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Hallo.

Ich habe mich hier schon diesen Sommer angemeldet und einige Kommentare mitgelesen. Eigentlich wollte ich da schon eine Anfrage starten, aber mir fiel beim lesen hier und in anderen Foren auf, dass fast ausschließlich Jungvolk in den Foren unterwegs sind. Ich, als Mittfuffziger, fühlte mich alt und deplatziert. Die Monate vergingen und nun bin ich schon wieder hier gelandet.

Die Betreffzeile sagt es eigentlich schon aus. Ich suche Kontakt zu Meinesgleichen. Das bedeutet, mich gibt`s nur im Doppelpack. Klingt erstmal arrogant und abgehoben, doch meine Erfahrungen während der letzten Jahrzehnte mit Nur-Depressiven waren ausnahmslos negativ. Nur Menschen, die beide Seiten kennen, verstehen das.

Vielleicht fühlt sich ja jemand angesprochen und hat Lust zu einem Erfahrungs- und Gedankenaustausch per pn.

Gruß, catsitter

23.11.2014 19:28 • 02.12.2014 #1


15 Antworten ↓


Hallo catsitter,

was, so alt bist Du schon?

Ja, dann hast du leider verloren. Ich bin nämlich älter. und was macht du jetzt?

Wo liegen den Deine Interessen. Was kannst Du gut? Schreib doch mal was von Dir.

Viel Spass hier.

Viele Grüße

Hotin

A


Depressiv und soziale Ängste

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Zitat von Hotin:
was, so alt bist Du schon?
Ja, dann hast du leider verloren. Ich bin nämlich älter. und was macht du jetzt?


Nabend Hotin

Deine Art gefällt mir, musste richtig grinsen.

Nee, aber stimmt wirklich. WENN ich denn mal glaubte, auf jemanden zu treffem, der so in etwa meinen Baustellen entsprach, ist die/der jenige gerade mal der Pubertät entwachsen. Ich glaube nicht, dass ich Opa auf deren Wellenlänge bin. Interessen, hm, aber nicht lachen, Star Trek, Star Wars, Commendy und wandern. Das sind so meine Steckenpferde. Mit anderen Worten, wenn ich mal nicht daußen bin, hänge ich vorm Fernseher ab und gucke meine DVD Serien rauf und runter. Also so ein richtiger Vorzeige Depressiver, der kaum noch ein Fuß vor die Tür kriegt Ich habe keinen Antrieb, kaum noch eigenen Lebenswillen. Alles in Jahrzehnten gewachsen, gehegt und gepflegt.

Zur Depression hat sich noch eine soziale Phobie hinzugesellt. Therapiemäßig habe ich schon viel unternommen. Sprache und Psyche. Entweder einzeln oder als Team. Doch ich konnte nichts in den Alltag übertragen. Wo hakt es denn bei dir bzw was sind deine Gründe hier im Forum zu sein?

Gruß, catsitter

Hallo catsitter,

ich finde mich hier einigermaßen wieder. Auch schon älter, aber mich gar nicht alt fühlend und gerne zurückgezogen, zwar andere Sachen auf DVDs (gut gemachte Serien, aber auch saugerne Commedy) und noch ein paar andere zurückgezogene Hobbies, manchmal aber auch gerne draußen. Zum Glück bin ich über meinen Beruf viel draußen.

Aber zu deinem Doppelpack wollte ich nochmal nachfragen: Was waren da deine Erfahrungen, wenn du nur auf Nur-Depressive, ohne soziale Ängste, gestossen bist? Sie waren dir fremd. Inwiefern? Ich stelle mir immer vor, dass beides irgendwie miteinander verbunden ist. Durch meine soziale Zurückgezogenheit habe ich auch Depressionen. Früher hatte ich eher erst Depressionen, durch die ich mich dann zurückzog. Dann hat es sich umgedreht. Haben Depressive nicht auch soziale Ängste? Was macht für dich diesen Doppelpack genau aus, so dass er für dich etwas ganz Besonderes ist? Bzw. habe ich dich mit dem Doppelpack überhaupt richtig verstanden?

