Hallo User02,
eine Depression sehe ich bei dir eher nicht.
Ich habe auch Probleme mit Untergewicht, das Vermeiden von Essen kann ich sehr gut nachvollziehen.
Generell fällt es leichter Dinge nicht zu tun. Auch wenn ich Hunger habe, ist es einfacher nicht zu essen, insbesondere auch weil ich Hunger und Übelkeit schlecht auseinanderhalten kann (was vllt. auch etwas mit Alexithymie - also Gefühlsblindheit - zu tun hat).
Das hat auch etwas mit Selbstwert zu tun; für sich selbst zu sorgen, aktiv zu werden, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse Wert zu geben und ernst zu nehmen.
Das ist nicht auch nicht immer einfach. Zumindest für mich auch oft sehr belastend, immer essen zu müssen.
Sich zwingen zu müssen ist da auch ein zwiespältiges Schwert - ist es mehr Belastung die das ganze noch verschlimmert, oder notwendige Selbstfürsorge?
In jedem Fall empfehle ich dir, wenn du kannst, regelmäßig zu essen.
Selbst wenn du keine Lust hast, mache dir bewusst dass du es für dich selbst tust. Dass du dein Grundbedürfnis stillst. Und ggf. auch dass du dir damit einen Wert gibst.
Du fragst ob dir egal ist ob du Hunger hast. Ich würde sagen du nimmst dich und dein Hungergefühl nicht ernst. Und das hat etwas mit mangelndem Selbstwert und Selbstfürsorge zu tun.
Bei mir fing es eigentlich erst zum Ende der Schulzeit richtig an. Auch wenn ich sehr zurückhaltend war konnte ich mich häufig melden.
Man braucht nicht unbedingt mehr als drei gute Freunde. Wenn man nicht das Bedürfnis nach mehr hat reicht das vollkommen.
Kannst du den Druck auf der Brust denn mit psychischen Belastungen in Zusammenhang bringen?
Dann sind das psychosomatische Beschwerden. Bei mir äußert sich das in Übelkeit.
Meine Gefühle und Ängste habe ich anfangs nie bewusst wahrgenommen, sondern nur über die Anspannung und Übelkeit bemerkt (Alexithymie).
Ist das bei dir möglicherweise auch so?
Ansonsten ist es wichtig, wenn abgeklärt ist dass es nichts körperliches ist, dass man sich nicht zu sehr auf die körperlichen Symptome konzentriert und nicht mehr loslässt. Dann verschlimmert man es nur - ein Teufelskreis.
Würdest du denn gerne Sport treiben?
In der Schulzeit bin ich irgendwann auch immer mehr nur an den PC. Partys habe ich ausprobiert, aber kein Interesse gehabt.
Ich habe über Computerspiele aber sehr gute Freunde kennengelernt. Wenn man sich da eine Gruppe sucht kann auch das ein soziales Event sein, und man kann auch Freunde finden mit denen man über alles sprechen kann. Natürlich gibt es auch welche mit denen man besser nicht alles teilt, wie im echten Leben eben auch.
Was machst du denn am Computer?
Zitat von User02:- denke manchmal über Dinge gar nicht nach und nehme sie so hin, wodurch mir manchmal Fehler gar nicht auffallen (unkonzentriert?)
Würdest du sagen das ist vielleicht auch deiner Passivität geschuldet?
Muss ja keine Gleichgültigkeit oder Unkonzentration sein, sondern kann auch Handlungshemmung sein. Das würde auch gerade mit der Angst etwas falsches zu tun zusammen hängen.
Wenn du aufwachst und denkst es gibt keinen Grund aufzustehen, dann solltest du dir stattdessen überlegen ob du liegen bleibst um dich auszuschlafen und zu erholen, also etwas für dich selbst und dein Wohlbefinden zu tun, oder ansonsten solltest du einfach trotzdem aufstehen und dir eine Aufgabe suchen, etwas tun. Und sei es nur ein Spaziergang draußen.
Insbesondere wenn du das Liegen bleiben selbst als problematisch siehst, dann kannst du dir das durchaus zur Regel machen. Das schafft man dann natürlich trotzdem nicht immer einfach so.
Dass du 'immer traurig aussiehst' kann auch etwas mit der Belastung zu tun hast die du spürst(?).
In der Schule, die Angst etwas falsches zu tun, Angriffsfläche zu bieten, angegriffen zu werden. Das belastet und spannt an.
