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Ich möchte mal den Begriff erlernte Hilflosigkeit zur Diskussion stellen. Erkennt ich da jemand wieder?

Zum Hintergrund: Von Natur aus will und muss jedes Lebewesen sein Leben selbst bewältigen, das wollen auch schon sehr dringend kleine Kinder. Ich will es selber machen, ich will es selber können. Daraus entsteht ja auch Erfolg und Zufriedenheit. Zudem Wachstum und Entwicklung.

Wer nun im Laufe seines Lebens Lernprozesse durchmacht die ihn zu jemandem machen der mehr oder weniger hilflos und bedürftig ist, dann kommt da so einiges durcheinander. Den lebt man vorrangig so, woher nimmt man dann Selbstwertgefühl, Zufriedenheit, Würde und Stolz?

Aber auch der Helfer, der sich nur um andere kümmert, kommt zu kurz. Wo bleibt er selbst?

Hilfe im Notfall ist natürlich damit nicht gemeint. Wer in Not ist ruft um Hilfe und wird gerettet. Aber das kann ja kein Dauerzustand sein.

28.11.2022 05:34 • 28.11.2022 #1


2 Antworten ↓


@Shelby

Ich denke, darin finden sich Viele von uns wieder. Zumindest wenn man sich Gedanken macht über die eigene Hilflosigkeit und nicht Alles nur der Krankheit zuschiebt.

Damit einhergehend fällt mir noch der Begriff „sekundärer Krankheitsgewinn“ ein. Er beschreibt das Aufrecht erhalten einer hilflosen Situation, zB durch den Effekt, dass man Mitleid und Unterstützung erhält. Unterbewusst möchte man diesen Zustand aufrecht erhalten, weil man auf die Hilfe von Außen nicht verzichten will.

Es kann auch eine unbewusste Konditionierung sein. Immer wenn das Kind nach Hilfe fragt oder braucht, wird sich ihm zugewandt, bekommt Aufmerksamkeit. Wenn es sich selbstständig beschäftigt, seine Aufgaben erledigt, dann sind die Eltern oft froh, wenn sie mal Pause haben - keine Aufmerksamkeit.
Dann ist man vielleicht gerne hilflos, weil man dann die Zuwendung bekommt, die man ja möchte.

Ist natürlich nicht immer so, aber kann auch ein Grund sein, dass sich irgendwann das Gefühl eingeschlichen hat, dass man alleine, einsam ist, wenn man alles alleine (selbstständig) auf die Reihe kriegt. Da man dies ja nicht möchte, bleibt man lieber hilflos. Dass die Hilflosigkeit bei Erwachsen aber nicht mehr so gut ist und die Aufmerksamkeit dann vielleicht nicht mehr so liebevoll ist, das ist der unbewussten Konditionierung dann wohl egal.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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