App im Playstore
Pfeil rechts
9

Ich habe schreckliche Angst. Sie lähmt mich. Ich habe seit vielen Jahren Depressionen, eigentlich schon seit Kindheitstagen. Irgendwie habe ich es immer kompensiert… durch materielle Dinge, Schlankheitswahn, Beziehungswahn, Alk., Canna.… wenn ich mein Leben rückblickend betrachte, bin ich immer von einem Extrem ins nächste gerutscht. Zwischendurch gab es auch mal gute Phasen... aber letztendlich... es hat mir nichts gebracht. Ich habe viele Jahre gekämpft, aber nun bin so schrecklich müde davon. Ich habe mich immer bemüht, stark zu sein. Vor allem für meinen Sohn, um ihm ein gutes Vorbild zu sein, damit er in Frieden mit einer glücklichen Mama zu einem gesunden Mann heranwachsen kann. Aber wie soll ich das nur schaffen? Meine Kräfte sind aufgebraucht.

Nachdem ich meine Ausbildung in den Sand gesetzt habe, war ich 7 Wochen in einer Tagesklinik, was mir sehr gut getan hat. Das war der richtige Weg. Dort habe ich angefangen, neue Kräfte für ein besseres Leben zu schöpfen. Aber ich bin entlassen worden, weil ich mich nicht an die Regeln halten konnte. Ich habe mit dem Verlust meiner Ausbildung die Chance auf ein besseres Leben für meinen Sohn und mich verloren. Mit dem Rausschmiss aus der Klinik, habe ich den letzten Funken Hoffnung verloren. Ich weiß nicht, wie und wo und wann ich anfangen soll, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Ich liege am Boden, versuche ich aufzustehen, drücken mich Ängste und Sorgen wieder nach unten. Ich habe Angst und fühle mich so einsam, dass es weh tut. Wo ist meine Zuversicht geblieben?

23.10.2016 23:07 • 24.10.2016 #1


8 Antworten ↓


...die Frage kannst du dir nur selbst beantworten.
Du bist eine Person der extreme wie du selbst sagst, also fang bei dir an.
Von der Klinik entlassen, obwohl du merktest das es dir gut tut- merkst du was?
Manchmal muss man sich an Spielregeln halten, besonders wenn man merkt das es einem selbst gut tut.
Ich wäre ebenso kraftlos wenn ich mir selber bewusst würde das ich mir selbst im Weg stehe.
Werde dir klar das du die Fäden deines Lebens in der Hand hältst und nur du über Sieg oder Niederlage für dich entscheidest.

A


Hoffnungslos, verzweifelt und am Boden zerstört

x 3


Zitat:
Schlankheitswahn, Beziehungswahn, Alk., Canna.… wenn ich mein Leben rückblickend betrachte, bin ich immer von einem Extrem ins nächste gerutscht.


Entschuldigung, aber ich verstehe nicht, warum man aus einem Leben zwei machen muss, wenn man selbst diesen Rückblick als nicht lebenswert empfindet. Auch wenn du dich selbst aufgegeben hast, hast du mme. kein Recht dazu, das Leben deines Sohnes aufzugeben. Deine Aufgabe ist es, wenigstens ihm eine Zukunft zu geben.
Du kannst deine Vergangenheit vielleicht nur schwer hinter dir lassen. Aber niemand kann dir sagen, was so sehr an dir nagt, als dass du jetzt gerne aufgeben möchtest. Eine schlimme Kindheit, finanzielle Probleme, ein mieser Partner... Naja, irgendwelche von diesen und schlimmeren Problemen hat wohl jeder und jeder geht anders damit um. Aber irgendwo endet das eigene Selbstmitleid, wenn es um Menschen geht, für die man Verantwortung übernommen hat. Kannst du keine Kraft schöpfen aus kleinen Dingen, daraus dass du z.B. gesund bist, dein Kind liebst und dass du, wenn du möchtest, eine neue Chance bekommst (bzgl. Ausbildung)? Irgendwie muss es doch weitergehen, warum konzentrierst du dich nicht auf etwas, dass dir liegt und dir Spaß macht, um daraus etwas Neues entstehen zu lassen? Wenn man etwas versiebt hat, dann hat das vielleicht einen Grund. Aber dann kann man auch woanders von Null beginnen.

