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Hallo zusammen,
das was ich erzählen möchte klingt auch für mich oft diffus aber es sind Gedanken, die mich davon abhalten zu handeln.

Ich arbeite in einem verantwortungsvollen Beruf, bei dem man gut funktionieren muss und auch Verantwortung für die Kollegen hat.
Ich habe eine Depression und gehe seit ca. 2 Jahren mit Ängsten zur Arbeit. Merke, dass ich deshalb nicht so reagieren kann wie ich möchte und mir Fehler passieren. Ich bin auch privat immer unzufriedener. Rede mir ein es sind nur meine schlechten Gedanken aber bin jetzt an einem Punkt, wo ich mir eingestehen muss, dass die Verantwortung zu groß wird.
Eine Psychologin will mich erneut in eine Klinik schicken (2 × war ich schon in einer). Ich muss dazu sagen ich habe schon eine Therapie neben dem Beruf gemacht, was aber nur kurzzeitig für Verbesserung gesorgt hat. Ich möchte auch nicht schon wieder solche Krankheitskosten verursachen (1 Aufenthalt kostete 6000 Euro) und es führt eventuell zu nichts. Habe schon überlegt selbst zu kündigen und in einer Art Auszeit eine Therapie zu machen um danach wieder etwas anderes anzufangen. Meine Krankphasen belasten ja auch wieder die Allgemeinheit und das bedrückt mich noch mehr.

Ich weiß nicht ob ich in die Klinik gehen soll (mit hohen Kosten) oder ob ich um eine Stelle mit weniger Verantwortung bitten soll und wieder eine Psychotherapie mache (keine Garantie für diese Stelle, eventuell Kündigung). Kann mir jemand mit der Entscheidung helfen oder hat Erfahrung?

Danke fürs Durchlesen!

08.01.2023 21:39 • 15.01.2023 x 1 #1


14 Antworten ↓


Ich bin seinerzeit in die Klinik, war in Summe 5,5 Monate krank geschrieben.

Gesundheit geht vor, du bist doch nicht verpflichtet dem Arbeitgeber zu sagen was du hast.

Und warum kündigen?

A


In die Klinik wegen Depressionen und Job aufgeben?

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@Murakami wenn die Therapie dir was bringt, sollte egal sein , welche Kosten sie verursacht. Das sollte nicht im Vordergrund stehen.
Stell dir vor, du machst wegen Unkonzentriertheit einen Fehler?
Ich würde in die Klinik gehen, oft bewilligt die Kasse nur 3 Wochen,
Mach dir keine Sorgen über die Kosten

Zitat von Murakami:
Meine Krankphasen belasten ja auch wieder die Allgemeinheit und das bedrückt mich noch mehr.

Vergiss das ganz schnell.
Darüber solltest Du dir nicht auch noch zusätzlich Gedanken machen (müssen). Es ist der Sinn einer Gemeinschaft, dass die denen es besser geht und die weniger krank sind für die mit einstehen die das Pech haben öfter, länger, schwerer oder chronisch krank zu sein.

Leider habe ich in der Arbeitswelt wenig Erfahrung liebe @Murakami , doch glücklicherweise hat Grace_99 diese. Auf jeden Fall stimme ich ihr zu, dass die Gesundheit vorgeht, und ich habe den Eindruck, Du hast schon genug gelitten. Was ich nicht verstehe, ist wieso Du von den hohen Kosten eines Klinikaufenthalts schreibst. Bezahlt bei Euch denn so was nicht die Krankenkasse, wenn von einem Psychiater oder Arzt verordnet ?

Die Frage wäre dann für mich was möchtest du?
Lass die Arbeit und die Kosten erstmal zur Seite.
Möchtest du in die Klinik?
Wenn ja dann mach das doch einfach.
Wenn dein Chef nicht auf dich warten will, wird er dir kündigen.Das musst du nicht machen.
Wenn du kündigst bekommst du auch eine Sperre, sowieso ungünstig.

Ich war glaube ich 9 oder 10 Wochen in der Klinik, war danach ambulant krank.

Habe in Ruhe überlegt wie es weitergeht, habe mir bewusst was neues gesucht und dann in der alten Arbeit gekündigt.

