Hallo,
vermutlich wird das ein längerer Text - dafür schon einmal Entschuldigung.
Zunächst ganz kurz zu mir: Ich bin weiblich, 41 Jahre alt, verheiratet (seit 10 Jahren) und habe zwei Kinder. Ich arbeite Teilzeit.
Seit geraumer Zeit fühle ich mich unfassbar schlecht. Mein Selbstwertgefühl sinkt täglich oder auch mal phasenweise in den Keller. Ich weiß eigentlich gar nicht genau wo und wie ich anfangen soll. Es fing vor circa zwei Wochen an, also die schlimme Phase. An einem Samstag war der 40ste Geburtstag des besten Freundes meines Mannes (der auch sein Trauzeuge bei unserer Hochzeit war). Mein Mann druckste schon Wochen vorher auf meine Frage, ob wir da alle gemeinsam hingehen würden, herum. Schlussendlich kristallisierte sich für mich heraus: er war alleine eingeladen. Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht, habe dann über die Tage das Fest sogar vergessen. Der Tag X war da und mein Mann eröffnete mir, dass er um 18:00 Uhr bei der Party sein solle. Ich habe ihn gefahren, da ich unsere Jüngste (4 Jahre alt) sowieso zur Oma zum Übernachten bringen sollte. Da fing es langsam in mir an zu nagen: wenn die Feier um 18 Uhr losgeht, wieso sind dann Partner und Kinder nicht dabei? Bis dahin dachte ich noch an einen Männerabend. Wieder zu Hause habe ich den Abend dann eben allein mit unserer ältesten Tochter (10 Jahre alt) verbracht. Um halb zehn rief mein Mann an, um zu fragen ob alles gut wäre usw. Im Hintergrund hörte ich zig Frauen und Kinder lachen, rufen und reden. Auf meine Fragen diesbezüglich kam wieder nur Gedruckse und ausweichende Antworten (wie: die bleiben eh alle nicht mehr lange. ). Damit fing meine Gedankenspirale an. Er schämt sich für mich. Er will mich nicht dabei haben. Die Stimmung wurde dunkel. Am nächsten Tag konfrontierte ich ihn damit. Ja, er wollte dort alleine hingehen und einen Abend seine Ruhe haben. Ich kenne das nicht von ihm. Wir sagen in der Regel explizit was wir möchten, vorallem wenn es um Freiräume geht. Ja, Kinder sind anstrengend. Er arbeitet Vollzeit und Dreischicht. Auch kein Pappenstiel. Sicher. Wir haben uns ausgesprochen, er war wirklich am Boden, als er erfahren hat, wie ich mich dabei gefühlt habe. Grundsätzlich: er ist ein toller, rücksichtsvoller Ehemann und ein großartiger Vater. Das vorneweg. Wir teilen Hausarbeit gerecht auf.
Und da ist das Problem: es sind kleine Anmerkungen, Aussagen und auch solche Handlungen, die mich ins Schwarze werfen. Gedanklich meine ich. Ich war immer schlank, teilweise sogar dünn. Habe aber in der ersten Schwangerschaft über 25 kg zugenommen (habe vorher viel geraucht, dann natürlich plötzlich aufgehört und das zusammen mit meinen sich da wohl schon abzeichnenden Verstimmungen hat zu Frustessen geführt). Nach der zweiten Schwangerschaft wurde ich noch umfangreicher. Aber: das ist tatsächlich nicht mein Problem - also mein Gewicht. Daran mäkelt nur mein Umfeld herum. Mein Problem sind bestimmte Körperteile, die ich schon immer abgrundtief hässlich fand: meine Brüste und meine breiten Schultern. Die Schultern sind geblieben wie sie immer waren (ja klar, durch den Speck noch etwas breiter), aber die Brüste haben sich richtig verschlimmert. Extreme Gewichtszunahme, Hormone während und nach der Schwangerschaft und insgesamt zweieinhalb Jahre Stillen haben aus meinen eh schon von mir als abstoßend empfundenen Brüsten einen Makel geschaffen, der mich unfassbar runterzieht. Schon als Teenager, als meine Brüste wuchsen habe ich sie versucht zu verstecken, indem ich weite Kleidung trug und mir eine (leider) sehr gebeugte Haltung zugelegt habe. Mein Umfeld reagiert wie wahrscheinlich die meisten reagieren: mit Unverständnis, Ungeduld oder superschlauen Lösungsansätzen. Ich kann nicht mehr aufhören, mich gedanklich damit zu beschäftigen und es macht mich so traurig. Ich bin richtig antriebslos, cancel alle sozialen Verabredungen, google nach BHs, die meine