Grüß Dich Beba,
Everybody creates his own depression.
Auch für körperliche Ursachen kann der Betroffene manchmal was. Falsche Ernährung, nur vorm PC hocken, Nächte durchfeiern, Alk. u. Dro. etc. Nur ist die Rückverfolgung hier z. T. noch schwieriger als bei den verhaltensbedingten.
Zitat von Beba:Oft wird jedoch betont, dass Depression wirklich eine Krankheit ist und der Kranke nichts dafür kann. Also: was stimmt nun?
Beides und nichts:
Beides: Ihr wurde mit der ICD-10 ein diagnostisches und therapeutisches Leitliniengesicht verpasst. Also - Krankheit. Dass der Kranke nichts dafür kann, wird sowohl von Ärzten als auch von Patienten gerne behauptet.
Nichts: Eine Depression fängt man sich nicht ein wie ein Virus, man verletzt sich auch nicht an ihr. Man hat auch keine Depression - man ist sie sozusagen. Darum ist sie auch so schwer zu fassen. Das sogenannte Selbst zu untersuchen ist das Rätsel des Daseins. Hast Du schon mal Dein Selbst gesehen, gehört, geschmeckt, gerochen, gefühlt oder gedacht? Ich wette: Nein! Wie kann hier dann von einer Schuld die Rede sein?
Das liest sich sicher etwas spooky oder gar philosophisch. Ja, das ist auch ganz recht so. Denn die allermeisten anerkannten Therapien gehen von einem Fundament aus, das - wenn man es genau betrachtet, gar nicht validiert ist. Die Erfolge dieser Therapien schwanken von 0 bis sagen wir mal 75%. 25% bis 100% bleiben als Restrisiko für einen Rückfall. Das gilt strukturell für viele Krankheiten und deren medizinische bzw. therapeutische Behandlung. Warum ist das so?
Weil wir keine Maschinen sind. Weil Körper und Geist zwei Seiten
einer Medaille sind. Für die Zeitspanne dieses Daseins bedingen und begrenzen sie einander. Ohne Geist kein Körper und umgekehrt. Dieses Wunder ist schon irre genug um dran verrückt zu werden - und manche Philosophen und Geisteswissenschaftler wurden es auch... Zum puren Überleben ist grundsätzlich schon ein Haufen Mut, Glück, Begabung etc. nötig. Wieviel mehr noch in unserer hochtechnisierten, vernetzten, verlogenen, brutalen, sinnlosen, gehässigen etc. pp Gesellschaft!
Obwohl alle mit geschäftigem, munterem Blick draussen rumlaufen, lauert die Angst und Verzweiflung in jeder Ritze unseres (vermeintlich) kleinen Universums, das auch noch auf unbekannte Zeit begrenzt ist. Ob und was danach kommt, ist ebenso ungewiss wie ob und wo wir herkommen.
Sind nun Jene, die auf die Situation des Daseins mit einer sogenannten Depression reagieren die Kranken oder eher die Gesunden? Kann jemand, der sich mit Fernsehprogramm oder Alltag einfach nicht zufrieden geben kann, weil er das Leiden dahinter spürt und nicht verleugnen will, als schuldig bezeichnen?
Rupert Sheldrake: Wissenschaft ist der aktuelle Stand der Unkenntnis