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Hallo Leute,
Hier ist der Maxi ich bin 30 und leide schon mein halbes Leben lang an Depressionen, und möchte mich an euch wenden und euch fragen; Wie geht ihr mit eurer Erkrankung um, und wie reagiert euer Umfeld darauf?

Zu mir noch einmal persönlich, ich befinde mich derzeit in einer Lebenslage die alles andere als Einfach für mich ist, ich würde vor 6 Monaten am Knie operiert und habe mit Schmerzen zu kämpfen und die Depressionen (bin medikamentös eingestellt) begleiten meinen Alltag, die fehlende Struktur derzeit tut mir auch nicht gut (erst am Ende des Monats wieder arbeiten)
Und dann habe ich aufgrund einer depressiven Phase, eine Frau verprellt, die mir viel bedeutet, wir aber an einem Punkt angekommen sind, unsere Beziehung nicht fortsetzen zu können, Ich habe den Entschluss gefasst (wieder) aktiv die Depression am Schopf zu packen und meinem Leben wieder einen Sinn zu geben . . Doch wie erreicht man dieses Ziel? Ich habe gerade darauf keine Antwort vielleicht habt ihr ein paar Anregungen für mich, dafür wäre ich sehr dankbar.

LG Maxi

08.01.2022 15:09 • 11.01.2022 x 4 #1


11 Antworten ↓


Hallo Maxi,

herzlich willkommen hier im Forum!

Ich kann deine Sorgen gut nachvollziehen, da ich auch schon seit dem ich Denken kann an Depressionen leide. Im Laufe der Jahre habe ich mich mit der Krankheit arrangiert und sie als Teil von mir akzeptiert. Meine Familie und enge Freunde wissen davon und können, da sie teils selbst betroffen sind oder andere Betroffene kennen, gut damit umgehen. Ansonsten trage ich immer eine Maske, hinter der ich meine wahren Gefühle verberge: Außenstehende würden nicht im Traum daran denken, dass ich an Depressionen leide.

Dass du deine Depression am Schopf packen und deinen Leben (neuen) Sinn geben möchtest, finde ich gut. Deine Situation ist gerade nicht leicht. Aber ich bin mir sicher, du kommst da wieder raus, sobald du wieder Struktur in dein Leben gebracht hast und offen für Neues bist.

LG
Patrick

A


Ich leide an Depressionen

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Ich danke dir für deine Worte, sie geben mir Kraft!

Lg an dich

Zitat von Rick:
Hallo Maxi, herzlich willkommen hier im Forum! Ich kann deine Sorgen gut nachvollziehen, da ich auch schon seit dem ich Denken kann an Depressionen ...


Vielen Dank für deine Worte

Nur meine Familie und zwei enge Freundinnen wissen von meiner Krankheit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen oft ihr Verhalten ändern, wenn sie erfahren, dass ich Depressionen habe. Viele können schlichtweg gar nichts damit anfangen, entweder sie bagatellisieren das Ganze, so nach dem Motto, ...wird schon wieder, schon Dich halt ein bisschen! oder sie ziehen sich zurück, man hört plötzlich nix mehr von ihnen. Selbst meine beste Freundin hat Schwierigkeiten,meine Befindlichkeiten nachzuvollziehen...sie ist so ein Sonnenscheinchen , das selbst bei schwierigen Lebenslagen immer optimistisch und gut gelaunt ist. Sie begreift gar nicht, wie man so negartiv drauf sein kann.
Dem Leben Sinn geben ist eine schöne Sache....da muss jeder etwas finden, was ihm Sinn gibt....das ist, so denke ich, bei jedem etwas anderes.Hauptsache man tut überhaupt etwas.
Sich aber in einer Tiefphase so weit aufzuraffen, dass man überhaupt irgendetwas macht, ist ja oft das Problem.
Ich bin z.B. Rentnerin, habe also keine Arbeitsstelle, an der ich pünktlich ankommen muss. Da schläft man schon mal bis zehn und vertrödelt den halben Tag, wenn man ein Tief hat.
Wer es schafft, seinen Tagesablauf in einen gewissen Rahmen zu packen hat schon halb gewonnen. Manchmal schaffe ich es, meine selbstverfassten kleinen To-do-Listen abzuarbeiten....oft aber nicht.
Es ist aber gut, wenn man sich Pläne macht,- für den Tag, die Woche. Es hilft, wenn man abends immer um die gleiche Zeit ins Bett geht und morgens dann auch nach spätestens acht Stunden Schlaf wieder aufsteht.....ich arbeite noch daran....bei mir wird es abends oft sehr spät und dann liege ich wie ein Zementsack im Bett und komm morgens nicht hoch.
Mir hilft es , wenn ich auf die kleinen guten Dinge des Alltags achte und sie genieße, z.B. mir etwas schönes koche und dann ganz bewusst genieße, oder wenn ich kreativ bin,- malen,stricken,fotografieren usw. ...das gibt mir das Gefühl, etwas gemacht zu haben, was schön ist und mein Leben bereichert.
Sehr wichtig finde ich es auch, unter Menschen zu sein, bevorzugt unter welchen, die ich mag und die ähnliche Interessen haben.
Ist natürlich momentan sehr erschwert wg Corona. Diese Pandemie hat mich persönlich ganz schön runtergezogen.