Gruß von Fenni

Hallo catsitter,

bei mir hakt es angstmäßig schon viele Jahre nicht mehr. Bin hier ehern zum Gedankenaustausch.
Versuche immer ein paar Anregungen zu geben, wie man eventuell mit den Ängsten besser zurecht kommen kann.

Zitat:
Ich habe keinen Antrieb, kaum noch eigenen Lebenswillen.
Zur Depression hat sich noch eine soziale Phobie hinzugesellt. Therapiemäßig habe ich schon viel unternommen. Sprache und Psyche. Entweder einzeln oder als Team. Doch ich konnte nichts in den Alltag übertragen.


Na ja, wenn Du Null Bock hast ist das ein bisschen schwierig. Was suchst Du den.
Es überrascht mich, dass Du aus den Therapien nichts in den Alltag übertragen konntest. Waren die alle doof, unfähig,
oder wann im Leben hast du aufgehört etwas Neues lernen zu wollen. Vielleicht kannst du ja auch gar nichts lernen.
Dann solltest Du nur noch Filme schauen. Warum aber suchst Du dann hier Gleichgesinnte, also Kontakte?
Kann ich nicht so ganz verstehen. Irgendwas passt da meiner Meinung nach nicht. Oder bin ich zu blöd?

Viele Grüße

Hotin

Hallo zusammen und danke, dass ihr euch (nochmal) gemeldet habt.

Fenni, gute Fragen, die du da gestellt hast. Bevor ich ein wenig ausführlicher anworte, mit dem schreiben ist das immer so eine Sache. Man schreibt etwas mit einer ganz bestimmten Gefühlsregung. Die Lesenden sind aber zu dem Zeitpunkt ganz anders drauf. Lesen die Wörter, die Äußerungen, und empfinden, aufgund ihrer eigenen Erfahrung und aktuellen Situation ganz anders, als es der Schreibende beabsichtigt hat. Ich versuche es trotzdem mal.

Ich kenne beiden Seiten, die Depression und die daraus entstandenen sozialen Ängste. Ich muss dazu sagen, und das wird viele Ungereimtheiten aufklären. Die Depression selbst hat natürlich auch eine Ursache. Ich stottere seit dem 6. Lebensjahr. Um es ohne Umwege auf den Punkt zu bringen, ungünstige Umstände haben dazu geführt, dass ich mich sprachlich und sozial extrem zurückgenommen habe. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen. Thema: Angst macht dumm. Das sagt schon alles aus.

Die Therapieszene war in den 60er und 70er Jahre gelinde gesagt, unterbesetzt. Es gab einfach nichts. Ein wesentlicher Unterschied zu 90% aller Stotterer, die ich je kennengernt habe, mein stottern ist fast ausschließlich psychisch bedingt. Das wusste ich aber lange Zeit nocht nicht. Darum liefen sämtliche Sprachtherapien ins Leere. Das gleiche gilt für die Psychotherapien. Während der Sitzungen sprach ich fast Fehlerfrei, und draußen? Konnte ich noch nicht mal jemaden nach dem Weg fragen. Das ist heute auch noch so.

Damit komme ich zum Doppelpack. Weil ich nicht spreche, falle ich natürlich auf. Das geht von........er ist schüchtern, bis hin zu.......er kriegt die Schnauze nicht auf. Die Menschen ticken nun mal so. Anders denkende, handelne und auffällige Menschen fallen immer aus dem Rahmen. Warum reagieren Depressive auch auf diese Weise auf mich? Nehmen wir exemplarisch einen Muster- und Vorzeigepatienten. Er führte ein ausgefülltes und geordnetes leben, bis ihn die Depression aus dieser Art zu leben herausriss. Sei es durch Probleme in der Partnerschaft, im Job, oder wegen eines schlimmen Erlebnisses, Verlustes und so weiter. Dieser Mensch hatte vorher jedoch keine sozialen Probleme. Und auch jetzt nicht, während er mitten in der D. steckt. Nun versucht dieser Mensch mithilfe von Therapien wieder ans alte Leben anzuknüpfen. Auf solche Menschen traf ich bisher ausnahmslos!

