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@Disturbed das ist sehr schade, dass es bei dir so verläuft. Wie wird es aktuell bei dir behandelt?
Nimmst du dauerhaft Medikamente oder nur in Phasen der Double Depression? Falls du es geschrieben hast, dann tut es mir leid, ich habe mir ehrlich gesagt die letzten Seiten nicht alle durchgelesen, aber ich denke das werde ich noch nachholen.

@aldia249 alles gut. Derzeit nehme ich wieder Anti D. Verhaltenstherapie hatte ich bis Anfang des Jahres und bin eigentlich mit den Mechanismen meiner Erkrankung bestens vertraut und kenne die Möglichkeiten um abwärts Spiralen zu durchbrechen. Bisweilen gelingt es mir. Ich denke, ich wäre wohl jetzt bereit um noch einmal eine tiefenpsychologische Therapie an zu gehen. Eine frühere scheiterte sicher daran, dass ich mich kaum öffnen konnte. Vermeiden und Verdrängen ist halt schon immer meine Strategie, um besser aushalten und ertragen zu können. Nicht gut, wie ich mehr und mehr begreife.

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Dysthymie Erfahrungsaustausch

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Zitat von Disturbed:
@aldia249 alles gut. Derzeit nehme ich wieder Anti D. Verhaltenstherapie hatte ich bis Anfang des Jahres und bin eigentlich mit den Mechanismen ...

Ich finde das klingt alles sehr reflektiert und gut. Es kann sehr gut sein, dass man erst eine Zeit braucht und Vorarbeit, dass die eigentliche Aufarbeitung gelingen kann. Ich bin bald seit einem Jahrzehnt in Therapie und jahrelang Tabletten genommen, die ich mittlerweile abgesetzt habe. Ich glaube dennoch, dass das ein lebenslanger Prozess ist, aber es lohnt sich so sehr.

@aldia249 von einigen Menschen die ich während meiner Klinikaufenthalte kennenlernen durfte, habe ich erfahren, dass es sehr lange gedauert hat, bis sie sich an Ihre frühen Traumata heran gewagt haben um diese zu verarbeiten. Alle, wirklich alle waren der Meinung, dass Versuche, die sie zu früh begannen, scheiterten. Bereit zu sein, ist wohl das A O.
Von den Tabletten möchte ich irgendwann schon wieder weg kommen. Nehme schon genug, wegen anderer Beschwerden. Es ist sicher ein lebenslanger Prozess.

Welche Medikamente habt ihr bisher genommen gegen die Dysthymie?

Zitat von Ronald47:
Welche Medikamente habt ihr bisher genommen gegen die Dysthymie?

Also gegen Dysthymie jetzt konkret keine. Weiß auch nicht, ob es überhaupt etwas spezielles gibt. An Anti D habe ich bisher Citalopram, Escitalopram, Venlafaxin, Sertralin genommen und aktuell nehme ich Tianeurax und es geht mir zumindest damit nicht schlecht. Mirtazapin hatte ich auch lange genommen, zunächst unterdosiert nur als Einschlafhilfe, dann aber auch in eine antidepressiv wirkenden Dosierung die aber zuletzt nicht mehr etwas brachte. Gegen Angstzustände, beziehungsweise starker Unruhe, nahm ich schon Tavor, Promethazin und Pipamperon. Zuletzt bekam ich von der Klinik Quetiapin retard, dass das Grübeln unterbinden sollte, was es auch tat, leider aber auch alles andere, um bewusst den Tag zu beschreiten. Aber Neuroleptika haben meist diese Wirkung, da sie typischerweise ja für andere Krankheitsbilder eingesetzt werden. Auf medikamentöse einschlafhilfen verzichte ich zur Zeit aber gänzlich, die waren halt zweckmäßig als ich noch erwerbstätig war, um wenigstens halbwegs genug Schlaf zur Regeneration zu bekommen.

Zitat von Ronald47:
Welche Medikamente habt ihr bisher genommen gegen die Dysthymie?

Ich hab Trimipramin 25mg genommen und Valdoxan 25mg über viele Jahre. Hab beides dann letztes Jahr abgesetzt.

Eigentlich wollte ich die Medikamente nur als Krücke um so zu funktionieren, wie andere es von mir erwarten, weniger um mir ein freudvolles Dasein zu ermöglichen. Bin nich mal sicher, ob ich eine „Glückspille“ nehmen würde, so es denn eine gäbe. Aber das hat andere Gründe.

Zitat von aldia249:
Ich hab Trimipramin 25mg genommen und Valdoxan 25mg über viele Jahre. Hab beides dann letztes Jahr abgesetzt.

Hatte dir Valdoxan geholfen? Das ist eines der ganzen wenigen Medis die ich noch nie hatte; meine Psychiaterin riet mir ab davon weil man da ständig die Leberwerte kontrollieren muss.

Aurorix hatte ich auch noch nie und Paroxetin.

Zitat von Disturbed:
Also gegen Dysthymie jetzt konkret keine. Weiß auch nicht, ob es überhaupt etwas spezielles gibt. An Anti D habe ich bisher Citalopram, ...

Das Tianeurax scheint ja eine gegenteilige Wirkung zu SSRI zu haben. Finde das interessant, dass es dir damit gut geht. Verhindert es bei dir tiefe Downs oder wirkt es durchgehend stabilisierend?

@Helveticus es ist halt eine andere Wirkstoffgruppe. Trizyklisches AD, einer zumindest bei mir stabilisierende Wirkung würde ich beipflichten. Nehme es seit Juli

Zitat von Ronald47:
Hatte dir Valdoxan geholfen? Das ist eines der ganzen wenigen Medis die ich noch nie hatte; meine Psychiaterin riet mir ab davon weil man da ständig ...

