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Zitat von Feuerschale:
Also warum sich nicht eine Belohnung oder einen schönen Moment gönnen?

Es erscheint mir, als würde mein eigener Kopf mir jedes Mal einen Strich durch die Rechnung machen, sobald ich versuche, mir eine Belohnung zu gönnen. Gleichzeitig drängt sich auch immer wieder die Frage auf, ob meine Erfolge tatsächlich gerechtfertigt sind oder ob ich ihnen überhaupt in vollem Umfang gerecht werde.

Zitat von Ja02:
Meine Hoffnung gründet sich ja darauf, immer weiter und unermüdlich in die Tiefen meines Fachgebietes vorzudringen, fortwährend neue Erkenntnisse zu gewinnen, aber dabei niemals einen Punkt zu erreichen, an dem diese Entwicklung abgeschlossen ist. Es ist genau diese endlose, quasi asymptotische Suche nach Wissen und Verständnis, welche mich intellektuell reizt und zugleich antreibt, überhaupt noch fortzufahren. Es scheint mir momentan der einzige Weg zu sein, der die Leere eines abgeschlossenen Ziels durch den unerschöpflichen Prozess des Erkenntnisgewinns ersetzt.

Mach einfach so weiter! Dein Inneres wird dich leiten. Vielleicht machst du es wirklich bis zum Ende (Tod), aber vielleicht ergibt sich auch was anderes. Das Leben ist unergründlich, lass einfach fließen.

Mir gehts in gewisser Weise ähnlich. Innerhalb meines Leidenschaftsbereiches habe ich jetzt ein Thema gefunden, das für mein restliches Leben unerschöpflich und auch sinnvoll ist. Wann immer ich mag, kann ich daraus schöpfen und den einen ode anderen Meilenstein setzen. Oder auch nicht, weil mir gerade was anderes lieber ist. Irgendwann ist es zu Ende, aber die Meilensteine sind da.

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Existenzielle Depression - Erfahrungen

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Zitat von Ja02:
Es erscheint mir, als würde mein eigener Kopf mir jedes Mal einen Strich durch die Rechnung machen, sobald ich versuche, mir eine Belohnung zu gönnen.

Da ist bei dir vermutlich ein sehr starker innerer Kritiker, oder bei Freud heißt es eher Über-Ich.
Wird er zu stark, leistet das m. E. Neurosen und Depression eher Vorschub.
Also vielleicht findest du auch Wege, ihn mal auszuhebeln, abzuschwächen?
Zitat von Ja02:
durch den unerschöpflichen Prozess des Erkenntnisgewinns

Ich denke, dieses Ziel kannst du in der Wissenschaft gut und praktisch verwirklichen.
Glaube nicht, dass da zu schnell ein Ende wäre, es ist ja alles in der Entwicklung dort mit immer neuen
Erkenntnissen.

Zitat von Feuerschale:
Also was ich so mitbekommen habe, ist Intelligenz Fluch und Segen!

Zustimmung! Zum Fluch reichts bei mir bei weitem nicht, zum Segen gerade ein bisschen.
Aber wie war das? Hirn ist die am gerechtesten verteilte Sache auf der Welt. Jeder meint, genug davon zu haben.

Zitat von Ja02:
Gleichzeitig drängt sich auch immer wieder die Frage auf, ob meine Erfolge tatsächlich gerechtfertigt sind oder ob ich ihnen überhaupt in vollem Umfang gerecht werde.

Klingt nach Minderwertigkeitskomplex. Daran könntest du arbeiten.

Zitat von User_0815_4711:
Klingt nach Minderwertigkeitskomplex. Daran könntest du arbeiten.

Ich kann nicht genau nachvollziehen, wie es bei mir zu dieser Einstellung gekommen ist. Zwar bin ich mir meiner Fähigkeiten durchaus bewusst, zugleich aber auch der Tatsache, dass ich das Privileg genossen habe, gezielt gefördert zu werden - eine Möglichkeit, die längst nicht jedem offensteht, und das lässt mich wiederum zweifeln.

Zitat von Ja02:
und das lässt mich wiederum zweifeln.

Ja. Dann tu das mal. Zweifel an Dir.

Alles andere wäre zu einfach.

Zitat von laluna74:
Ja. Dann tu das mal. Zweifel an Dir. Alles andere wäre zu einfach.

Inwiefern „zu einfach“?

Du bist doch ein schlauer Junge..

Du wirst doch wissen wie das gemeint ist.

Du tust nix anderes, Du legst Dir selbst Steine in den Weg..wenn Du an Dir selbst zweifelst.

Zitat von Ja02:
(Was ist nur mein Problem?!?)

