1. Danke an die TE, dass sie hier ihre Erfahrung teilt. Und ich glaube ihr, dass es so gelaufen ist, wie sie es beschreibt. Und da es ihr offensichtlich sehr schlecht geht, wäre es angebracht, anständig und empathisch mit ihr umzugehen. Diese ganzen Vorhaltungen hier finde ich unter aller Sau. Sie war jung, sie war schwer krank und in der Not. Und ja, man kann Ärzten in die Hände fallen, die nicht sehr sorgsam und ungut agieren. Viele Ärzte sind nicht gerade prächtige Persönlichkeiten und wenn man an solche Fachleute gerät, dann ist man in Teufelsküche. Da wird dann viel ärztlicherseits empfohlen und einfach angeordnet, nicht vernünftig aufgeklärt oder die Schwäche der Patienten für sich ausgenutzt und viel riskiert. Und wenn es am Ende schief gegangen ist, dann will dafür keiner die Verantwortung übernehmen. Ich bin über 25 Jahre psychisch krank und kenne jeden Winkel im Psych-Medizin-System. Und es ist leider so, dass ganz viele Psychiater schlecht ausgebildet sind, nicht auf dem neuesten Stand, dass in vielen Kliniken und Praxen Ärzte, Therapeuten und Psychologen agieren, die man nie auf die Menschheit hätte loslassen dürfen. In manchen Kliniken sind Patienten nur Nutzvieh.
Natürlich gibt es auch viele andere Ärzte, Fachleute, die sehr verantwortungsbewusst mit Patienten umgehen. Und es gibt die, die so mittelprächtig sind.
Aber man sieht immer wieder, wie Ärzte, Kliniken agieren, wenn es zu Fehlern oder unschönen Verläufen kommt, da wird es für Patienten bitter. Mir ist auch passiert, dass man Verschlechterungen, die durch Behandlungen ausgelöst wurden, auf die Ausgangserkrankung geschoben wurden. Fehler werden nicht zugegeben. Das ist das Übliche. Die manipulieren, halten alle zusammen, damit es keine Arzthaftungsprozesse gibt. Die haben das teilweise in den Berufsordnungen stehen, dass sie an ihren Kollegen keine Kritik zu äußern haben. Das ist jetzt sehr grob ausgedrückt. Aber wer in der Medizin auf Kollegen losgeht, der ist aus deren Sicht Nestbeschmutzer.
2. Wie hier auf Borderlinern rumgehackt wird, ist eine absolute Sauerei. Den Borderliner gibt es sowieso nicht. Diese Patientengruppe ist sehr verschieden. Zudem werden sie häufig fehl- und unterbehandelt.... Aber das interessiert ja dann niemanden, dass man die sehr schlecht behandelt und viel mit ihnen falsch macht und dass sie genau deswegen eskalieren. Ich habe bisher nur 2 Therapeuten im Leben gesehen und erlebt, die eine Borderline-Störung wirklich behandeln konnten, so dass es der Patient in dieser Behandlung aushalten konnte. Was nützt es, Therapien zu machen, die der Profi gut findet, die aber so schmerzhaft und stressig sind, dass der Patient sie nicht aushalten kann? Die sind für die Katz' und machen nur noch mehr Probleme als schon da waren.
3. Bei einer Epilepsie haben die Patienten Krampfanfälle. Und die werden dann medikamentös unterbunden, weil sie so schädlich sind. Diese Krampfanfälle hinterlassen Hirnschäden. So und dann nimmt man EKT und macht genau das mit den Leuten, was man bei der Epilepsie ausschalten will. Das ist doch klar, dass diese EKT ungesund ist. Man hat EKT als letztes Mittel in der Psychiatrie in der Hand. Und normalerweise gibt es davor eine sehr ausführliche Aufklärung. Ich habe in 25 Jahren Psych-Medizin-Erfahrung noch nicht erlebt, dass einer der guten Ärzte auch nur im Entferntesten an EKT gedacht hätte oder sie empfohlen hat. Es ist durchaus bekannt geworden, dass es Patienten danach wesentlich schlechter ging, z.B. Gedächtnisverluste.
Es hat einen Grund, warum das so sparsam und vorsichtig gehandhabt wurde. Und ich würde meine Finger davon lassen. Vor allem ist es auch so, dass sich in der Psych-Medizin ganz viel tut und es neue, bessere, sichere Verfahren gibt, womit man ran gehen kann. Es wird weiterhin mit neuen Medikamenten eine weitere Chance geben, Erkrankungen zu beeinflußen.
Gerade unter dem Blickwinkel der aktuell entstehenden Möglichkeiten halte ich es für Wahnsinn, dass die EKT hochgeholt und angepriesen wird. Das halte ich für fatal und ich sehe solche Ärzte, die da drauf abfahren für ziemliche schlechte Ärzte. Und solchen Leuten würde ich meine Gesundheit bzw. Krankheit nicht anvertrauen. Die wissen meistens auch gar nicht, was man sonst noch machen könnte und wollen nur ihre Geräte einsetzen, die sie gekauft haben und die sich amortisieren sollen.
Und ich finde es einfach nur unter die Gürtellinie, was hier zum Teil für Kommentare abgegeben werden.
Die TE hat wiederholt beschrieben, wie es ihr geht. Und ich kann es mir vorstellen. Und in der Verfassung soll sie alles schön brav so absolvieren, wie es sich die User hier teilweise vorstellen. Ist man mal auf die Idee gekommen, dass es ihr fürchterlich schlecht geht und sie schon total überfordert ist?
