Illusion
ich möchte versuchen, mein derzeitiges Erleben in Worte zu fassen, ich hoffe, das gelingt mir Es könnte etwas länger werden, um einige Fragen schon im Vorfeld zu beantworten.
Seit nunmehr 12 Jahren kämpfe ich um einen stabilen neuen Freundeskreis. Zu dem Zeitpunkt wurde ich verlassen und stand mit nichts da, Eltern, eine Schwester, das wars. Schon vorher zogen nach und nach langjährige Freunde weg, bekamen Kinder und hatten kein Interesse mehr daran auszugehen oder Parties zu feiern etc. Ich war jedoch recht glücklich in meiner Beziehung und beruflich sehr eingespannt, so dass mir das nicht negativ aufstieß, jahrelang nicht mehr auszugehen oder zu feiern. Bis zu dem Tag, an dem ich über Nacht alleine dastand. Leider war mein Problem schnell bei den Anderen abgehakt, Liebskummer eben, findest schon einen neuen, du ich muss mein Baby wickeln. Ich stand mit nichts da und konnte mit keinem darüber reden, wie es sich anfühlte, über Nacht ohne Aussprache (bis heute nicht) verlassen worden zu sein.
Es war, als hätte man mein Leben ausgetauscht, aus einer Partylöwin mit einem gefühlten Freundeskreis im Hintergrund wurde nach und nach eine Frau, die nach zahlreichen in dem Jahrzehnt noch folgenden Vertrauensbrüchen und Verletzungen offenbar komisch wurde.
Zunächst ging ich sehr naiv an die Sache heran. Ich lernte eine sympathische Frau übers Netz kennen und begann mit ihr das Nachtleben unsicher zu machen (ich tanze halt unheimlich gerne zu lauter Musik, deshalb gehe ich gerne aus). Neuen Menschen begegnete ich zwar mit angemessener Zurückhaltung, aber auch mit dem noch vorhandenem Selbstbewusstsein, dass sich sicher daraus mit der Zeit und dem regelmäßigen Wiedersehn einige Bekanntschaften und auch Freundschaften entwickeln würden. So war es ja schließlich immer.
Das tat es nicht, es blieb oberflächlich und beschränkte sich auf das Nachtleben, da wurde ich übers Netz ein Glück angeschrieben, ob ich auch da bin etc. Nur telefoniert oder so etwas hat man eben nicht. Jedoch konnte ich mich auch nicht um eine Intensivierung (mal telefonieren) kümmern, da ich inzwischen eine schwere Depression bekam. Das gab dem Ganzen dann den Rest.
Plötzlich konnte ich nicht mehr so viel unternehmen. Bekam ich mit oder wurde gar gefragt, ob ich auf dieser oder jener Geburtstagsparty/Tanzveranstaltung auch erscheine, sagte ich zu und kam doch nicht. Als mir auffiel, dass ich ja immer absage, war mir das peinlich und ich outete mich, indem ich sagte dass ich zurzeit irgendwie keine festen Zusagen machen kann, und ich wenn spontan käme. Ich kam natürlich in 4 von 5 Fällen nicht, weil mir schon die Autofahrt in die Nachbarstadt wie ein Abenteuer erschien, Schweißausbrüche und jedes mal verfahren, Irgendwann eine Navi aber selbst dann Angstzustände bei der Hinfahrt.
Ich stellte fest, dass ich nur ausgehen kann, wenn ich quasi von der Haustür abgeholt und wieder nach Hause gebracht werde. Ab und an hatte ich dieses Glück, es wurde aber weniger, weil ich auch diese Gelegenheiten teilweise absagen musste oder mir schlicht das Geld für solche Nächte fehlte. Diese Option ist nun verständlicherweise auf ein Minimum (2 mal im Jahr) reduziert und in der Zwischenzeit fühle ich mich auch sowas wie entfremdet von den Menschen, mit denen ich dann ausging.
