Hallo miteinander, nun komme ich endlich dazu, mich ausführlich zurück zu melden und bin noch immer freudig überrascht, daß ich so schnell und auch sehr gutes Feedback von Euch bekommen hatte. Ich machte mir dazu Notizen und fühle mich von Euch verstanden. Danke vielmals.
Wo fange ich an?
@Marlena_
Du fragtest, was mir im Leben Halt gibt und Sicherheit?
Mmh... Eigentlich Vieles, was mir momentan fehlt und ich gerne ändern würde:
Ein Job, der mir Spaß macht, der mich ausfüllt, mir Sinn und Aufgabe gibt und letztlich auch finanzielle Sicherheit.
Eine eigene Wohnung. Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
Ein funktionierender Freundes- und Bekanntenkreis auch in Krisenzeiten.
Eine Partnerschaft wäre schön, ist aber für mich derzeit noch am ehesten verzichtbar.
Guter Kontakt zu Familie. Keine Sorgen um die Gesundheit von Familienangehörigen.
Mein größter Wunsch wäre natürlich: Wieder gesund und stabil werden.
All das scheint momentan leider ziemlich weit weg und unerreichbar. Deswegen meine anhaltende Krise, die sich wohl schon zu einer chronifizierten Depression entwickelt hat.
Vieles von dem was Du schreibst, macht Sinn, ist aber wahnsinnig schwer für mich momentan.
Ich arbeitete viele Jahre und auch gerne als Erzieherin in einer Kita. Leider wurde die Arbeitssituation zunehmend stressiger und belastender, ich musste Vieles an Last schultern und kämpfte schließlich gegen Windmühlen für mehr Unterstützung und Entlastung bis zum kompletten Burnout. Lange funktionierte ich. Wollte die direkten Kolleginnen nicht hängen lassen, hatte Angst den Job, und damit viele Sicherheiten zu verlieren.
Während dieser Zeit entwickelte ich eine Kaufsucht bis hin zu Schulden von etwa 2000€.
Eine ambulante Psychotherapie, längere Auszeit, Akutklinik und Reha halfen wieder eine Zeitlang weiter. Ich kehrte zurück an den alten Arbeitsplatz, reduzierte schließlich die Arbeitszeit, wurde aus meinem bisherigen Bereich entfernt und zu einer als sehr schwierig bekannten Kollegin beordert. Das ging nicht lange gut, man besetzte mich als Springer und so nahmen die Probleme ihren Lauf. Man gab mir das Gefühl, mich nicht mehr zu brauchen, sondern lediglich noch zu dulden und hoffte, daß ich meine sichere Stelle aufgebe und in eine andre Kita wechsle. Ich hielt dem Druck nicht mehr Stand und ging tatsächlich. Von da ab, blieb es schwierig. Ich versuchte es in mehreren Kitas, bat um eine Teilzeitstelle, doch bekam fast immer nur Vollzeit und hielt aufgrund der Belastung und auch wegen Mobbing (mal durch Kollegen, mal durch die Chefin oder auch beides) nie lange aus. In dieser Zeit endete meine ambulante Therapie durch den Wegzug meiner Therapeutin). Schließlich wurde ich in der Probezeit gekündigt. Zwar hatte ich Rückhalt von den Kolleginnen, doch die Chefin mochte mich von Anfang an nicht und wollte mich schnell los werden. Ich hatte nicht die Kraft, dagegen aufzubegehren.
Zeitgleich musste ich schweren Herzens meine schöne 3 Zi-Mietwohnung nach 12 Jahren wegen Eigenbedarf meiner Vermieterin aufgeben.
Mit meinen 2 Katzen und den vielen Möbeln kam ich erst mal im Elternhaus unter. Sollte nur eine Übergangslösung sein, bis sich die Jobsituation ändert. Sie besserte sich nicht. Bis heute bin wohne ich noch bei meinen Eltern in voller Abhängigkeit, was ich nie wollte.
Ich weiß nun, wie bitter es ist, mit Ämtern für seine Rechte zu kämpfen und doch nichts zu erreichen. Keiner fühlt sich zuständig. Ein im August 2015 gestellter Rentenantrag wurde komplett abgelehnt. Ein Widerspruch läuft. Erneut viel Warten, Schreibkram und Kampf für wenigstens eine Teilerwerbsminderungsrente. Demnächst dazu ein erneutes Gutachten. Eine BU-Versicherung habe ich leider nicht, lebe zur Zeit von Alg2. Davon bleiben mir monatl. 200€ übrig, denn die andre Hälfte mus ich meinen Eltern fürs Wohnen abgeben. Wohngeld vom Amt bekomme ich keines. Die Sachbearbeiterin behandelte mich sehr herablassend auf meine Bitte um Hilfe. Ich könne froh sein, daß wir einen Sozialstaat haben. Einmal war ich so mit den Nerven runter, daß ich weinend und verzweifelt raus bin.
Klinikaufenthalte und auch meine jetzt ausgelaufene Therapie liefen nicht gut bzw. waren wenig hilfreich. Eine berufl. Rehamaßnahme mit dem Ziel einer Umschulung am Ende brachte nichts außer viel psych. Stress. Meine Mutter erkrankte in dieser Zeit schwer und war zeitweise komplett bettlägerig und auf Hilfe angewiesen. Einer meiner Kater starb an Nierenversagen, Freunde oder vielmehr Bekannte verabschiedeten sich. Ich bin Mitglied in einem Chor, fühle mich aber dort auch nach 1 1/2 Jahren noch sehr minderwertig, unsicher, verkrampft und gehemmt und möchte am liebsten nicht mehr hin. Liegt nicht an den Leuten. Die sind nett. aber gerade gesellige Zusammenkünfte meide ich, wegen meiner Probleme, das wird natürlich bewertet von den anderen (Gesunden).
Aus Geldmangel bin ich nicht mehr beim Turnen, gehe aber noch regelmäßig in einen Spieletreff.
Habe mich schon länger um eine ehrenamtl. Tätigkeit bemüht. Einige Absagen erlebt, was mich sehr frustrierte. Viele Wochen geduldigen Wartens, jetzt darf ich wohl endlich nä. Woche stundenweise in einer Grundschule aushelfen. Darauf freue ich mich einerseits, andrerseits habe ich aus Angst. Traue mir nichts mehr zu. Selbstwertgefühl = 0. Gestern, in der Selbsthilfegruppe musste ich deswegen öfter weinen.
Fühle mich grade nutz-, wert- und haltlos und als Belastung für meine Eltern und auch für meine engsten Freunde (die noch immer zu mir halten).
05.04.2016 15:13 •
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