Zitat von Rosa_pather:Ich finde die Vorstellung erschreckend, dass diese EKT Methode anscheinend wie ich gerade gelesen habe theoretisch auch ohne Zustimmung der Patienten, zB bei nicht zustimmungsfägigen psychotischen Patienten, angewendet werden könnte. Eventuell werde ich das in meine Patientenverfügung aufnehmen, danke für den ...
Das ist der beste Beitrag in diesem ganzen Thread, vielleicht sogar im ganzen Forum.
Dass eine Methode kurzfristig im Körper erst mal gute Effekte lostritt, sagt über den Langzeitverlauf nichts aus.
Und in der Medizingeschichte und erst recht in der Psychiatrie hat es immer wieder Horrorszenarien gegeben, wo sich irgendwelche Meinungsführer mit ihren tollen Methoden durchgesetzt haben und wo Patienten auf's Übelste gequält und geschädigt worden sind und wo ganz lange die Mediziner nicht im Interesse der kranken Menschen gehandelt haben. Ewig lange wurde z.B. bei Schizophrenen mit der sog. Insulin-Schock-Therapie therapiert. Da hat man den Betroffenen genau das Gleiche erzählt. Früher haben Ärzte auf den Aderlass gesetzt und ihre Patienten damit oft umgebracht.... Die Autosuggestion bei Ärzten und Therapeuten sollte man nicht unterschätzen.
Ich war über 4 Jahre bei einer sehr guten Klinik angebunden, war dort in der Ambulanz in Traumatherapie. Und mein Neuropsychologe war dort Leiter und hatte etliche Bereiche in der Klinik unter sich, kannte ganz viele Fachärzte im Haus, war bei den Patientenkonferenzen dabei und er hat mich immer gewarnt, dass ich nicht vorschnell irgendwas machen lasse, weil ich mir eine schnelle Lösung erhoffe. Er hat gemeint:Was wir hier im Haus an wirklich schlimmen, unnötigen Operationen sehen........ Da werden z.T. schlimmste Schäden durch Ärzte und Ärztmeinungen für Patienten verursacht und das geht alles auf das Konto von Ärzten. Trotz Wissenschaft, trotz Studien und und und..... ist man letztlich an Ärzte ausgeliefert. Und wenn man beraten wird, wissen wir Patienten selten, ob das, was der Fachmann da erzählt, wirklich stimmt, ob es vollständig ist.
Und wenn mir jemand sagt, dass er sich durch eine medizinische Maßnahme geschädigt sieht, dann glaube ich dem zunächst erst mal und frage dann auch nach. Im Internet kann man es nicht nachprüfen. Aber meine Grundhaltung ist schon die, dass ich eher den Patienten glaube als den Ärzten.
Dass die Seele nach bestimmten Interventionen schnell hochfliegt, weil man den Körper pusht, habe ich oft gesehen. Aber langfristig war es dann eher schlechter als besser. Die nehmen die EKT bei Patienten, wo sie glauben, dass nix Anderes mehr hilft. Das kann so sein. Ich habe schon Bilgebung gesehen von schwer depressiven Menschen, da waren ganze viele Bereiche schwarz. Dh, war keine Aktivität mehr drin. Und die Kontrollgruppe von gesunden Menschen hatte im Vergleich dazu ein hellgelb erleuchtetes Gehirn in diesen Verfahren. Dann kann man sich vorstellen, welche Schäden da im Gehirn da sein müssen. Dass es Fälle gibt, wo man quasi auf verlorenem Posten steht, ist leider so. Und vielleicht ist dann die EKT sogar sinnvoll. Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich glaube, vor der Idee, dass man einfach mal jeden psychisch Kranken per Elektroschocks (und EKT ist nichts Anderes als das und zwar unter Narkose) gesund und fit grillen kann, muss man doch warnen.
Mir hat das noch nie jemand empfohlen, ganz egal, wie schlecht es mir ging. Das habe ich auch noch nie bei irgendwem mitbekommen, dass sie dafür eine Empfehlung bekommen hätten. Ich glaube, das muss man schon zu so einer Klinik gehen, wo die EKT sehr beliebt ist. Und da frage ich mich, wie objektiv die dann noch beraten können, wenn sie ihr Maschinchen angeschafft haben. Es gibt Ärzte, die wollen schnelle Erfolgserlebnisse und die fahren auf solche Methoden ab. Aber das heißt ja noch nichts. Ich würde mal gerne wissen, wie das nach ein paar Jahren oder Jahrzehnten wirkt, wenn man solche EKT-Serien durchführt. Da reicht einmal nicht. Und die Nebenwirkungen hat man nach jeder EKT-Behandlung. Und das wird dann über Monate durchgeführt. Was haben die vor, ein Leben lang EKT, also jeden Monat dann mal Krampfanfälle auslösen? Und jedes Mal danach Gedächtnissverluste? Super!
Ich habe das nur mal bei einer Frau in einem Forum mitbekommen, der man auch die EKT angeboten hat. Und das ist schon länger her. Aber da haben die Ärzte einen Riesenaufstand gemacht. Die ist extrem gut aufgeklärt worden und die haben sie auch nicht gedrängt. Sie hat sich dann mit anderen ausgetauscht und eine andere Frau hat ihr dann mitgeteilt, dass sie mal einen Fall erlebt hat, wo es sehr schlimm für den Patienten ausgegangen ist. Der hatte solche Gedächtnisausfälle, dass er gar nichts mehr konnte und im Rollstuhl saß. Ich schätze mal, dass der dann eine neurologische Reha bekommen hat und sich das alles vielleicht auch mit der Zeit zurückgebildet hat. So wird es ja beschrieben. Aber ehrlich gesagt, möchte ich - auch nicht für ein paar Wochen - in so einen Zustand kommen, wo ich mir nicht mehr helfen kann. Wenn da die Sprache gestört ist, das Gedächtnis, alles Mögliche und dann in einem nicht mehr geringen Umfang dann erlebt man auch einen Alptraum. Und ich schätze mal, dass man deshalb die EKT doch eher zurückhaltend empfohlen hat, zumindest bisher. Aber es scheint mir schon so, dass viele Ärzte das als Superwaffe entdeckt haben. Und da bleibe ich kritisch. Ich kenne bessere Sachen.
04.04.2023 10:10 • x 2 #281