Hallo Stefan,
Zitat von Minolt: Kennt ihr das? Und vor allem wie begegnet ihr dem Gefühl?
Ja, wie alle meine Vorredner kenne ich das Gefühl auch sehr gut.
Es kann unglaublich frustrierend sein, aber ich kann mich den Tipps hier nur anschließen: einfach am Ball bleiben.
Akzeptieren, dass solche schwierigen Tage und Phasen immer wieder vorkommen werden, dass sie irgendwie auch Teil des Genesungsprozesses sind und, ganz wichtig, dass sie wieder vorbeigehen.
Ich hatte mal eine interessante Begegnung mit einem Klinik-Arzt, der mich schon länger kennt. Ich saß also an so einem richtig besch*** Tag vor ihm, habe mir die Augen ausgeweint und habe ihm einen vorgeschluchzt, dass doch eh alles keinen Sinn hätte, dass eh nicht besser werden würde, wofür ich denn eigentlich kämpfen würde, wenn doch eh nicht besser würde...usw. Das volle Programm.
Er saß vor mir, absolut tiefenentspannt (nicht unfreundlich, aber wirklich ziemlich entspannt), und sagte mir in aller Ruhe, dass er mich ja nun schon länge kenne, dass er mit mir schon sehr oft solche Stimmungen gemeinsam erlebt habe, dass er wisse, dass es sich für mich so anfühle, als sei es noch nie so schlimm gewesen und als würde es niemals aufhören, aber dass er mich ja inzwischen kenne und mir deshalb auch sagen könne, dass morgen die Welt vermutlich schon wieder anders aussehen würde, oder vielleicht zumindest in zwei oder drei Tagen.
Dass heute halt einer dieser Tage sei.
Und dass es heute nur darum ginge, irgendwie den Tag irgendwie rumzukriegen, sich gut zu versorgen, freundlich und nachsichtig mit sich zu sein und darauf zu vertrauen, dass solche Phasen wieder vorbeigingen.
Ich war zuerst ziemlich perplex, dann auch etwas vor den Kopf gestoßen, aber dann habe ich gespürt, dass er einfach recht hatte.
Er hat dann weiter erklärt, warum und wieso das zu meinem Krankheitsbild dazugehöre, welche Symptome sich wie gegenseitig ungünstig verstärken würden usw...
Und ich glaube, dass das ein Moment war, in dem ich wirklich viel begriffen habe. Die freundliche und unaufgeregte Art, mit der er in diesem Moment mit mir umgegangen ist, habe ich versucht, für mich zu verinnerlichen und mir zu eigen zu machen. Mir dieses Gespräch immer wieder in Erinnerung zu rufen, wenn es mir mal wieder so richtig mies geht, Ruhe zu bewahren und nicht in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung zu ertrinken.
Seitdem hat die Hoffnungslosigkeit, die mich sonst in diesen Momenten immer überfallen hat, etwas weniger Macht über mich. Denn dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit hat die eh schon schwierigen Gefühle immer nur noch viel, viel schlimmer gemacht. Und jetzt versuche ich, so schwierigen Gefühlen mit möglichst viel innerer Ruhe zu begegnen, damit die Emotions-Spirale sich nicht so hochdrehen kann, und ich versuche, mich freundlich zu versorgen.
Natürlich klappt das nicht immer, ganz klar , sehr, sehr oft kriege ich das auch nicht hin , aber ich bin auf dem Weg. Und ich merke, dass es Schritt für Schritt ein kleines bisschen besser wird.
Ich wünsche Dir alles Gute!
LG Silver