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Hallo zusammen,

ist jemand von euch mit leichten bis mittelschweren Depressionen arbeiten gewesen?
Ist das vielleicht sogar hilfreich, weil man abgelenkt ist und Erfolgserlebnisse hat?
Und wie offen seid ihr mit eurer Erkrankung am Arbeitsplatz bzw. gegenüber Chef*innen und Kolleg*innen umgegangen?

Liebe Grüße
Pauline

11.09.2022 05:26 • 12.09.2022 x 1 #1


42 Antworten ↓


Hallo Pauline333,

ja, einige Jahre, dann kam der Burnout und es ging nichts mehr. Für mich war es nicht gut, denn die Ablenkung war nicht gut für mich, weil ich mich schlecht konzentrieren konnte und am Ende noch nicht einmal mehr mitbekommen habe, dass mich meine Kolleg*innen begrüßt hatten. Das war der Anfang von einer langen Phase. Zunächst war ich ein Jahr krank geschrieben. Während dieser Zeit in einer Klinik. Leider hat mir das nicht viel gebracht. Dann durch den Rententräger einen Lehrgang gemacht, wieder arbeiten gegangen. Wieder schlechte Konzentration, Müdigkeit, Erschöpfung und dann kam die Erwerbsminderungsrente, weil ich andauernd krank war.

An verschiedenen Arbeitsstellen war kaum Verständnis vorhanden, da war es immer wichtig, zu funktionieren. Kaum Rücksicht bis gar keine (zuletzt öffentlicher Dienst, die das ja durch meine 50 % Behinderung mehr oder weniger wussten).

Aber da jeder mensch unterschiedlich ist, solltest du es selbst spüren, ob es richtig für dich ist, arbeiten gehen zu können oder eher nicht.

A


Depression und arbeiten gehen - geht das?

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Danke dir, @-IchBins-

Ich bin noch nicht ganz 2 Wochen krank geschrieben. An einigen Tagen denke ich, ich könnte tatsächlich im Homeoffice arbeiten. Vielleicht nicht 100%ig konzentriert und effizient, aber dennoch effektiv und fürs Unternehmen und die Kolleg*innen hilfreich.
An anderen Tagen, die seltener sind, stecke ich im Morgentief drin. Arbeit würde mich da vielleicht besser rausholen.
Wahrscheinlich muss ich es einfach ausprobieren, wie es klappt.

Schade, dass es noch nicht die teilweise Krankschreibung gibt, die einen mit reduzierter Stundenzahl arbeiten ließe. Eine 3-Tage-Woche wäre mir aktuell lieber als eine 4-Tage-Woche.

Ich bin 20 Jahre lang mit mittelgradigen Depressionen arbeiten gegangen, wobei bei mir die extremen Schlafstörungen im Vordergrund standen und die Depressionen die Folge davon waren. War nicht schön, aber ich hatte keine Wahl, weil ich Geld verdienen musste.

Zitat von Pauline333:
Schade, dass es noch nicht die teilweise Krankschreibung gibt, die einen mit reduzierter Stundenzahl arbeiten ließe. Eine 3-Tage-Woche wäre mir aktuell lieber als eine 4-Tage-Woche.

Warum nicht? Kannst du nicht deine Stundenzahl reduzieren? Ich arbeite seit 4 Jahren nur an 3 Tagen die Woche (insgesamt rund 18 Stunden), einen davon im Homeoffice.

Zitat von Pauline333:
Homeoffice

Das ist nochmal etwas anderes denke ich. Das gab es damals zu meiner Zeit nicht. Kann mir aber vorstellen, dass das sogar besser ist. Auch weniger Stunden oder Tage können vielleicht hilfreicher sein als Vollzeit wie bei mir damals bzw. später dann 6 Stunden. Bei der letzten Stelle hatte ich nur 2 volle und einen halben Tag, ging aber trotzdem nicht.

Hallo Pauline.
Ich habe Vollzeit gearbeitet bis buchstäblich nichts mehr ging.

Dann war ich in Summe über 5 Monate krank und habe in der Zeit gekündigt und dann eine neue Stelle angefangen. Dort arbeite ich nur noch 30 Std./Woche in Präsenz.

Es ist an manchen Tagen sehr anstrengend und ich bin schnell erschöpft, aber auf lange Sicht gesehen ist diese Struktur wichtig für mich.

In meiner neuen Stelle weiß keiner davon, dass ich eine Depression habe.