Du kannst dir deren Verwunderung nicht vorstellen, warum ich Angst vor Menschen hatte und habe. Versteht keiner. Die meisten reagieren mit physicher Abwehrhaltung, einige gehen voll auf Angriff und agieren ganz offen mit Mobbing. Und........wir reden hier von depressiv kranken Menschen, die selbst nach unten austreten. Das bedeutet, nein, Depressive haben nicht automatisch soziale Ängste. Ich habe jedenfalls noch keinen kennengelernt. Bei Sozialphobikern sieht das schon anders aus. Deren Angst vor Menschen treibt sie nicht selten in die Depression. Darum MUSS ich gezielt suchen, wie jetzt hier.

Hottin, das ist nur für dich. Nein, blöd bist du nicht. Du hattest wegen meiner relativ spärlichen Angaben gar keine andere Möglichkeit, solche Fragen zu stellen. Lass mich mal versuchen, das näher zu erklären. Obwohl, vieles habe ich bereits oben geschildert, warum alle Therapien ins Leere liefen. Waren einfach zu viele Baustellen, die ich mit einbrachte. Aber die Angst vor Menschen, bzw vor deren Reaktionen war und ist allgegenwärtig. Zu intensiv waren meine Erfahrungen. Es reicht schon alleine der Hinweis auf den eigenen Bruder, der mich nachgeahmt und verspottet hat. Auch als wir bereits junge Erwachsene waren und in Beziehungen standen, hat er mich während einer Meinungsverschiedenheit nachgeahmt. Du kannst dir vorstellen, zu was fremde Menschen fähig sind, bzw sein können. Ich kann mir gut vorstellen, dass es dich jetzt in deinen Fingern juckt, aber unterschätze bitte den Stotterfaktor nicht, und was daraus geworden ist. Für euch ist das sprechen so selbstverständlich wie atmen, essen und trinken. Normalsprechende können sich das gar nicht richtig vorstellen. Das gleiche gilt auch für mich ! bzgl Menschen mit anderen Behinderungen und Einschränkungen. Ich kann mir z.B. nicht bis ins Detail vorstellen, wie sich ein blinder Mensch im Alltag zurecht findet.

Warum ich hier Kontakte suche? Auch wieder so ne gute, aber auch schwierige Frage. Ich bin natürlich Therapie- und Forenerfahren, kenne viele Aussagen. Darum erwähne ich das besser mal vorab. Ich suche niemanden um mit ihm/ihr jammernd dem Sonnenuntergang entgegenzureiten. Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe. Das trifft den Kern. Es nützt mir nichts, wenn ein Stand-allone-Depressiver mit mir über soziale Ängste spricht, die er noch nicht mal Ansatzweise kennt. Ein psychisches 1:1 Ebenbild gibt es nicht, dafür sind die Menschen und die Art und Weise, wie es zu einer psychischen Störung kam, zu unterschiedlich.

Die Suche nach dem Doppelpack ist schwierig, ich weiß. Aber ich bin voller Hoffnung, dass es irgendwann zu Kontakten kommen wird. Denn früher habe ich völlig falsch gesucht. Das erkenne ich aber erst seit ein paar Monaten, seit meine Kontaktversuche zu anderen Stotterern im Sande verlief. Denn die sind noch schlimmer als normalsprechende Nur-Depressive.

Amen, amen Reverend. Zitat aus Independence Day. Oh Mann, ich gucke wirklich viel Fernsehen...........

Gruß. catsitter



Hallo Catsitter

Ich melde mich auch mal zu wort.
Habe das selbe Problem wie Du,erlebe auch auf und abs durch meine Depressionen,mal geht es mir gut,dann fall ich wieder runter.

Habe überhaupt zu nichts lust keinen Antrieb,gehe ,nur die wichtigen Wege erledigen.
Ich kann Dich voll verstehen.
Bist Du in psychiatrischer Behandlung,deshalb?
Was nimmst Du für Medis ein?

Ich bin 66 jahre bin noch ziemlich neu hier.

Liebe Grüsse Nelly

Hallo catsitter,

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gut ich Dich verstehen kann.
Ich weiß aus meiner Jugend was da abgehen kann.
Nur, wenn ich lese, was Du schreibst. Du bist sehr intelligent. Klar war Deine Situation sicher sehr schwierig.
Nur, warum konntest du Dich daraus nicht befreien?

