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Hallo zusammen,

meine Frage ist eigentlich nur, ob ihr das auch kennt:

Ich war jetzt 5 Jahre in Therapie wegen GAS und wurde letztes Jahr fertig. Meine GAS hab ich wie ich meine gut im Griff. Meine Therapeutin und ich sind uns einig das sie mich immer begleiten wird, da ich ein sehr vorsichtiger und alles im Blick habender Mensch bin. D.h. ich habe immer einen prüfenden Blick auf meinen Körper oder auf meine Familie. Meine größte Angst ist die Krebsangst. Mit dieser Angst bin ich schon 1.000 Tode gestorben. 2 Jahre bevor ich mit meiner Therapie fertig war, kam plötzlich auch die Depression zum Vorschein. Die haben wir aber gar nicht so stark in die Therapie mit einbezogen, da meine Angst einfach immer das Schlimmste war. Ich hatte eigentlich seit ich 16 Jahre alt bin mit meiner Psyche zu kämpfen. Mal mehr mal weniger. Bin jetzt 44 Jahre alt, sehr glücklich verheiratet und habe zwei Kinder, 21 und 14.

Welche Depression ich genau habe, weiß ich nicht, es gibt ja verschiedene Formen. Ich habe so das Gefühl, das es einen Tag besser ist und dann wieder schlechter, aber nicht so richtig schlecht. Ich kann auch lachen und fröhlich sein, aber das ist, so habe ich das Gefühl, nur in diesem Augenblick da und dann ist wieder alles wie vorher. Mir wird vieles schnell zu viel. Mein Antrieb ist nicht der Beste und wenn ich mal mehr mache, dann bin ich oft schnell wieder kaputt. Und wenn ich wirklich mal einen Tag hatte, an dem ich vieles tun konnte, dann sind die nächsten Tage wieder nicht so toll. Dann ist mir wieder alles zu viel.

Ich bin auch unruhig und nervös, z.B. wenn wir Karten spielen. Bin auch gerne alleine. Laute Geräusche tun mir oft richtig weh. Ich kann mich auch nicht so gut Konzentrieren und mag keine Spiele wo ich mit dem Kopf dabei sein muss. Ich habe das Gefühl, ich muss an jedem Tag aufpassen, das ich nicht überfordert werde. Das ist so anstrengend. Manchmal denke ich mir, wenn ich doch einfach nur einen Schnupfen hätte, dann könnte ich mich ausruhen, aber mit einer Depression mach ich das nicht. Man sieht ja nichts .Ich habe dann das Gefühl, ich übertreibe ja nur, so schlimm ist es ja nicht. Und wenn ich dann wieder zu viel gemacht habe, geht es mir wieder schlecht. Irgendwie weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll.

Ich nehme gegen die Ängste Escitalopram und gegen die Depression Bupropion. Sie helfen mir auch.
Eigentlich möchte ich nur ein normales Leben haben, nicht jeden Tag niedergeschlagen sein und ohne dieses Ungute Gefühl, als ob doch noch irgendwas passiert.

Kennt das jemand von euch. Was macht ihr dagegen?

Ich habe eigentlich schon das Gefühl etwas zu tun, ich gehe einkaufen, mache den Haushalt so gut es geht, und versuche alles zu machen obwohl es nicht immer leicht ist. Ich sperre mich jetzt nicht unbedingt zu Hause ein. Ich gehe gerne Essen und ins Kino, was ja jetzt leider nicht möglich ist. Und trotzdem habe ich das Gefühl das es nie anders sein wird. Immer ist dieses Ungute Gefühl und Freudlosigkeit an meiner Seite. Es ist schon sehr lange her, das ich in der Früh einmal die Augen aufgemacht habe und mich einfach nur glücklich und frei und ohne Sorgen gefühlt habe.

Vielleicht kennt das jemand von euch und hat ein paar Tipps was man noch machen könnte.
Ist das alles überhaupt eine Depression? Das ist alles so. .ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll.

