Zitat von Jakob02: Ich studiere Physik, spielte aber auch schon mit dem Gedanken, mich zusätzlich für Philosophie und/oder Mathe einzuschreiben. (Alles geht leider nicht)
Obschon ich sagen muss, dass die Mathematik ihre Reize hinsichtlich der Vorhersehbarkeit hat, hast Du mit dem Schwerpunkt Physik ja theoretisch die Befähigung durch die Anwendung selbiger bereits als Hilfs- und Strukturwissenschaft inbegriffen und die Philosophie betrachte ich dahingehend als ebensolches Framework, das ohne es ausklammern zu können, immer durch die Motivation ihrer selbst Teil der Physik sein wird, wenn es um die Wahrheitsfindung geht.
Zitat von Jakob02: Camus offenbart Dinge, die gleichen schier einem Schreckensgespenst
Eben.
Zitat von Jakob02: Für mich gipfelt seine Betonung der existenziellen Konfrontation oft in der Erkenntnis der dem Leben innewohnenden Spannungen und Widersprüche, indem er rationalen, völlig verkopften Menschen wie mir eine mehr als nüchterne, ungeschönte Sicht auf die Existenz liefert und ich mich darin gezwungen sehe, an empirischen Realitäten festzuhalten.
Die Frage ist, kannst Du Dich mit der Rebellion gegen das Absurde nach Camus anfreunden oder nicht? Denn darin sähe ich die psychische Dynamik, die sich ergibt, wenn dieses Siegel der Gorgonen erstmal gebrochen wurde.
Kannst Du mit dem Fluch leben, der auf dieser Wahrheit lastet oder kannst Du es nicht.
Ich kann es nicht, ich will es nicht und ich muss es auch nicht.
Als Mensch, dessen Bewusstsein bzw. verhaltensbiologisches Produkt als formaler Sachzwang evolutionär abgeleitet ist, sind die Komponenten jener Konstitution auch bei jener übergeordneten Sinn- oder Zwecklosigkeit des belebten Systems nicht losgelöst betrachtbar, weil sie als äußere Umstände rationalisiert, die innere, emotionale Bewertung nicht tangieren.
Die emotionale Kongruenz der Realitätsbildung ist ein integraler Prozess, der zeigt, wie eng unsere emotionalen Zustände mit der Wahrnehmung und Interpretation der Realität verbunden sind.
Auch wenn dem folgend die Ratio des Systems zu dem Schluss kommt, dass es keinen inhärenten, wohldurchdachten Sinn im Universum gibt, neigt die emotionale Ebene dennoch dazu, Bedeutung und Wert durch sich selbst und aus sich selbst heraus zu erschaffen - sie zu konstruieren -, weil sie die evolutionäre Psychologie mit dieser Fähigkeit als Überlebensnotwendigkeit ausgestattet hat, um Potentialdifferenzen (Wert- und Bedrohungsdifferenzen) auszugleichen.
Diese konstruierte Realität ist im Sinne ihrer Bedeutung keine sich selbst zugeschriebene Zweckerfüllung, sondern erfüllt eben jenen Zweck, der für die Orientierung des Systems erforderlich ist, um die Motivation ihres Handelns als kongruente Interpretation zu rechtfertigen.
Ohne diese subjektive Rechtfertigung des Individuums, entstehen im Widerspruch zur Rationalität, Spannungen und Potentialunterschiede als Analogon, wieso sich jeden Tag gequält wird, wenn die Essenz ihres Daseins in der Negentropie zu suchen ist, die den Wert betrachtend bedeutungslos für das System ist.
Die laufzeitberechnete, abstrahierte, autonom sinnsuchende und sinngebende Modellierungsschicht rebelliert aus Selbsterhaltungsgründen jeden Tag gegen diese selbstreferentielle Tendenz der Bedeutungslosigkeit und damit ist mMn die Rebellion gegen das Absurde durch den Organismus selbst bereits als Reaktionsverhalten biologisch verankert, als hätte es die Natur geahnt, dass aus großer Macht eine große (Eigen)Verantwortung folgt oder folgen muss.
Verhaltensbiologisch wird mit der Komplexizitätszunahme von Selbstrechtfertigungen gegenreguliert und auch das emotionale Empfinden damit immer weiter ausdifferenziert.
Zitat von Tintan:Wir Mensch sind unentdeckt, womöglich gewollt, so dass wir Gefahr laufen an uns selbst zu verblöden.
Möglich bis denkbar ist es ^•^