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Hallo,

Ich kämpfe schon seit dem Teenageralter mit Depressionen und negativer Einstellung zum Leben generell. Ich habe momentan ein recht gutes Leben für das ich auch dankbar bin aber mir geht es psychisch gar nicht gut und ich sehe Alles schwarz. Ich wäre sehr dankbar wenn mich jemand ein bisschen trösten oder andere Perspektive bieten könnte, eigentlich gibt es viel wofür ich in meinem Leben dankbar sein sollte.

Ich stehe kurz vor dem Abschluss meines Studiums und fühle mich miserabel. Das Studium war keine schöne Zeit für mich und hab mich eigentlich immer gefreut fertig zu werden aber jetzt wo es naht hab ich richtig Angst vor dem ''richtigen'' erwachsenen Leben und will das nicht. Ich hab das Gefühl meine Jugend verpasst und die Schul- und Studienzeit verschwendet zu haben. Ich hatte nie Freunde, hab wenig schönes erlebt und ich hab das Gefühl, dass mich auch nichts Schönes mehr erwartet.

Erklärung: Ich bin mit 14 nach Deutschland gekommen und damals haben meine Depressionen angefangen weil ich eine tolle Kindheit und alle Menschen die ich liebte in meiner Heimat unfreiwillig verlassen musste. Ich habe lange gebraucht, bis ich mich integriert habe und musste viel arbeiten um meinen Eltern zu helfen und früh erwachsen werden und diese Zeit war einfach sehr schwierig. Mit 19 wollte ich ein neues Kapitel in meinem Leben starten und habe in einer neuen Stadt zu studieren angefangen. Das war richtig toll, aber nach nur ein paar kurzen Monaten kam Corona. Ich musste für zwei Jahre zurück zu meinen Eltern und hab nur online studiert und niemanden getroffen. Dann war ich für ein Jahr wieder zurück in der neuen Stadt, wo ich auch meinen Partner getroffen habe, aber das war auch bald vorbei. Schwere Erkrankung, die sich fast zwei Jahre lang gezogen hat und mir das Leben sehr erschwert hat so dass ich außer Studium und Haushalt nichts machen konnte. Ich bin nun gesund aber kann mich überhaupt nicht darüber freuen. Ich denke nur daran was ich alles verpasst habe und dass die Jugend nie wieder zurückkommt. Ich will die Zeit zurück, will wieder 17, 18 sein und alles anders machen! Ich fühle mich gar nicht bereit für Arbeit, Ehemann und Kinder obwohl ich meinen Partner sehr liebe.

Ich entschuldige mich sehr für die Negativität, aber kann mir bitte jemand helfen? Wie geht ihr mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben, um? Danke sehr fürs Lesen.

11.09.2024 13:53 • 12.09.2024 x 1 #1


4 Antworten ↓


Zitat von Anima0:
Wie geht ihr mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben, um?

Ich persönlich und das ist weder ein Ratschlag noch eine allgemein gültige Aussage, weiß, dass ich immer irgendetwas im Leben verpasse. Nämlich alles woran ich nicht teilhabe oder teilnehme und da ich mich nicht zerteilen kann, wird das immer so sein.
Manchmal eröffnet sich mir auch die Möglichkeit etwas „nachzuholen“ wobei es selbstverständlich nicht haargenau das ist, was ich verpasst habe, denn das ist unwiederbringlich vorbei. Dann ist es meine Entscheidung, ob ich dies dann mache, oder eben nicht. Ich denke auch, es liegt an einem vermeintlich Schönen, dass man verpasst haben könnte, das ein eher negatives Gefühl erzeugt. Niemand würde wohl traurig sein, etwas schlechtes oder gar schreckliches verpasst zu haben.

A


Jugend verschwendet und will nicht erwachsen werden

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Man verschwendet immer irgendwas.

