Des weiteren möchte ich niemanden zum Konsum animieren, aber ich finde es grundsätzlich eine Schande, dass dieses Mittel nicht standardmäßig und kontrolliert in der anti-depressiven Therapie eingesetzt wird. Wenn dieser kleine Meinungsbericht meinerseits dazu führt, dass mehr Menschen, die durch Depression zu Patienten werden, sich dafür interessieren und Ketamin endlich zur Standardtherapie wird, hätte ich schon ein bisschen was erreicht. Ich beobachte diese Geschichte schon sehr lange...
Mir geht es darum, die Wirkung der Substanz etwas plastisch zu formulieren, denn ich denke das generelle Problem besteht darin, dass breite Schichten der Forschung (und der Gesellschaft sowieso..) nicht begriffen haben, dass sich unter Ketamin bzw im Anschluss wirklich erstaunliche Dinge im Denken und Bewusstsein tun. Ich nehme Dosen, die irgendwo zwischen den therapeutischen und narkotisierenden liegen, aber denke es ist im endeffekt egal. Die psychedelische Wirkung dient der Selbsterforschung und Psychoanalyse. Die Wirkung in der anti depressiven Therapie beruht aber auf rein biochemischen/neurphysiologischen Wirkungsmechanismen, hat eine also rein naturwissenschaftliche Basis, die letztendlich nach heutigem Wissensstand zur Regeneration von durch Depression geschädigten Nervenzellen führt.
Ich möchte daher nur erläutern wie sich das anfühlt im Kopf (naturwissenschaftliches hierzu gibt es mittlerweile zu Hauf im Netz, auch auf deutsch), also das Ergebnis dieser neuronalen Modulation. Die psychedelische Wirkung ist weitaus stärker und gefährlicher, würde ich gerade psychisch labileren Menschen absolut nicht emfehlen. Selbst erfahrene Psychedeliker sind von Ketamin schon schockiert worden.
Das Gefühl lässt sich mit einem Erleben einer Reinheit und Klarheit im Kopf vergleichen. Als ob irgendwelche Kanäle im hirn geöffnet werden und der weg des denkens auf einmal weiter geht und einem neue, positive pfade zeigt (deckt sich mit einem Bericht in der Welt vom 10.03.14, in dem auf eine erhöhte Fähigkeit zum abstrakten und abwägenden Denken durch Ketamin hingewiesen wird). man begreift, dass vieles eine Frage der Perspektive ist und wundert sich warum dieser switch im Denken, der nach Ketamin so einfach erscheint, nicht auf natürlichem Wege zu stande gekommen ist. Es geschieht also etwas essenzielles, keine vorgegaukelte heile Welt, die als unnatürlich erlebt wird, wie etwa auf Opiaten oder traditionellen Anti-Depressiva (habe ich mir sagen lassen).
Des weiteren emfindet man ein verstärktes Ich-Gefühl, ohne Größenwahnsinn oder dergleichen. Es geht in die Richtung, dass man eher bereit ist, für seine Rechte und Gefühle im privaten wie im beruflichen Einzustehen. In Worte gefasst ergibt dieses Gefühl am ehesten diesen jüdischen Spruch: If I am not for myself, then who will be for me? And when I am for myself, then what am I? And if not now, when?
Kontakte zu anderen Menschen gestalten sich empathischer, und man empfindet sich selbst als deutlicher stärker mit der näheren Umwelt (also Meschen) als auch mit dem Dasein und der Welt an sich verbunden. Es tritt eine Lebensbejahung ein.
Zum Abschluss ein kurzer Rückblick zu den psychedelikern; denn diese haben zwei Punkte sehr gut beschrieben.
Einer beschrieb die Ketamin Erfahrung als Go-Button (Startknopf) seines Lebens, der andere war fest davon überzeugt, dass mit Ketamin ein Deprogramming (Umprogrammierung) des Denkens möglich ist. Dass beide wohl irgendwann etwas abgedreht sind, sei der vollständigkeit halber erwähnt, nimmt jedoch nichts an den sehr guten und knappen Auszüge ihrer jeweiligen Erfahrung.
Insgesamt sehr schade, dass die subjektiv emfundenen Wirkungen des Ketamins selbst in Wissenschaft kaum Erwähnung finden. Denn das ist es ja, was letzendlich das Substrat für das Licht im Dunkeln ist.
Wie gesagt: all diese Effekte habe ich als nicht depressiver Mensch erlebt, und ich fragte mich schon lange, wann Ketamin endlich auch in der deutschen Landschaft auftaucht, und zum Glück ist es nun geschehen.
Körperlich fühlt man sich einige Tage wie schwebend, sehr frisch und wie neugeboren. Auch dieser Asprekt trägt sicherlich zum psychischen Wohlbefinden bei.
Zum Schluss noch ein Hinweis: Ich bin für eine professionelle und staatlich/universitär beaufsichtigte Erforschung des Ketamins in der anti-depressiven Therapie, aber eindeutig gegen eine Legalisierung, die zum Missbrauch anregt. Die höheren Dosen sind eine absolute Gratwanderung und in keinster Weise zu empfehlen oder mit den anti-depressiven Dosen zu vergleichen.
24.03.2014 22:28 • #61