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Hallo!

Was mich sehr umtreibt, ist dass ich mich oft frage ob ich depressiv bin (auch nach Diagnose) oder einfach charakterschwach, keinen Ehrgeiz hab?

Ich fühle mich derzeit sehr sehr schlecht, extrem hoffnungslos und freudlos und keine Lust mehr aufs Leben.

Habt ihr in Eurem Umfeld Verständnis für eure Depressionen? Oft denke ich dann, ich muss mich einfach nur zusammenreißen und andere sind auch depressiv und schaffen das. Da es keine objektive Parameter gibt wie Laborwerte oder so, denke ich oft vielleicht gibt es ja gar keine Depressionen und ich bin einfach faul oder hab keinen Durchhaltewillen etc. Leider habe ich da diesbezüglich oft sowas gehört von meinem Umfeld und komme dann ins Grübeln.

LG

05.09.2023 00:11 • 07.09.2023 x 1 #1


25 Antworten ↓


Die Frage stelle ich mir auch immer wieder und wenn ich so in meiner Biografie herumstochere, gedanklich, dann finde ich immer Hinweise auf Faulheit oder ein „den leichteren Weg gehen“. Aber macht das nicht jeder irgendwie? Wer will sich tatsächlich anstrengen, wenn es eigentlich auch einfacher geht? Zum Problem wirds tatsächlich erst mit einer Depression im Gepäck, denn dann grübelt man über solche Sachen, während nicht erkrankte offensichtlich keine Zeit für solche Gedanken verschwenden und neue Definitionen für Faulheit erfinden, wie work life Balance. Dabei ist faul sein wichtig, denn es ist erholsam. Nur sollte man dazu halt auch stehen, was aber in der heutigen Leistungsgesellschaft verpönt ist. Auch Burnout ist ja im Grunde nichts anderes als eine Erschöpfungsdepression, klingt aber so, als wäre man der Hero gewesen und deshalb ausgebrannt, dabei wars vielleicht auch nur Überschätzung der eigenen Möglichkeiten bezüglich dessen, wie Andere über einen denken sollen und meistens erwischt es nicht den Chef, sondern dessen Assistent, denn der Chef weiß, wenn ich zu faul bin, hab ich ja nen Assi, der das macht.

Depression ist eine Krankheit und wer das nicht verstehen kann, dem bleibt nur zu hoffen, dass er nicht selbst daran erkrankt. Für die Dummen unter denen, die Depression nicht kapieren, hab ich den Spruch, „Stell Dir vor, es gibt sowas wie Seelenkrebs und glaub mir, den willst Du nicht haben.“

Rechtfertigen tu ich mich schon sehr sehr lange nicht mehr für meine Depression.

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Depression oder Faulheit

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@Disturbed ich war früher extrem perfektionistisch, wollte immer alles „am besten“ machen, schon in der Schule.

Aber seit einigen Jahren bin ich total antriebslos und schaffe einfach nichts mehr, auch beruflich. Ich frage mich dann oft ob ich faul geworden bin. Ich höre oft, dass man nur wollen muss und sich nicht gehen lassen darf. Ehrlich gesagt macht mich das jedes Mal extrem wütend, wenn schon der Gang zum Zähneputzen einem vorkommt wie eine Weltreise. Nur kommen dann nach solchen Gesprächen immer wieder Zweifel auf, dann denke ich, vielleicht ist es doch Faulheit und ich muss mich mehr anstrengen.

@Krokodil90 vermutlich ist es der eigene Perfektionismus, der sowas befeuert. Ich war immer mein ärgster Kritiker und ja, wohl auch Perfektionist bei Dingen die ich gemacht habe. Es ärgerte mich sogar innerlich, wenn jemand was gut fand, mit dem ich selbst nicht im geringsten zufrieden war. Trotzdem hab ich bei anderen nie Perfektion abverlangt und eher fünfe gerade sein lassen, auch wenn man es hätte besser machen können, meiner Meinung nach. Während ich immer dachte, der hat sich Mühe gegeben und konnte es nicht besser, hab ich für mich unperfektes als ein, da war ich zu faul um es besser machen zu können, als Beurteilung gefunden.