Wer als Jugendlicher lieber Party macht, genießt sein Jugend in vollen Zügen. Darunter leidet dann oft Schule und Ausbildung und das rächt sich später.
Wer nur über Büchern büffelt, verpasst viel vom Leben, hat aber gute Chancen, später mal was zu erreichen.

Wer eine Partnerschaft eingeht, verpaßt die Vorzüge des Singlelebens. Wer allein bleibt, die Vorzüge einer Beziehung.

Wer keine Kinder hat, hat dadurch mehr eigene Freiheiten und verpasst es, seine eigenen Kinder aufwachsen zu sehen.

Wer sein Geld ausgibt, bekommt einen Gegenwert dafür. Wer es spart, weiß nicht, ob er noch Gelegenheit hat, es auszugeben und was man noch dafür bekommt.

Wer sich in der Kantine für das Schnitzel entscheidet, kann nicht den Eintopf essen.

Also, jede Entscheidung für etwas ist auch immer eine Entscheidung gegen etwas.

Manche Entscheidungen würde man wieder so treffen, andere nicht, bei manchen weiß man es nicht.

Bei dir ist der Vorteil, du bist noch jung, recht gut ausgebildet, du kannst noch viele Entscheidungen treffen und dich für oder gegen etwas entscheiden.

Daher würd eich das nicht so schwarz sehen und der Vergangenheit nachtrauern (von der man auch nicht weißm ob sie so gewesen wäre, wie man sie sich vorstellt) sondern lieber für die Zukunft planen und sich daran erfreuen.

Hallo Anima0

ich danke dir, dass du so offen über deine Gefühle sprichst. Es klingt nach einer sehr schwierigen Reise, die du bisher erlebt hast, und ich kann gut nachvollziehen, wie frustrierend es sein muss, das Gefühl zu haben, so viel verpasst zu haben. Besonders, wenn die Jugendzeit nicht so verlaufen ist, wie man es sich vielleicht gewünscht hätte.

Deine Sorgen und Ängste vor der Zukunft sind völlig nachvollziehbar. Die Phase, in der man das Studium abschließt und ins richtige Erwachsenenleben übergeht, kann sehr beängstigend sein. Viele Menschen haben in dieser Zeit Zweifel, ob sie bereit sind und was die Zukunft bringen wird.

Du sprichst darüber, wie sehr du dir wünschst, die Zeit zurückzudrehen, um alles anders zu machen. Diese Gedanken sind sehr verständlich, aber leider auch sehr belastend, weil die Vergangenheit nicht veränderbar ist. Vielleicht könnte es dir helfen, dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und zu überlegen, was du jetzt tun kannst, um dein Leben so zu gestalten, wie du es dir wünschst.

Es klingt, als hättest du trotz allem sehr viel Stärke gezeigt: Du hast dich integriert, dein Studium fast abgeschlossen, schwere Zeiten durchgestanden und bist jetzt gesund. Das sind unglaublich wertvolle Erfolge, auf die du stolz sein kannst, auch wenn es dir momentan schwerfällt, das zu sehen.

Vielleicht wäre es hilfreich, dir Zeit zu nehmen, um herauszufinden, was dir Freude bereitet und was du für dich tun kannst. Auch kleine Schritte in Richtung eines erfüllteren Lebens können schon einen Unterschied machen. Du bist nicht alleine mit diesen Gefühlen, und es ist völlig in Ordnung, Angst vor der Zukunft zu haben. Der Übergang ins Erwachsenenleben ist eine große Veränderung, die für viele Menschen Unsicherheiten mit sich bringt.

Falls es dir hilft, sprich gerne weiter hier im Forum über deine Gedanken. Es gibt bestimmt einige, die ähnliche Gefühle haben und dir Unterstützung bieten können.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft auf deinem weiteren Weg!

Liebe Grüße
Caro

Hallo Anima0,

hier sind weitere Themen, die für dich von Interesse sein könnten:

Ist meine Jugend verschwendet?

Mein Leben bisher nur verschwendet?

Angst erwachsen zu sein

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Beste Grüße
Carsten





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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