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Hallo zusammen,
als passiver Mitleser habe ich mich eben registriert, weil ich meinen Gedanken Lift machen möchte bzw. muss.

Seit vielen Jahren leide ich unter Depressionen. Was damals 2004 als Panik- und Angststörung begann (und mittels kognitiver Verhaltenstherapie gut im Griff), hat sich über die Jahre zu einer handfesten Depression entwickelt.

Zu lange hatte ich das „Gefühl“ dass ich eben privat wie beruflich stark eingespannt und gefordert bin. Und nach meiner Burnout Diagnose zu Ostern 2024 hat es vor sechs Wochen einen Schlag getan und ich habe mich krankgemeldet. Es ging einfach nichts mehr. Seit langem kann mich kaum konzentrieren mich fokussieren, habe kreisende Gedanken und starre Abends wenn meine Frau und Tochter schlafen oftmals nur noch ins Leere, bevor ich mich ins Bett schleppe und mithilfe von Melatonin zumindest versuche ein- und durchzuschlafen.

Glücklicherweise konnte ich einen Therapieplatz finden und hatte nun nach dem Erstgespräch meine zweite Sitzung. Schnell stellte meine Therapeutin fest - es ist 5 vor 12. Es wird ein langer Weg, eine Biografische Aufarbeitung wird folgen und ich werde keine leichte Zeit vor mir haben.

Um dabei zu unterstützen, wurde mir Sertralin 50mg verschrieben. Da ich am Herzen einen diagnostizierten Rechtsschenkelblock habe, hat meine Hausärztin heute ein EKG durchgeführt. Darin ist erkennbar dass meine QT-Zeit etwas verlängert ist. Um hier möglichst keine Nebenwirkungen zu erzeugen soll ich nun erstmal zwei Wochen mit 25mg starten, anschließend folgt ein erneuter EKG Termin und wenn dann keine Veränderungen in der QT-Zeit zu sehen sind, kann ich auf 50mg gehen.

Und auch wenn ich lese dass Sertralin eigentlich nicht die QT-Zeit beeinflussen sollte, bin ich doch schon relativ nervös. Das Medikament liegt hier und ich möchte morgen früh starten.
Es ist perplex dass ich vor etwas Angst habe, dass mir eigentlich die Angst nehmen sollte.

Hat hier jemand schon Erfahrungen in der Einnahme von Sertralin gerade in der Kombination mit einem Rechtsschenkelblock gemacht? Gerade in dieser Hinsicht heißt es ja, dass Sertralin sehr gut verträglich sei.

P.S: Falls es der Zufall so will und jemand genau morgen auch mit der Einnahme bzw. dem Einschleichen starten möchte - wir können es gerne gemeinsam machen und uns austauschen.

Ich freue mich auf Eure Antworten.

PapaPsychic

12.11.2024 20:40 • 14.11.2024 #1


13 Antworten ↓


@PapaPsychic

Hallo PapaPsychic,

wie es der Zufall will, habe ich gerade nach einem Depressionsforum gesucht und Deine Frage gelesen. Habe mich gerade angemeldet, damit ich Dir antworten kann.

Ich nehme seit ein paar Monaten Sertralin. Meine QT-Zeit ist auch etwas verlängert, aber seit der Einnahme von Sertralin ist bei mir keine Verschlechterung eingetreten. 25 mg sind nicht so viel und wenn Du vor der Erhöhung wieder ein EKG schreiben lässt, bist Du auf der sicheren Seite.

Liebe Grüße
Raindrops

A


Das erste Mal Sertralin Und ein bisschen Bammel

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@Raindrops
Hallo Raindrops,

das ist ja tatsächlich ein Zufall! Kommt dies bei Dir ebenfalls von einem Rechtsschenkelblock?
Musst Du aber natürlich hier nicht beantworten, wenn Du das nichts magst
Nach dem EKG heute sagte meine Ärztin Ja, die QT-Zeit ist verlängert, aber das sollte keinen Einfluss haben, da Sertralin dahingehend sehr gut verträglich ist.