Kann es sein, das Du Dich zu oft zurückgezogen hast? Ich sag mal vereinfacht.Was heißt denn hier Sozialphobie.
Was ist eigentlich schlimmer, wenn man auf der Straße Menschen trifft, die - Stottern, oder welche, die blöd sind und keine Ahnung haben? Hast du Dich auch schon mal gefragt, ob es bei manchen wohl innen drin überhaupt denkt?

Also bitte sei nicht ängstlich. Steh zu Deiner sprachlichen Besonderheit.
Vielleicht wird sie dann ja sogar etwas schwächer. Einfach hast Du es leider nicht. Vielleicht kein Trost, nur , gibt es
nicht viel Schlimmeres worunter manche Menschen leiden?
Also geh wieder raus und rede mit Menschen. Tausende in eurer Gegend sind allein Sie warten auf einen, der den ersten Schritt macht. Sie können es oft nicht, weil sie Angst haben akzeptiert zu werden. Kommt Dir das bekannt vor?

Viele Grüße

Hotin

Zitat von catsitter:
Bevor ich ein wenig ausführlicher anworte, mit dem schreiben ist das immer so eine Sache.

Hallo catsitter,

es ist mir völlig verständlich, am Anfang sein Anliegen noch nicht so ausführlich darzustellen. Jemand, den das interessieren könnte, spürt es ja dennoch, wie du gesehen hast, und fragt dann nach.

Und du hast es für mich jetzt ausführlich und wie ich glaube sehr verständlich dargestellt. Vermutlich wird ein Missverständnis gewesen sein, Depressionen unterschiedlich definieren zu können und sie deshalb – in seiner eigenen Gefühlswelt – auch unterschiedlich zu rezipieren. Das, was du mit deinen gemachten Erlebnissen hattest darstellen wollen, würde ich glaube ich eher als „akute Depressionen“ beschreiben. Auf die war ich gar nicht gekommen. Ich habe eher einen prinzipiell depressiven Menschen oder einen mit „chronischen Depressionen“ assoziiert. Chronisch und akut Depressive können aber (müssen es natürlich auch nicht) ganz unterschiedliche Menschentypen sein.

Ich könnte dir jetzt ausführlicher schildern, warum ich mich in deinen Schilderungen sehr stark selber wiederfinde. Ich möchte es aber so öffentlich gar nicht. Ich führe es nur soweit aus: Du schriebst...
Zitat:
Denn früher habe ich völlig falsch gesucht. Das erkenne ich aber erst seit ein paar Monaten, seit meine Kontaktversuche zu anderen Stotterern im Sande verlief. Denn die sind noch schlimmer als normalsprechende Nur-Depressive.

Und davor...
Zitat:
Ein wesentlicher Unterschied zu 90% aller Stotterer, die ich je kennengernt habe, mein stottern ist fast ausschließlich psychisch bedingt.
Kann es sein, dass, so nehme ich jedenfalls wahr, es wesentlich mehr männliche als weibliche Stotterer gibt? Was passiert mit den Mädchen, die sich durch unglückliche Umstände sozial extrem zurücknehmen wollen oder müssen? Ich glaube, soetwas ist auch mir schon in jungen Jahren widerfahren. Weil ich aber nicht zu stottern angefangen hatte und sprachlich recht „begabt“ war, habe ich freier leben können, das aber doch stets sehr auf mich alleine gestellt und recht eigensinnig.

Ich kann dir einen Kontakt per PN anbieten. Ich suche in meiner eher recht gerne Zurückgezogenheit eigentlich sonst Kontakte gar nicht. Vielleicht finde ich meine Welt ja auch immer zu speziell? Ich will dir diesen Kontakt jedenfalls deshalb anbieten (mich aber auch nicht aufdrängen, entscheiden sollst du das), da ich dir zu deinen ganzen Ausführungen als Feedback sagen kann, dass ich sie allesamt vollumfänglich nachvollziehen, verstehen und sogar nachfühlen konnte. Über ein paar Sätze stolperte ich zwar noch in ihrer genaueren Aussage, aber ich ahne auch dort, worum es dir darin genauer ging.