Das ist doch ganz offensichtlich, lieber Ja02. In dir ist ein Buddhist und der Umstand, dass du ihn nicht ernst nimmst, vielleicht nicht einmal kennst, ist das Problem. All deine Fragen werden im Buddhismus beantwortet. All deine Fragen sind keine Krankheiten, sondern sie sind der erste Blick hinter den Vorhang der Äußerlichkeiten. Du liegst genau richtig.

Zitat von Recondi:
In dir ist ein Buddhist

Was verleitet dich zu dieser Annahme?

Zitat von Ja02:
Was verleitet dich zu dieser Annahme?

Das ist keine Annahme, ich sehe es. Deine Zweifel und Fragen drehen sich um exakt die Themen, die Shakyamuni, den (unfreiwilligen) Gründer des Buddhismus vor zweieinhalbtausend Jahren umtrieben. Er fand alle Antworten. Damals war das möglich, heute sind wir in der leeren Welt der Formen zu verstrickt dafür. Lies das Standardwerk „Der Buddhismus - Wesen und Entwicklung“ von Edward Conze, 1951, heute in der zehnten unveränderten Ausgabe von 1995 zu bekommen. Es ist genau und daher besser geeignet als die vielen Bücher über Buddhismus auf dem Markt, die viel Unsinn erzählen und vieles verwechseln und verklären. Und größte Vorsicht beim tibetischen Buddhismus und dem Dalai Lama, dabei handelt es sich um eine pervertierte Form des Buddhismus. Wenn du Edward Conzes Buch liest, wirst du schnell merken, ob du mit dem ursprünglichen Gedankengebäude des Buddhismus etwas anfangen kannst.

https://www.amazon.de/Urban-Taschenbücher-Buddhismus-Edward-Conze/dp/3170135058

Zitat von Ja02:
dass sich ja trotz aller äußeren Erfolge immer noch nicht alles vollständig richtig anfühlt.


Wird es nie...

Ich leg noch einen drauf: Einiges von dem was du jetzt oberflächlich aufgebaut hast, kann auch wieder einstürzen. (Beispiele und Details lasse ich dich dir selbst ausmalen... übertreibs aber nicht - ich weiß, dass deine Gedanken sehr aktiv sein können)
Wenn du innerlich auf Verluste eingestellt bist, kannst du a) den Moment besser genießen, b) fällst du nicht in so ein tiefes Loch, wenn der Fall eintritt c) hilft es unterbewusst Verluste zu vermeiden. d) falls dennoch ein Verlust eintritt und du in ein tiefes Loch fällt, dann hat es die Azure 2025 bereits vorhergesagt.

Zitat von Ja02:
Eigentlich sollte ich mich über mein Leben nicht beklagen.


Dann lass das klagen und arbeite vorausschauend an den Stellen, die du verbessern willst. Wenn du es schlau anstellst kannst du Leute davon überzeugen, Und wenn du doch klagen willst, dann verteile es gleichmäßig auf mehrere Schultern... Im Forum bist du inzwischen bekannt, hier leiht man dir ein Ohr, eine Schulter und du bekommst auch mal einen Tritt in den Hintern.

Zitat von Azure:
Einiges von dem was du jetzt oberflächlich aufgebaut hast, kann auch wieder einstürzen.

Ich bin mir dessen bewusst, aber ich weiß nicht, wie ich mental damit umgehen würde, sollte alles plötzlich zusammenbrechen.

Aber das spielt jetzt keine Rolle - vermutlich bin ich schlicht zu sehr auf mich selbst fokussiert.

Zitat von Ja02:
Ich bin mir dessen bewusst, aber ich weiß nicht, wie ich mental damit umgehen würde, sollte alles plötzlich zusammenbrechen.

Weißt du, du bist noch jung. Ich denke, wenn du weißt, dass einiges einstürzen wird, bist du auf einem guten Weg.

Wenn du darüber hinaus weißt, dass, sobald etwas einstürzt, dein erster Schritt sein muß, alles zu tun um dich nicht selbst zu blockieren, dann ist das doch eine gute Basis, um in die nächste Runde des Lebens zu starten.

Ich bin doppelt so alt wie du und bringe mir diese Strategie gerade bei. Ich empfinde es als befreiend.