Ich persönlich konnte es verheimlichen.

Ich habe aber auch das Glück, mir meine
Zeit relativ frei einteilen kann und dass Komplettausfälle eher morgens auftraten.

Ich bin mit der folgenden Einstellung an das Problem ran:

Kundentermine oder Gespräche mit Kollegen, die ausgemacht waren immer trotz allem besuchen.

Akzeptiere, wenn ich mich nicht aufraffen kann, aber in solchen Situationen genau beobachten, wie ich mich fühle und wo mein Körper blockiert ist.
Der Arbeitgeber hat mehr davon, wenn ich mal ein paar Stunden ausfalle als wenn ich ganz wegbreche.

Abends ggf. nacharbeiten, wenn es die Stimmung hergibt um meine Arbeit zu erledigen.

Klar, jahrelang, bis eben nix mehr ging. Allerdings geht dann zuhause auch nix mehr.

Man muss da auch die eigene Persönlichkeit beachtet. Ich habe mir meine Wertschätzung im Job geholt und bekommen, allerdings immer unter der Devise, dass man seine Leistung bringt. Und das kann Fluch und Segen bedeuten.

Und es kommt auf den Job an, wieviel Verantwortung lastet auf dir. Deswegen kann keiner sagen, ob nun Arbeit gut oder schlecht ist, das muss jeder selbst entscheiden.

Was die Offenheit mit dem Umgang der Erkrankung betrifft, wäre ich vorsichtig. Gibt zuviel dumme Menschen, die dann nerven, wenn man eh schon angeschlagen ist und schon an sich zweifelt ohne Ende.

Ich habe mich am Ende meines Berufslebens perfekt ausleben können. Hab zum Spaß gearbeitet, und deswegen voll die Psychoschiene ausleben können, da wir alle nen Ratsch in der Birne haben. Ist aber ne Praxis, vorher war ich selbständig und ganz zu Begin in einem grossen Betrieb beschäftigt. In jungen Jahren habe ich die Klappe gehalten.

Ja, ich arbeite seit Anfang August wieder und es lenkt sehr von den Prolemen ab. Auch wenn es mich manchmal morgens eine enorme Kraft kostet, mich zu überwinden. Ohne Arbeit kann das Risiko bestehen, dass man sich immer weiter abkapselt. Mein Mann geht auch trotz schwerer Depressionen arbeiten und hat seine Em Rente halbiert, um mehr Stunden machen zu können. Durch die Arbeit geht es ihm wesentlich besser.

Lieben Dank euch allen, das bestärkt mich in meinem Bauchgefühl, morgen wieder einzusteigen.

Mein Problem ist neben der Depression auch Angst. Ich fühle mich aktuell öfter einfach ängstlich und habe dann große Probleme mit längeren Strecken. Zur Arbeit zu fahren traue ich mir von daher aktuell nicht zu, Homeoffice ist aber wie gesagt möglich.
Ob oder wie offen ich mit meinem VG spreche, muss ich noch schauen...

Ich wünsche dir, dass du Deinen Weg findest und alles Gute dafür

Pauline, Angst habe ich auch oft. Aufm Weg ins Büro, im Büro und manchmal ist das echt schwierig es auszuhalten.

Lt. Therapeutin soll ich einen Deal machen, mit der Angst (oder inneren Kind) reden und sagen, dass es jetzt nicht passt, aber nach der Arbeit habe ich Zeit für dich (Angst, inneres Kind etc.).

Zitat von Grace_99:
Lt. Therapeutin soll ich einen Deal machen, mit der Angst (oder inneren Kind) reden und sagen, dass es jetzt nicht passt, aber nach der Arbeit habe ich Zeit für dich (Angst, inneres Kind etc.).


Danke dir für den Tipp, das werde ich auch mal versuchen.

Danke für die Idee, für das Thema.
Ich denke das es vom Schweregrad, der Depression abhängt, ob man arbeiten kann.
Ich habe morgens auch große Schwierigkeiten aus dem Morgentief zu kommen.
Ich weiß allerdings, nicht genau, ob ich auch ein depressive Verstimmung habe.
Vieles nervt mich auch auf der Arbeit, besonders diese oberflächliche und künstliche
Fröhlichkeit. Andererseits hilft es mir, mich abzulenken von den ganzen Horrornachrichten.
Und alleine zu Hause in der Bude zu hocken ist für mich auch nicht so hilfreich.