Ich finde die Frage immer schwierig zu beantworten, weil mir ging es halt mit den Jahren irgendwann immer besser. Und nachdem ich valdoxan angefangen habe, hat es auch noch ungefähr sechs bis acht Monate gedauert, bis das erste Mal eine wirkliche Besserung zu spüren war. Allerdings frage ich mich halt schon, ob das jetzt dem Medikament geschuldet ist oder der Therapie oder was völlig anderem. Das mit den Leberwerten stimmt, allerdings gerade in Anfangsphase, irgendwann wurde es dann seltener, nur noch alle paar Monate. Letztendlich habe ich lange damit gehadert, es abzusetzen, weil es mir nach vielen vielen Jahren einfach mal gut ging und ich Angst hatte, dass sich daran was ändern könnte, aber ja irgendwie weiß man halt nie, was nach vielen vielen Jahren mit dem Körper und der Leber passiert. Ich glaube allerdings, dass das bei einigen Antidepressiva einfach unklar ist. Ist halt immer auch eine Frage der Lebensqualität. Dauerhaft wenig Lebensqualität ohne Medikament macht natürlich auch keinen Sinn, wenn man weiß, dass ein bestimmtes hilft. Schwierig alles.

Vielleicht noch eines zu Anti D. Ich war mir auch nie wirklich sicher, ob eine Stabilisierung alleine durch das Medikament zustande kam. Hatte meistens auch zeitgleich Therapie oder war in Kliniken. Momentan mit dem Tianeurax scheint es so, dass es wirklich was bewirkt. Negative Gedanken erscheinen mir nicht mehr so „stark“ oder „fordernd“, weiß nicht wie ich es besser beschreiben kann. Sie sind noch da, aber ich komme leichter weg von ihnen.

@Disturbed ja so ähnlich war das bei mir auch. Die Probleme waren nicht weg, nur irgendwann gab es da so ne Akzeptanz und das hat die neg. Gefühle abgeschwächt und der Fokus ließ sich leichter auf schöne Dinge verlagern.
Bei mir kam dann irgendwann die Beziehung. Die hat einiges verbessert, da es mir dadurch gelang, eine große Angst zu lösen. Dann eine komplette berufliche Neuorientierung.
Und ja eben die ganze Zeit Therapie. Wahrscheinlich die Verkettung aus ganz vielen Dingen. Für mich ist nur klar: Heilung kann nicht im selben Umfeld passieren, das einen krank gemacht hat bzw. in dem man leidet oder in der Komfortzone.

Zitat von aldia249:
: Heilung kann nicht im selben Umfeld passieren, das einen krank gemacht hat bzw. in dem man leidet oder in der Komfortzone.

Sehe ich auch so. Aber die „Komfortzone“ verlassen ist eine echte Aufgabe für mich. Gelingt mir bisweilen, aber irgendwann komme ich dann doch „heim“.

Zitat von Disturbed:
Sehe ich auch so. Aber die „Komfortzone“ verlassen ist eine echte Aufgabe für mich. Gelingt mir bisweilen, aber irgendwann komme ich dann doch ...

Fühl ich. Es gibt so eine spezifische Angst, die gelingt es mir nicht ansatzweise zu besiegen, weil ich einfach nicht aus der Zone rauskomm. Klar objektiv kennt man die Lösung ja, aber subjektiv.. hauptsache wir bleiben dran

Wie habt ihr es geschafft im Alltag damit umzugehen, also mit der Dysthymie, wurde diese von Jahr zu Jahr erträglicher oder unerträglicher eher?
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@Ronald47 ich würde garnicht von erträglich oder unerträglich sprechen, eher von alltäglich oder daran gewöhnt. Natürlich gibt es Ausreißer nach oben wie unten. Letztere kommen schon eher vor.

Zitat von Disturbed:
@Ronald47 ich würde garnicht von erträglich oder unerträglich sprechen, eher von alltäglich oder daran gewöhnt. Natürlich gibt es Ausreißer nach oben wie unten. Letztere kommen schon eher vor.

Ja so in etwa gehts mir auch seit vielen Jahren, aber Hoffnung das sich die Stimmung wieder normalisiert wie bei Gesunden, die habe ich nicht mehr.

Zitat von Ronald47:
Ja so in etwa gehts mir auch seit vielen Jahren, aber Hoffnung das sich die Stimmung wieder normalisiert wie bei Gesunden, die habe ich ...

Gebt bitte die Hoffnung nicht auf. Genau das ist das, was mich mit der Diagnose damals so zerfetzt hat. Diese Endgültigkeit, dass es nicht heilbar sei bzw. Sich nicht ändern kann.
Ich kann nur sagen, trotz gewaltiger Downs hat sich meine Grundstimmungslinie verbessert.
Bist du denn in Therapie? Das ist sehr sehr wichtig, auch langfristig. Die Kurzzeittherapien reichten mir nicht. Eventuell kann man noch mal eine (andere) Medikation versuchen. Vielleicht hilft es auch, sich die Bereiche des Lebens anzuschauen, in denen man unglücklich ist bzw. wann die Gefühle verstärkt abwärts gehen, dann (weitreichende) Änderungen versuchen, sich Ziele setzen, Gewohnheiten ändern, die. Ernährung überprüfen, Mängel ausgleichen. Das klingt alles so daher gesagt, aber in Summe KANN man wirklich etwas erreichen, aber das dauert lange. Es lohnt sich aber. Ich habe die Besserung der Grundstimmung auch erst nach vielen Jahren gemerkt. Aus ner akuten Doublephase hat es Monate gedauert bis ich wieder einen Funken Freude empfinden konnte.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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