In der neuen Arbeit weiß keiner von meiner Erkrankung, ich habe den Schritt was neues anzufangen nicht bereut.

@Grace_99 Ich weiß, dass ich mit einer Depression dort nicht mehr arbeiten kann. Es weiter zu verschweigen und einen größeren Fehler machen kann ich nicht mehr.

@Lina60 Nein das wird übernommen.

@tanyafaa Ich weiß sonst nichts mehr außer einer weiteren Therapie.
Mir fällt es schwer den Arbeigeber und die Krankenkasse finanziell zu belasten und versuche andere Lösungen zu finden. Dass ich aus dem Job raus muss ist absehbar, was ich in meiner Verfassung dann überhaupt noch arbeiten kann weiß ich auch nicht.

Deutschland hat reichlich Geld für andere Länder, da ist dein Klinikaufenthalt völlig ok.
Ansonsten könntest du auch mit deinem Chef sprechen ,ihm das erklären was los ist und das er dich bitte kündigt weil du nicht weißt ob du überhaupt wiederkommst.Sieht nicht so gut aus.

Das Problem ist einfach,dass man nicht mehr kann.
Das zu erkennen tut in dem Moment sehr weh und bedeutet (gefühlt) Kontrollverlust.

Wie soll man das seinem Arbeitgeber sagen und begründen (die kennen einen in der Regel nur lächelnd und leistungsfähig) und wie soll es weiter gehen.

Die ganze Existenz scheint auf dem Spiel zu stehen.
In gewissem Sinne ist es auch so,dass die alte Existenz nicht mehr funktioniert.
Im ersten Moment ist das (gefühlt) die Vollkatastrophe.

Darüber hinaus Schuldgefühle,weil man nicht zur Arbeit kann (und Kollegen die Arbeit mit machen müssen),Schamgefühle,weil man sich nicht zu helfen weiss und Angst.
Dazu noch Schuldgefühle,das Gesundheitssystem zu belasten.

Das ist jetzt gerade ein Crash ,der Dich komplett aus der Bahn wirft.

Wenn Du schlau bist,kümmerst Du Dich jetzt mal nur um Dich (auch wenn Du vergessen haben magst,wie das geht).

Gehst evt. erneut in eine Klinik und diesmal nicht,um Deine Leistungsfähigkeit wieder her zu stellen sondern um Dir selbst wieder näher zu kommen.

Und keine Sorge,Du bist ein guter Mensch und hast nichts falsch gemacht.

Und wenn Du tief in Dich hinein schaust,wirst Du einen Menschen entdecken,dessen Bedürfnisse wieder wahr genommen werden wollen und das ganz zwanglos: Du selbst.

Grüß Dich Murakami (starker Autor! ),

Zitat von Murakami:
Ich arbeite in einem verantwortungsvollen Beruf, bei dem man gut funktionieren muss und auch Verantwortung für die Kollegen hat.

Ich finde, das gilt für fast alle Berufe.

Zitat von Murakami:
Rede mir ein es sind nur meine schlechten Gedanken aber bin jetzt an einem Punkt, wo ich mir eingestehen muss, dass die Verantwortung zu groß wird.

Meinst Du damit, die Verantwortung war eigentlich schon immer a bisserl zu viel für Dich oder erst jetzt, angesichts der Depri?

Zitat von Murakami:
Eine Psychologin will mich erneut in eine Klinik schicken (2 × war ich schon in einer). Ich muss dazu sagen ich habe schon eine Therapie neben dem Beruf gemacht, was aber nur kurzzeitig für Verbesserung gesorgt hat.

Das lässt zumindest stark vermuten, dass Dein Beruf nicht unerheblich Anteil an der Depression hat. Die angesprochenen Ängste sprechen ebenfalls dafür.

Zitat von Murakami:
Habe schon überlegt selbst zu kündigen und in einer Art Auszeit eine Therapie zu machen um danach wieder etwas anderes anzufangen.

Ja, warum nicht?

Zitat von Murakami:
Meine Krankphasen belasten ja auch wieder die Allgemeinheit und das bedrückt mich noch mehr.