Ich arbeite auch mit Depressionen und hab auch oft Angst auf dem Weg zur Arbeit und teilweise auf der Arbeit. Das ist nicht einfach. Es gibt Tage da hilft es mir auch. Da wird die Angst im Laufe des Tages weniger und am Ende bin ich stolz, dass ich es geschafft hab.

Ich achte aber auch besser für mich. Ich mach regelmäßig Homeoffice. Das sind die Tage mit Entlastung, da ich den Weg zur Arbeit nicht schaffen muss. Eine Stundenreduzierung kann auch helfen, wenn das möglich ist. Vielleicht kannst du ja auf der Arbeit absprechen, wenn es gar nicht gehen sollte, dass du da nach Hause darfst und für den Rest des Tages Homeoffice machst?

Was ist die Alternative zur Arbeit. Ich wäre Zuhause würde vermutlich noch öfter vermeiden und hätte echt Geldprobleme. Ich weiß, damit würde es mir auch nicht gut gehen.

Danke auch euch @Coru und @Alejandro82
Darf ich (euch alle) fragen, wie sich eure Depression anfühlt? Ich fühle mich an manchen Tagen so hilflos und hoffnungslos und habe große Trauer in mir, dass es körperlich weh tut. Dann weiß ich kaum, wo ich mich lassen soll und es kostet mich viel Kraft, die Fassade gegenüber den Kindern zu halten. Ich denke dann immer, wenn es jetzt nur 1% schlimmer wird, dann drehe ich durch. Bisher bin ich nicht durchgedreht...

Wie mag das im Büro sein? Wie hält man das aus? Oder kommt das mit der Zeit, dass man mit diesem Gefühl, wenn es denn da ist, leben kann?

Hallo Pauline333
Ich fühle mich auch oft hilflos und einfach überfordert durch bestimmte Situationen beruflich oder privat.
Das man permanent gut gelaunt und motiviert wirken muss, beruflich u. privat , obwohl es einem schlecht geht, das ist für mich das Schlimmste. Deine Situation mit den Kindern ist ja ähnlich, man versucht immer eine glückliche Fassade aufrecht zu halten. Man lacht mit, bei Witzen von Kollegen obwohl es einem schlecht geht ,sonst gilt man als Spaßbremse. Es ist furchtbar auf Dauer. Trauer oder körperliche Schmerzen habe ich Gott sei Dank nicht.
Sponsor-Mitgliedschaft

Ich war nur erstarrt und war überhaupt nicht in der Lage irgendwas zu fühlen.

In meiner neuen Arbeit ist es total gegensätzlich zu meiner alten Arbeit und das ist sehr neu für mich. Also gutes Verhältnis zu den Kolleginnen, tolle Chefin.

Wenn es mir schlecht geht, versuche ich es auf später auszuhandeln und geh kurz auf die Toilette.

Ich war in der schlimmen Phase meiner Depression hilflos, verängstigt, hatte körperliche Schmerzen und dachte auch ich halte das nicht mehr aus.

Mir hat es wirklich nur geholfen einen Cut zu ziehen und in die Klinik zu gehen, weil ich schlimme
Trigger

Suizidgedanken


hatte.

Zitat von Grace_99:
Ich war in der schlimmen Phase meiner Depression hilflos, verängstigt, hatte körperliche Schmerzen und dachte auch ich halte das nicht mehr aus.


War dieses Gefühl durchgehend oder nur morgens? War es auch mal tage- oder stundenweise besser?

Auch wenn Home-Office natürlich eine (gute) Alternative ist, kann es mit Depressionen auch sehr, sehr schwer sein - vor allem, wenn man zur Arbeitszeit allein ist. Das Wechselspiel zwischen depressiver Kraft- und Antriebslosigkeit, Zwang/Notwendigkeit zu arbeiten sowie Frustration und Selbstvorwürfe, wenn es nicht klappt, können zu einem Teufelskreislauf führen und die Sache noch verschlimmern.

Ja, man ist etwas abgelenkt und Erfolgserlebnisse können etwas helfen, aber ein Selbstläufer ist das auch nicht. Allerdings arbeitest Du, anders als ich, nicht selbstständig. Ich denke, dass es helfen könnte, wenn einem der Arbeitgeber digital über die Schulter schaut. Trotzdem denke ich, dass es gut wäre, wenn Du Familie oder Freunde bitten könntest, Dir dabei zu helfen - quasi als Motivator und In-den-Allerwertesten-Treter.

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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