App im Playstore
Pfeil rechts
6

Guten Morgen liebe Forumsmitglieder,

ich habe eine Frage zu etwas, das so einfach klingt und in Büchern so einfach beschrieben wird, aber mir wohl einfach nicht so gut gelingt.
Es heisst immer so schön:
Verdränge die schwierigen Emotionen nicht. Lasse sie fliessen, spüre sie, nimm sie an.
Das leuchtet mir ein.

Jedoch kann ich auf einen langen Weg der Heilung von einer Erschöpfungsdepression/Burnout zurückschauen, wo im Vordergrund die weggedrückten Emotionen standen.
Ich habe wirklich körperlich gespürt, wie sie in mir drin sassen, meinen Kopf zum Vibrieren. meine Muskeln zur Anspannung brachten und meine Lebensenergie verschlungen haben. Alles Denken hat es nur intensiviert.
Erst als ich mit meinem Kopf am Ende war, kam ein Moment der Verzweiflung, wo viel Anspannung aus mir wich und es mir danach deutlich besser ging. Das hat sich wiederholt, bis ich letztendlich meinen Frieden und meine Kraft wiedergefunden habe und mittlerweile wieder fit unterwegs bin.

Nun merke ich, dass das natürlich weiterhin ein Thema ist (und ein Lebenlang sein wird, klar - Emotionen sind Leben).
In den letzten zwei Wochen habe ich gemerkt, dass sich einige unangenehme Gefühle in mir breit machen. Zunächst habe ich (wie immer) in meinem Kopf nach Gründen gesucht, aber nicht wirklich welche gefunden - es hat sich im Aussen nichts geändert.
Erneut habe ich zwar ängstlich drauf geschaut, jedoch auch versucht, denen einfach Raum zu geben, sie einfach dasein zulassen. Mitterweile stürze ich mich nicht mehr in Arbeit oder Reisen, sondern versuche, diese Gefühle bewusst ihren Raum zu geben.
Dennoch intensivierten sich diese Gefühle bis zu einem sehr unangenehmen Grad - bis zum Moment, wo ich wieder ziemlich verzweifelt war, viel weinen musste - und danach sich wieder Frieden und Entspannung einstellte.

Meine Frage - kann ich diese Achterbahnfahrten irgendwie ausgleichen?
Anstelle von vielen Wochen an Aktivität, Spass und Huihui gefolgt von einen Minihölle an starken unangenehmen Gefühlen - etwas mehr Ausgeglichenheit zu leben.
Ich hoffe, ihr könnt damit was anfangen und aus euren Erfahrungen berichten.

Danke euch!

30.10.2024 08:39 • 04.11.2024 x 2 #1


5 Antworten ↓


Hallo Niko,

Zitat von NikoXP:
Emotionen sind Leben

besser kann man dies glaube ich, nicht sagen.
Natürlich kann sachliches, logisches Denken zu einem sehr zufriedenen Leben ganz, ganz viel dazutun.
Damit will ich sagen. Für mich sind beide, gefühlsbetontes Denken und logisches Denken die
Grundlage für ein angenehmes Leben.

Zitat von NikoXP:
bis ich letztendlich meinen Frieden und meine Kraft wiedergefunden habe

Was bezeichnest Du als Deinen Frieden? Kannst Du mir das beschreiben?

Zitat von NikoXP:
Meine Frage - kann ich diese Achterbahnfahrten irgendwie ausgleichen?

Natürlich kannst Du das ausgleichen. Wenn Du zu Deinen Emotionen und Deinen Gefühlen noch
einiges an sachlichem, logischen Denken hinzufügst, wird das Ganze sicher bald ausgeglichener.

Viele Grüße
Bernhard

A


Emotionen spüren - und die Achterbahn dadurch ausgleichen

x 3


Hallo @Hotin,

danke für Deine Antwort.
Zitat von Hotin:
gefühlsbetontes Denken und logisches Denken die
Grundlage für ein angenehmes Leben

Du hast Recht, dass eine Mischung aus beidem wichtig für ein ausgeglichenes Leben ist. Zum einen die Emotionen zu spüren und wahrzunehmen, einfach rauschen zu lassen, zum anderen aber auch mal den Kopf benutzen, um evtl. Erkenntnisse daraus zu gewinnen.