Ist sicher sehr verworren zu lesen. Ich bekomme das auch nicht in eine gerade Linie, weil ich Schuldzuweisungen vermeiden möchte und mir klar ist, dass es an mir liegen muss.
Lange Rede kurzer Sinn- mir fehlte eigentlich die Ganze Zeit einfach nur ein Mensch an meiner Seite, der mir nahe steht, zu dem ich Vertrauen habe und mit dem ich tagsüber Dinge unternehmen kann. Ich hatte die Illusion im Kopf, es gäbe noch einmal so eine Freundschaft wie früher mit 16 und brauchte sehr lange, zu begreifen, dass es das mit 39 nicht mehr gibt. Ich fühlte mich immer einsamer, ein Gefühl das ich vorher nicht kannte, im Gegenteil, wie oft hörte ich mich im ersten Leben sagen, ich bräuchte sooo viel Zeit für mich, mehr als andere (war auch so und ist sicher so geblieben).
Heutige Situation:
Von 365 Tagen im Jahr bin ich 360 allein. Ich sehe niemanden. Um mich zu überwinden nach langer Zeit ohne Konversation oder Ähnlichem zu einem Geburtstag zu erscheinen, brauche ich eine gewisse Verbindung oder Vertrautheit zu Gastgeber oder Gästen. Sind diese mir alle eigentlich fast unbekannt, kann ich mich nicht mehr überwinden, dort zu erscheinen, so sehr ich es auch versucht habe. Ich bekomme dann Angstzustände während der Hinfahrt und komme dann da auch entsprechend verwirrt an, mache wahrscheinlich einen seltsamen Eindruck, sitze da alleine rum, fühle mich bei Gesprächen ausgeschlossen oder kann dazu nichts sagen, weil alles Insidergespräche, geh mal in diesen und jenen Raum ... ein Schmerz überkommt mich der kaum auszuhalten ist, mir kommen die Tränen und ich fahre wieder. wie so früh? ja sorry, muss früh raus bla. Ehrlich gesagt ist mir auch bewusst, dass ich nur eingeladen wurde, um genug Gäste zu haben.
Diverse subtile Hinweise in anderleuts Gesprächen, wo ich sagte oh, da würde ich gerne mitkommen oder Oh, das würde mich auch interessieren wurden irgendwie nicht wahrgenommen oder überhört.
Es mag alles wie Vorwürfe an Andere klingen, aber ich versuche zu beschreiben, wie sich meine Welt anfühlt. Dass ich da mindestens zu 50% selbst dran Schuld bin, ist mir stets bewusst, ich hab nur keinen Weg heraus gefunden ohne unangenhem aufdringlich zu werden oder laut zu schreien Hallo ich bin einsam!. Und ehrlich gesagt würde mich das sehr demütigen in einer Situation, in der ich mich sowieso schon irgendwie gedemütigt und sehr isoliert fühle.
Die Spirale geht weiter nach unten Richtung ich hab jetzt alles versucht und mir viele mentale Ohrfeigen geholt, ich brauche irgendwie nicht noch mehr.
So, genug gejammert ... ich hörte mal den Satz Einsamkeit stinkt und ich habe das Gefühl, es ist wirklich so, dass fremde Leute das spüren, wie verzweifelt man innerlich ist trotz Lächelmaske und ich muss sagen, ich habe fast mehr Schmerz bei solchen Mutproben Geburtstag dabei zu sein, anstatt zu Haus zu bleiben. Ich komme immer vollkommen am Boden nach Hause zurück und brauche einige Tage, um die tiefe Traurigkeit zu überwinden und wieder so etwas wie Hoffnung zu entwickeln.
Mein Ziel ist jedoch, vollkommen alleine glücklich zu werden. Diese Abhängigkeit, nur etwas zu zweit unternehmen zu können oder zu wollen macht mich kaputt. Ich möchte lernen alleine zu genießen, aber da bekomme ich nichtmals einen Spaziergang hin.
12.05.2013 08:45 • • 06.06.2013 x 1 #1