Bei welcher Dosierung bist Du mittlerweile angelangt?
Und wie erging es Dir in den ersten Tagen / Wochen?

Liebe Grüße,
PapaPsychic

Hallo,

Ich habe einen Rechtsschenkelblock und einen AV Block 1. Grades, seit 27 Jahren. Habe bisher 2x Sertralin genommen 1x 1,5 Jahre und 1x 8 Monate. Alles schick, nie Probleme gehabt.

Antidepressiva wie Sertralin habe ich mal probiert, aber für mich nicht als sinnvoll empfunden. Wenig Positive Wirkung aber reichlich Nebenwirkungen. Ich würde sie nur für mich in Erwägung ziehen wenn ich komplett verzweifelt wäre und keinen anderen Ausweg hätte. Ich nehme nur ab und zu Bedarfsmedikamente gegen meine Panik. Psychotherapie hat mehr für mich getan als Medikamente.

Jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber wenn die Therapeutin dir sagt, dass es 5 vor 12 ist, spricht das eher für die Notwendigkeit zusätzlich einen teilstationären und/oder vielleicht sogar einen stationären Klinikaufenthalt durchzuführen.

@PapaPsychic

Ich habe ein erworbenes Long-QT-Syndrom.

Bin jetzt bei 100 mg. Bei mir hat es am Anfang total auf den Darm geschlagen. Ich hatte ein paar Wochen starke Durchfälle. Aber inzwischen ist alles wieder okay.

Klar, Antidepressiva sind starke Medikamente, aber wenn Du eine schwere Depression hast, würde ich persönlich es damit versuchen und auch - wie Donnie Darko schreibt - die Möglichkeit eines Klinikaufenthalts im Hinterkopf behalten.

Zitat von Lange-2024:
Hallo, Ich habe einen Rechtsschenkelblock und einen AV Block 1. Grades, seit 27 Jahren. Habe bisher 2x Sertralin genommen 1x 1,5 Jahre und 1x 8 Monate. Alles schick, nie Probleme gehabt.

Hallo und Guten Morgen Lange,
vielen lieben Dank für Deine Antwort!
Das macht mir viel Mut, dass ich mir an dieser Stelle keine Sorgen machen sollte.
Mittlerweile brauchst Du das Sertralin nicht mehr?
Wie erging es Dir im allgemeinen damit?

Zitat von Donnie_Darko:
Antidepressiva wie Sertralin habe ich mal probiert, aber für mich nicht als sinnvoll empfunden. Wenig Positive Wirkung aber reichlich Nebenwirkungen. Ich würde sie nur für mich in Erwägung ziehen wenn ich komplett verzweifelt wäre und keinen anderen Ausweg hätte. Ich nehme nur ab und zu Bedarfsmedikamente gegen ...

Guten Morgen Donnie Darko,
ich danke Dir für Deine Nachricht.
Ich gebe Dir vollkommen Recht, man sollte hier schon abwägen, ob es Sinn macht, gleich zu Medikamenten zu greifen.
Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich meine Depression schon jahrelang teils ignoriert habe - immer mit dem Gedanken So schlimm ist das nicht, das wird schon wieder. Den Scherbenhaufen habe ich jetzt.

Meine Therapeutin sagte mir jedoch, ich solle zuversichtlich sein. In Kombination Therapie mit begleitender Medikamentation werden wir dieses Thema in den Griff bekommen.

Und auch ich bin in Sachen Medikamente, gerade was Antidepressiva angeht war ich immer sehr zurückhaltend und habe tatsächlich bislang auch nie welche eingenommen. Meine Panikattacken aus den Jahren 2003-2012 habe ich ohne Medikamente, kognitiver Verhaltenstherapie und Konfrontationstherapie gemeistert.

Ob ich bei der jetzigen Lage das auch könnte, weiß ich nicht. Vieles habe ich versucht, aber nichts hat mich so wirklich weitergebracht bzw. bin ich immer wieder zurückgeworfen worden.

