Der Punkt ist doch, zumindest sehe ich es für mich so, dass Gedanken kommen wie sie wollen. Es ist mir nicht möglich einen Gedanken nicht zu denken, also bleibt mir nur mich zu entscheiden, was ich mit dem Gedanken anfange. Bestenfalls finde ich heraus, was mich gerade zu diesem Gedanken bewegt hat oder sogar mögliche Gründe dafür, die ich vielleicht bislang verdrängt hatte. Ohne eine konkrete Handlung bleibt mein Gedanke aber zunächst nur ein Gedanke und auch ob er Sinn macht oder Unsinn ist, spielt ja erstmal keine Rolle.
Der Gedanke eine physische und (vielleicht ist das der springende Punkt) für andere sichtbare Krankheit zu haben, ist vielleicht mit dem Wunsch behaftet, das zumindest leichter von Anderen akzeptiert wird, dass es mir nicht gut geht. Vielleicht erwarte ich mir auch eine Beachtung oder Verständnis, dass mir (nur) im Bezug auf meine psychische Erkrankung nicht zu teil wird. Denn vieles wird zunächst ja nur am Offensichtlichen festgemacht, oder am Sichtbaren. Die Psyche ist aber nicht sichtbar. Vielleicht ist es auch der insgeheime Wunsch eine „Art Bestrafung“ zu erfahren, weil die eigenen Unzulänglichkeiten Andere belasten und weil dies eben nicht so leicht nachvollziehbar für die Anderen ist, dass einem eine „Lebensmüdigkeit“ inne wohnt. Da aber jeder mit jeglicher Erkrankung die denjenigen belastet ohnehin individuell umgeht, hege ich persönlich jetzt nicht den Gedanken, dass Dieser jetzt meine Erkrankung mal haben sollte, denn das würde ja meinen Umgang damit nicht ändern. Und vor allem meine Handlungen ja nicht unbedingt beeinflussen können.
Meine Gedanken können also konfus oder logisch oder sinnvoll oder sinnlos sein, wenn daraus weitere Gedanken resultieren und ich mich damit befasse, können die dann genauso in diesem Spektrum rangieren. Wenn ich also keinen Suizid begehe, weil ich denke, jemand der mir nahe steht, könnte sich Gedanken machen, wie mein Suizid zu verhindern gewesen wäre, oder gar bei sich selbst Gründe zu suchen, für meinen Suizid, so hält mich das eben davon ab. Das bedeutet aber eben nicht, das jemand anderes das so handhaben würde und es bedeutet absolut nicht, dass es jemand so handhaben muss.
Das ich auch ohne Suizid eines Tages tot bin ist mir ohnehin bewusst und dass dies durch eine körperliche Erkrankung passiert ist zumindest wahrscheinlich, ebenso könnte Fremdeinwirkung dazu führen. Das einzige worauf ich aber tatsächlich Einfluss habe ist, ob ich es selbst beende, wenn ich dazu in der Lage bin, diese Handlung zu begehen.
Daher steckt hinter jeder Handlung der Wille sie zu tun, egal ob sie sinnvoll ist oder nicht und was ich mir persönlich dabei denke kann sowohl zu Verständnis führen, als auch zu Missverständnis oder Unverständnis. Wie sehr ich mich auf bestimmte Gedanken fixiere, die mir so kommen, liegt letztendlich trotzdem nur bei mir, ganz gleich ob ich Gedanken, genauer gesagt Argumente Anderer dazu in Erwägung ziehe, oder nicht. Deswegen kann ich „unsinnige“ Gedanken trotzdem nicht verhindern, wenn sie mir kommen.