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Heyo.
Vielleicht erinnert sich noch wer an meinen vergangenem Thread.
Ich fühle mich zurzeit wieder besonders antriebslos und empfinde so gut wie keine Freude oder Motivation.
Ich frage mich manchmal woher das kommt, ob es die Einsamkeit ist? Das Nicht Ich selbst sein können?
Oder die physische und mentale nähe zu einer geliebten Person?
Versuche immer mir kleine Ziele zu setzen, aber ich denke zum Teil sind es auch meine Gedanken, die mich blockieren.
Ich habe so den starken Drang mein Leben verändern zu müssen, ich mache mir ständig Gedanken wie ich meine Zeit sinnvoll nutzen kann. Ich soll jetzt bald ein Praktikum machen (befinde mich in einer stationären Reha), aber es zieht sich sehr in die Länge, weil ich Angst davor hab. Kennt ihr das Beißpiel wenn man zb. einen Vogel Jahrelang in einem Käfig einsperrt und man die Käfigtür dann öffnet, er aber nicht rausfliegt, weil er es gewohnt ist drin zu sein? So ist es wohl auch bei mir. Ich habe Angst vor Veränderung und ungewohnten Situationen, dabei wünsche ich mir Veränderungen sehr.
Immer wenn ich darüber nachgrübel frage ich mich ob diese Grübeleien mich nur noch mehr paralysieren und ich frage mich wie bekomme ich Distanz zu meinen Problemen/Gedanken und ist das überhaupt gut in meiner Situation?

Eigentlich sollte ich mich doch gut fühlen, wenn ich zb. daran denke das Praktikum zu machen und dann vll. bessere Chancen auf nen Job habe und wenn ich irgendwann nen Job ausübe dann ist das doch eigentlich voll gut, ich hab was zu tun und muss mich deswegen nicht bei Anderen minderwertig fühlen.
Ich hab allerdings die Befürchtung kaum Chancen zu haben, weil ich nie gearbeitet habe. Außerdem möchte ich unabhängig umziehen, in eine Wohnung die mir gefällt und wo ich mich wohl fühle und wo ich ein Kaninchen halten kann . Ein wenig fühlt es sich so an als würde etwas in meinem Kopf nicht mehr gewohnt sein genutzt zu werden, weil alles für mich so als immense Anstrengung und Stress erscheint, wenn ich vor geistigen oder körperlichen Aufgaben stehe, obwohl ich körperlich und geistig eig. recht fit bin. Ich denke ich hab ne Online Sucht und denke mein Dopamin Haushalt ist auch ziemlich gestört. Meine Pillen helfen dann auch nicht mehr viel. Vielleicht hat es nicht mal mit Antrieb zu tun, sondern mir fehlt einfach der Sinn des Lebens, der Hoffnungsschimmer, der glaube an eine erfüllende Zukunft, der Spruch dass ich ja noch jung sei (fast 32) und das Leben noch vor mir hab und so weiter geht mir aufm Keks, es sind dennoch ganze 32 Jahre die man hätte besser nutzen können und wo eigentlich das Leben hätte anfangen und erfahren werden sollen in den jungen Jahren.
Ich bin auch irgendwie voll okay mit mir selbst als Person und meinem Äußeren, nur mein Leben ist das Problem.

Ich versuche mich etwas mehr zu bewegen mit Spaziergängen und etwas solo Sport, das hebt zumindest kurzzeitig die Stimmung, sonst werd ich verrückt.
Versuche auch manchmal zu meditieren, aber halte es nicht lange durch, bin mir auch nicht sicher ob es mir helfen würde. Ich müsste auch nochmal dringend zum Arzt, weil ich denke mit meiner Schilddrüse könnte wieder irgendwas nicht ok sein.
Was könnte man noch für einfache und leicht ausübbare Dinge im Alltag einbauen, die einem effektiv helfen?
Könnte eine Tagesstruktur helfen?

Danke fürs lesen

29.10.2022 19:53 • 31.10.2022 x 6 #1


4 Antworten ↓


Hallo Mylenix,

Ich habe mich auch sehr viele Jahre blockiert durch Selbsthass. Hab mir schon morgens gedacht dass ich mein Leben verschwendet und so viele Möglichkeiten in der Vergangenheit nicht genutzt habe. Wollte dann teilweise garnicht aufstehen. Aber weißt du was, dieses Denken bringt uns keinen Deut weiter. Die Vergangenheit liegt hinter uns und wir können Sie nicht mehr ändern, es hat also keinen Sinn drüber nachzudenken. Wir können nur versuchen unser Leben besser zu machen indem wir jeden Tag ein paar kleine Schritte machen bzw alles tun was wir tun können um Dinge zu ändern.