Die Allgemeinheit bist a) auch Du und b) ist die Allgemeinheit auch ein System, das in vielen Fällen Erkrankungen (nicht nur psychische) bewusst in Kauf nimmt. Bei einem großen Autohersteller in meiner Heimatstadt sagte vor nicht allzu langer Zeit ein Personalchef zu meinem Bekannten sinngemäß: Wir zahlen so gut, dass eine Depression mit 40 durchaus miteinkalkuliert ist.
Das hört sich für viele vielleicht herzlos an, aber er meinte es nach Aussagen meines Bekannten eher beschwichtigend! Er wollte ihm damit das schlechte Gewissen angesichts seiner Erkrankung nehmen...

Zitat von Murakami:
...ob ich um eine Stelle mit weniger Verantwortung bitten soll und wieder eine Psychotherapie mache (keine Garantie für diese Stelle, eventuell Kündigung).

Das kommt darauf an, wie Du Deinen Arbeitgeber vor dem Hintergrund der bisher dort verbrachten Lebenszeit (und wohin Dich diese gebracht hat) insgesamt heute siehst.
Weniger Verantwortung kann für den einen schlicht Entlastung und psychische Erleichterung bedeuten. Das Ego eines Anderen kann darunter leiden, weil es gewohnt ist, relevant zu sein.
Davon abgesehen und angesichts der Tatsache, dass die bisherigen Therapien/Aufenthalte nicht sonderlich hilfreich waren, könnte ich mir vorstellen, dass Du einen Break Even brauchst - einen Punkt, wo Du sozusagen blankziehen musst und (vielleicht erstmals in Deinem Leben?!) mit dem Rücken buchstäblich zur Wand stehst, um genau da einen für Dich wichtigen (ent-scheidenden) Schritt zu tun.
Ich z. B. musste (durfte!) an diesen Punkt kommen - sowohl beruflich als auch privat - um heute ein insgesamt völlig anderes aber deutlich glücklicheres Leben führen zu können (welches mir früher undenkbar langweilig vorgekommen wäre).

Zitat von Murakami:
Danke fürs Durchlesen!

Mit Vergnügen!

Zitat von moo:
Meinst Du damit, die Verantwortung war eigentlich schon immer a bisserl zu viel für Dich oder erst jetzt, angesichts der Depri?

Der Beruf war schon immer herausfordernd für mich. Habe meistens immer eine Rolle gespielt um hineinzupassen. Ich dachte ich wachse da rein aber es wurde eher belastender.

Zitat von moo:
Zitat von Murakami:
Habe schon überlegt selbst zu kündigen und in einer Art Auszeit eine Therapie zu machen um danach wieder etwas anderes anzufangen.

Ja, warum nicht?

Ohne einen Plan bin ich nicht dann doch nicht mutig genug. Ich traue mir im Moment keinen Job mehr zu. Nochmal zu scheitern wäre eine Katastrophe, weshalb ich bisher immer im gemachten Nest still ausgehalten.

Zitat von Murakami:
Der Beruf war schon immer herausfordernd für mich. Habe meistens immer eine Rolle gespielt um hineinzupassen. Ich dachte ich wachse da rein aber es wurde eher belastender.

Das ist doch eine wichtige Erkenntnis und dann weisst Du sogar schon,woher das alles kommt und was Du ändern kannst umd Deine Lebensqualität enorm zu verbessern
Viele müssen da mühsam nach suchen,bist also schon einen guten Schritt weiter.
Zitat von Murakami:
Ohne einen Plan bin ich nicht dann doch nicht mutig genug.

Nachvollziehbar,vor allem wenn es einem eh grade schlecht geht.

Deshalb würd ich mir auch einen Plan machen,z.B. sich kündigen lassen (einfach darum bitten,das hab ich schon zweimal so gemacht) oder Du lässt Dich krank schreiben.

Meine Erfahrung ist,dass wenn man länger krank geschrieben war und der Arbeitgeber mitbekommen hat,dass man psychisch krank ist,der Arbeitgeber froh ist,wenn er einen los ist.
Also zu einem späteren Zeitpunkt wird er sehr wahrscheinlich dazu bereit sein,Dich zu kündigen.