Liebe Grüße,
Papa

Zitat von Raindrops:
@PapaPsychic Ich habe ein erworbenes Long-QT-Syndrom. Bin jetzt bei 100 mg. Bei mir hat es am Anfang total auf den Darm geschlagen. Ich hatte ein paar Wochen starke Durchfälle. Aber inzwischen ist alles wieder okay. Klar, Antidepressiva sind starke Medikamente, aber wenn Du eine schwere Depression hast, würde ich ...

Ah ok, stimmt das gibt es ja auch. Das ist natürlich nervig dass es auf den Darm geschlagen hat, aber zumindest war es dann nach ein paar Wochen wieder vorbei. Und solange Du anderweitig von weiteren NW verschont geblieben bist, ist das doch super!

Die Thematik mit einem Klinikaufenthalt bzw. einer Kur habe ich mit meiner Hausärztin besprochen. Sie sagte mir dass das prinzipiell auch möglich ist, allerdings wenn vorher alle weiteren Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und nicht zum Erfolg führten. Das heißt der jetzige Weg über die Gesprächstherapie inkl. Medikation muss erstmal gegangen werden.
Und ich hoffe natürlich dass ich danach keine weiteren Anläufe mehr brauche.

Liebe Grüße,
Papa

Und ein kleines Update von mir - ich habe heute, dem 13.11.2024 um 7:30 Uhr die ersten 25mg eingenommen.
Ich war davor ehrlich gesagt doch ein klein wenig aufgeregt, ich denke aber das ist normal.
Gerne poste ich hier immer wieder kleine Updates, wie es mir geht, ob ich ggf. NW verspüre und was es im allgemeinen mit mir macht

Für den ersten Tag mit 25mg Sertralin abschließend mein Eindruck: Bis auf eine anfänglich doch sehr starke Müdigkeit (und relativ wilde Träume anschließend) verspüre ich keine weiteren nennenswerten Nebenwirkungen. Das ist für mich schon mal ein sehr beruhigender Einstieg. Zwar habe ich den Tag über auch hämmernde Kopfschmerzen, jedoch bin ich allgemein gerade mit Halsschmerzen und Rachenentzündung angeschlagen, da wird das ziemlich sicher daher kommen, zumal sich die Kopfschmerzen schon gestern Abend - also vor der ersten Einnahme angekündigt haben.
Da ich nun erstmal nicht mit Thomapyrin und Ibu's handeln darf, habe ich heute 2x 500mg Paracetamol, was soweit auch etwas wirkt. Ich denke die Halsschmerzen sollten sich dann auch bald mal wieder verziehen.

Meine Therapeutin wollte mir zusätzlich zu dem Sertralin auch Mirtazapin für Abends empfehlen.
Allerdings hat meine Hausärztin dies erstmal aussen vor gelassen, wir sollen ja nicht gleich komplett mit zwei Medis einsteigen.
Da ich aber aktuell mit Einschlafstörungen zu kämpfen hatte, habe ich hierzu Abends 3mg Melatonin zu mir genommen, was auch gut geholfen hat. Kann ich dies auch in Verbindung mit dem Sertralin nehmen?

Ja, es ist der erste Tag aber sollten sich keine all zu krassen Nebenwirkungen breit machen, bin ich sehr zuversichtlich, hier den richtigen Weg eingeschlagen zu sein.

@PapaPsychic Ich habe leider ein paar Nebenwirkungen gehabt was mich super genervt hat. Starkes Schwitzen, verstärkter Tremor und leider Gewichtszunahme. Aber gegen meine Angst hat es wirklich gut geholfen und ich würde es dennoch jederzeit wieder nehmen. Bin aber stabil im Moment.

Ich habe zu Beginn der Einnahme fast nur geschlafen, solche bleiernde Müdigkeit kannte ich nicht.
Nach 1 Woche hatte ich auf 50 erhöht und kurz danach habe ich schon merklich Verbesserungen gespürt. Drücke dir die Daumen, dass es dir hilft und dir besser geht.

@PapaPsychic

Ja, Du kannst Melatonin zusammen mit Sertralin nehmen. Ich nehme es auch zum schlafen.

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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