Brüste verstecken könnten. Nun ist es ja auch noch sehr warm momentan und ich habe nicht nur große Brüste sondern sie hängen wie verrückt und sind asymmetrisch. Die Brustwarzen zeigen im 90°-Winkel nach unten. Das heißt natürlich, dass ich gerade dort schwitze wie verrückt. Ich habe zwei Schwestern, eine davon wohnt direkt um die Ecke und ist ein richtiger gertenschlanker Modemensch. Ich habe sie gefragt, ob sie mir evtl. Tipps für gute Sport-BHs geben könnte, meine alten BHs passen mir alle generell nicht oder nicht mehr. Sport-BHs sind für mich die einzige Alternative, sonst blieben mir nur Binder - aber das ginge wohl zu weit. Nun hat sie bei allen Modeplattformen Accounts und war Feuer und Flamme mir etliche BHs zum Probieren zu bestellen. Ich habe ihr als Beispiel zwei Links mit Sport-Bustiers geschickt, die ich tragen würde, in denen ich mich hoffentlich einigermaßen wohlfühlen könnte. Eine Teillieferung kam wohl bereits bei ihr an und sie meinte, sie hätte mir schöne BHs bestellt von auch diversen Dess.. Daraufhin bekam ich innerlich wieder Panik: ich will aber keine Spitzen-Tralala-BHs, weil ich diesen Körperteil eben nicht betonen will. Mein Mann wurde auf meine Bedenken hin genervt bis ärgerlich: Ich solle nicht immer gleich alles negativ reden. Ich fühle mich nicht ernst genommen. Ich fühle mich unverstanden. Jeder meckert an mir herum: du machst nichts aus dir, zieh dies an, zeig was du hast, nimm ab, mach Sport, trage doch mal roten Lippenstift, lass deine Haare offen - immer bindest du sie zusammen, Brust raus, trampel nicht so usw. usf. Jede dieser Bemerkungen bewirkt bei mir aber Folgendes: ein weiterer Schritt zurück in mein Schneckenhaus, eine weitere Welle des Kummers. Ich trage kein Make-Up, früher schon, habe damit aber einfach aufgehört vor etlichen Jahren. Der Gedanke daran mich zu schminken und vorallem abends, wenn ich eh hundemüde bin, wieder abzuschminken erschöpft mich bereits. Ich trage keinerlei Schmuck. Aber ich ziehe schon Kleider an (halt weiter geschnitten, ohne jeglichen Ausschnitt und immer mit Capri-Leggins drunter). Auch daran wird herumgemeckert. Jetzt ist ja eines der Symptome einer KDS: extreme Körperpflege, ständiges Überprüfen im Spiegel. Bei mir ist es aber eben umgekehrt der Fall: ich gucke kaum in den Spiegel, vorallem ab dem Hals abwärts. Ich schmeisse mir was drüber und gehe zur Arbeit z.B. Mein Umfeld meint, ich wäre einfach nur faul und bequem und mache nichts aus mir und lasse mich gehen - ich kann aber nicht anders. Die Vorstellung mich herrichten zu müssen verursacht in mir ein Engegefühl und die Abscheu vor meiner Körpermitte wächst. Und ich möchte einfach um wirklich jeden Preis nicht wahrgenommen werden. Keine Blicke auf mich ziehen. In der Menge verschwinden, wenn ich draußen bin. Ich bin maßlos erschöpft durch das viele dunkle Denken und ertappe mich dabei, dass ich meistens abwesend bin, also gedanklich. Das ist nicht gut für meine Kinder. Und das Zusammenreissen vor anderen macht mich noch müder, noch erschöpfter.
Bin ich einfach in einer depressiven Verstimmung oder habe ich tatsächliche eine KDS?
Ein weiteres übergroßes Problem: ich vergleiche mich rund um die Uhr mit anderen Frauen. Immer. Egal ob ich welche im Internet (Facebook, YouTube) oder eben so sehe. Immer, immer vergleiche ich. Und das Schlimmste: immer sind alle anderen hübscher als ich - in meinem Kopf zumindest. Natürlich weiß ich rational, dass das nicht normal und nicht gut ist. Aber ich komme aus diesen Gedanken und diesen Gefühlen nicht mehr heraus.
Es tut mir nochmals leid für den sehr langen und vermutlich sehr wissen Text. Es gäbe noch so viele Sachen, die ich schreiben könnte, mein Kopf brummt, aber ich belasse es jetzt erst einmal dabei und würde mich freuen, von dem ein oder anderen zu lesen.
Vielen Dank und viele Grüße!
vermutlich wird das ein längerer Text - dafür schon einmal Entschuldigung.