Zitat von Sonnenmutter:
Diese Pandemie hat mich persönlich ganz schön runtergezogen.

Das stimmt. Bei mir hat zum Glück noch niemand etwas wegen der Depressionen gesagt, das Gegenteil ist der Fall.

Unser bester Freund hat auch welche, schon als ich ihn kennenlernte und sowas schweißt zusammmen.

Sollte mir jemand sagen, reiß Dich mal zusammen, würde ich die Person meiden. Sowas braucht kein Mensch. Da man sich selber oft denkt, man ist eine Zumutung, nein, finde ich nicht gut.

Als ein Freund die Autismus Diagnose bekam, habe ich mich - und das tue ich immer noch - darüber belesen, weil mir der Mensch wichtig ist und ich ihn unterstützen will.

Ja, ich arrangiere mich auch damit, das ist eine gute Bezeichnung. Die ADS greifen sehr gut und ich fühle mich okay …

Lieber Maximilian,

willkommen im Forum und schön, dass Du Dich wieder soweit aufraffen konntest, nicht allein mit Deinem verständlichen Frust zu bleiben !

Ich verstehe es , dass Dich die Depression einholt, wenn Du durch das Knie so eingeschränkt bist , und auch noch eine Beziehung beendetest in dieser Zeit, wo Gesellschaft ( allerdings positive müsste es sein) gut getan hätte. Wohnst Du ganz allein ? Leider kommt ja oft Schwieriges zusammen. Doch immer hin hast Du eine Perspektive, wenn Du schreibst, Ende Monat kannst Du wieder zur Arbeit gehen. Ich habe den Eindruck, dass die Arbeit Dir gut tut...?

Meine Sympathie hast Du speziell, weil auch ich mich bis mindestens Ende Januar bis zur Besserung meiner Situation gedulden muss. Es ist eine lange Zeit und ich komme nur über die Runden, indem ich einen Tag nach dem anderen nehme. Im Gegensatz zu Dir bin ich mit den Psychopharmaka ( bei mir steht die Angststörung im Vordergrund...was aber auch depressiv macht) noch nicht richtig eingestellt. Also auch da ein Abwarten, ua. auf die Rückkehr meiner Psychiaterin.

Ich denke wie @Sonnenmutter schreibt, dass es helfen kann sich eine gewisse Tagesstruktur an zu fertigen. Sich Dinge vornehmen, von denen man sich etwas Freude versprechen kann. Andererseits darfst Du es Dir ja auch leisten den Tag locker an zu gehen. Dich nicht zu überfordern. Denn der Knie-Heilungsprozess kostet auch Energie.

Mein heutiges Umfeld kann mit meinen psychischen Zuständen weitgehend behelligen. Denn sie wissen aus eigener Erfahrung oder der Erfahrung Nahestehender wie es in etwa in mir aussieht. Ich suche mir inzwischen auch entsprechende Menschen aus.

Früher war das ganz anders, besonders als ich es noch mit Familienmitgliedern zu tun hatte, die man ja nicht aussuchen kann. Ich hatte die Rolle des schwarzen Schafes inne ,und war wohl auch eine Bedrohung mit meinem Nicht-Wie-Alle-Funktionnieren. Da Du im Vergleich zu mir noch sehr jung bist, nehme ich jetzt mal an, dass Du möglicherweise das familiäre Umfeld meintest, bei dem Du Dich unverstanden fühlst ? Wenn dem so wäre, würde ich Dir empfehlen Dich da nicht so sehr zu zeigen, denn Unverständnis und das wird schon wieder-Floskeln können Dir jetzt mehr schaden als nützen.

Ich wünsche Dir die Kraft, dass Du trotz der herausfordernden Situation immer auch wieder etwas findest das Dich freut und Dir gut tut. Sei besonders lieb zu Dir...ja, und noch was von meiner Lebenserfahrung: Depression ist kein einfaches Los, aber man kann mit der Zeit lernen besser damit umzugehen , bzw. seinen eigenen Sinne da und dort finden. Heute weiss ich, dass zu meinem Leben schwere Zeiten gehören, doch ich fühle mich denen nicht mehr so ausgeliefert wie früher...

