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Ich möchte mal den Begriff erlernte Hilflosigkeit zur Diskussion stellen. Erkennt ich da jemand wieder?

Zum Hintergrund: Von Natur aus will und muss jedes Lebewesen sein Leben selbst bewältigen, das wollen auch schon sehr dringend kleine Kinder. Ich will es selber machen, ich will es selber können. Daraus entsteht ja auch Erfolg und Zufriedenheit. Zudem Wachstum und Entwicklung.

Wer nun im Laufe seines Lebens Lernprozesse durchmacht die ihn zu jemandem machen der mehr oder weniger hilflos und bedürftig ist, dann kommt da so einiges durcheinander. Den lebt man vorrangig so, woher nimmt man dann Selbstwertgefühl, Zufriedenheit, Würde und Stolz?

Aber auch der Helfer, der sich nur um andere kümmert, kommt zu kurz. Wo bleibt er selbst?

Hilfe im Notfall ist natürlich damit nicht gemeint. Wer in Not ist ruft um Hilfe und wird gerettet. Aber das kann ja kein Dauerzustand sein.

28.11.2022 05:34 • 26.02.2025 #1


5 Antworten ↓


@Shelby

Ich denke, darin finden sich Viele von uns wieder. Zumindest wenn man sich Gedanken macht über die eigene Hilflosigkeit und nicht Alles nur der Krankheit zuschiebt.

Damit einhergehend fällt mir noch der Begriff „sekundärer Krankheitsgewinn“ ein. Er beschreibt das Aufrecht erhalten einer hilflosen Situation, zB durch den Effekt, dass man Mitleid und Unterstützung erhält. Unterbewusst möchte man diesen Zustand aufrecht erhalten, weil man auf die Hilfe von Außen nicht verzichten will.

A


Erlernte Hilflosigkeit

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Es kann auch eine unbewusste Konditionierung sein. Immer wenn das Kind nach Hilfe fragt oder braucht, wird sich ihm zugewandt, bekommt Aufmerksamkeit. Wenn es sich selbstständig beschäftigt, seine Aufgaben erledigt, dann sind die Eltern oft froh, wenn sie mal Pause haben - keine Aufmerksamkeit.
Dann ist man vielleicht gerne hilflos, weil man dann die Zuwendung bekommt, die man ja möchte.

Ist natürlich nicht immer so, aber kann auch ein Grund sein, dass sich irgendwann das Gefühl eingeschlichen hat, dass man alleine, einsam ist, wenn man alles alleine (selbstständig) auf die Reihe kriegt. Da man dies ja nicht möchte, bleibt man lieber hilflos. Dass die Hilflosigkeit bei Erwachsen aber nicht mehr so gut ist und die Aufmerksamkeit dann vielleicht nicht mehr so liebevoll ist, das ist der unbewussten Konditionierung dann wohl egal.

Erlernte Hilflosigkeit ist bei mir auch leider ein großes Thema.

Mir ist das Problem bewusst, aber ich falle immer und immer wieder in die alten Muster zurück. Hat da schonmal jemandeinen Ausweg gefunden?

Mir wurde als Kind nicht viel zugetraut oder die Ergebisse waren wohl nicht zufriedenstellend. Das hat bei mir den Glaubenssatz hinterlassen, dass ich vieles nicht kann oder andere es sowieso besser können oder besser wissen und ich es sowieso falsch mache.

Ich hab dann immer Angst, dass was schief geht, dass ich was falsch mache, also mache ich lieber nichts, lasse es andere machen, frage um Hilfe oder frage ständig, wie ich was machen soll.

Zitat von Helveticus:
Damit einhergehend fällt mir noch der Begriff „sekundärer Krankheitsgewinn“ ein.

Ui, ganz böses Wort hier. Dafür haben ein anderer User und ich letztens arge Prügel bezogen, weil wir diese Denkweise hier ins Spiel gebracht haben. Einhelliger Tenor war, dass es das nicht gibt und man selbstverständlich keinen Vorteil von der Krankheit hätte. Die meisten haben nicht begriffen, worum es bei Begriff geht. War schon sehr Interessant diese Diskussion.

@Kruemel_68 oha

Ich denke, dass es bei vielen Psychischen Problemen einen Krankheitsgewinn gibt.
Meist sind das ja Überlebensstrategien aus der Kindheit. Und die hatten damals einen Nutzen, sonst hätte man sie ja nicht gebraucht.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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