Leseratte52
ich habe grad eine Therapiesitzung hinter mir, die mich sehr aufgewühlt hat. Es ist meine erste Therapie, es fanden zuvor bereits Versuche meinerseits anderswo statt, aber die jeweiligen Therapeuten meinten immer, ich hätte das ja eh alles im Griff, sie wüßten nicht, was sie für mich tun könnten.
Nun war ich froh, endlich einmal jemanden, dieses Mal eine Frau, gefunden zu haben, die sich 'mit mir abgeben' möchte.
So richtig gut ging es auch bei den Vorgesprächen schon nicht, aber ich dachte da muß ich durch, es soll ja kein Spaziergang werden.
Eigentlich wollte ich heute als erstes einmal fragen, wie so eine Therapie abläuft, was da nun von mir erwartet wird. Aber so weit kam ich garnicht, sie hat mich gleich konfrontiert mit der Anklage, ich würde 'ja schon ganz schön viel Zeugs nehmen'. Wobei ich an 'Hämmern' nur eine niedrige Dosis Tavor nehme, alles andere ist pflanzlich und das weiß sie auch. Zum Xten mal war ich genötigt ihr zu erklären, daß ich natürlich dies und das ausprobiere, was sollte ich denn machen, ich war mit meinem Problem bis dato alleine und irgendwie mußte ich mir ja versuchen zu helfen, und daß das nicht ideal ist weiß ich selber, deswegen bin ich ja da.
Und wieder, wie beim letzten Mal, der Vorwurf, daß ich auf die alternative Medikation der Nervenärztin nicht eingegangen bin, und wieder die Erklärung von mir warum das so war, weil ich eben im Beipackzettel zwei Kontraindiktionen gefunden habe.
Dann ließ sie noch durchblicken ich würde mehr an Chemie nehmen als ich zugeben würde.
Da war ich schon ziemlich gekränkt, weil ich das alles als so ungerechtfertigt und auch sinnlos empfand. Vor allem weil wir genau dieselbe Diskussion bereits hatten.
Nur der Vorwurf des 'Lügens' war mir neu.
Dann ging es weiter mit meinem Problem, daß ich extrem lärmempfindlich bin, was sich seit dem Tod meines Lebensgefährten sehr gesteigert hat.
Ich habe auch, bin ja nicht ganz blöd, mittlerweile herausgearbeitet warum mich grad Kinderlärm so stört, nämlich weil ich selbst als Kind immer mit 'pscht' und 'sei leise' etc. zur Ordnung gerufen wurde und die Kinder heute dürfen sich brüllend auf den Boden werfen und es ist völlig in Ordnung.
Also ich WEISS das alles, und habe aber dennoch meiner Meinung Ausdruck verliehen, daß ich es schon ok finde, daß es Regeln gibt, und daß ich schon finde, daß man sich dann auch an diese halten sollte. Zum Beispiel was Musikhören vom Handy in der U-Bahn betrifft.
Da wurde sie dann richtig grantig. Daß es hier nicht darum ginge, daß die Welt sich an mich anzupassen hätte sondern ICH müsse mich anpassen und schauen, wie ich mit meinem Problem umgehe und fertig werde.
Das war mir ebenfalls klar, und ich habe dann auch versucht, ihr von bereits erprobten Lösungsstrategien meinerseits zu berichten, beispielsweise wenn ein Baby schreit dann denke ich: Oh, das arme Kind, dem tut jetzt bestimmt was weh und es kann nix sagen oder es hat Hunger. Dann stört mich das Geschrei schon viel weniger weil ich mitfühlen kann.
Dennoch geriet das Gespräch mit der Therapeutin immer mehr aus den Fugen, ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe, ich war dann schon ganz kleinlaut weil sie immer ärgerlicher wurde, und hab sie dann gefragt, was ich denn machen solle. Um mit dem Ärger umgehen zu lernen.
Da ist sie wieder patzig geworden: Sie hätte ja nun keinen Hut hier den sie ausschütten könnte und mir Lösungen vorlegen!
Ich hab echt nicht mehr gewußt was ich sagen soll.
Also, ich hab dann schon gesagt, daß ich das echt nicht in Ordnung finde, wie sie mir mit redet.
Sie hat mir dann erklärt, daß sie ärgerlich ist, weil ich nicht einsehen wolle, daß mein Problem an MIR liegt und nicht an meinem Außenherum.
Dabei stimmt das doch garnicht.
Ich hab dann garnix mehr gesagt.
Sie hat dann noch ein paar Fragen gestellt und die Zeit war dann eh um.
Ob ich dennoch nochmal komme wollte sie wissen.
Ich hab ja gesagt, weil ich ja schon möchte, daß ich wieder gut schlafen kann, und dafür tue ich was nötig ist.
Auch wenn es wehtut.
Andererseits hab ich dann den ganzen Heimweg geheult und frage mich nun, ob ich einfach überempfindlich bin - ich komme mir vor wie damals im Turnunterricht wo ich mir alle Mühe gegeben habe, aber die Lehrerin immer stinkig mit mir war weil sie nicht begreifen konnte, wie man so unsportlich sein kann.
Auch finde ich es unprofessionell, dem Klienten gegenüber so ärgerlich zu werden, vor allem wenn derjenige sich keineswegs unangemessen verhält sondern nur versucht zu verstehen, was man eigentlich von ihm will.
Was sagt ihr dazu. Ist sowas normal? Ist das der Sinn einer Therapie, daß man verletzt wird, damit man da auch selber reingehen kann und schauen, was passiert ist und damit dann weiterarbeitet?
Ich hock halt jetzt alleine damit da. Und finde es total NICHT ok was da gelaufen ist.
Für erklärende Worte eurerseits wäre ich sehr dankbar, ihr kennt euch sicher mit Therapien besser aus als ich.
27.10.2016 17:45 • • 08.01.2017 #1