Ich weiß nicht, ob es sich nur durch meine depressive Brille so negativ liest oder ob hier tatsächlich über mich und meine Art zu leben geurteilt worden ist. Auch wenn ich hier ziemlich herumgejammert habe, kann mich kein Mensch bewerten – erst Recht nicht hier aufgrund eines Textes, der in einer äußerst depressiven Episode entstanden ist. In einigen Punkten habt ihr zu 100% Recht, das konnte ich trotz getrübter Sicht klar erkennen…z.B. damit, dass ich die Fäden selbst in der Hand habe und dass ich mir selbst im Weg stehe. Was glaubt ihr eigentlich, wieso ich so hart am Ende und voller Schuldgefühle bin?
Entschuldigt bitte, ich möchte wirklich nicht unhöflich klingen. Aber eine Sache ist mir besonders übel aufgestoßen… wo habe ich geschrieben, dass ich das Leben meines Sohnes aufgebe? Ich kämpfe seit über 10 Jahren wie eine Löwin darum, dass mein Kind so behütet wie nur möglich aufwachsen kann und ich stelle meine eigenen Bedürfnisse dafür in den Hintergrund. Dieses Verhalten ist selbstverständlich für eine Mutter, ja…. Aber bedeutet das automatisch, dass es einem immer leicht fallen muss? Ich weiß nicht, ob Ihr Kinder habt oder eine Vorstellung davon habt, mit wieviel Kraftaufwand es verbunden ist, ein Kind allein großzuziehen. Mit Großziehen meine ich nicht nur satt kriegen, sondern emotional seinem Kind zur Seite zu stehen und ihm in der Entwicklung seiner Persönlichkeit in guten und vor allem in schlechten Zeiten Halt zu geben. Wichtige Werte mit auf den Weg zugeben, die er in seinem Leben brauchen wird. Entschuldigung, aber darf man da nicht auch mal an seine Grenzen kommen, ohne dabei als selbstsüchtige, neurotische Jungmutter abgestempelt zu werden? Sorry, falls es von euch nicht so gemeint war. Meine Wut richtet sich nicht an euch, sondern eher an die Menschen in meinem Umfeld, für die ihre gerade ungefragt stellvertretend steht.
Wir haben nicht viel Geld, wir leben bescheiden in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung in einer Großstadt. Ich bin stets bemüht dafür zu sorgen, dass es meinem Kind an nichts fehlt. Ich gehe putzen und für alte Menschen einkaufen, damit wir uns wenigstens ab und zu mal Low Budget Urlaube innerhalb Deutschlands leisten können und auch allgemein mehr Möglichkeiten für unsere Freizeitgestaltung haben. Mal ins Kino oder mal ins Schwimmbad gehen, das ist nicht selbstverständlich für uns. Ihr wisst nicht, wo ich angefangen habe und wie weit ich schon gekommen bin … bzw. war. Nun stehe ich ja wieder mit leeren Händen da. Interessiert wahrscheinlich niemanden oder es tut nichts zur Sache, weil meine Kindheit vorbei ist und ich mein Leben vermasselt habe. Ich habe damals meinen Hauptschulabschluss nachgeholt, während mein Sohn im Kindergarten war. Die Mittlere Reife holte ich während seinen ersten zwei Schuljahren nach. Und nun zuletzt die zwei Jahre Ausbildungszeit… Ich hatte in der Berufsschule gute Noten, die erste Abschlussprüfung mit Bravur gemeistert…ich hatte einen tollen Betrieb, der mich nach Abschluss der letzten Prüfung übernommen hätte in einer für mich äußerst interessanten Branche. Diese Chance habe ich sicher nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Aber was will man machen, wenn die Vergangenheit einen einholt? Wenn plötzlich die ganze Kraft und Energie schwindet, die man sich in all den Jahren so hart aus dem Nichts erarbeitet hatte, weil Erinnerungen an traumatische Erlebnisse wieder hochkommen? Es war bis dahin ein weiter Weg. Hartz4 Stempel. Wir leben hier in einem wohlhabenderen Viertel voller akademischen Bilderbuchfamilien und ich musste ständig mit Vorurteilen kämpfen. Ausländerin, keine Schuldbildung, Teenie-Mutter. Wenn mir hier jemand etwas über Chancengleichheit erzählen will, bei allem Respekt, aber den lache ich aus. Entschuldigt mich bitte, falls mein Text zu aggressiv rüberkommen sollte und etwas wirr verfasst ist... ich bin momentan nicht ich… wie fremdgesteuert, also verzeiht es mir bitte. Ich möchte mich dafür bedanken, dass Ihr euch die Zeit für mich genommen habt. Ihr seid fremde Menschen und es ist sehr nett von euch, dass ihr mir geantwortet habt. Darüber habe ich mich gefreut, auch wenn ich befürchte, dass ich das nicht ganz so rüberbringen konnte. LG Traumfängerin