Zitat von Hotin:
Wenn Du zu Deinen Emotionen und Deinen Gefühlen noch
einiges an sachlichem, logischen Denken hinzufügst

Aber genau hier stimme ich Dir aus meiner Perspektive nicht zu. Ich bin ein ziemlich intelligenter Mensch mit einem hohen Mass an analytischem, sachlichen und fokussiertem Denken. Aber das ist grade mein Problem. Intelligent klingt so toll, aber mein Problem ist, dass ich alle meine Gefühle in den Kopf leite, durchanalysiere - und dabei bleiben sie hängen, kreieren Spannung, rauben mir meine Energie.
Mein Therapeut ist fast mal ausgerastet und meinte: Sie müssen aufhören zu denken und anfangen zu fühlen.

Und wie das geht - das ist meine Frage, so simpel sie klingt - aber ich finds schwieirig.

Zitat von Hotin:
Was bezeichnest Du als Deinen Frieden? Kannst Du mir das beschreiben?

Ich setze mir nicht als Ziel, immer happy und glücklich zu sein. Vielmehr möchte ich, dass ich bei egal welchen Emotionen (Trauer, Angst, Wut, Freude, Glück etc) ich damit im Frieden bin, also ein übergeordnetes Gefühl der Annahme und Wohlwollens. Da ich mich aber gegen schwierige Emotionen mit dem Kopf wehre, bleiben diese im Körper und rauben mir den Frieden, indem sie mich unruhig, gestresst und angespannt machen.

Zitat von NikoXP:
Da ich mich aber gegen schwierige Emotionen mit dem Kopf wehre, bleiben diese im Körper und rauben mir den Frieden, indem sie mich unruhig, gestresst und angespannt machen.


Niko, ich denke, ich weiß wovon Du sprichst.

Zitat von NikoXP:
mein Problem ist, dass ich alle meine Gefühle in den Kopf leite, durchanalysiere - und dabei bleiben sie hängen, kreieren Spannung, rauben mir meine Energie.


Wenn Du Dir diese beiden Aussagen von Dir immer wieder anschaust, kannst Du hoffentlich erkennen,
dass Du Dir hier völlig wiedersprichst.

Zitat von NikoXP:
Aber genau hier stimme ich Dir aus meiner Perspektive nicht zu. Ich bin ein ziemlich intelligenter Mensch mit einem hohen Mass an analytischem, sachlichen und fokussiertem Denken.


Das hört sich erst einmal sehr gut an. Aber!

Zitat von NikoXP:
Aber das ist grade mein Problem. Intelligent klingt so toll,

Zitat von NikoXP:
mein Problem ist, dass ich alle meine Gefühle in den Kopf leite, durchanalysiere - und dabei bleiben sie hängen,


Ich hoffe, ich liege richtig, mit dem, was ich jetzt hier beschreibe.

Menschen leiden vermutlich überwiegend unter folgenen psychischen Störungen.
Wir haben zwei Bereiche im Gehirn, mit denen wir Denken. Dies sind einmal unser
unterbewustes Denken. Und zum andern unser bewusstes Denken.

Die häufigste psychische Störung scheint für mich zu sein.
Menschen glauben, ihre unterbewussten Gedanken, das wäre das richtige Denken.

Die deutlich kleinere Gruppe, zu denen gehörst Du eventuell, versucht die unterbewusst entstehenden
Gefühle ins Bewusstsein rüberzuholen und sie dann zu versachlichen.
Das kann aber schlecht funktionieren. Denn wie Du schrebst, bleiben diese Gefühle dann in Deinem
bewussten Denken hängen.

Beides kann schlecht funktionieren.
Gedanken sind Gedanken ( bewusstes Denken)
Und Gefühle sind Gefühle (unterbewusstes Denken)

Versuche nicht aus einer Katze einen Wachhund zu machen.
Und einen Schäferhund solltest Du nicht versuchen zu einer Katze umzufunktionieren.

Zitat von NikoXP:
Mein Therapeut ist fast mal ausgerastet und meinte: Sie müssen aufhören zu denken und anfangen zu fühlen.


