Objektiv betrachtet läuft derzeit alles nahezu ideal für mich. Ich befinde mich im Aufbau einer Beziehung oder zumindest etwas Ähnlichem, habe heute eine durchaus vielversprechende Nachricht von der University of York erhalten und bin kurz davor, meine Masterarbeit abzuschließen. Den heutigen Tag habe ich, nach einer halbwegs erholsamen Nacht, eigentlich entspannt begonnen - ich war tatsächlich alleine in einem Café Kaffee trinken, doch währenddessen überkam mich plötzlich die Erkenntnis, dass sich ja trotz aller äußeren Erfolge immer noch nicht alles vollständig richtig anfühlt. Es ist, als würde ich, je besser sich mein Leben objektiv gestaltet, das Ganze umso mehr hinterfragen.
Diese Gedanken führen mich schließlich zu der Frage: War es das nun? Bin ich dabei, alles zu erreichen, was ich mir früher als erstrebenswert vorgestellt habe (nicht falsch verstehen, es ist mir unglaublich wichtig, forschen zu können), nur um dann festzustellen, dass sich hinter diesen Zielen möglicherweise nichts Substantielles verbirgt? Je tiefer ich mich in diese Überlegungen hineinsteigere, desto stärker drängen sich Sinnfragen auf, welche bei mir ja einen fast schon obsessiven Charakter annehmen. Es ist, als würde ich mich plötzlich fragen, warum bestimmte Dinge - vor allem immaterielle, wie akademische oder berufliche Anerkennung - so wichtig erscheinen, obwohl sie physisch keinen Bestand haben.
Natürlich, Qualifikationen führen zu besserem Einkommen und ermöglichen Zugang zu Annehmlichkeiten, welche das Belohnungssystem im Gehirn stimulieren. Doch in letzter Konsequenz bleibt der Nutzen dieser Anreize doch eigentlich flüchtig. Der Gedanke drängt sich auf, dass diese Ziele und die damit verbundenen Errungenschaften nur eine kulturell konstruierte Währung sind, welche uns eine Bedeutung und Richtung vorgaukelt, während das zugrunde liegende Bedürfnis nach Sinn und Zweck unverändert bleibt. Vielleicht liegt das Problem also nicht in dem, was ich erreicht habe, sondern in der Annahme, dass äußere Meilensteine den inneren Hunger nach Sinn stillen könnten, falls ihr versteht, was ich meine. Es scheint halt, als müsse ich mich fragen, ob das Streben nach Zielen, die kulturell als erstrebenswert gelten, tatsächlich eine Antwort auf die fundamentale Frage des „Warum“ liefern kann, oder ob ich schlicht die Lücken, welche mir bewusst werden, mit kurzfristigen Dopaminauslösern zu füllen versuche - ohne dass dadurch eine nachhaltige Erfüllung entsteht.
Zugleich empfinde ich es als äußerst unangenehm, mit derart trivialen Anliegen und Luxusproblemen hier aufzuwarten. Eigentlich sollte ich mich über mein Leben nicht beklagen.
(Was ist nur mein Problem?!?)
03.01.2025 13:32 •
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