Schöne Grüße

17.01.2021 22:27 • 18.01.2021 x 3 #1


18 Antworten ↓


Dieser Text hätte von mir sein können. Ich bin auch schon seit über 20 Jahren mit Depressionen und etwas später mit einer Angststörung behaftet. Habe auch schon einige Therapien und Klinikaufenthalte hinter mir. Leider haben sie mir nicht langfristig geholfen. Jetzt ist auch noch eine Panikstörung dazu gekommen. Ich habe viel allein geschafft, es geht mir zwar besser, was die Depression betrifft, aber nach viel Arbeit ist die Angst jetzt wieder präsent. Allerdings nehme ich sie so an, wie sie ist und versuche, nicht jedes Symptom als Schlimmstes zu bewerten. Denn ein Ärztemarathon habe ich hinter mir. Eine Untersuchung steht noch bevor, die mir auch Angst macht. Aber auch das werde ich irgendwie überstehen - Gedanke, der in der Zukunft liegt - also dient er mir nicht.
Bin auch schnell überfordert und spüre oft nicht, wann ich eine Pause brauche, wenn ich mitten im Tun bin. Da sollte ich noch besser auf mich hören.
Was mir hilft ist, mich auf das Positive zu fokussieren. Geführte Mediationen, Einschlaf-Affirmationen, Entspannung und Phantasiereisen. Ich versuche, jeden Moment so anzunehmen, wie er ist bzw. eine Situation so anzunehmen, wie sie ist, denn sie ist ja sowieso schon so, wie sie ist. Alles, wovor man Angst hat, liegt ja in der Zukunft. Da die Zukunft aber nur im Kopf statt findet, ist es unnötig, sich zuviel Sorgen zu machen. Das Hörbuch Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle haben mir viel Aufschluss gegeben. Ich versuche nicht mehr gegen die Angst oder die Depressionen anzukämpfen, das bringt mich nicht weiter, eher im Gegenteil.

A


Depression leicht und doch jeden Tag quälend- kennt ihr das?

x 3


Danke -IchBins- für deine Worte. Es tut gut zu hören, das ich nicht alleine bin. Deine Worte bauen mich auf und deine Tipps werde ich versuchen umzusetzen. Ich habe mit dem Annehmen von Situationen so meine Schwierigkeiten. Manchmal bin ich dann einfach nur frustriert, weil ja eh nix hilft. Aber ich bleibe dran und der Austausch mit Gleichgesinnten tut wirklich gut. Sonst fühlt man sich oft einsam mit seiner Krankheit, da Außenstehende sie nicht verstehen. Was ich auch gut nachvollziehen kann. Manchmal verstehe ich mich ja selbst nicht, oder wie du auch schreibst, wir kennen nicht wenn es zu viel wird.

@-IchBins- seit 20 Jahren depressive Episoden, oft schnell müde.
Zum Glück habe ich die Angststörung nur während der Episode, danach ist sie weg.

Hab akzeptiert, dass mich die Depression und die Auslöser mich bis zum Ende meines Lebens begleiten werden.

Versuche mich schnell von stressigen Situationen zu lösen o von Menschen, die mir nicht guttun.

So ist das leider. Soll nicht oberflächlich gemeint sein aber ich kann mir durch toxisches Verhalten keine Neue Episode leisten, gerade jetzt im Lockdown sind viele genervt und frustriert und lassen das manchmal an den falschen Personen aus.

Ich mache täglich 30 min Sport in der Wohnung. Lese viel und koche gern. Fühlt mich sehr gut im Moment.

Könnte an der Akzeptanz liegen, wie du mit deiner Problematik umgehst. Akzeptanz heisst nämlich, nicht zu erwarten, dass alles funktioniert, sondern man bewusst kleine Brötchen backen darf, weil eben eine Problematik besteht.

Ich vergleiche das mit einer Diabeteserkrankung. Da muss auch auf vieles geachtet werden und erfordert Disziplin. Wir müssen sogenannte Psychohygiene anwenden und akzeptieren, dass auch das Disziplin erfordert.

@portugal
Ich glaube, einen Diagnose wegen Depressionen hatte ich 1997. Die Angststörung etwas später, als eine nahestehende geliebte Person starb. Von oberflächlichen Menschen habe ich mich auch schon längst verabschiedet. Dann bin ich auch lieber allein, als mich mit derartigen Leuten noch herumzuquälen.

@Icefalki
da kann ich nur zustimmen, manchmal verfällt man wieder in die Bewertungsschiene, aber ich merke es zumindest. Es ist wichtig, daran nicht zu verzweifeln, sondern sich auch dann eingestehen, wenn es mal wieder nicht so gut läuft.

@Katwiesel
Du bist nicht allein. Das Annehmen ist auch eine Übungssache, es wird auch nicht sofort klappen, aber Schritt für Schritt kommen auch mal Erfolgserlebnisse.

Zitat von -IchBins-:
Bewertungsschiene


Und die vergleicht immer nur einen gesunden Zustand. Bei uns darf aber gesund anders interpretiert werden. Gesund für uns sind alle Massnahmen, die wir treffen dürfen, um unser seelisches Gleichgewicht zu bewahren. Also Pausen, schöne Dinge, deutlich weniger Leistungsdruck und Selbstliebe. Wenig Beachtung dessen, was als Norm angenommen wird. Eigene Normen erstellen und bewusst und gewollt damit leben. Den Kopf aufrichten und vollkommen gelassen sagen: Meine Macke, mein Leben und das darf so sein.

