Zitat von marahdurimeh:
mittlerweile muss ich mir aber doch sorgen machen...er sucht nämlich
momentan nicht nur nach dem sinn des lebens, sondern stellt sich
die frage, ob ich noch die richtige partnerin bin (nach 7 jahren)...
er grübelt wohl 24 stunden am tag und hätte gerne eine antwort auf seine
fragen...wahre liebe, was ist das...
warum fühle ich mich nicht wohl, obwohl ich ein schönes leben habe...
und und und...
kann mir jemand das erklären??...woher kommen solche zweifel??
Hallo Marahdurimeh,
das was ich jetzt schreiben werde tut weh, wenn man es lest, aber es wird dir helfen zu verstehen.
Ich leide selbst unter Angsterkrankung. Vor 5 Monaten war ich im Krankenhaus (3 Wochen).
Auch ich habe, wie dein Freund während des Aufenthaltes im Krankenhaus mir die Fragen gestellt.... was ist Sinn des Lebens, was ist Glück, was ist Liebe...
Diesen Fragen sind wir unser Leben lang aus dem Weg gegangen, nun jetzt da unsere Psyche uns sagt Stopp nicht weiter rennen, schau nach hinten und versuch zu verstehen und zu verarbeiten, sind wir gezwungen uns den Fragen zu stellen. Das gehört zum Weg in die Heilung.
Ich bin aus dem Krankenhaus entlassen und mir gings mehr als gut. Ich konnte wieder das Glück spüren. Ich dachte ich könnte die Welt umarmen.
Nach ca. 1 Monat hat mich das Leben eingeholt und das Gefühl von Glück wurde immer kleiner und kleiner.
Da ich aber jetzt endlich bereit war mich und mein Leben selbst anzugucken, auch kritisch was nicht angenehm ist. Habe ich einiges erkannt. ICH MUSS MICH ÄNDERN,WENN ICH WILL, DASS ES MIR BESSER GEHT!!
Erkennen, was will ich und vor allem was will ich nicht mehr.
Am Anfang dachte ich, ich will wieder so werden wie ich mal vor der Krankheit war. Es wurde mir bewusst, ich wurde Krank weil ich so war. Ich habe beschlossen mich zu ändern, falsches Verhalten ablegen. Lernen (so grausam es für die Mitmenschen ist) ein wenig egoistisch zu werden.
Ich habe beschlossen, so schwer es mir fiel zu lernen
- auch mal NEIN zu sagen
- Kritik aussprechen auch wenn ich Angst hatte, dann abgelehnt zu werden
-Konflikten nicht mehr aus dem Weg gehen, trotz der Angst vor Ablehnung
-mich der Kritik der anderen zu stellen und nicht überreagieren
- vor allem mich und das ganze Leben nicht mehr so bitter ernst zu nehmen
usw.
Es ist eine Entwicklung, die unseren Mitmenschen neu ist und meistens total fehlinterpretiert wird, aber das solltest Du nie vergessen, genau diese Entwicklung jagt uns eine unglaubliche Angst ein. Denn nicht nur unsere Mitmenschen müssen lernen mit unserem neuen ICH umzugehen, sondern vor allem wir selbst.
Die Entwicklung bedeutet sich eigenen Ängsten stellen.
Man verändert sich wirklich, man fühlt sich immer besser und freier. Auch, wenn man erst so wie dein Freund alles schwarz sieht. Der Weg ist hart aber man sollte ihn gehen.
Leider ist es auch so, dass man genau während man sich verändert, feststellt, dass viele Menschen mit den wir befreundet oder liiert waren, nicht mehr in unser Leben passen. Es liegt nicht daran, dass wir nie geliebt hatten oder nie Freundschaften geschätzt und gepflegt haben.
Leider oder Gott seid Dank, fangen wir jetzt bewusster zu leben, bewusster zu schauen was und wer für uns gut ist, was uns gut tut und was nicht.
Das bedeutet jedoch nicht, dass wir zu rücksichtslosen Egoisten werden. Wir lernen nur uns selbst nach manchmal ganz vielen Jahren nicht mehr so zurück zu nehmen. Uns mal selbst für uns in Mittelpunkt stellen.
Selbst, wenn dein Freund tatsächlich geschlissen sollte, dass Eure Beziehung im Moment für ihn nicht geht. Glaub mir, wenn Du (auch wenns schwer ist) ihm Verständnis entgegen bringst. Wenn Du seine Entscheidungen nicht hinterfragst, ihn einfach Zeit lässt herauszufinden was er will. Wird mit große Wahrscheinlichkeit Eure Beziehung bestehen bleiben.
Und wenn nicht, stell Du dir selbst die Frage, ob Du wirklich die Beziehung willst. Du hast deinen Freund so kennen gelernt wie er vor der Erkrankung war und hast ihn so lieben gelernt. Was ist wenn er sich ändert? Willst Du lieber, dass er so bleibt wir er war, der Preis dafür ist seine Krankheit die fortbestehen bleibt. Oder liebst Du ihn als Menschen (nicht nur Mann) so, dass Du zu ihm sagen kannst, änder Dich ich will dass es dir gut geht. Das Du gesund wirst.
In meinem Fall ist vielleicht die Beziehung zu Ende aber es ist der Beginn einer wunderbaren und wertvollen Freundschaft, die in Moment mir mehr bedeutet als eine Beziehung.
Mit der Angsterkrankung ist es leider so, dass wir schon als Kinder gelernt haben, uns immer anzupassen, immer nett sein, immer versuchen perfekt zu sein und Leisten, Leisten und noch mal Leisten. Überleg mal was ist deinem Freund in seinem Leben alles entgangen, und worauf hat er durch seine Vergangenheit oder Erziehung verzichtet. Und jetzt will er sich alles wieder holen.
Ich weis es macht dir nicht wirklich Mut, aber denk daran egal wie es für Eure Beziehung ausgeht. Ist es nicht schön irgendwann sich zurück zu erinnern und sagen, ok die Beziehung ist zu Ende aber mein Freund hat sein Leben wieder, er kann wieder lachen, er kann wieder in die Zukunft schauen. Ist das nichts wert? Du liebst ihn doch, willst Du nicht nur das Beste für ihn? Doch.
Veränderungen bedeuten nun mal, dass manchmal etwas zu Ende geht damit was Neues beginnen kann. Dass auf diesem Weg manchmal jemand leidet (wie Du wenn die Beziehung zu Ende sein sollte) gehört leider dazu.
Ich weis nicht wie alt Du bist und ob Du vor deinem Freund schon jemand anderes hattest? Wenn ja, hast Du Dich noch nie getrennt?
Wenn dein Freund nach Antworten sucht versuch ihn so gut Du kannst dabei zu helfen. Wenn er etwas hinterfragt, denkt immer daran es ist nicht böswillig. Er will niemanden schaden, er will nur sich selbst zu retten.
Ich wünsch dir Kraft und Geduld.
LG Angsthasse