Es gibt auch noch die Möglichkeit der Kündigung auf ärztlichen Rat aber erstmal würde ich mich krank melden und versuchen,mich kündigen zu lassen.

Dann kümmerst Du Dich erstmal nur um Dich (psychosomatische Klinik oder ambulante Therapie) und wenn es Dir besser geht,suchst Du Dir eine Arbeit,die Dir besser entspricht.
Welche das sein könnte ,kann man mit dem Therapeuten heraus arbeiten.

Möglicherweise verdienst Du dann weniger aber Geld ist nicht alles.
Lebenszeit und Lebensqualität sind das Wertvollste,was wir haben.
Und bei einem Job,zu dem wir uns zwingen müssen sinkt die Lebensqualität beträchtlich.

Also der Plan lautet:

1. Krank melden
2. Dich um Deine seelische Gesundheit kümmern inklusive beruflicher Neuorienterung
3. Dich kündigen lassen
4. Ein glücklicheres und erfüllteres Leben leben.

Jetzt hast Du einen Plan.

Hallo @Murakami,

deine Gedanken spiegeln eine große Ambivalenz bezüglich dem Wunsch nach Genesung und dem Wunsch, andere nicht belasten zu wollen, zumindest in finanzieller Hinsicht.
So lese ich zumindest deine Worte.
Zitat von Murakami:
Ich weiß nicht ob ich in die Klinik gehen soll (mit hohen Kosten) oder ob ich um eine Stelle mit weniger Verantwortung bitten soll und wieder eine Psychotherapie mache (keine Garantie für diese Stelle, eventuell Kündigung). Kann mir jemand mit der Entscheidung helfen oder hat Erfahrung?


Zitat von Murakami:
Mir fällt es schwer den Arbeigeber und die Krankenkasse finanziell zu belasten und versuche andere Lösungen zu finden. Dass ich aus dem Job raus muss ist absehbar, was ich in meiner Verfassung dann überhaupt noch arbeiten kann weiß ich auch nicht.

Ich selbst hatte und habe auch solche Gedanken und im Grunde ist doch eines ganz klar. Ohne Behandlung, die nunmal Geld kostet, wird es wohl nicht einfacher. Noch leben wir in Deutschland in einem Solidarsystem, dass Dir eine Behandlung ermöglicht und Du selbst hast auch schon deine Beiträge dafür geleistet. Also was bringen solche Gedanken? Nur das, dass Dich zusätzlich belastest und einer Genesung entgegen wirkst. Würdest Du Dir solche Gedanken machen, wenn Du nach einem Unfall mit gebrochenen Beinen in einer Klinik liegen würdest? Wenn Du Dir diese Frage ehrlich beantworten kannst, wirst Du mit dem Thema, was andere wie auch immer belasten könnte, sicher anders umgehen.
Zitat von Murakami:
Ohne einen Plan bin ich nicht dann doch nicht mutig genug. Ich traue mir im Moment keinen Job mehr zu. Nochmal zu scheitern wäre eine Katastrophe, weshalb ich bisher immer im gemachten Nest still ausgehalten.

Alleine der zweite Satz sagt doch alles. Du traust Dir im Moment keinen Job zu. Wie willst Du dann einen leisten? Du brauchst zunächst keinen Plan um mutig zu werden. Du brauchst etwas Mut um Dich in eine Klinik zu begeben, die Dir hilft, einen Plan zu machen.

Wenn Du selbst kündigen willst, steht Dir das natürlich frei. Aber warum solltest Du das? Was bringt es Dir? Wenn Du in eine Klinik gehst und gegebenenfalls länger Krankgeschrieben bist, könnte rein hypothetisch Dein AG Dir diese Entscheidung vielleicht sogar abnehmen. Nur würdest Du dann zumindest bei der AfA besser dastehen bezüglich ALG. Wenn Du aber mit klareren Gedanken und Zielen aus eine Behandlung gehen würdest, könntest Du Dir etwas sicherer sein, ob der Schritt zu kündigen und etwas neues anzufangen, der richtige sein kann. Zumindest wärst Du aber gegebenenfalls stabiler um diesen Schritt zu gehen.

Wie Du Dich auch entscheiden wirst, ich wünsche Dir, dass es für Dich die richtige sein wird.

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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