6. Ich finde es sehr mutig, so einen Thread hier reinzustellen, wenn einem sowas passiert ist, nur, um es anderen zu ersparen. Und ganz ehrlich: Wer nach dem Lesen dieses Fadens noch meint, dass er mit EKT seine Probleme gelöst bekommt, der soll es eben machen. Aber dann ist es sein Risiko. Wenn die Leute sehenden Auges in die Gefahr rennen, dann kann man ihnen nicht helfen.
7. Auch eine schwere Depression wird von alleine wieder besser. Aber es dauert eben länger. Und gute bis sehr gute Therapeuten können ganz schön was bewegen. Da muss man diese Hirn-Grillerei echt nicht einsetzen und auch nicht haben. Es gibt andere Möglichkeiten in der Zukunft. Aber die muss man erst mal kennen. Und ich halte das für absolut verantwortungslos und skandalös, einen jungen Menschen, der vorher kaum Krankheitsgeschichte hatte, so zu behandeln. In diesem Alter und bei praktisch gutem vorhergehenden Sozialleben uvm. hätte ich über EKT nicht mal nachgedacht. Und ich weiß, dass das die guten Ärzte in dem Fall alle nicht tun würden.
Ich kenne wirklich gute Fachleute, die sehr schwere Fälle behandeln, und die sind alle sehr, sehr vorsichtig, wägen genau ab, es wird alles mit den Patienten genau besprochen und auf Augenhöhe (wenn es möglich ist) geklärt und entschieden, immer wieder neu justiert und nochmal nachgeschaut, evaluiert, ob man auf dem richtigen Weg ist. Patienten werden da als Menschen behandelt, oft sogar sehr wohlwollend als Opfer besonders vorsichtig und fürsorglich behandelt, hochkompetent. Auf solche Behandler kann man sich getrost einlassen und sich mit Recht sicher fühlen. Aber das, was hier im Thread berichtet wurde, das klingt nach allem Anderen bloß nicht nach einem Ort, an dem ein kranker Mensch landen sollte. Manche Menschen sind so verzweifelt, dass sie in jede Behandlung einwilligen würden, nur weil sie hoffen, dass sie damit aus der Sache rauskommen... Und manche Ärzte gehen mit dieser Not nicht so gut um.
8. Den VDK empfehle ich auch oft und kann sehr helfen. Aber man muss auch sagen, dass die seit Corona überrannt werden und dass es regionale Unterschiede geben kann, wie sehr man untersützt wird. Aber dass man mit schweren Folgeschäden einfach überfordert ist, irgendwas zu tun, wenn man noch dazu schon so viel versucht hat, ist doch logisch.
9. Wie kann man hier noch in jemanden reintreten, der so mitgenommen ist? Wie bringt man sowas über's Herz?
10. Psychisch kranke Menschen gibt es wie Sand am Meer, viele Kliniken sind nur noch Fließbandbetriebe und es ist denen egal, was am Ende bei einer Behandlung rauskommt. Wie naiv kann man eigentlich sein, wenn man sich hier immer wieder auf die Seite der Ärzteschaft schlägt. Ich habe auch schon viel erlebt und kann ein Lied davon singen, dass man als psychisch Kranker viel Glück haben muss, wenn man in dieser Szene gut durchkommt. Fehlbehandlungen, Fehldiagnosen, Unterbehandlung oder nicht versorgt werden ist doch in dem Bereich an der Tagesordnung und das sei jeher...
11. Ich glaube wirklich manchmal nicht mehr, was ich hier teilweise zu lesen kriege.......Erst Kopf einschalten und dann schreiben, bitte! Wenn die EKT so gut und so supertoll wäre, dann würde die überall von den Topmedizinern eingesetzt werden und zwar bei jedem möglichen Anwendungsfeld. Aber das wird sie nicht, sondern man hat sie die ganzen Jahre zurückhaltend verwendet, mit enger Indikationsstellung. Und das macht man nicht ohne Grund so.
12. Es ist - so kommt es rüber - in diesem Fall, wie es meistens ist: Dem Kind passiert was, die Eltern müssen notgedrungen unterstützen/pflegen und sind mit den Sorgen und der Situation schon komplett überfordert. Das kranke Kind kann praktisch gar nicht mehr und keiner weiß sich einen Rat. Da wird dann halt irgendwie weitergemacht. Statt die Gelder bei den Ämtern zu beantragen und fachkundige Experten wie z.B. den VDK einzuschalten, wurschteln sich die Betroffenen durch und hoffen, dass die gesundheitliche Situation wieder besser wird. Und wenn es nicht passiert, hat man viele Jahre viel geopfert und wichtige Schritte unterlassen.
Aber das muss jetzt dann halt gemacht werden. Es ist eine sehr gute Idee, einen der großen Sozialverbände ins Boot zu holen. Aber das alles sind für diese Familien große Kraftanstrengungen und oft finden sie halt lange keine guten Ratgeber.
Hier ist nicht Bashing nötig, sondern Unterstützung, Mitgefühl, vernünftiger sachlicher Rat und Empathie für die TE nötiger als alles Andere.
Möglicherweise kann man in der Zukunft doch noch ein bissl was erreichen. Eine gute Neurologie und Neuropsychologie ist sicher sehr sinnvoll, wenn man jemanden findet.
31.03.2023 13:57 •
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