Zitat von Jakob02: Das Gefühl entfaltet sich hier ja praktisch zuerst: Es übermannt mich, bringt stupide gesagt eine unmittelbare, fast körperliche Einsicht, dass die Realität nur eine Täuschung sein könnte. Dieses intuitive Gefühl, das eine Ahnung der Täuschung in sich trägt, führt dann direkt zum Gedanken: Die rationale Vorstellung, dass das ‚System der Realität’ womöglich bewusst inszeniert und konstruiert ist.
Bewusst von jemand anderem oder Dir selbst? Das ist für mich ein Klassiker, dem man super philosophisch nachgehen kann. Kerngedanke dabei ist der Versuch der Klärung, was eigentlich Realität ist. Es ist sehr paradox.
Im Zuge der Hirnforschung die Anfang der 2000 hier gehyped wurde, wurde alles drauf gesetzt einen Dualismus zu vermeiden, weil die Neurowissenschaftler die diskutierten zwar von Philosophie keine Ahnung hatten (von Roth wird das manchmal behauptet, seine Selbstwidersprüche sind allerdings Legion), aber irgendwie aufschnappten, dass ein Dualismus nicht gut ist, was durchaus stimmt. (Denn wenn es zwei vollkommen verschiedene Welten/Existenzweisen gibt, wie wirkt denn dann die eine auf die andere ein?)
Also versuchte man sich im Monismus (alles ist Materie, alles wird vom Hirn gemacht, bestimmt usw.) nur ging das hinten und vorne nicht auf. Der Ersatz waren bunte Bilder, die fMRT Scans. Man weiß, dass diese, wenn sie da sind, den Eindruck von Seriosität erwecken, aber ihre Aussagekraft ist mitunter stärler begrenzt, als man glauben möchte, wenn man genauer hinschaut, nicht auf die Bilder, sondern auf das, was aus ihnen geschlossen werden kann und was nicht.
Im Neurokonstruktivismus teilte man gerne in Wirklichkeit (vom Hirn als Wahrnehmung geschaffen) und Realität (an sich da, aber unzugänglich) ein. Aber das hält einer philosophischen Betrachtung nicht stand, es wird immer wieder mit Aussagen über etwas agiert (in der Regel die Realität), der man dies oder das zu- und abspricht, wobei man gleichzeitig behauptet, man könne über dieselbe nun so gar nichts aussagen, außer, dass sie uns unzugänglich ist. Auch ein Dualismus, alles was ich wahrnehme ist angeblich nicht real, weil die Realität irgendwie hinter der Wirklichkeit sitzt. Man ist aus dem Monismus gleich wieder raus.
Dass der von unten/bootom up (alles ist Materie) dann sehr viele Fragen gar nicht beantworten kann (Was sind eigenlich Argumente, wie wirken sie, warum überzeugen sie A aber nicht B, warum gestern nicht, aber heute? usw.) kommt noch dazu. Oder was ist eigentlich eine Wirkung? Klar, Grundkräfte hier, besetzte Rezpetoren dort, dann ist alles okay, aber wieso wirkt eigentlich eine Psychotherapie, bei der man nur redet? Oder eine Lüge? Oder die Aufklärung derselben? Erklärt der Neurotransmittertanz eigentlich mehr über das Phänomen Liebe, als das, was wir schon wissen? Meistens ist die Erklärung eine Reduktion der Phänomene, die es mal wieder 'eigentlich gar nicht gibt'. Man man erlebt sie doch. So wird einem erklärt, weil das Weltbild einfach nicht mehr hergibt, dass es wesentliche Teile dessen, in dem wir uns bewegen 'eigentlich' gar nicht gibt: Farben, Liebe, Sinn, Gerechtigkeit, Spiritualität ... also irgendwie schon, aber nicht so richtig, in Wahrheit alles Neuroaktivität.
Aber warum sich mit einer Einschränkung zufrieden geben, nur weil aus einer bestimmten Perspektive (der Physik/der Biologie) nicht mehr herauszuholen ist, wenn man schon aus seinem eigenen Alltag weiß, dass es alle diese Größen ganz selbstverständlich gibt und wir kompetent mit ihnen umgehen.
Wir können Rot, Liebeskummer und Sinnlosigkeitsgefühle richtig benennen, sie sind nicht einfach irgendwas für uns.
Ich höre hier mal auf, weil das die Essenz von Diskussionen über Jahre ist, aber die Klärung der Begriffe, die man verwendet, ist möglich und es ist befriedigend zu erleben, dass man sich da keinen Sand in die Augen streuen zu lassen braucht, sondern sein Selbstwirksamkeit (gerade Psychomode) erproben kann.
Man kann Begriffe wie Realität einfach mal ein paar Monate von allen Seiten beleuchten, danach weiß man mehr, später fügt sich dies zu eigenen Gebäuden zusammen und man beherrscht das Instrumentarium immer besser. Ein Selbstwiderspruch ist einfach ein knock out Kriterium und man kann dann auch sehen und begründen, warum.
Und die Realität kann keine Täuschung sein. Alles was man, irgendwer erlebt, ein gesunder Mensch, ein Psychotiker, eine Zecke ist real, denn es wird ja erlebt, ist damit in der Welt oder im Kosmos.
Natürlich ist es weiterhin problematisch Jesus beim Karten spielen zu sehen, wenn sonst niemand da jemanden sieht, aber ein Ereignis was da ist, ist eben einfach schon mal da, es ist real.
Dass man durchaus in anderen Wahrnehmungswelten und Deutungsebenen leben kann, ist dann eine andere Geschichte.