ShoIchi89
ich schätze ich bin hier nur eine von vielen, die sich ein paar Sorgen von der Seele reden wollen. Ich hab erst überlegt ob ich meinen ersten Beitrag in der Sparte Einsamkeit posten sollte, aber sich vorzustellen ist ja auch wichtig, nicht?
Ich bin ein durchschnittliches Mädel, mittlerweile 29 Jahre alt (und hasse es, weil der Großteil der Menschheit damit gleich gewisse Erwartungen in punkto Selbstständigkeit, Verhalten, etc. stellt) und lebe in der schönen, überteuerten Stadt Potsdam. Ich bin vor 3 Jahren extra aus dem Ruhrpott hierher gezogen und habe meine Freunde zurückgelassen, um die allgemein gesellschaftlich festgelegte To-do-Liste weiter abzuarbeiten. Durch die Schule hab ich mich gekämpft, hab auch im Abi die schönste Zeit meines Lebens gehabt mit Leuten, die mich mit meiner Schwerhörigkeit und den damit einhergehenden Eigenarten akzeptiert haben. Das Studium danach war nichts weiter als der Versuch, die Liste weiter abzuarbeiten und mich irgendwie durchzumogeln, aber ich hab schnell festgestellt dass ich entweder zu blöd oder zu ungeschickt bin, um neue Kontakte zu knüpfen, also war der Versuch auch schnell vorüber.
Jetzt mache ich eine Ausbildung in Potsdam. Hab einmal mehr alles hinter mir gelassen, völlig neu angefangen. Und ich bereue es, wie sonst nichts zuvor. Ich quäl mich durch eine Ausbildung, die mir nicht liegt (Büromanagement...ich mag weder telefonieren noch dumme Kalkulationen aufstellen oder irgendwelche Gemeinkosten auf einen einzigen pseudo-hergestellten Gegenstand runterrechnen) und jetzt steh ich kurz vor den Prüfungen und heul mir in der Woche an mindestens 3 Tagen die Augen aus dem Kopf.
Freunde hab ich...keine/eine? Eine Freundin, die auch an meiner Schule lernt hab ich in London bei nem Praktikum kennen gelernt, aber ich fühl mich trotzdem einsam. Ich hab keinen mit dem ich reden kann / niemanden dem ich meine Sorgen aufbürden will. Meine liebevollen Eltern meinen, ich schaff das schon alles und treiben mein schlechtes Gewissen nur noch weiter in die Höhe und die Lehrer kümmern sich nen schei., selbst wenn sie sehen dass es ihrer Schülerin schlecht geht.
Am liebsten würd ich alles hinschmeißen. Einfach von heut auf morgen nicht mehr zur Arbeit kommen, nicht mehr zur Schule gehen, mich nur noch in meiner winzigen Wohnung verbarrikadieren und irgendwie wieder zu mir selbst finden.
Aber wie, wenn man nicht weiß was man will? Sowas wie Zukunftsvorstellungen hab ich nicht. Was immer mich interessiert ist nach wenigen Wochen wieder uninteressant. Ich weiß nie worüber ich mit Leuten sprechen soll, aber ich wünsche mir Freunde, die mich in den Arm nehmen wenns mir schlecht geht und mit denen ich was zusammen machen kann. Aber stattdessen hock ich nur in meiner Bude, in der ich mich nicht wohl fühle, quäl mich zur Arbeit, auf der ich mich fehl am Platz fühle und träume von langen Reisen in fremde Länder, anstatt einfach die Koffer zu packen und zu gehen. Und anstatt mich einfach auf den Allerwertesten zu setzen und zu lernen, krieg ich jedes Mal fast das Heulen wenn ich nur an die bevorstehenden Prüfungen denke und dann ist jeder Elan weg, den Kopf in die Bücher zu stecken.
Wie lernt man etwas, was man nicht lernen will? Wann immer ich diesen bescheuerten Buchhaltungsquark sehe, krieg ich gleich ne Blockade im Kopf und muss mich vom Heulen ablenken, dann ist nichts mehr mit Aufpassen und lernen.
Ob ich depressiv bin, weiß ich nicht. Ich bin gut im Verdrängen von Tatsachen und dementsprechend schnell schlägt meine Laune um, wenn ich mit unliebsamen Dingen konfrontiert werde. Ich wünsche mir krank zu werden, um mal ein paar Wochen ne legale Auszeit zu nehmen und bleib trotzdem gesund. Was natürlich dumm ist, sich Krankheiten zu wünschen ist unter aller Sau. Das weiß ich. Aber manchmal überkommts mich einfach, dann kann ich nicht anders. Und am nächsten Tag nach ner Mütze voll Schlaf (die man im normalen Arbeitsalltag selten bekommt, wenn man den Tag mit mehr als nur schlafen - arbeiten - essen - schlafen verbringen will) ist die Welt wieder gut, bis der Unterricht mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Aber Suizidgedanken habe ich keine. Zumindest keine ernsthaften. Dazu geht es mir dann wohl doch noch nicht schlecht genug.
Nun, soviel von mir. Eine Reaktion erwarte ich gar nicht. Ich wollte mir nur ein wenig was von der Seele schreiben in der Hoffnung, dadurch die Laune etwas anzuheben (was nicht so recht funktioniert, oh Wunder!) und vielleicht meldet sich ja jemand, dem es ähnlich geht. Ich hab keine Erfahrung damit, Fremden meine Sorgen zu erzählen, aber angeblich soll das ja helfen...oder ist das auch wieder nur eine leere Filmweisheit?
Allen die das hier gelesen haben, wünsch ich einen hoffentlich angenehmen, ruhigen Abend. Die Woche ist fast vorüber! Nur noch 2x aufstehen und dann gibt es endlich wieder ne Mini-Pause vom Leben. See ya
14.03.2018 20:34 • • 04.06.2018 #1