Sinnlosigkeit
Leere
Abwesenheit des Gefühls von Freude
Und trotzdem bewege ich mich
Manchmal Frage ich mich, woher kommt dieser Antrieb. Dieser eiserne Wille nicht in Dunkelheit zu verharren? Diese Hoffnung, dass es mir doch gut tut etwas mit meinen Liebsten zu unternehmen, an die Sonne zu gehen, mich auf etwas anderes konzentriere.
Immer wieder treffe ich meine Liebsten, gaukle ihnen vor, dass mir etwas Freude bereitet. Dass mich etwas berührt, auch wenn es nicht so ist.
Auch deswegen fühle ich mich dann wieder schlecht. Habe ein verdammt schlechtes Gewissen. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich fühle so, obwohl es doch keine schlechten Menschen gibt. Und währenddessen verspüre ich oftmals eine tiefe Traurigkeit. Ich möchte mich doch freuen, ich möchte geniessen.
Die Sucht ist im Moment so stark, dass ich ständig daran denke. Ich vergeuden so viel Energiefürs planen, wann ich wo einkaufen gehe und wie ich es schaffe so wenig Geld wie möglich auszugeben. Gefühlt die Hälfte eines Tages hetze ich umher und hammstere Lebensmittel.
Ich kann in einer Zirkusaufführung sitzen, welche zum staunen und träumen einlädt, ein geschenk von meiner Mama für mich…. Zu Weihnachten und mier gleichzeitig wünschen, dass es endlich vorbei ist und endlich die Zeit kommt, in der ich wieder alleine bin und einfach nur Essen in mich hineinstopfen kann….Hätte sie dieses Geschenk doch jemandem gemacht, der es wirklich zu schätzen weiss….Ich schätze es, aber wahrhaftig fühle ich es nicht. Dann gibt es Momente, in denen ich zu viel Zeit mit mir habe und keine Kraft mehr verspüre für Essanfälle… und dann muss ich etwas tun…. Vielleicht mache ich dann etwas mit Freunden an nur um mich vor mir selbst abzulenken. Dass Zeit vergeht bis endlich der Abend einbricht und ich mich der Sucht widmen kann nur um dann todmüde endlich schlafen gehen kann und der Tag endlich vorbei geht.
… Etwas Anderes, ich mag Poetryslam. Ich mag es, wie Künstler mit Ironie und belanglosem Gerede über etwas scheinbar Banales einen tieferen Sinn umschreiben können. Mit Wörtern Dinge umschreiben können, für die es eigentlich keine passenden Wörter gibt…..
Ich versuche immer wieder meine Gefühle Emotionen darin wieder zu erkennen. Glaube ich…. Versuche sie herunterzuspielen und sie nicht ernst zu nehmen…. Auch das gelingt mir manchmal kurz, bis ich dann wieder in diese Negativspirale drifte….
Manchmal versuche ich zu denken, es ist doch alles nicht so schlimm. Es ist unwichtig, was für Süchte ich habe. Jeder hat Probleme, Laster und Geheimnisse…. Und ich habe meine Sucht. Und verdammt, ich habe das tiefe Gefühl, dass ich sie brauche…. Hm man liest überall in Berichten, Reportagen usw. :erst, wenn jemand erkennt, dass man krank ist, kann eine Heilung beginnen. Und man muss es wollen. Also ganz oder gar nicht? Ich kann es wenden, wie ich will…. Am Ende ist da immer dieser tiefe Gedanke:ich brauche es. Das Verlangen des Körpers
Nun, es schwirren mir gerade so unglaublich viele Gedanken durch den Kopf….
Es muss doch irgend einen Sinn geben, irgend eine Quintessenz…. Irgend ein Wunsch oder ein Bedürfnis, dass ich im Innersten verspüre….
Nicht nur bei mir, bei allen Süchtigen gibt es einen Grund….
Ich habe einen guten Freund, er ist doppelt so alt wie ich, wie ein zweiter Papa, wir lernten uns in einer Psychiatrie kennen und hatten vom ersten Moment eine Bindung, bis heute…. Er ist wohl der einzige, der von meinen Gefühlen und Sucht ein wenig Bescheid weiss. 1.weil wir inzwischen wohnlich eine grosse Distanz haben und ich mich so auch mal getraue ihm ein wenig von meinen Sorgen zu erzählen und 2.weil er auch süchtig war…. Ich weiss, er wünscht mir einzig, dass ich auch endlich glücklich werde und es schaffe Süchte hinter mir zu lassen…
Hm… er hat Jahre gebraucht…. Seine Sucht hat ihn Jahrzehnte begleitet…. Erst mit 60jahren kam die Wende…. Es gibt einen Unterschied….. Über Jahre hat er sich nie mit seiner Sucht auseinandergesetzt….Erst beim Tiefpunkt holte er sich Hilfe… zu diesem Zeitpunkt trafen wir uns. Ich bekam am Anfang meiner Sucht Hilfe und habe über Jahre regelmässig in Psychiatrien verbracht… ich suche schon Jahre, reflektiere schon Jahre…. Aber gefühlt stehe ich was die Sucht anbelangt am selben Punkt wie vor über 10Jahren….und obwohl ich seinen Weg mitfühlend kann und mich so freue, dass es ihm heute gut geht, kann ich mir keine Scheibe von ihm abschneiden….
Meine Textausschnitte scheinen nicht zueinanderzupassen. Es ist gerade einfach alles auf einmal da…. Sich überschlagende Gedanken… ich könnte scheinbar endlos weiterschreiben…. Aber ich belassen es hierbei….
Ich brauche keinen Rat oder Einschätzung oder Aufmunterung…. Viele hier haben mir oft sehr gut getan mit Ratschlägen oder so…. Aber diesmal geht es mir nicht darum, glaube ich…. Ich setzte mich hin und begann zu schreiben um mir Raum zu schaffen um ohne zu überlegen momentan wahres niederzuschreiben….. und vielleicht erkennt sich jemand wieder in einigen Gedanken.
Wenn jemand auch gerade Das Bedürfnis hat, Worte niederzuschreiben,ohne zu überlegen ist es richtig oder falsch…. Darf ich das Schreiben? Dann darf er das hier gerne tun…. Denn ich frage mich viel, was denken andere Süchtige was würden andere schreiben…. Dinge welche man sich eigentlich nicht getraut zu schreiben, weil man sich deswegen schlecht fühlt?
12.12.2021 13:07 •
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