Gruß von Fenni

Nabend liebe Forenmitglieder.

Vielen Dank für eure Postings. Es war eine Menge dabei, worüber ich nachdenken und überlegen muss, wie ich darauf antworte. Bin heute erst spät nach Hause gekommen, und zu platt zum schreiben. Melde mich morgen ausführlich.

Gruß, catstter

Hallo zusammen.

@nelly4

Zitat von nelly4:

Habe überhaupt zu nichts lust keinen Antrieb,gehe ,nur die wichtigen Wege erledigen.


Das hätte auch von mir kommen können. Und........ich bin im Grunde gar nicht faul. Alle meine bisherigen Vorgesetzen hielten in diesem Punkt große Stücke auf mich. Aber zu hause? Hm, da hänge ich nur noch vor`m Fernseher ab. Heute morgen z.B. habe ich mich endlich mal aufgerafft, die über Monate aufgestauten Papiere einzuordnen.

Zur Zeit bin ich in psychologisch/psychiatrischer Behandlung. Früher habe ich Hammer-Medis wie Doxepin und Mirtazapin eingenommen. Außer 20 Kilo drauf hatten sie bei mir nichts bewirkt. Ein Jahr brauchte ich, um die Kilos wieder loszuwerden. Aktuell nehme ich den Wirkstoff Quetiapin. Der hilft mir beim einschlafen, sonst wäre ich nachts um 2 noch wach.

Nimmst, bzw machst du irgendwas gegen deine Depressionen?
Wann fing das bei dir an und gab es dafür einen Auslöser?

@Hottin

Zitat von Hotin:
Nur, wenn ich lese, was Du schreibst. Du bist sehr intelligent.


Na ja, ein bisschen Bauernschläue hier, hier und da was aufgeschnappt, google hatte auch ihre Hände mit im Spiel und 2 Jahre Erwachsenbildung haben mich aus dem Hauptschulslang herausgerissen. Doch dumm bin ich immer noch. Frag mich mal, wer unser Fizekanzler ist. Keine Ahnung, aber wie eben schon geschrieben, google steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite.

Warum ich mich nicht befreien konnte? Diesen Punkt kann ich nicht allgemein halten, muss leider mit nem Finger auf einen Menschen zeigen, was ich sonst im Internet nicht tue, höchstens gegenüber eines Therapeuten. Mein Bruder war es, der mich mit Hohn und Spott unten gehalten hat. Ich kam erst gar nicht zur Ruhe, war immer auf Hab-acht-Stellung. Auch heute zucke ich zusammen, wenn er anruft und ich bereits seine Nummer im Display sehe. Dann gehe ich meistens erst gar nicht dran.


Zitat von Hotin:
Hast du Dich auch schon mal gefragt, ob es bei manchen wohl innen drin überhaupt denkt?


Im Grunde denke ich ständig daran, aber es beginnt so langsam zu bröckeln. Nehmen wir mal als Beispiel euch, also alle, die mir bisher geantortet haben. Ihr wisst von meinen Problemen und ich kann mir vorstellen, ist natürlich nur eine fiktive Situation, mit euch mal nett zusammenzusitzen. Mit anderen ist das noch nicht möglich, dafür ist mein über 45 Jahre alte Ballast zu schwer.

Zitat von Hotin:
Vielleicht kein Trost, nur , gibt es
nicht viel Schlimmeres worunter manche Menschen leiden?


Das ist einer heikelsten Punkte in der Psychologie überhaupt. Vergleiche !

Ich habe ein Posting eines verärgerten Menschen gelesen. Er schrieb, ihr solltet euch schämen, sowas als Probleme zu bezeichnen. Geht mal auf eine Kinder Krebsstation, dann seht ihr, was wirkliches Leid ist. Zuerst mal, stimmt, hat er recht. Aber wenn wir es mal bis ins letze Quentchen weiterführen, dann müsste sich jeder schämen, der..........zu essen hat, ein Dach über dem Kopf hat, genung verdient um sich und seine Familie durchzubringen usw. Ich weiß gar nicht, wieviele Menschen z.B. in Afrika an Unterernährung leiden. Und wir, aus der ersten Welt? Wir regen uns auf, wenn das Wetter mal nicht genehm ist, wir ein Strafzettel wegen zu schnellen fahrens bekommen.

