Ich glaube, dass die Kleidung ein ganz interessantes Thema ist.
Es gibt ja immer wieder diese Grundsatzdiskussion, dass man einen Menschen nicht nach seinen Kleidern beurteilen soll, wenn man sich *beep* im Wald träfe dann blablabla...
Tatsache ist aber, dass es nun mal sehr viele Menschen gibt; dass ich die, wenn ich sie auf der Straße treffe, nicht alle kennenlernen kann; und dass ich sie deshalb aus angeborenen Schutzmechanismen sofort in Kategorien einordne, und das geht natürlich am schnellsten über den optischen Eindruck.
Egal, was du trägst, es verrät etwas über dich und führt dazu, dass dich andere Menschen einschätzen, evtl. in eine Schublade stecken und sich signifikant verschieden dir gegenüber verhalten.
Wenn du extrovertiert angezogen bist, also ein voll aufgestylter Grufti / Punk etc. bist oder modisch extravagante Kleider trägst, musst du damit rechnen, dass du den Leuten auffällst, dass sie erwarten, dass du auch hinter der Botschaft stehst die du da losschickst, und dich entweder besonders interessant oder beängstigend finden.
Als Punk wirst du in der Uni und in der Arbeit mehr Schwierigkeiten haben, ernst genommen zu werden; umgekehrt wirst du im Anzug auf einem Metalkonzert auffallen wie ein bunter Hund. (Überhaupt gibts ja total viele Sprichwörter zum Äußeren und dem Sozialen, jetzt wo ich darüber nachdenke...)
Wenn du dich ganz unauffällig kleidest, kannst du zwar damit rechnen, dass du besser in der Menge untertauchen kannst und weniger aneckst, aber du wirst vielleicht auch nicht für so spannend gehalten und weniger angesprochen.
Ich denke mal, dass ich immer schon zur untertauch-Fraktion gehört habe, obwohl ich die, die den Mut zur Extravaganz hatten, immer schon bewundert und beneidet hab... es ist aber besser geworden. Im Alter von 9 bis 13 oder so wollte ich am liebsten graue Hosen und Pullis in dunklen Farben haben. Von der Farbwahl bin ich definitiv dunkel geblieben, aber heute traue ich mich auch rot ^^
Ich mag auch ganz gern Metal/Grufti-Musik und geh auch mal entsprechend angezogen weg. Ich bin dann allerdings zu feige, das auch in der exzessiven Form überall zu tragen. (Nach Szene-Meinung ist es jedenfalls feige. Ich hab halt auch keine Lust, dauernd angestarrt zu werden, und behaupt immer noch, die anderen finden es vermutlich schön, im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn sie dann wieder über die Intoleranz der Welt jammern...)
Das Gefühl, under- oder over-dressed zu sein, finde ich auch ziemlich unangenehm.
Wenn du etwas anziehen musst, was sich deutlich von deinem üblichen Outfit unterscheidet, ist es klar, dass sich das total komisch anfühlt... .in gewisser Weise ziehst du damit auch eine bestimmte soziale Rolle an, und die Leute werden erwarten, dass du sie erfüllst.
Bzw. wenn deine Mutter will, dass du das anziehst, stülpt sie dir damit über / es ist ein materielles Sinnbild dafür, wie deine Mutter dich gerne hätte.
z.B. Lorilea: das typische Röckchen-Pulloverchen-Perlenketten-Mädchen gehört definitiv zu einer anderen Gruppe, mit ganz anderen Verhaltensregeln, als das leicht-ans-metallige-angelehnte Mädchen. Ich weiss das, ich bin in beiden Szenen unterwegs
Solitudo, wenn du denkst, dass du mehr aus dir machen solltest und diesen Gedanken mit deiner Kleidung verbindest, dann vermutlich deshalb, weil erfolgreiche Vorzeigefrauen (siehe auch mal wieder die Rolle der Medien) ja wirklich anders aussehen... ein Teil von dir will vermutlich auch so sein wie die (wer will das nicht, nur ein bisschen?).
Aber man muss halt seinen eigenen Weg finden, und das ist so mühsam *seufz*
17.11.2008 14:52 •
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