Was es bei Dir auch ist und wenn es Faulheit wäre, dann wärs doch auch mal okay. Muss ja nicht immer so bleiben. Abgesehen davon gibts ja auch Gründe etwas nicht zu tun und eine mangelnde Lust oder eine Gleichgültigkeit, oder ein „wozu soll ich das“ sind ja typische Gedanken, beziehungsweise Verhaltensweisen, die man in der Episode an den Tag legt. Ich kenne das gut, auch bezüglich Zähneputzen oder anderen täglichen Routinen, die ich ohne Depression so nicht zeigte.

@Disturbed das stimmt, ich habe gerade drüber nachgedacht was daran eigentlich so schlimm wäre faul zu sein. Für mich ist Faulheit extrem negativ behaftet, in meiner Familie wurde immer viel Wert auf etwas erreichen gelegt. Nach dem Motto ausruhen und schlafen ist was für faule Leute.

Dazu kommt, dass wir ja auch in einer Gesellschaft leben in der Depressionen oft immer noch mit persönlicher Schwäche behaftet sind. Das ist wirklich schrecklich und macht mich gerade wieder ganz hoffnungslos.

@Krokodil90 vielleicht half mir, anders übers faul sein zu denken, seit Katzen ins Haus kamen. Deren Tagesgeschäft ist rumliegen und faul sein um für 2 Stunden täglich Höchstleistung beim kaputtmachen oder jagen von Dingen parat zu haben und dann noch zeit zum futtern zu erübrigen und das Katzenklo zu frequentieren. Schwäche haben die aber nie gezeigt, vor allem dann nicht, wenn ihnen was nicht passte.

Ausruhen ist Kraft schöpfen für wichtige Dinge, die es zu tätigen gibt. Das hat die Natur so angelegt. Deshalb ist man ja auch eher unfähig was zu leisten, wenn beispielsweise der Schlaf reine Glückssache ist, in einer depressiven Episode. Das Hirn ist der stärkste Verbrenner von Energie im Körper und wenn es dauernd rattert, muss man ja erschöpft sein.
Extrem Sportler können im Flow mental runterfahren um den Muskeln und sonstigem Körpergedöns mehr Energie bereit zu stellen. Nur wenn die Energie verbraucht ist ist sie verbraucht und dann brauchts Ruhe.

Da hast du Recht, so habe ich das noch nie gesehen. Im Gegenteil, muss ich mir leider oft von meinem Umfeld anhören dass ich ja keinen Schlaf brauche wenn ich nichts mache. Aber fühle mich durch das ständige Grübeln oft schon wenige Stunde nach dem aufstehen wieder erschöpft. Wie steht es um deinen Schlaf? Ich werde deine Worte beherzigen und mich auch mal hinlegen jetzt. Wünsche eine gute Nacht!

Zitat von Krokodil90:
Wie steht es um deinen Schlaf? Ich werde deine Worte beherzigen und mich auch mal hinlegen jetzt. Wünsche eine gute Nacht!

Wie Du bemerkt hast, steht es nicht gut, oder besser gesagt, gesund, um meinen Schlaf, denn sonst wäre ich nicht wach. Ich hoffe Du kannst jetzt schlafen und wünsche Dir ebenso eine gute und auch erholsame Nacht.

@Disturbed okay, es hätte ja sein können du hast Nachtschicht oder so und bist deshalb noch wach. Dann hoffe ich sehr, dass auch du Ruhe findest und ein paar Stunden Schlaf wenigstens bekommst noch!

Tja, leider hats mit Schlafen bislang nicht geklappt. Aner der Körper wird sich schon bemerkbar machen, wenn es ohne Ruhephase nicht mehr geht, wie immer.

