Ich bin weiblich, Anfang 50, habe zwei erwachsene Kinder und einen lieben Mann, ticke anscheinend sehr männlich/digital, und eigentlich geht es mir gut, zumindest keine Existenzsorgen momentan. Ich arbeite seit ca. 15 Jahren in der IT und bin seit einem Jahr krankgeschrieben wegen Depressionen (kein Mobbing) und habe jetzt einen Aufhebungsvertrag unterschrieben.
Meine Kindheit war nicht so schön (Alk. und Vernachlässigung). Seit frühster Kindheit sind wir/bin ich berufsbedingt alle paar Jahre umgezogen. Irgendwie hatte ich schon immer Kontaktschwierigkeiten mit Gleichaltrigen und habe mich nie einer Gruppe oder einem Freundeskreis wirklich zugehörig gefühlt. Ich konnte mit Kindern nie etwas anfangen, auch nicht richtig spielen, sondern habe nur gelesen, konstruiert und gebaut und Dinge auseinandergenommen. Meinen Geschwistern ging es nicht so.
Seit dem Abitur war ich auf mich alleine gestellt. Ich begann ein Studium, wo ich dann irgendwann nicht mehr hinging und exmatrikuliert wurde. **
Dann bekam ich zwei Kinder und war die ersten Jahre nur Hausfrau, bis ich merkte, dass meine Gehirnzellen starben.. Kontakt mit anderen Müttern war mir ein Greuel. Ich begann eine Ausbildung und arbeitete danach Teilzeit in einem Beruf, der mich unterforderte. Ich verließ den Vater meiner Kinder quasi ohne Grund, weil ich monate- bis jahrelang das Gefühl hatte, endlich alleine sein zu wollen ** (geht endlich, lasst mich allein). Ich zog mit den Kindern aus und alles war erstmal gut. Endlich fand ich auch beruflich meine Berufung: Computer.
Ich machte eine weitere Ausbildung und arbeite seitdem erfolgreich als Quereinsteiger in der IT. Das zog allerdings alle paar Jahre wieder einen Arbeitsplatzwechsel und Wohnortwechsel mit sich. In der letzte Firma, wo ich mich wieder sehr wohl im Team fühlte (meist war ich die einzige Frau, was wirklich angenehm war, hauptsächlich Fachsimpeln, nicht soviel privates Gequatsche!), gab es mal wieder einen Eigentümerwechsel und die damit verbundenen Umorganisationen. Das führte zB dazu, dass nur drei die Arbeit von früher sieben machten plus zusätzlicher Einarbeitung der Nachfolger und eigene Einarbeitung in den neuen internen Job (plus Nachtarbeit plus Rufbereitschaften). Das wiederum überforderte mich wohl auf Dauer, sodass ich keinerlei Energie mehr für mein Privatleben hatte. Vor ca. einem Jahr dann konnte ich nicht mehr und wurde wegen Depressionen krankgeschrieben. **
Meine Kinder waren mittlerweile ausgezogen und erwachsen, ich lebe nun mit meinem Mann berufsbedingt wieder woanders. Beim Umzug war ich überhaupt keine Hilfe. Im Sommer hatte ich eine Reha die auch nett und erholsam unter der Kur-Glasglocke war. Geändert hat sich bei mir innerlich allerdings nichts.
Ich finde andere Menschen immer noch wahnsinnig anstrengend, bin am liebsten alleine, gehe kaum raus, lese keine Bücher oder Zeitungen mehr, will mich auch nicht unterhalten. Freundschaften (die wenigen die ich hatte) sind meist an meinen Kontaktschwierigkeiten gescheitert. Ich kann/will nicht telefonieren (schon immer!) und schreibe und beantworte auch keine Post/Mails und habe mich eigentlich bis auf Familie komplett zurückgezogen. Selbst die und mein Mann sind mir oft zuviel.
Energie habe ich bei meinen Spezialinteressen durchaus, Computer, div. Spiele, div. Filme, alles was mit Bauen/Basteln/Werkzeug zu tun hat, und mittlerweile Garten (weil ich das Gefühl hatte, die letzten 15 Jahre im Keller verbracht zu haben). Für alles andere habe ich keinerlei Energie und Interesse mehr bzw. kann ich keine Energie mehr aufbringen. Eigentlich bin ich nur meines bisherigen Lebens müde und möchte von allen in Ruhe gelassen werden. Das Gefühl hatte ich zwar latent schon immer, wird aber immer dringender. Selbstmordgedanken habe ich nicht.
Bin ich depressiv?**
Ich habe einige Anzeigen von Asperger an mir entdeckt, aber immer wenn ich das ins Gespräch bringe (Reha, Psychotherapeut) werde ich ausgelacht. Da ich Abitur habe könne das ja nicht sein.. Ausserdem sei ich ja relativ intelligent und eloquent..
Wer kann mir da weiterhelfen? Asperger bei Frauen scheint schwierig zu diagnostizieren zu sein. Wie gehe ich das an oder bin ich tatsächlich auf der falschen Fährte?
29.12.2015 18:22 • • 30.12.2015 #1