Hallo Traumfängerin,

solche Binsenweisheiten nach dem Motto: Jeder ist seines Glückes Schmied (nur anders ausgedrückt) sind eigentlich nur noch ein Schlag mehr in´s Gesicht.
Mag ja gut gemeint sein von meinen Vorschreibern und natürlich kann man nur selbst was ändern.
Ich habe jedenfalls herausgelesen,dass Du hart gekämpft hast und das offensichtlich (zum Glück!) trotz Depression immernoch tust.
Deine Schwächen kennst Du selbst und bist sehr gut reflektiert.
Deine Stärken (dass Du immer wieder aufgestanden bist) kannst Du zur Zeit nicht anerkennen,das liegt an den Depressionen.
Das sieht man sich selbst nurnoch als Vollversager.Ich kenne das.Man fragt sich:Wozu noch aufstehen.
Man landet doch immer wieder unten...

Wenn man sich immer fordert,ist irgendwann die Kraft zuende,erlaube Dir das am Boden liegen,so schwer es auch fällt.
Die Kraft kommt wieder,keine Sorge.Man hat es nicht in der Hand,wann das sein wird und das ist schmerzlich.
Aber es ist o.k.,am Boden zu liegen und eine Weile liegen zu bleiben.

Ich frag mich hier im Forum so manches Mal,wo das Verständnis bleibt.
Ausgerechnet von Menschen,die selbst an einer Angsterkrankung leiden und wissen müssten,wie lähmend und zerfleischend das sein kann,wird man fast ausschliesslich auf die Defizite hingewiesen,OBWOHL man händeringend raus will.

Ich finde es ebenfalls wichtig und richtig auf Defizite hinzuweisen aber das geht auch anders.
In der Depression brauch man einfach mal ein bisschen Zuspruch,damit man sich auch wieder an die Erfolgserlebnisse erinnert.
Das hat auch nichts mit hätscheln und tätscheln zu tun.
Es geht einfach nur darum,sich gegenseitig wieder an die Stärken und Wahlmöglichkeiten zu erinnern.
Und daran,dass wir keine Versager sind,nur,weil wir gerade schwach sind.

Hallo Traumfängerin,

ich höre auch aus deinen Worten das du sehr stark sein kannst. Wenn ich so lese was du alles geschafft hast.
Auch schließ ich mich NewChance Meinung an: Man darf auch mal liegenbleiben wenn man am Boden ist.
Versuche rauszufinden was dir im Moment gut tut. Die Kraft kommt allmählich wieder zurück (spreche aus Erfahrung), dann kämpfst du weiter. Ich glaube schon , das du genau weist was du willst.

Dabei würde dir natürlich auch helfen , wenn du wieder in eine Klinik gehen könntest. Habe aber keinerlei Erfahrung ob es so einfach ist wenn man aus einer Klinik geschmissen wurde. Gib es vielleicht eine Selbsthilfe Gruppe in deiner Nähe? Ich habe mir eine gesucht. Es hilft mir bei meinen Depressionen dann schon wenn ich von Leuten in den Arm genommen werde die mich verstehen.

Ich habe mir Adressen von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen rausgesucht. Ich werde mich dort melden, sobald ich dazu wieder in der Lage bin. Und bis dahin versuche ich mir meine Schwäche zu erlauben. . Das in den Arm nehmen ist wirklich etwas, das mir zur Zeit sehr fehlt. Oder dass mir jemand von außen sagt, dass ich okay bin, wie ich bin.... mich daran erinnert, dass ich keine Versagerin bin und sehr wohl schon einiges erreicht habe. Ich hoffe, dass ich das bald wieder anerkennen kann. Ich danke euch beiden für die lieben, aufbauenden Worte. Das war ganz toll von euch und genau das, was ich gebraucht habe. Ich wünsche Euch ganz viel Liebe und alles andere Gute im Leben!

Eine Frage, nimmst du medis gegen deine Depressionen?

Zitat von Icefalki:
Eine Frage, nimmst du medis gegen deine Depressionen?


Guter Anhaltspunkt. Kurz vor meiner Entlassung gab es eine Medikamentenumstellung. Vielleicht ist es auch einfach nicht das richtige Präparat. Davor hatte ich Escitalopram 20 mg und seit Ende September Venlafaxin 150mg. Ich muss mal dringend zum Arzt. Aber selbst das ist momentan eine (noch zu) große Herausforderung für mich. Ich hatte in der letzten Zeit, außerhalb der Klinik, einige schlechte Erfahrungen mit Ärzten gesammelt, was es mir jetzt noch schwerer macht, mir Hilfe zu holen. Gebranntes Kind...





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
App im Playstore