Zunächst ganz kurz zu mir: Ich bin weiblich, 41 Jahre alt, verheiratet (seit 10 Jahren) und habe zwei Kinder. Ich arbeite Teilzeit.
Seit geraumer Zeit fühle ich mich unfassbar schlecht. Mein Selbstwertgefühl sinkt täglich oder auch mal phasenweise in den Keller. Ich weiß eigentlich gar nicht genau wo und wie ich anfangen soll. Es fing vor circa zwei Wochen an, also die schlimme Phase. An einem Samstag war der 40ste Geburtstag des besten Freundes meines Mannes (der auch sein Trauzeuge bei unserer Hochzeit war). Mein Mann druckste schon Wochen vorher auf meine Frage, ob wir da alle gemeinsam hingehen würden, herum. Schlussendlich kristallisierte sich für mich heraus: er war alleine eingeladen. Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht, habe dann über die Tage das Fest sogar vergessen. Der Tag X war da und mein Mann eröffnete mir, dass er um 18:00 Uhr bei der Party sein solle. Ich habe ihn gefahren, da ich unsere Jüngste (4 Jahre alt) sowieso zur Oma zum Übernachten bringen sollte. Da fing es langsam in mir an zu nagen: wenn die Feier um 18 Uhr losgeht, wieso sind dann Partner und Kinder nicht dabei? Bis dahin dachte ich noch an einen Männerabend. Wieder zu Hause habe ich den Abend dann eben allein mit unserer ältesten Tochter (10 Jahre alt) verbracht. Um halb zehn rief mein Mann an, um zu fragen ob alles gut wäre usw. Im Hintergrund hörte ich zig Frauen und Kinder lachen, rufen und reden. Auf meine Fragen diesbezüglich kam wieder nur Gedruckse und ausweichende Antworten (wie: die bleiben eh alle nicht mehr lange. ). Damit fing meine Gedankenspirale an. Er schämt sich für mich. Er will mich nicht dabei haben. Die Stimmung wurde dunkel. Am nächsten Tag konfrontierte ich ihn damit. Ja, er wollte dort alleine hingehen und einen Abend seine Ruhe haben. Ich kenne das nicht von ihm. Wir sagen in der Regel explizit was wir möchten, vorallem wenn es um Freiräume geht. Ja, Kinder sind anstrengend. Er arbeitet Vollzeit und Dreischicht. Auch kein Pappenstiel. Sicher. Wir haben uns ausgesprochen, er war wirklich am Boden, als er erfahren hat, wie ich mich dabei gefühlt habe. Grundsätzlich: er ist ein toller, rücksichtsvoller Ehemann und ein großartiger Vater. Das vorneweg. Wir teilen Hausarbeit gerecht auf.
Und da ist das Problem: es sind kleine Anmerkungen, Aussagen und auch solche Handlungen, die mich ins Schwarze werfen. Gedanklich meine ich. Ich war immer schlank, teilweise sogar dünn. Habe aber in der ersten Schwangerschaft über 25 kg zugenommen (habe vorher viel geraucht, dann natürlich plötzlich aufgehört und das zusammen mit meinen sich da wohl schon abzeichnenden Verstimmungen hat zu Frustessen geführt). Nach der zweiten Schwangerschaft wurde ich noch umfangreicher. Aber: das ist tatsächlich nicht mein Problem - also mein Gewicht. Daran mäkelt nur mein Umfeld herum. Mein Problem sind bestimmte Körperteile, die ich schon immer abgrundtief hässlich fand: meine Brüste und meine breiten Schultern. Die Schultern sind geblieben wie sie immer waren (ja klar, durch den Speck noch etwas breiter), aber die Brüste haben sich richtig verschlimmert. Extreme Gewichtszunahme, Hormone während und nach der Schwangerschaft und insgesamt zweieinhalb Jahre Stillen haben aus meinen eh schon von mir als abstoßend empfundenen Brüsten einen Makel geschaffen, der mich unfassbar runterzieht. Schon als Teenager, als meine Brüste wuchsen habe ich sie versucht zu verstecken, indem ich weite Kleidung trug und mir eine (leider) sehr gebeugte Haltung zugelegt habe. Mein Umfeld reagiert wie wahrscheinlich die meisten reagieren: mit Unverständnis, Ungeduld oder superschlauen Lösungsansätzen. Ich kann nicht mehr aufhören, mich gedanklich damit zu beschäftigen und es macht mich so traurig. Ich bin richtig antriebslos, cancel alle sozialen Verabredungen, google nach BHs, die meine Brüste verstecken könnten. Nun ist es ja auch