@Disturbed geht mir leider genauso, nur geruht. Dabei war der letzte Tag so anstrengend…frag mich wie man heute wieder schaffen soll. Ich hoffe du kriegst den Tag gut rum trotzdem.

@Krokodil90 ach schade, dass Du auch nicht schlafen konntest. Gerade weil das die beste Methode ist, wieder Kraft zu bekommen. Zum Glück muss ich nicht irgendwas erledigen, außer Papierkram, der aber noch Zeit hat. Dennoch wäre mir ein vernünftiger Tagesrhythmus lieber.
Gehst Du heute arbeiten?

@Disturbed auf jeden Fall. Gestern hatte ich einen extremen Streit noch, der mich so unter Stress gesetzt hat. Vermutlich hat das auch mit reingespielt weil ich mit einer großen Portion Wut ins Bett gegangen bin.

Legst du dich denn auch mal tagsüber dann hin? Ich kann zum Glück von zuhause ab arbeiten wenn ich möchte.

@Krokodil90 ja, leider kann ich mittlerweile nicht mehr unbedingt bis Abends wach bleiben, was natürlich besser wäre. Ich kann aber auch nicht kontrollieren, wenn ich mich nur mal auf der Couch ausstrecken will, nicht doch einzuschlafen, was natürlich dann wieder dazu führt, zur Schlafenszeit wach zu sein.

@Disturbed das verstehe ich. Ich werde mich bestimmt auch mal ne halbe Stunde hinlegen. Mit keiner Minute Schlaf schaffe ich den Tag sonst nicht heute.

Schlafhygiene ist zwar so ein Thema, aber ganz ohne kriege ich immer so negative Gedanken und die Derealisation wird schlimmer.

@Krokodil90 das eigentlich blöde ist, selbst wenn ich geschlafen habe, fühle ich mich nicht wirklich ausgeruht. Kann dann zwar wach bleiben, aber bin nicht unbedingt leistungsfähig.
Vielleicht schaltet mein Hirn auch nicht mehr ab, weil es so einiges zu verarbeiten zu geben scheint, also Überstunden gefordert sind.

@Disturbed vielleicht ist es auch einfach die Depression, die erschöpft? Früher kam ich mit Schlafmangel auch besser klar aber heute bin ich sofort sehr abgeschlagen wenn ich zu wenig bekomme. Gott sei Dank ist der Tag bald rum und man kann schlafen gehen…
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@Krokodil90 Hallo das mit deinen Symptomen hat nichts mit Faulheit zu tun das sind klare symtome der Depression und so geht is vielen hier im forum freudlos antriebslos man denkt man ist faul aber man kann einfach mit dieser Krankheit nicht anders....

Danke, ich hoffe es sehr…manchmal denke ich ich bin selbst schuld aber irgendwie stimmt es ja dass es eine Krankheit ist

Zitat von Krokodil90:
Hallo! Was mich sehr umtreibt, ist dass ich mich oft frage ob ich depressiv bin (auch nach Diagnose) oder einfach charakterschwach, keinen Ehrgeiz hab? Ich fühle mich derzeit sehr sehr schlecht, extrem hoffnungslos und freudlos und keine Lust mehr aufs Leben. Habt ihr in Eurem Umfeld Verständnis für eure ...

Ich habe in meinem Umfeld teilweise Verständnis für die Depression, wobei auch das nicht immer überall der Fall ist, es gibt diese und jene.

Eins weiß ich aber auch mit Sicherheit, es gibt die Depression und sie betrifft mich.
Dass es keine Parameter für Depressionen gibt, ist so auch nicht ganz richtig. Es gibt Studien, die eine Hirnveränderung aufweisen.
Aber das Thema ist zu kompliziert.

Was gibt dir das Gefühl, einfach nur Faul zu sein?

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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