Ich wünschte mir, das tue ich wirklich, ich könnte meine Probleme in Relation zu anderen, offensichtlich viel schwerwiegenden Problemen, sehen. Aber das tue ich nicht, das macht so gut wie niemand aus unserer Gesellschaft.

Zitat von Hotin:
Also bitte sei nicht ängstlich. Steh zu Deiner sprachlichen Besonderheit.


Und das kann ich nicht. Mich beherrscht die pure *beep* Angst. Denn schließlich ist die Kommunikation mit Seinesgleichen eines der wichtigsten Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Wenn Menschen heute immer noch, ohne selbst provoziert worden zu sein, Witze über Brillen- und Zahnspangenträger reißen, kann man sich leicht vorstellen, wie es bei Stotterern sein muss.

Ich will meinen Roman nicht zu lang werden lassen. Darum hier nur ein exemplarisches Beispiel. Ich stand mal mit vielen Kollegen vor der Stempeluhr, freute mich schon auf den Feierabend. Entsprechend frustiert war ich, als mich mein Vorgesetzter aus der Menge herauspickte, doch noch kurz eine Aufgabe zu erledigen. Ich zögerte einen Moment, da rief mir ein Kollege zu. Nun mmmmmach schon. Ein Kollege, mit dem ich sonst nichts zu tun hatte. Das Gelächter war natürlich groß. Und............wir reden hier von erwachsenen Menschen. Das ist nur ein Beispiel von hunderten. Und darum nein, ich werde mich in der Öffentlichkeit niemals outen. Ich würde z.B. eher 20 km durch eine fremde Stadt irren, als jemanden nach dem Weg zu fragen.

Darum war es mir so wichtig, hier nach Jemanden von meiner Art zu suchen. Das stottern setze ich selbstverständlich nicht voraus, aber Depression UND soziale Ängste schon. Und ich denke, dass sich hier noch Kontakte ergeben werden, denn.........und ich muss aufpassen, dass ich nicht auf meiner eigenen Schleimspur ausrutsche, dieses Forum ist mit Abstand das beste und konstruktivste, in dem ich jemals war. Und das meine ich ganz ehrlich und nicht ironisch.

@Fenni

Ja, das stimmt. Es gibt wesentlich mehr männliche als weibliche Stotterer. Während einer mehrmonatigen stationären Therapie waren wir insgesamt 12 Jungs und 3 Mädchen. Der Lebensstress stand ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Weil jeder von ihnen jedoch irgendein Ruhepol in ihrem Heimatlichen Umfeld hatten, an dem sie seelisch auftanken konnten, waren sie in der Lage, den Therapieerfolg auch in den Alltag zu übertragen. Wie es heute ist, weiß ich nicht. Seit Therapieende habe ich sie nie wieder gesehen.

Viele Grüße

catsitter

Hallo catsitter,

kompliment für Deine ausführliche und sehr informative Beschreibung.
Du bist wirklich ein ehrlicher und netter Gesprächspartner.
Ich denke ich könnte Dir bestimmt ein paar tolle Ratschläge geben. Nur weiß ich nicht, ob Du die überhaupt
hören möchtest. Da ich aus meiner Kindheit genau weiß, was innen passiert, wenn andere jemanden auslachen,
weiß ich auch mit Sicherheit exakt, wie Du fühlst. Es war für mich ein hartes Stück Arbeit, da heraus zu kommen.
Die zentrale Frage, die ich mir damals gestellt habe war. Ich bin doch nicht schlechter als andere. Was muss ich tun,
um das Lachen anderer zu ertragen. Leider oder heute sage ich glücklicherweise, hatte ich dabei keine Hilfe.
Es war, als wenn ich mich selbst in einen Fluss geworfen hätte. Ich wollte nicht untergehen. Und ich lernte zu schwimmen. Heute bin ich ein besserer Schwimmer als die meisten Mitmenschen.
Du bist nun etwas älter, da fehlt dann oft der Mut noch mal etwas Neues zu probieren. Aber, wenn Du keine Angst davor hast, dass ich Dir sage, das machst Du falsch oder hier kannst Du was besser machen, kannst du Deinen Gedankenknoten auflösen. Danach geht es Dir viel, viel besser. Und vermutlich fragst Du Dich dann auch wie ich damals.
Warum habe ich mich denn damals so stark da rein gesteigert.