noch sehr warm momentan und ich habe nicht nur große Brüste sondern sie hängen wie verrückt und sind asymmetrisch. Die Brustwarzen zeigen im 90°-Winkel nach unten. Das heißt natürlich, dass ich gerade dort schwitze wie verrückt. Ich habe zwei Schwestern, eine davon wohnt direkt um die Ecke und ist ein richtiger gertenschlanker Modemensch. Ich habe sie gefragt, ob sie mir evtl. Tipps für gute Sport-BHs geben könnte, meine alten BHs passen mir alle generell nicht oder nicht mehr. Sport-BHs sind für mich die einzige Alternative, sonst blieben mir nur Binder - aber das ginge wohl zu weit. Nun hat sie bei allen Modeplattformen Accounts und war Feuer und Flamme mir etliche BHs zum Probieren zu bestellen. Ich habe ihr als Beispiel zwei Links mit Sport-Bustiers geschickt, die ich tragen würde, in denen ich mich hoffentlich einigermaßen wohlfühlen könnte. Eine Teillieferung kam wohl bereits bei ihr an und sie meinte, sie hätte mir schöne BHs bestellt von auch diversen Dess.. Daraufhin bekam ich innerlich wieder Panik: ich will aber keine Spitzen-Tralala-BHs, weil ich diesen Körperteil eben nicht betonen will. Mein Mann wurde auf meine Bedenken hin genervt bis ärgerlich: Ich solle nicht immer gleich alles negativ reden. Ich fühle mich nicht ernst genommen. Ich fühle mich unverstanden. Jeder meckert an mir herum: du machst nichts aus dir, zieh dies an, zeig was du hast, nimm ab, mach Sport, trage doch mal roten Lippenstift, lass deine Haare offen - immer bindest du sie zusammen, Brust raus, trampel nicht so usw. usf. Jede dieser Bemerkungen bewirkt bei mir aber Folgendes: ein weiterer Schritt zurück in mein Schneckenhaus, eine weitere Welle des Kummers. Ich trage kein Make-Up, früher schon, habe damit aber einfach aufgehört vor etlichen Jahren. Der Gedanke daran mich zu schminken und vorallem abends, wenn ich eh hundemüde bin, wieder abzuschminken erschöpft mich bereits. Ich trage keinerlei Schmuck. Aber ich ziehe schon Kleider an (halt weiter geschnitten, ohne jeglichen Ausschnitt und immer mit Capri-Leggins drunter). Auch daran wird herumgemeckert. Jetzt ist ja eines der Symptome einer KDS: extreme Körperpflege, ständiges Überprüfen im Spiegel. Bei mir ist es aber eben umgekehrt der Fall: ich gucke kaum in den Spiegel, vorallem ab dem Hals abwärts. Ich schmeisse mir was drüber und gehe zur Arbeit z.B. Mein Umfeld meint, ich wäre einfach nur faul und bequem und mache nichts aus mir und lasse mich gehen - ich kann aber nicht anders. Die Vorstellung mich herrichten zu müssen verursacht in mir ein Engegefühl und die Abscheu vor meiner Körpermitte wächst. Und ich möchte einfach um wirklich jeden Preis nicht wahrgenommen werden. Keine Blicke auf mich ziehen. In der Menge verschwinden, wenn ich draußen bin. Ich bin maßlos erschöpft durch das viele dunkle Denken und ertappe mich dabei, dass ich meistens abwesend bin, also gedanklich. Das ist nicht gut für meine Kinder. Und das Zusammenreissen vor anderen macht mich noch müder, noch erschöpfter.
Bin ich einfach in einer depressiven Verstimmung oder habe ich tatsächliche eine KDS?
Ein weiteres übergroßes Problem: ich vergleiche mich rund um die Uhr mit anderen Frauen. Immer. Egal ob ich welche im Internet (Facebook, YouTube) oder eben so sehe. Immer, immer vergleiche ich. Und das Schlimmste: immer sind alle anderen hübscher als ich - in meinem Kopf zumindest. Natürlich weiß ich rational, dass das nicht normal und nicht gut ist. Aber ich komme aus diesen Gedanken und diesen Gefühlen nicht mehr heraus.
Es tut mir nochmals leid für den sehr langen und vermutlich sehr wissen Text. Es gäbe noch so viele Sachen, die ich schreiben könnte, mein Kopf brummt, aber ich belasse es jetzt erst einmal dabei und würde mich freuen, von dem ein oder anderen zu lesen.
Vielen Dank und viele Grüße!
14.07.2023 11:03 • • 14.07.2023 #1
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