Ich habe bereits einiges verloren, aber da ist noch viel mehr, was ich verlieren kann. Und bei vielem weiß ich nicht, wie ich mental damit umgehen werde.
Ich habe aber Strategien und Techniken, die wir beide, so wie ich dich kennengelernt habe kennen:
* reden
* schreiben
* sport
* fragen
* menschen, die die Situaton trifft ebenfalls helfen
* achtsamkeit (in welcher form auch immer)
* und zur Not noch ja2 eine PN schreiben, der ist schlau und findet eine Lösung für alles oder nimmt mir eine mp3 mit chopin auf

Darüber hinaus stelle ich fest, dass mit jedem Verlust, den ich erlitten habe, Platz für neues kam.

(Und ich feststellen durfte, dass ich vermeintlich gute Teile von verlorenem auch wieder bekam [und mich daraufhin selbstbewusst von Teilen davon auch wieder im guten getrennt habe])

Die folgenden Zeilen hingen in meiner Jugend bei uns im Treppenhaus:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Das ist ein guter Ansatz... ich würde für mich heute vielleicht sagen:

...
Kreativität, Mut, Kraft, (+ einige weitere persönliche Ziele von mir), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
...

Zitat von Ja02:
Zugleich empfinde ich es als äußerst unangenehm, mit derart trivialen Anliegen und Luxusproblemen hier aufzuwarten. Eigentlich sollte ich mich über mein Leben nicht beklagen.

(Was ist nur mein Problem?!?)

Ich habe jetzt die Antworten der anderen noch nicht gelesen, aber ich finde, das sind recht normale Gedanken eines reflexiv denkenden Menschen.

Ja, man hat Luxusprobleme, kann sie relativieren, dennoch steht man ja immer im Zentrum des Leids seiner eigenen Welt. Ich hatte neulich auch eine Phase, in der mir meine eigene Undankbarkeit sauer aufegstoßen ist, ähnliche Situation, wie bei Dir.
Neue Freundin, im Job läuft es viel besser, als ich erwarten durfte und mir ging es irgendwie nicht gut.

Die kulturellen Konstrukte würde ich nicht unbedingt durchwinken, da unsere Theorien über Realität ebenfalls kulturelle Konstrukte sind Es kann mittelfiristig helfen, das zu verstehen, weil dann die Aversion gegen kulturelle Konstrukte sinkt, bei irgendwelchen muss man mitspielen (oder sich mindestens zu ihnen verhalten), das bleibt nicht aus.

Dass ein gewisser Grad an Leid von unsrem Sosein nicht zu trennen ist, ist eine buddhistische Grunderkenntnis, ich denke, dass sie stimmt, auch wenn unser kultureller Hintergrund eine andere Platte aufgelegt hat, die der schrittweisen Verbesserung.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Recondi:
Bücher-Buddhismus-Edward-Conze/dp/3170135058

Link korrigiert: http://tiny.cc/i7z3001

Zitat von Cbrastreifen:
Ja, man hat Luxusprobleme, kann sie relativieren, dennoch steht man ja immer im Zentrum des Leids seiner eigenen Welt. Ich hatte neulich auch eine Phase, in der mir meine eigene Undankbarkeit sauer aufegstoßen ist, ähnliche Situation, wie bei Dir.
Neue Freundin, im Job läuft es viel besser, als ich erwarten durfte und mir ging es irgendwie nicht gut.

Allein dadurch, dass ich hier meine Gedanken äußere, wird deutlich, wie stark mein Fokus auf mich selbst und die Dynamik meines Denkens ausgerichtet ist. Mitunter drängt sich mir der Eindruck auf, dass mein Verstand in gewisser Weise bewusst Schwierigkeiten in Form negativer Gedankenkonstrukte erzeugt, als ob er mich auf eine innere Prüfung stellen wollte, nur um mir letztlich vorzuhalten: „Glaub bloß nicht, dass das Leben so einfach ist.“

Wie bist du mit der Situation umgegangen?

Zitat von Ja02:
Allein dadurch, dass ich hier meine Gedanken äußere, wird deutlich, wie stark mein Fokus auf mich selbst und die Dynamik meines Denkens ausgerichtet ist.

Das ist für mich verständlich

- du erlebst es täglich
- du weißt, wie wichtig dein Denkapparat für deine Arbeit und deine Zukunft ist

Du tust gut daran, dass du es verbalisierst und mit andern teilst. So kannst du die Metagedanken schnell verarbeiten ohne sie ins Unterbewusstsein zu verdrängen, schaffst aber dennoch Platz für das, was dich eigentlich interessiert.

Wenn du es dann irgendwann mal schaffst, diesem Denken über dich selbst nur einen gewissen Zeitraum zu erlauben, dann bist du fit.
Es entspricht ein wenig dem Schärfen des Hobels oder des Schnitzmessers.

Abundzu benötigt man den groben Wetzstein, aber zunehmend reicht es vielleicht mit dem Leder zu polieren...

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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