A


Freudlosigkeit und Sinn des Lebens

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Zitat von Mylenix:
Könnte eine Tagesstruktur helfen?

Es wäre m. E. einen Versuch wert aber mach Dich auf eine evtl. nicht ganz reibungslose Übergangsphase gefasst.

Zitat von Mylenix:
Kennt ihr das Beispiel wenn man zb. einen Vogel jahrelang in einem Käfig einsperrt und man die Käfigtür dann öffnet, er aber nicht rausfliegt, weil er es gewohnt ist drin zu sein?

Genau das ist der Grund, weshalb einem Tagesstruktur u. U. unsympathisch erscheint. Dies aber nur solange, wie man sie nicht integriert (oder überhaupt damit begonnen) hat. Struktur bedeutet u. a. Rahmen, also das, was trägt. Ganz viele Menschen, insbesondere depressive, sind der Ansicht, dass ein strukturierter Tagesablauf ihnen die Freiheit nimmt. In der Praxis ist nach meiner Erfahrung jedoch das exakte Gegenteil der Fall. Denn das, was diese Menschen gemeinhin als Freiheit bezeichnen würden ist tatsächlich eher ihr Gefängnis.

Ebenso verhält es sich mit der (Eigen-)Verantwortung. Sie wird als Belastung aufgefasst, bis man bei der Übernahme derselben die daraus erwachsenen Entfaltungsmöglichkeiten erlebt.

Zitat von Mylenix:
Ich habe Angst vor Veränderung und ungewohnten Situationen, dabei wünsche ich mir Veränderungen sehr.

Das nennt man Zweifel bzw. Zweifelsucht. Es ist eine der vielen typisch menschlichen Geisteskrankheiten...

Zitat von Mylenix:
Immer wenn ich darüber nachgrübel frage ich mich ob diese Grübeleien mich nur noch mehr paralysieren und ich frage mich wie bekomme ich Distanz zu meinen Problemen/Gedanken und ist das überhaupt gut in meiner Situation?

Gegrübelt hast Du offenbar genug - mach es wie die Lottospieler: nur wer mitspielt, kann gewinnen...

Dazu eine nette Anekdote: mein Vater und ich waren hin und wieder im Spielcasino. Er war ein sehr konservativer Spieler und setzte entweder auf 1:1, 1:2 oder, wenn er einen lustigen Tage hatte, volle Pulle blank auf seinen Geburtstag. Jedes Mal gewann er, zwar nie richtig viel, aber stetig. Einmal lernte er an der Bar einen Grübler ( ) kennen, der nach System spielte. Er saß stundenlang über Diagrammen und Wahrscheinlichkeitslisten, die ihm auf lange Sicht angeblicht Gewinn brächten. Er fragte meinen Dad nach seinem System (siehe oben) und musste laut über seine Antwort lachen. Darauf mein Dad: Haben Sie denn bislang in Summe eher gewonnen? Bis jetzt nicht, antwortete der Mann. Und Sie? Mein Dad: Eigentlich immer, aber halt überschaubar.
Die Antwort des Mannes war bezeichnend für vieles, über was wir hier im Forum sprechen: Überschaubar interessiert mich nicht!

mhh Freiheit, ich glaube nicht, dass es der Gedanke bei mir ist. Als depressiver bin ich eher der Meinung, dass nichts was bringt, ein nicht förderlicher Gedanke, das Gefühl zu haben als sei ich ein Spezialfall bei dem nichts wirkt. xD
Aber daran muss ich arbeiten, ich denke ich erwarte zu schnelle Erfolge.

Ich habe gestern noch ein Video gesehen, dass ich sehr interessant fand, da ging es nochmal um das loslassen und Distanz schaffen vom Grübeln, loslassen von Problemen und Konflikten, dass wir an unserem Inneren arbeiten müssen, statt nur im Außen verändern zu wollen. So wie ich sagte, dass es einem nur noch mehr paralysiert, es fühlt sich ja nicht gut an sondern negativ, das ständige kämpfen in meinem Kopf. Aber etwas schwer zu erklären, es ist nunmal das was man auch in der Meditation versucht zu lernen, da gibt es viele interessante Artikel zu.

Man lebt zwar in erster Linie für sich selbst, aber du wärst evtl. motivierter, wenn du Freunde/Partnerin hättest. Manchmal kommt man erst durch andere Personen aus diesem Loch der Isolationen, Zweifel usw. heraus. Das heißt natürlich nicht, das andere Leute einen heilen, das ist klar.

Mach' einen Schritt nach dem anderen. Das Praktikum ist ein Anfang, gehe neutral ran und schaue, wie es läuft, aber nicht nach ein, zwei Tagen das Handtuch werfen. Praktika waren für mich i.d.R. der Horror (dämliche Arbeit), zum Glück sind sie bei mir lange her.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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