Vielleicht macht Dir was ich schreibe gesamthaft etwas Mut, liebe Grüsse

Servus Max (von Bayer zu Bayer )!

Zitat von Maximilian30:
Ich habe den Entschluss gefasst (wieder) aktiv die Depression am Schopf zu packen und meinem Leben wieder einen Sinn zu geben . . Doch wie erreicht man dieses Ziel?

Aus meiner Erfahrung erstmal, indem Du der Depression einen Sinn zugestehst. Ich vergleiche sie gerne auch mit Wachstumsschmerzen in der Kindheit und Jugend. Depressionen sind u. a. auch geistiger Abrieb, Transformationsphasen, Konfrontationen mit Unausweichlichem, dem man bislang immer auszuweichen suchte.

Sie können dazu führen, sich diese Unausweichlichkeiten mal genauer anzusehen. Ihnen offen gegenüber zu stehen und das Visier runterzulassen. Sie sollten mit Interesse untersucht, hinterfragt und auf ihre tatsächliche (!?) Existenz hin geprüft werden.

Obschon Depressionen so gerne - v. a. schulmedizinisch - als Krankheit interpretiert werden, sehe ich sie schon lange lediglich als Symptom an. Willst Du lieber das Symptom loswerden oder die Krankheit? Warum willst Du sie loswerden? Frage Dich das mal ganz im Ernst. Wie würdest Du leben, wenn Du sie los wärst? Was genau wäre anders? Kannst Du das lediglich negativ oder auch positiv formulieren?

Zitat von Lina60:
Lieber Maximilian, willkommen im Forum und schön, dass Du Dich wieder soweit aufraffen konntest, nicht allein mit Deinem verständlichen Frust zu ...


Ich wohne alleine, und bin oft Alleine, jetzt allerdings bin ich froh Menschen gefunden zu haben mit denen ich darüber sprechen kann, und ja meine Familie versteht es nicht richtig oder möchte nichts davon Wissen ... müsste überhaupt mit den meisten Sachen alleine klar kommen und nun muss ich dazu lernen, damit meine Zukunft insgesamt besser wird und das werde ich auch.

Zitat von moo:
Servus Max (von Bayer zu Bayer )! Aus meiner Erfahrung erstmal, indem Du der Depression einen Sinn zugestehst. Ich vergleiche sie gerne auch mit ...


Ich würde allgemein besser mit meinem Leben klarkommen, nicht so Schnell von Alltäglichen überfordert sein und das Positive sehen .... dies muss auch so, ist mir durchaus bewusst.

Zitat von Maximilian30:
Ich würde allgemein besser mit meinem Leben klarkommen, nicht so Schnell von Alltäglichen überfordert sein und das Positive sehen .... dies muss auch so, ist mir durchaus bewusst.

Wäre nicht ein Klarkommen mit der Dysthymie bzw. Depression auch ein gangbarer Weg? Ich finde es wichtig, Positives nicht als Gegenteil von Depression zu erkennen. Gleichwohl ist m. E. die Depression idF kein Verhinderer eines positiven Lebens. Ist ein positives Leben gleichzusetzen mit einem sorglosem Leben?

Wer langzeitdepressiv ist, sollte sich grundsätzlicher mit der Bewertung seines Zustandes auseinander setzen. Ansonsten steht man sich schlicht dauerhaft selbst im Weg.

Es gibt kein anderes Leben.

Zitat von moo:
Wäre nicht ein Klarkommen mit der Dysthymie bzw. Depression auch ein gangbarer Weg? Ich finde es wichtig, Positives nicht ...


Ich gebe dir vollkommen recht, und ja ich setze mich intensiv mit meinem Zustand auseinander und hab inzwischen auch wieder Wege gefunden mich selbst zu verwirklichen, doch am Ende waren so viele Faktoren der letzten Woche dafür verantwortlich, warum ich in ein Tief gefallen bin und nun ist es mir ganz klar bewusst, Diese Beziehung oder wenn man eine Fernbeziehung so nennen kann, war einfach nicht das richtige für mich und vorallem nicht im Hinblick meiner Vorgeschichte (ist nur meine Wahrnehmung dazu) ... also ja ich werde damit zurecht kommen und weiter nach Freude und Glück streben, ich lerne mich selbst zu akzeptieren und aus der dem vergangenen zu lernen ... vielen Dank für deinen Beitrag, dass hilft mir sehr

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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