Zitat von -IchBins-:
Bewertungsschiene


Und die vergleicht immer nur einen gesunden Zustand. Bei uns darf aber gesund anders interpretiert werden. Gesund für uns sind alle Massnahmen, die wir treffen dürfen, um unser seelisches Gleichgewicht zu bewahren. Also Pausen, schöne Dinge, deutlich weniger Leistungsdruck und Selbstliebe. Wenig Beachtung dessen, was als Norm angenommen wird. Eigene Normen erstellen und bewusst und gewollt damit leben. Den Kopf aufrichten und vollkommen gelassen sagen: Meine Macke, mein Leben und das darf so sein.

Oh, doppelt gemoppelt.

Zitat von Icefalki:
Oh, doppelt gemoppelt.


kann passieren, hält aber besser

@Icefalki
Bei deinen Worten wegen der Bewertungsschiene hatte ich richtig Gänsehaut. Von der Seite habe ich es noch gar nicht gesehen. Ich vergleiche mich immer nur mit gesunden. Aber wie du schon schreibst, ich habe ja eine Krankheit und so darf ich mich selber auch behandeln. Der Gedanke hat mich jetzt wirklich beruhigt und hilft mir sehr. Dankeschön

@-IchBins- Ich werde es mir zu Herzen nehmen und an mir arbeiten. Danke für die tollen Tipps

Zitat von Katwiesel:
so darf ich mich selber auch behandeln


Mir hat das ganze Welten geöffnet. Jeder will gesund sein. Aber man kann auch gesund krank sein.

Vielen von uns ist überhaupt nicht klar, wie sehr uns psychische Probleme auch bereichern können. Man setzt sich mit sich selbst auseinander, bekommt also ein Selbstbewusstsein, lernt eigene Grenzen kennen, und Grenzen zu setzen, wird tiefgründiger und verliert Oberflächlichkeit.

Wenn das nicht positiv ist? Negativ ist, dass wir dazu gezwungen wurden und ja, empfindliche Seelchen dürfen ruhig gepflegt werden. Und diese Empfindsamkeit kann manchmal runterziehen, wenn man sie nicht versteht. Machen wir nimmer, denn wir sind trotz allem, oder gerade deswegen sehr wertvoll.

Toll beschrieben @Icefalki ,vor allem leben viele Menschen unbewusst. Manche erkranken dann daran.

Zitat von Icefalki:
Vielen von uns ist überhaupt nicht klar, wie sehr uns psychische Probleme auch bereichern können


Da kann ich Dir zustimmen. Ich freu mich auf jeden neuen Tag und genieße ihn. Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man nur noch sterben will, weil man keinen Ausweg sieht. Ich freu mich auch so über Kleinigkeiten....

Zitat von portugal:
Ich freu mich auf jeden neuen Tag und genieße ihn.

Ich glaube das habe ich schon Jahre nicht mehr gemacht. Ich wache immer nur mit einem unguten Gefühl auf denke eigentlich nur das ich mich auf Abends freue. Da gehts mir immer besser. Aber ich werde es mir zu Herzen nehmen und daran arbeiten.

Bist du schonmal auf den Zusammenhang von Hormonen und Depression gestoßen? Ich selbst bin ü40 und denke bei solchen Stimmungen auch an die Wechseljahre mit ihren vorauseilenden Hormonumschwüngen. Hier wäre ein Gynäkologe der richtige AP.

Zitat von Katwiesel:
Ich glaube das habe ich schon Jahre nicht mehr gemacht. Ich wache immer nur mit einem unguten Gefühl auf denke eigentlich nur das ich mich auf Abends freue. Da gehts mir immer besser. Aber ich werde es mir zu Herzen nehmen und daran arbeiten.


Nimmst du denn Antidepressiva?

Genauso ist es, wenn man depressiv ist, der Morgen ist das Schlimmste, weil Du quasi den Tag überstehen musst.
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Ich las gerade, Du nimmst welche.

Vielleicht müssen sie ein wenig angehoben werden?

Die Escitalopram haben wir jetzt erhöht, da die Angst wieder schlimmer war. Die helfen jetzt wieder gut. Und die Bupropion hab ich vor kurzem versucht weniger zu nehmen, aber das ging nicht gut. Jetzt nehme ich wieder die normale Dosis. Dadurch ist es leicht besser geworden. Ich muss aber eh wieder zu meiner Psychiaterin und werde das ansprechen. Evtl. schadet es ja wirklich nicht, zu erhöhen oder zusätzlich ein Medikament zu nehmen.

An Wechseljahre hab ich jetzt noch nicht gedacht. Ich denke da bin ich noch nicht drin. Aber ich kann meine Ärztin beim nächsten Termin mal drauf ansprechen. Danke für den Tipp.

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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