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Hallo zusammen, mir kommen immer unterschiedliche Ursachen von Depression unter:
mal verkehrter Lebensstil, eine gewisse Art von Lebensuntüchtigkeit, Reaktion auf Schicksalsschläge, Umgang mit Angst nicht gekerbt etc
und dann wieder die körperlichen Komponenten, die Erblichkeit und der gestörte Hirnstoffwechsel.
Für die körperlichen Ursachen kann der Kranke nichts. Für die anderen schon?
Oft wird jedoch betont, dass Depression wirklich eine Krankheit ist und der Kranke nichts dafür kann.
Also: was stimmt nun?
Zu meiner Depression plage ich mich mit Schuldgefühlen, dass ich die Krankheit selbst verursacht habe.
Könnt Ihr mit dazu etwas schreiben?
Herzlichen Dank!

11.03.2021 16:29 • 11.03.2021 x 1 #1


6 Antworten ↓


Also meine Ärztin meint, es gibt eine genetische Disposition....denn nicht jeder der einen schwierigen Lebenslauf hatte, entwickelt auch eine Depression oder Angststörung...

A


Eigene Anteile am Entstehen einer Depression

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Grüß Dich Beba,

Everybody creates his own depression.

Auch für körperliche Ursachen kann der Betroffene manchmal was. Falsche Ernährung, nur vorm PC hocken, Nächte durchfeiern, Alk. u. Dro. etc. Nur ist die Rückverfolgung hier z. T. noch schwieriger als bei den verhaltensbedingten.
Zitat von Beba:
Oft wird jedoch betont, dass Depression wirklich eine Krankheit ist und der Kranke nichts dafür kann. Also: was stimmt nun?


Beides und nichts:
Beides: Ihr wurde mit der ICD-10 ein diagnostisches und therapeutisches Leitliniengesicht verpasst. Also - Krankheit. Dass der Kranke nichts dafür kann, wird sowohl von Ärzten als auch von Patienten gerne behauptet.
Nichts: Eine Depression fängt man sich nicht ein wie ein Virus, man verletzt sich auch nicht an ihr. Man hat auch keine Depression - man ist sie sozusagen. Darum ist sie auch so schwer zu fassen. Das sogenannte Selbst zu untersuchen ist das Rätsel des Daseins. Hast Du schon mal Dein Selbst gesehen, gehört, geschmeckt, gerochen, gefühlt oder gedacht? Ich wette: Nein! Wie kann hier dann von einer Schuld die Rede sein?

Das liest sich sicher etwas spooky oder gar philosophisch. Ja, das ist auch ganz recht so. Denn die allermeisten anerkannten Therapien gehen von einem Fundament aus, das - wenn man es genau betrachtet, gar nicht validiert ist. Die Erfolge dieser Therapien schwanken von 0 bis sagen wir mal 75%. 25% bis 100% bleiben als Restrisiko für einen Rückfall. Das gilt strukturell für viele Krankheiten und deren medizinische bzw. therapeutische Behandlung. Warum ist das so?

Weil wir keine Maschinen sind. Weil Körper und Geist zwei Seiten einer Medaille sind. Für die Zeitspanne dieses Daseins bedingen und begrenzen sie einander. Ohne Geist kein Körper und umgekehrt. Dieses Wunder ist schon irre genug um dran verrückt zu werden - und manche Philosophen und Geisteswissenschaftler wurden es auch... Zum puren Überleben ist grundsätzlich schon ein Haufen Mut, Glück, Begabung etc. nötig. Wieviel mehr noch in unserer hochtechnisierten, vernetzten, verlogenen, brutalen, sinnlosen, gehässigen etc. pp Gesellschaft!

Obwohl alle mit geschäftigem, munterem Blick draussen rumlaufen, lauert die Angst und Verzweiflung in jeder Ritze unseres (vermeintlich) kleinen Universums, das auch noch auf unbekannte Zeit begrenzt ist. Ob und was danach kommt, ist ebenso ungewiss wie ob und wo wir herkommen.

Sind nun Jene, die auf die Situation des Daseins mit einer sogenannten Depression reagieren die Kranken oder eher die Gesunden? Kann jemand, der sich mit Fernsehprogramm oder Alltag einfach nicht zufrieden geben kann, weil er das Leiden dahinter spürt und nicht verleugnen will, als schuldig bezeichnen?

Rupert Sheldrake: Wissenschaft ist der aktuelle Stand der Unkenntnis

UrgroßMutter hatte Depressionen, Botenstoffe fehlen oder sind durcheinander, mein Körper reagiert, wenn ich zuviel verdränge.

Ich versuche, mich zu bessern ;;;-)))

Ich würde über das Thema Schuld nicht weiters nachdenken, denn dadurch ändert sich am tatsächlichen Geschehen rein gar nichts.

Und Schuld zu haben, sich schuldig zu fühlen, anderen die Schuld zu geben, ist per se negativ. Es ist jetzt wie es ist. Und hier sollte man sich abholen und alles versuchen, damit sich die Lage ändert. Das ist dann positiv.

Mal ein blödes Beispiel: Im Sommer ist es heiss und ich schwitze. Jetzt kann ich mir die Schuld geben, weil ich mich zu warm angezogen habe, endlos darüber nachdenken, warum ich das getan habe, oder ich zieh mich um, hüpfe ins Wasser, geh in den Schatten, und trinke ein kühles Wasser.

Natürlich ist eine Depression nicht so einfach zu händeln, aber nur mit
Schuldzuweisung geht sie auch nicht weg. Ergo, diese Gedanken bringen einen rein gar nichts.

Vielleicht ist es einfacher den Ausdruck Schuld durch Verursacher zu ersetzen, bei Schuld ist immer gleich die Moral im Spiel und das ist ungut.

Ich bin der Meinung, dass es sehr wohl nützlich sein kann über Ursachen nachzudenken, jeder Mensch hat seine Grenzen, bei dem einen ist der Akku langsam leer, der Mensch kann sich viel zumuten, andere eben nicht.

Beispiele: eine Überforderung durch Arbeit, eine toxische Beziehung, zu viel Pflichtbewußtsein.
Die Psyche und der Körper gehen Hand in Hand, jemand der sehr vulnerabel ist, unternimmt zu viel, jemand anders ist genau so empfindlich, hat aber ein sehr schönes ruhiges Leben, bei ihm bricht die Depression nicht aus.

Und so würde ich erst einmal über mögliche Verursacher nachdenken.
Bei physischen Krankheiten ist es genauso, der eine bekommt jede Erkältung, ein anderer hat gute Abwehrkräfte.

Eine Depression besteht aus vielen negativen Gefühlen u. a. auch Schuldgefühle.
Sie kommen daher weil wir viele Schuldzuweisungen in unserer Kindheit gehört haben, wir bekamen gezeigt ,wie und was richtig ist und sich zu benehmen hat .
Nur, mit einer Depression kann man nun mal nicht so als sei man gesund sein Altag leben.
Dann kommen sehr oft Schuldgefühle hoch, wie ,wir dürfen nicht so sein und überhaupt...
Schuldgefühle sind nicht anderes als Selbstgespräche.
Wir fühlen wie wir denken.
Und wenn wir das verstehen und uns bewusst ist ,dass wir uns die Schuldgefühle heute selber einreden dann können wir sofort damit anfangen und unser denken neu zu strukturieren.
Immer wieder, eine Reise in ein neues Leben benötigt Zeit und Geduld.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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