Ansonsten kann es natürlich auch eine einfache nüchterne Grundstimmung sein.
Zitat von User02:- Seit fast schon einem Jahr möchte ich auch noch ein Mädchen sein (warum?!), ist das vllt, weil ich unterbewusst aus diesem in ein anderes, besseres Leben flüchten will? Erzählt hab ich davon noch niemandem, einem Freund hab ich das mal angedeutet, keine Ahnung ob er es verstanden hat, ist aber halt blöd, wenn man so ein (großes) Problem hat und keinen (aus Angst nicht akzeptiert zu werden) zum Reden hat.
Nun, der typische Grund wäre ein körperlicher. Transgender die sich als das andere Geschlecht fühlen entscheiden sich nicht einfach so dafür, sondern der körperliche Hormonhaushalt ist der des anderen Geschlechts. Hier gibt es bei der Geschlechtsausbildung schon bei Geburt ggf. doppelte Ausprägungen und/oder Einwüchse, die zunächst ggf. übersehen werden oder nicht eindeutig sind, und man sich für eines entscheidet.
Wie genau man das testet, und ob und wie da eine Abgrenzung zu rein psychischen Wahrnehmungen besteht weiß ich allerdings auch nicht.
Aber zum 'warum' kann man sagen, dass es durchaus klare Gründe geben kann. Dies wäre abzuklären. In jedem Fall musst du nicht glauben dass du 'falsche Gefühle' hast.
Die haben ihre Gründe. Das sind deine Gefühle. Im Leben geht es auch darum sich selbst erst kennen zu lernen, was einem gut tut, und sich sein Umfeld dann entsprechend zu schaffen.
Zitat von User02:Ob eine Therapie helfen würde, weiß ich nicht.
Ob du dich öffnen kannst hat auch viel mit deiner inneren Einstellung zu tun.
Für mich war es kein Problem, auch wenn es mir sehr schwer fällt Gefühle zu äußern, auch meiner engen Familie gegenüber.
Über die Probleme und Krankheitsbilder zu sprechen fällt mir sehr viel leichter als über meine eigentlichen Gefühle.
Der Arzt ist ja dann ein Facharzt. Er ist der Experte. Insofern kann man dem auch alles erzählen ohne viel darüber nachzudenken.
Blutuntersuchung einfach tun! Nicht viel darüber nachdenken.
Dir kann nichts wirklich passieren.
Beim einstechen musst du nichtmal hinschauen. Du musst nur still sitzen. Nichts tun.
Es kann helfen dich abzulenken; vielleicht ein Lied zu summen, oder mit der anderen Hand mit den Fingern zu spielen.
Wenn du das ankündigst, dass du Angst hast, dann schaut dich auch keiner schief an. Und das kannst du allemal sagen! Da gibt es viele Personen die mehr oder weniger starke Angst haben.
Du musst nicht unbedingt mit deinen Eltern darüber sprechen.
Am besten mal den Hausarzt fragen ob die das wissen müssen. Wenn ja, dann nur *dass* du zur Therapie gehst, aber nicht warum.
In jedem Fall kannst du bestimmen wie viel du erzählst. Wenn deine Eltern fragen kannst du immer sagen: Darüber möchte ich im Moment nicht sprechen.
Das müssen sie dann akzeptieren.
Glaubst du denn deine Eltern würden sich um dich sorgen? Würden dich unterstützen?
Warum möchtest du ihnen nicht erzählen? Was sind deine Ängste die dahinter stehen? Sind diese realistisch?
Bei mir interpretiere ich das teilweise spät ins Bett gehen so dass ich mich Abends immer besser fühle, und auch nicht will dass der Tag endet, dann wenn es mir endlich gut geht und ich mich beschäftige. Und wenn ich ins Bett gehe dann kommt auch wieder der nächste Tag, der wieder Probleme und Anstrengungen und Forderungen bringt.
Ist natürlich alles Selbstirreführung und schlechte Selbstfürsorge (wenn es dann in Schlafmangel endet).
Hoffnungslos bist du allemal nicht. Du bist noch Jung. Du beginnst gerade erst dich kennen zu lernen. Und erst wenn man sich kennen lernt kann man experimentieren was einem gut tut. Und dann sich und sein Umfeld gestalten.
Viel Erfolg auf deinem Weg!
Gruß
Jan