Nimm Dir einfach den Mut etwas Neues zu probieren. In Deine alte Situation kannst
Du innerhalb von Sekunden wieder zurück gehen, falls Du Dich da sicherer fühlst.


Es ist eine wunderbare Erfahrung selbst gestellte Grenzen zu überschreiten

Viele Grüße

Hotin

Hallo Hotin.

Asche auf mein Haupt. Mein neuer und übervorsichtiger mail Anbieter hat die Forenbenachrichtigungen in den spam Ordner geschickt. Die habe ich dann nicht weiter beachtet.

Zurück zum Tagesgeschäft. Vorher hat sich das irgendwie nicht ergeben, war zu sehr mit meinen Erzählungen beschäftigt, aber ich muss schon sagen, ich find`s bemerkenswert, wie du dich im Forum einbringst und den Hilfesuchenden mit guten Ratschlägen zur Seite stehst. Das gilt selbstverständlich für viele andere auch.

Zitat von Hotin:
Ich denke ich könnte Dir bestimmt ein paar tolle Ratschläge geben. Nur weiß ich nicht, ob Du die überhaupt
hören möchtest.
Hotin


Doch doch, ich bin an einem Punkt angelangt, an dem meine ja-aber-Mauer zu bröckeln beginnt. Trotzdem immer im Hinterkopf habend, dass ich ne große Angst vor negativen Reaktionen und Gelächter habe. Ich fange also an, mich unter Menschen zu mischen, und es nicht auffällt, wenn ich nicht spreche, weil fast keiner es tut. Ich habe mich einer Entspannungsgruppe angschlossen. Okay, der eine oder andere sagt kurz was, aber mir ist wichtig, dass ich nicht diesen Zwang verpüre, was sagen zu müssen. Tut mir richtig gut und werde es auch beibehalten. Ich werde mir noch Altenativen überlegen. Vielleicht fällt dir/euch ja auch noch was ein.

Gruß, catsitter

Hallo catsitter,

das ist ja großartig, wenn Du jetzt aktiv wirst!

Wie schon gesagt, mir fällt da noch einiges ein.
Muß aber jetzt erst mal weg.
Komme wieder darauf zurück.

Viele Grüße

Hotin

Hallo catsitter,

hoffe es geht Dir gut!

Zitat:
Trotzdem immer im Hinterkopf habend, dass ich ne große Angst vor negativen Reaktionen und Gelächter habe.


Na klar doch und das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Die Angst wird nur ganz langsam schwächer.

Zitat:
Ich werde mir noch Altenativen überlegen. Vielleicht fällt dir/euch ja auch noch was ein.


Das beste ist, wenn du Dir selbst etwas überlegst, was Dich interessiert.
Vielleicht ist auf meiner Speisekarte gar nichts drauf, worauf Du Appetit hast.
Koch Dir doch mal selber was. Ist dann aber normal, dass es manchmal nicht so gut schmeckt. Ich bin auch kein
Chefkoch. Nur satt bin ich bis jetzt meistens geworden.
Und manchmal schmecken mir meine einfachen Gerichte wie ein Festessen.

Schönen Tag für Dich

Hotin

Hallo Hotin.

Gute Idee mit der Speisekarte. Im Grunde gibt es einiges, was ich tun kan. Veranstaltungen besuchen, ganz bewusst Menschenansammlungen suchen. Das werden meine ersten Schritte werden. Das sprechen wird im Hintergrund bleiben. Es geht in erster Linie darum, mich an Menschen zu gewöhnen. Nochmal danke für deine Tipps und.........vielleicht bis demnächst mal wieder hier im Forum

Gruß, catsitter

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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