausch hier so toll. Ich fühle mich so verstanden. Angstmaschine und Frau Pübbels schildern es genau so, wie man es empfindet. Alles zu hell,unreal auch ich trage tatsächlich Sonnenbrille. Meine Wohnung ist überwiegend abgedunkelt. Ach es ist einfach so grausam. DANKE,dass Ihr mir Mut macht! Ich beruhige mich auch damit,dass es bei mir immer wieder weg ging. Aber dieser komplett leere Kopf und sich selbst nicht fühlen können sind so grausam und neu dazugekommen. Eigentlich nur eine Hülle?!

PTBS.... möchtest du den Unterschied symptomatisch erklären?

Zitat von Laura79:
Ich beruhige mich auch damit,dass es bei mir immer wieder weg ging.

Ja, das geht auch wieder weg. Ich kenne das auch wie schon gesagt seit meiner Kindheit. Fand ich zwar komisch, habe mir da aber nie Gedanken drüber gemacht, weil es auch immer nur kurz (einen Moment, ein paar Stunden oder auch mal 1 Tag) angehalten hat.
Ich weiss z. B. noch dass ich das immer hatte, wenn wir in den Urlaub gefahren sind oder wenn ich ein besonders großes Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekommen habe (Fahrrad oder sowas).
Also nicht nur bei starken negativen, sondern auch bei starken positiven Gefühlen.
Als meine Angststörung gekommen ist, war die DR aber viel stärker und hat auch viel länger angehalten.

Was dabei auch immer war, war eine Verschiebung des Zeitempfindens. Was grade eben passiert war, kam mir so vor als wäre es schon Tagen oder Wochen her. Dadurch hatte ich phasenweise permanent das Gefühl, erst grade wach geworden zu sein, weil das grade erledigte ja schon weiter zurück lag.

Und dadurch dass das Gefühl für die Umwelt fehlt, hatte ich dann auch manchmal Schwierigkeiten, selbst Routinevorgänge einfach auszuführen.
An eines kann ich mich besonders erinnern. Hab' ich schon mal irgendwo beschrieben, aber das ist mir so sehr in Erinnerung geblieben:
Meine Freundin hatte Nudeln aufgesetzt und ich wollte nachsehen, ob sie schon gut sind. Normalerweise nimmt man eine Gabel oder einen Löffel, fischt ein paar raus, wartet einen Moment bis sie kalt sind und probiert dann.
Ich dagegen war kurz davor mit der Hand ins kochende Wasser zu greifen und welche rauszunehmen. Ich hab dann natürlich gemerkt, dass das so nicht geht. Aber nicht, weil mir das instinktiv klar war, sondern nur weil ich kurz überlegen musste warum das falsch ist (Wasser - blubbern - heiss - Finger -Verbrennen - Aua).

Dadurch war ich im Alltag auch paradoxerweise einerseits unruhig, und andrerseits ein bisschen wie eine Trantüte.

Ich muss dazu sagen, dass ich seinerzeit auch nicht wusste was eigentlich mit mir los ist. Dass ich eine Derealisation habe, habe ich erst später nach langem Suchen im Internet irgendwo gefunden und ich kann gar nicht beschreiben was das für eine Erleichterung war, als ich endlich ein Wort dafür kannte und jemanden, der das nachvollziehen konnte.
Denn die meisten Menschen schauen einen nur verständnislos an, wenn man ihnen beschreibt was man grade bei einer DR empfindet.

Schade, dass ich das von @Frau_Pübbels empfohlene Buch nicht hatte ...

Ja,das Buch sollte ich mir kaufen! Zur Frage, wie ich sehe...mir ist alles zu hell und ich hinterfrage das ,,Sehen. Im Grunde genommen einfach erklärt: es ist so,als würde das Gehirn das ,,Gesehene nicht mehr verarbeiten.

@Laura79 Ist es bei dir wieder weg gegangen bzw besser geworden? Leide momentan auch darunter

Ja, tatsächlich vollständig! Es geht wieder weg! Das muss man sich immer vor Augen halten. Auch wenn man es in den schlimmsten Phasen nicht glaubt. Lg

@Laura79 das freut mich sehr für dich!
War es bei dir während einer Depression so? Und wie lange hat es bei dir angehalten?
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Es kommt während der Depression oder auch,wenn ich zu viel emotionalen Stress habe. Und bei Dir? Was ist genau bei Dir? Lg

@154455 Ich hatte auch so eine Phase wie @Laura79 es beschreibt. Diese innere Leere, ich habe mich manchmal gefragt, ob ich überhaupt noch als Körper existiere oder nur als Seele hin und her treibe ohne es zu merken. Das war eine Lebensphase mit massivem Stress durch schlimme familiäre Probleme. Man glaubt es gar nicht, weil in dem Moment fühlt es sich so aussichtslos und unheilbar an, aber es kommen wirklich wieder gute Zeiten ohne das Ganze. Kann ich dir hiermit auch zu 100% bestätigen!

@Laura79 @DerPanische vielen Dank für die Antwort! Ich lese immer so viele schreckliche Geschichten, aber kaum jemand schreibt, dass es auch wieder besser wurde..
Ich habe das nun seit 5 Monaten. Ich denke es ist eine Depression. Ich habe eine andauernde innere leere, habe das Gefühl, dass ich nicht mehr wirklich ich bin und so einen komischen Nebel in meinem Kopf. Es fühlt sich so an als ob so eine durchsichtige Wand zwischen mir und der Außenwelt besteht und ich nicht mehr richtig dran teilhaben kann.. das schlimmste ist aber diese innere leere und das Gefühl, dass es niemals besser wird. Die Symptome halten 24/7 an, was echt sehr belastend ist, weil ich einfach gar nicht mehr abschalten kann.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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