Ich sehe es etwa ähnlich wie Dein Therapeut. Nur, ich vermute er beschreibt es falsch.
Höre nicht auf zu denken sondern denke weiter wie bisher!
Aber beginne immer besser zu
fühlen! Aber mit dem Teil Deines Kopfes, der für das Fühlen
zuständig ist.
Lass die beiden Teile erfolgreich zusammenarbeiten.


Nun stellt sich zuerst einmal die Frage.
Kannst Du verstehen. was ich hier versuche zu beschreiben?

Viele Grüße
Bernhard

Hey @Hotin,

vielen lieben Dank für deine Nachricht.
Ich merke, dass dort etwas drinsteckt, was für mich sehr hilfreich sein könnte, aber ich verstehe deinen Schreibstil nicht ganz.

Du schreibst, dass sich meine Aussagen widersprechen - in beiden von dir zitierten Aussagen beschreibe ich das Phänomen, dass ich bei Gefühlen in meinen Kopf gehe, dadurch Angst kreire, indem ich Gefühle versuche zu denken, anstelle zu fühlen, was nicht geht. Für mich sind diese Aussagen äquivalent, ich sehe da keinen Widerspruch, aber du kannst ihn mir gerne zeigen.

Dann schreibst Du:
Zitat von Hotin:
Menschen leiden vermutlich überwiegend unter folgenen psychischen Störungen.

Aber danach folgt keine psychische Störung, sondern Du schreibst etwas von Gehirnbereichen.

Erneut schreibst Du:
Zitat von Hotin:
Die häufigste psychische Störung scheint für mich zu sein.

Aber es folgt weiterhin keine psychische Störung, sondern Du schreibst etwas vom Unterbewusst sein.

Das scheint mir etwas kryptisch - was genau meinst Du mit Störung und deiner Beschreibung unseres Denkens?

Zitat von Hotin:
Die deutlich kleinere Gruppe, zu denen gehörst Du eventuell, versucht die unterbewusst entstehenden
Gefühle ins Bewusstsein rüberzuholen und sie dann zu versachlichen.

Ich würde behaupten, dass das 90% der Menschen in meinem Bekanntenkreis machen.
Gefühle zu zerdenken, zu grübeln etc. ist weit verbreitet und keine kleine Gruppe.


Das hier ist der Teil, der mir am wichtigsten erscheint:

Zitat von Hotin:
Höre nicht auf zu denken sondern denke weiter wie bisher!
Aber beginne immer besser zu
fühlen! Aber mit dem Teil Deines Kopfes, der für das Fühlen
zuständig ist.


Das ich nicht ständig auf meinem Denken rumhacke, ist sicherlich ein guter Ansatzpunkt.
Und dann sind wir mit deinem Statement wieder bei meiner Anfangsfrage gelandet:

Wie beginne ich besser zu fühlen?
Wie nutze ich den Teil meines Kopfes, der für das Fühlen zuständig ist?

Danke Dir, Bernhard, und einen schönen Tag!

Hallo Niko,

vielen Dank für Deine Antwort.

Zitat von Hotin:
Menschen leiden vermutlich überwiegend unter folgenen psychischen Störungen.
Wir haben zwei Bereiche im Gehirn, mit denen wir Denken. Dies sind einmal unser
unterbewustes Denken. Und zum andern unser bewusstes Denken.

Die häufigste psychische Störung scheint für mich zu sein.
Menschen glauben, ihre unterbewussten Gedanken, das wäre das richtige Denken.

Zitat von NikoXP:
Aber es folgt weiterhin keine psychische Störung, sondern Du schreibst etwas vom Unterbewusst sein.


Eine psychische Störung entsteht meiner Ansicht nach oft dann, wenn jemand die beiden Gehirnbereiche,
bewusstes und unterbewusstes Denken nicht so benutzt, wie es hilfreich ist.
Das sehe ich jedoch weniger als krank an.

Ich füge Dir hier mal einen Link zu einem meiner Beiträge ein. Ich hoffe, dies erklärt ungefähr,
wovon ich ausgehe.

agoraphobie-panikattacken-f4/gedankenkarussell-stoppen-tipps-wie-man-es-schafft-t123286.html#p3090546





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
App im Playstore