Zitat von Azure:Ich möchte ihm entfliehen (bzw. ihn beenden), indem ich selbstbestimmt die Dinge erledige, die ich machen möchte, führe aber die Alternativhandlungen durch.
Hier finde ich es wichtig, genau an diesem Scheideweg bewusst zu erleben, was Freiheit und was Unfreiheit existenziell bedeutet.
Zitat von Azure:Fragen zum Thema Freiheit meines Handelns:
* Wie frei bin ich wirklich?
An dieser Stelle plädiere ich dafür, frei umzuformulieren in heilsam. Und zwar deswegen, weil wir Westler Freiheit stets auf Objekte beziehen (Ich bin frei von...). Durch diesen Bezug schaffen und stabilisieren wir Dualität (Subjekt/Objekt, Ich/Welt) und nehmen diese für bare Münze (Realität). Doch dadurch schaffen wir eine Ausgangsbasis, auf der niemals Freiheit möglich sein kann. Das Erleben von Dualität ist Leiden in Reinkultur - egal, ob etwas als angenehm oder als unangenehm erlebt wird.
Heilsamkeit indes ist die Transformation der Dualität, die Durchdringung des Erlebens, so wie es ist. Und das ist letztendlich jenseits von Ego - von Wort und Wert.
Zitat von Azure:(Allerdings wegen der Parameter, die es im Leben gibt (die 8 Parameter der Zufriedenheitsuhr sind in meinem Modell tatsächlich 32, in Wirklichkeit richtig viele) derzeit für mich eher im Bereich Zielvorstellung anzusiedeln)
Diese Zielvorstellung finde ich gut und wichtig, aber wir sollten darauf achten, dieses - zeitlich und räumlich verquickte - Ziel nicht allzuweit weg vom augenblicklichen Erleben aufzufassen. Wenn das Ziel im Blick ist, ist es (im Augenblick!) auch bereits erreicht! Das erlebte Verständnis des letztes Satzes bedeutet echte Freiheit...
Viele läuterungswillige Menschen glauben, dass sie einen weiten Läuterungsweg (zurück?) durchlaufen müssen, um von ihren Süchten/Zwängen loszukommen. Das ist eine völlig falsche (verblendete) Ansicht.
Es genügt völlig, jetzt zu wenden. Nicht ein zurückgelegter Weg (egal ob heilsam oder unheilsam) ist entscheidend, sondern allein die (jetzige) Ausrichtung. Auch das habe ich mit dem o. g. Ignorieren von 1 und 2 gemeint.
Zitat von Azure:* Was bewirkt der Gedanke, dass ich die Freiheit habe, dem Suchtimpuls zu widerstehen?
Ich denke, das ist mit dem eben Gesagten hoffentlich erläutert?
Zitat von Azure:* Wie häufig schaffe ich es in der Realität auf diese Weise meine Alternativen aktiv auszuwählen ( hatte in der Vergangenheit schon häufiger für 2 Tage den Eindruck, dass ich durch aktive Gedanken Herr über meine Entscheidungen werde, hielt meist nur einen Tag an)
Versuche mal, aus der jeweiligen Situation den Zeitfaktor auszublenden. Spüre bewusst lediglich die Ablehnung und die dadurch bedingte Flucht in ein anderes Erleben.
Je öfter Du die Getriebenheit des Geistes bewusst erkennst, umso ernüchternder werden beide Alternativen. Du siehst den unheilsamen Kreislauf von Ursache und Wirkung und dadurch löst sich die Anhaftung daran.
Zitat von Azure:* Anders herum gefragt: Wenn negative Gefühle und Empfindungen Auslöser für Ersatzhandlungen sind: Wie lange halten die denn eigentlich an? Z.B. Heisshunger, sexuelles Verlangen, Wunsch nach menschlicher Nähe, innere Leere/Inspirationslosigkeit... Kann ich einfach mal diese Gefühle tatenlos durchleben und schauen wie es mir danach geht, wann die Gefühle ihren Höhepunkt haben?
Das ist möglich aber schon gewissermaßen Profiliga. Falls Du das schaffst, birgt dieser - oft äußerst schmerzhafte - Verzicht ein immenses Einsichtspotenzial. Eine nicht zu unterschätzende, mildere Alternative wäre, den Gefühlen zwar nachzugeben, aber die Ersatzhandlungen klarbewusst zu vollziehen: zu erleben und zu prüfen, a) was denn wirklich so befriedigend an ihnen ist und b) ob es insgesamt den Aufwand wert ist. Auch das führt verlässlich zur Ernüchterung.
Eine achtsame Ausführung der Ersatzhandlung (unter dem Gesichtspunkt des Befreiungsaspekts) ist definitiv bereits eine wesentliche, heilsame Wendung. Auch und gerade im sexuellen Bereich ist das hochwirksam (sofern man hier ein Suchtproblem hat).
Zitat von Azure:* Wie sehr schränkt meine intellektuelle Kapazität meine Freiheit ein (Wortfindung, Schwierigkeit, Gedanken zu strukturieren und formulieren, mathematische Fähigkeiten, ...)
Gegenfrage: Wie sehr beschränkt diese Frage das Potenzial für Freiheit im Hier und Jetzt?
Zitat von Azure:* Schaffe ich mir hier gerade wieder ein Thema, dass ich als Alibi verwende um meinen eigentlichen Alltag nicht in Angriff zu nehmen...
Versuche mal, nicht nicht zwischen eigentlichem Alltag und der Flucht davor zu unterscheiden. Ebensowenig zwischen Pflicht und Kür bzw. muss und darf. Lass diese Definitionen weg und arbeite bzw. vergnüge Dich von Augenblick zu Augenblick. Ich habe mir angewöhnt, Spiel und Brot grundsätzlich zu verquicken. Das führt zu mehr Freiwilligkeit hinsichtlich Brot und weniger Sehnsucht Richtung Spiel.
18.01.2023 10:56 • x 1 #21